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Monat: Dezember 2005

Verleser auf dem Weg zum Strohhalm

Reingefallen!

Gestern war ich im Supermarkt, denn auch ein Trainer muss mal in die reale Welt und seine Bedürfnisse stillen. Während ich so zwischen Klopapier und Duschgel umherstreife und mir überlege, ob ich lieber die blauen Gummibärchen oder doch die 6er-Packung Raider nehmen soll, wird meine Aufmerksamkeit von einer kleinen, gelben Packung gefangen:

„32x 2 Tickets… blablabla… WM“

Eine neue Gelegenheit, doch noch an Tickets zu kommen? Die muss genutzt werden, also schwupps die gelbe Packung Kekse in meinen Einkaufswagen befördert und mit nach Hause genommen.

Zu Hause dann die Ernüchterung: wie früher Muttern, die immer Capuccino-Pudding mitbrachte, wenn sie Schokopudding kaufen sollte, hatte ich einfach nicht richtig hingeguckt: 32x 2 Tickets für den DSF WM-Talk gibt’s zu gewinnen. Pfff…. Wer will denn noch den senilen Udo Lattek salbadern hören und dafür auch noch ins „Hotel Kempinski“ nach München fahren müssen?

Ich gebe trotzdem nicht auf bei der Suche nach weiteren Strohhalmen.

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Werbefläche Medienpartner

Heute Morgen sah ich auf der Litfaßsäule in meinem Wohnzimmer ein neues Werbeplakat. Werbung für www.hannover.de — unter Anderem für die WM in Hannover. „Näher am Herzschlag der WM“ lautet der Slogan, den sich irgendein Fuzzy in irgendeiner Werbe-Agentur dazu ausgedacht hat, warum man im kommenden Sommer nach Hangover fahren soll. Da stellen sich mir zwei Fragen:

1. Was soll ich in Hannover, wenn ich keine Karte für ein WM-Spiel habe?

2. Was soll ich in Hannover?

Frage 1 wird von einem „lustigen“ Video beantwortet, das die Stadt Hannover gedreht hat. Auf der Seite der FIFA-WM-Stadt Hannover kann man sich herunterladen, wie das mit dem FIFA-WM-Fanfest wohl aussehen soll. In Hannover findet dieses auf dem Waterloo-Platz statt. Nomen est omen.

Besonders nett anzusehen: die in der Animation eingelassenen Banden mit der Beschriftung „Werbefläche Medienpartner“. Und die nur robotesk dargestellten Fahnen schwenkenden Zuschauer.

Frage 2 wird allerdings gar nicht beantwortet.

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Rudi A.s Tagebücher

Kürzlich entließ der FC Schalke in Person von Rudi A. seinen Trainer. Als Paparazzo in guter Tradition habe ich mir unerlaubten Zugang zu den Tagebüchern [Link leider tot] des Managers besorgt.

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Handies für Beşiktaş

In Istanbul, bei Beşiktaş, gibt’s übrigens einen tollen Brauch. Man kennt das ja, ab und zu haben sogar die tumben Fußballfans sich etwas Spezielles bewahrt. Beim FC Everton, den sog. „Toffees“, gibt es statt Brezeln oder Bier Toffies im Stadion zu kaufen, sprich: Karamellbonbons.

Beim MSV gibt es den Zebra-Twist, auf Schalke ruft man „Attacke“, beim FC Bayern hält man ALDI-Tüten hoch, wenn der Gegner aus der Türkei kommt, spielt der angeblich jüdische Klub Ajax Amsterdam auswärts, zischen die gegnerischen Fans laut, um das Ausströmen von Gas zu simulieren, und bei Lazio Rom grüßt man immer noch mit dem römischen Gruß. Diese illustre Reihe lässt sich jetzt um Beşiktaş Istanbul erweitern:

Dort werden vor dem Stadion alte, gebrauchte Handies verkauft.

Ja, wofür das denn?

Ganz einfach: um sie auf die Gegner zu werfen.

Denn Handies werden bei der Einlasskontrolle nicht konfisziert und können so immer noch als Wurfgeschoß verwendet werden. Jetzt sag mir keiner, das wäre kein Sportsgeist.

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Ein Flascher kommt allein

Ich bin erstaunt. Es gibt Leute, die leiden an totaler Fußballblindheit. Wie anders ist es zu erklären, dass es einen Jess-Strasser-Fanclub [Link leider tot] gibt? Jeff Strasser, das ist der hier.

Die Fanclubseite sieht — passend zu Jeff Flascher — ziemlich amateurmäßig aus. In der luxemburgischen Nationalelf, wo Jeff auch spielt, ist er dann auch endlich unter seinesgleichen. Er ist der einzige Fußballprofi, den es in Luxemburg gibt. Alle anderen Nationalspieler sind Amateure. Und in den letzten Jahren gab es immerhin mal ein 1-1 gegen Malta und Jeff hat vor Jahren auch mal ein Tor für Luxemburg geschossen.

Wahnsinn, sowas passiert ihm in der Liga eigentlich nie. Wenn, dann höchstens mal ins eigene Tor. Jetzt frage ich mich: Wie kann man so eine Frimpe zum Kapitän machen? Und: Wie kann man von so einer Frimpe einen Fanclub gründen? Wie viel Masochismus hält man aus?

Ja, manchmal macht man sowas wie mit diesem Fan-Club auch mit einem ironischen Augenzwinkern. Danach sieht diese Fanseite aber nicht aus. Aber die Antwort ist schnell gefunden: die Initiatoren dieser Seite sind Kaiserslautern-Fans. In Kaiserslautern verbrachte Jeff Flascher die ersten drei Jahre seiner Bundesliga-Karriere und fiel offensichtlich nicht mal besonders auf unter den ganzen anderen Flaschern in Kaiserslautern.

Gibt es eigentlich auch einen Carsten-Jancker-Fanclub?

Allerdings bedeutet die Tatsache, dass Jeff nicht Fußball spielen kann, nicht, dass er nicht denken kann. In einem Interview bei Torfabrik beklagt er zurecht:

„Die Berichterstattung in den Medien ist manchmal nur sehr schwer nachzuvollziehen“. Strasser bemängelt die fehlende Sachlichkeit in den Reportagen: „Das Spiel rückt zu oft in den Hintergrund und es wird zu viel auf Randgeschehnisse eingegangen. Es geht doch um Fußball, das scheinen manche zu vergessen.“

In Deutschland gibt es auch nur eine Fußball-Printzeitung, die nicht mal täglich erscheint. Das hat Jeff gut beobachtet und es ist tatsächlich erstaunlich, ist Deutschland doch nicht nur das bevölkerungsreichste Land Europas (exklusive Russland), sondern auch das fußballverrückteste. Wir haben den höchsten Zuschauerschnitt aller Fußballligen der Welt. Wir sind die nach Brasilien erfolgreichste Fußballnation aller Zeiten, wir sind mit drei Titeln die erfolgreichste Nation bei Europameisterschaften, hier kommt selbst in Regionalligen eine fünfstellige Zahl an Zuschauern, was viele Vereine in anderen Ländern nicht mal in der ersten Liga schaffen.

Aber es gibt nur eine Printzeitung und das auch nur 2x pro Woche. Montags schön in Farbe, donnerstags meist abgespeckt und mit dürftigem Inhalt.

Vielleicht rufe ich Jeff mal an, um ein tägliches Fußballmagazin in Deutschland zu gründen.

Vielleicht sollte ich dann vorher die Lästereien da oben löschen. Naja, egal, ich glaube ja nicht, dass sich Jeff mal ins hiesige WM-Special verirrt.

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Wer zu spät geht…

Manchmal kommt man eben zu spät. Die Berliner Zeitung nimmt mir die Worte aus dem Mund. Aus Anlass der nicht nachvollziehbaren Entscheidung des FC Bayern, den Vertrag mit dem alternden Titan bis 2008 zu verlängern, schreibt die Berliner Zeitung Folgendes:

„Statt nach Japan zu gehen, wo man ihn verehren würde, selbst wenn er keinen Ball mehr hält, zieht er eine Demontage in der Heimat vor. Denn abgesehen davon, dass er gelegentlich an Flanken vorbeipatscht, wie zuletzt in Dortmund, passt auch sein Stil kaum noch zum heutigen Fußball. Gefragt sind Torhüter, die als Libero agieren, damit die Abwehrkette aufrücken und den Gegner früh angreifen kann, nicht solche wie Kahn, die an der Torlinie kleben. Darum wird der Münchner auch bei der WM 2006 kaum im Tor des deutschen Teams stehen. Vorausgesetzt, Jürgen Klinsmann ist klüger, als es die Bayern sind.“

Jens Lehmann heißt die Antwort. Der ist zwar nicht jünger, spielt aber tatsächlich einen anderen Stil. Und nun bitte schlagen.

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Dumm, dümmer, Ailton

Ailton, Ihr wißt schon, dieser Knilch, dieser Bubi, diese Heulsuse, dieser Nationalspieler von Katar, dieser Fremdsprachenlegastheniker, diese Witzfigur, die von sich immer in der dritten Person spricht.

Er ist an Dummheit nicht zu übertreffen. Er hat jetzt seinen Führerschein verloren, weil er geblitzt wurde.

Zwei Mal.

An einem Tag.

An der selben Stelle.

Ein Mal mit 99km/h, ein mal mit 77km/h, wo 50km/h erlaubt waren.

Aber damit nicht genug: Gestern hat er sich auch noch erwischen lassen, als er heimlich bei Besiktas Istanbul abhauen wollte. Er saß schon mit gepackten Koffern am Flughafen, um nach Hause nach Brasilien zu fliegen, als ihn ein Manager von Besiktas noch abfing. Heute ist ihm die Flucht geglückt, allerdings wusste sein Arbeitgeber jetzt Bescheid.

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Jolly good Olli

Oliver Neuville hat an diesem Spieltag wieder 2x getroffen. Und auch wenn er das nicht getan hätte: dieser emsige Wühler, der mit Dribbel- und Flankenkünsten ausgestattet ist, wie man sie selten noch sieht in Deutschland, muss mit zur WM.

Vergleicht man das Gestolpere und Gehampel eines Kevin Kuranyi mit diesem zudem mit einer großen Portion Erfahrung ausgestatteten WM-Finalveteran Neuville, kann es eigentlich nur eine Entscheidung von Clinsfornia geben:

Kuranyi zu Hause lassen, Neuville einpacken.

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Äthiopien ist Meister

Äthiopien ist Meister. Im Finale 1:0 gegen Ruanda. Wer das goldene Tor schoss, weiß ich nicht, aber die Freude muss groß gewesen sein. Schließlich war das einer der ersten Titel, die Äthiopien im Fußball je gewonnen hat. Ich muss zugeben, so genau weiß ich auch das nicht. Welchen Titel Äthiopien gewonnen hat?

Es war das Finale um die Ostafrikameisterschaft.

Dass es so etwas gibt, wusste ich erst recht nicht. Das wäre aber mal eine tolle Idee für hierzulande: eine Mitteleuropameisterschaft. Top-Favorit: die Niederlande vor Deutschland und Frankreich.

Quali-Gruppe 1:
Dänemark, Polen, Luxemburg.

Quali-Gruppe 2:
Frankreich, Belgien, Schweiz.

Quali-Gruppe 3:
Deutschland, Niederlande, Österreich.

Erinnert stark an die WM-Qualigruppen früherer Zeiten als die ca. 40 zusätzlichen Staaten, die jetzt teilnehmen, alle noch entweder „UdSSR“ oder „Jugoslawien“ hießen. Die deutsche Qualifikationsgruppe zur WM 1954 ist auch nett anzusehen:

1. Deutschland
2. Norwegen
3. Saarland

Ja, das war’s. Da fehlt nix.

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Ganz Gallien?

Ganz Deutschland ist im Fußballfieber… Ganz Deutschland? Nein, ein kleines Dorf im Osten leistet nach wie vor diesem Virus Widerstand.

Man kann es drehen und wenden, wie man will, man muss einfach sagen:

„Ja das ist die Berliner (Fußball-) Lust, Lust, Lust“

15.603 Zuschauer wollten die Berliner Hertha gestern Abend bei Ihrem entscheidenden UEFA-Pokal-Spiel sehen. Das sind weniger Zuschauer als Eintracht Braunschweig in der dritten Liga hatte. Nun gut, das Spiel fand unter der Woche statt. Aber in Berlin leben ca. 3,5 Millionen Menschen. Davon waren also gestern 0,004 (!) Prozent im Stadion. Die Begeisterung für die Hertha, für Fußball generell muss riesig sein.

Ich fordere hiermit ultimativ, den fußballunwürdigen Berlinern das Finale zu entreißen und es nach Dortmund, München oder Hamburg zu verlegen.

Was soll denn das für ein WM-Finale sein, wenn Deutschland gegen Tschechien spielt, aber in Berlin gerade mal 9.000 Leute zugucken, nur weil es zufällig nieselt?

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Antonios Pelle

Hier in Duisburg nehmen wir ja nicht wirklich an der WM teil. Wir sind keine FIFA-WM-Stadt TM, hier gibt’s keinen Flughafen, wo ein Team vor der WM ankommen könnte und wir kriegen auch keine Video-Leinwände von FIFA-Hauptsponsoren TM gesponsort. Man könnte fast meinen, Duisburg läge im Osten.

Wir nehmen jetzt aber doch teil. Das Team von Italien gastiert in Duisburg. Kann man das glauben? Brasilien geht in den Taunus, die Holländer nach Hinterzarten, Deutschland nach Berlin, Togo in die Nähe von Hannover und so weiter. Und ausgerechnet einer der Topfavoriten gastiert in Duisburg?

Italien kommt ins „Landhaus Milser“ im Duisburger Süden zu Rolf Milser. Warum ausgerechnet in diese verlassene Stadt, die schon bei den World Games kaum jemanden von außerhalb anlocken konnte?

Die Antwort ist einfach. Wie es unserem Klischee von Italienern entspricht, ist der Teilhaber von Rolf Milser beim Landgasthof ein Italiener. 1 Kommentar

Wenn der Dummschwätzer dummschwätzt (II)

„Blanker Unsinn“

Ein Kommentar vom Vize-Chef der SPD in Bayern zu des Dummschwätzers Äußerungen dazu, wie viel Steuern Michael Ballack hier bezahlen müsste. Laut Beckenbauer irgendetwas um die 50%, tatsächlich sind es aber nur 44,3%.

Der Dummschwätzer ist ja auch Steuerflüchtling in Kitzbühel.

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Muss man alles selber machen?

Ich habe heute — trotz der Ausgabe von 9.685 US-Dollar — noch ein paar Unzen über gehabt, um mir die Montagsausgabe des kickers zu kaufen. Motiviert wurde ich von dem „großen WM-Planer“ zum Aufhängen. Da ich für die Finalkarten all mein Interieur verkaufen musste, dachte ich, ein bißchen Wandschmuck täte meiner Wohnung mal ganz gut.

Pustekuchen.

Die Profis vom kicker haben den WM-Planer drucken lassen, bevor die Anstoßzeiten feststanden. Und jetzt findet sich im Magazin der Hinweis, welche Anstoßzeiten man auf dem WM-Planer selber von Hand korrigieren soll.

Sieht echt toll aus, meine Krakelsschrift auf dem Plakat. Ich will mein Geld zurück.

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