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Monat: Mai 2007

Endlich 1978

„13 Monate vor der Eröffnung der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz hat die Europäische Fußball-Union (Uefa) 39 als Hooligans bekannte Personen von der Ticketvergabe ausgeschlossen. Nach der Auslosung von 300.000 Eintrittskarten in der ersten Verkaufsphase wurden die Besteller identifiziert, die in ihrem Land mit einem Stadionverbot belegt sind. […] Der Ausschluss wurde möglich, weil die Ticketabteilung der Euro 2008 die Personaldaten aller Bestellungen mit einer so genannten „schwarzen Liste“ verglich. Diese enthält die Namen jener Personen, die von den Landesverbänden mit einem Stadionverbot belegt worden sind. […]“

Unglaublich, welche Techniken bei der UEFA inzwischen angewendet werden. Man schaut tatsächlich nach, ob einer der Bestellenden vielleicht ein landesweites Stadionverbot in seiner Heimat hat. Ich denke, die moderne Technik wird uns in Zukunft noch weitergehende Maßnahmen ermöglichen. Was da alles möglich ist, das wagt man jetzt noch gar nicht zu denken! Man könnte STRG+F bei geöffneter Excel-Tabelle drücken und Namen aus dieser schwarzen Liste eingeben. In Zukunft werden vielleicht sogar die Rückennummern nicht mehr pro Spiel, sondern pro Saison vergeben.

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Kahn bald unter der Haube

Ja, sakra! (Das Bayrische an der Aussprache möge bitte im Kopfe des Lesers erklingen.) Ist er nicht schon längst verheiratet? Doch, auch wenn ihn das trotz Tragens seines Eherings nicht mehr so wirklich interessiert. Auf den Klatschseiten gab es jüngst einen weiteren Ehebruch (ob vollzogen oder nicht, zumindest beabsichtigt) zu lesen. Nun ist er wieder zurück zu Verena Kerner Kerth. Doch dieses Mal meinen wir eine echte Haube. Und tragisch, aber passend dazu folgende Meldung: Mannheimer Oberligatorwart schwer verletzt.

Eigentlich spricht nichts dagegen, einem Torwart eine Haube aufzusetzen. Abgesehen von der je nach Beschaffenheit der Haube größeren Verletzungsgefahr für die Feldspieler, die in ein physisches Duell mit einem Torwart gehen. So wie die Haube Petr Čechs beim EM-Qualifikationsspiel Tschechien — Deutschland aussah und wirkte, scheint eine derartige Gefahr aber kaum vorzuliegen.

Ob diese Kryptonit-Hauben aber tatsächlich Stöße und Einwirkungen mit großer Kraft abzudämpfen vermögen, kann ich nicht beurteilen. Sind es nur ein paar Prozent der Stoßeinwirkung, die abgefedert werden, reichte schon ein theoretisch einziger tragischer Fall, um die Nutzung von Hauben für Torhüter zu befürworten. Sähe sicher zunächst ein wenig strange aus, aber ähnlich Radfahrern mit Helmen könnten sie auch im Fußball früher oder später je nach Gestaltung imagebildend wirken — und gar ein zusätzliches Merchandising-Instrument sein. Pläne für die Umsetzung dessen liegen sicher schon längst in adidas‘ und Nikes Schubläden.

Wir kaufen bald nicht nur Torwarthandschuhe, Torwarthosen und an den Ellenbogen gepolsterte Torwarttrikots, sondern auch Torwarthauben.

Und in 20 Jahren lachen wir darüber, wie lustig doch Torhüter ohne Torwarthauben aussahen, während wir aus Nostalgie noch mal „Deutschland. Ein Sommermärchen“ schauen, so wie wir heute über die langen Haare lachen, die wir früher trugen.

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Schuhwerk und Torschüsse

Gerd Müller trug angeblich immer Fußballschuhe, die zwei Nummern zu groß waren, da er glaubte, dass er sich dann schneller drehen könne.

Diesen Unfug las ich letztens auf einer nicht verlinkungswerten Webseite. Wer schon mal versucht hat, in zu großen Schuhen Fußball zu spielen, weiß, dass man so viele Tore erzielt. Allerdings ist es der Schuh, der dann ins Tor fliegt, nicht der Ball.

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Shell oder Ford?

Von wem war noch mal dieser Slogan, der mir letztens wieder unterkam?

„We care“

War es Shell, das sich nach der Brent-Spar-Geschichte ein wenig umweltfreundlicher zeigen wollte? Oder war es Ford, das ebenfalls schon länger mit seinen Umweltschutzbemühungen hausieren geht. Vielleicht doch eher der Slogan von Krombacher, die ja Regenwald abholzen, um daraus Bierkisten zu bauen aufkaufen, um ihn vor der Rodung zu bewahren? „We care“ und Bier, das passte wohl eher bei Simone Thomalla, aber nicht bei Krombacher. Vielleicht die FDP, die ja eigentlich alles als Slogan benutzen würde, Hauptsache es ist inhaltsleer, klingt aber frisch und könnte jedem gefallen? Nein, seit Möllemanns Sturz ins Bodenlose hat die FDP nur noch wenig mit Fußball zu tun. Und um Fußball muss es schließlich gehen, wenn ich hier davon schreibe. Vielleicht adidas? Dafür klingt es zu wenig nach Siegermentalität, zu wenig „cool“. Bleibt eigentlich nur McDonald’s. Aber die sind ja mittlerweile wieder auf deutsch umgestiegen. Also, wer ist es, nun sag schon.

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Eine Perle der Natur

Hatten wir letztens noch darüber gesprochen, dass es keinen ordentlichen und vor allem — das Wichtigste daran überhaupt — sich selbst aktualisierenden Liveticker gibt, seit der Arena-Ticker den Dienst eingestellt hat, müssen wir heute feststellen: der Ticker der Uefa ist an Informationsfülle nicht zu überbieten. Es gibt Bilder vom Spiel, die schon während der Partie eingebunden werden, es gibt alle erdenklichen Statistiken über Torschüsse und vergebene Torschüsse, vorbeigezielte Torschüsse und Torschüsse, die abgeblockt wurden. Es gibt sogar die Möglichkeit, sich anzuschauen, von welcher Position auf dem Spielfeld diese Torschüsse erfolgten, man kann die taktische Aufstellung ansehen und gleichzeitig alle statistischen Daten zur diese Position ausfüllenden Person abrufen, man bekommt jede nötige Information, die Wetterdaten, ausführliche Schiedsrichterdarstellung und alles rund ums Stadion.

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Als besonderes Bonbon — keine ganz neue Idee, aber eine immer wieder nützliche — gibt es ein Jingle zu hören, wenn ein Tor fällt. Danke, so etwas habe ich gesucht. Schade, dass es etwas vergleichbar Umfangreiches und Praktisches nicht auch für die Bundesliga gibt.

Ein kleines Manko dieses Tickers ist die totale Neutralität der Textbeiträge zum Spielverlauf:

„Scholes delivers a corner.“

„Ciabatta commits a foul.“

„Gattuso has an effort on goal.“

Das ist alles sehr trocken. Angesichts dessen, dass Liveticker inzwischen meist von zunehmend euphorisierten, aber analphabetisierten Studentenjobs ausfüllenden Leuten, die noch nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen, nachdem sie ihr Studium abgebrochen haben werden, geschrieben werden, ist der Verlust an subjektiver Einschätzung der Spielsituation eher gering.

Zweites Manko: Es ist alles in Flash.

Weitere Mankos gibt es jedoch nicht zu beklagen, so dass ich mir einfach eine solche umfangreiche Fülle von jetzt ab auch für den Bundesliga.de-Ticker wünschen würde. Über die Qualität der Kommentatoren beim dortigen Ligaradio sollte man ohnehin den weitgehend bekannten Mantel hüllen. Bei UEFA-Spielen von nun aber nur noch den UEFA-Ticker, so viel ist sicher.

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Die überflüssigste Phrase der Woche

Ich kann es wirklich nicht mehr hören:

„Wenn Du ein besser dotiertes Jobangebot bekommst, dann wechselst Du auch. So machen wir es doch alle.“

So ein Quatsch, so ein völliger Blödsinn. Nein, ich wechsele nur dann, wenn ich weiß, dass ich mich beim nächsten Arbeitgeber verbessere, was Gehalt und Arbeitsanforderungen, soziale Atmosphäre, weitere Rahmenbedingungen, Erfolgsmöglichkeiten sowie Wertschätzung meiner Leistung angeht. Ich wechsele nicht einfach, nur weil ich mehr Kohle bekomme.

Und wie viele Leute kennt jeder, die seit Jahren im gleichen Job sind, nur weil sie zu faul sind, sich aus ihrem Trott herauszubewegen? Weil sie keinen Bock haben auf Veränderung oder weil sie den Spatz in der Hand zu schätzen wissen? Abgesehen davon, dass man offensichtlich eine gewisse Portion Ehrgeiz besitzen muss, die vielen Leuten fehlt, wenn man ständig wechseln will, ist es doch ein natürliches Verhalten, das Risiko des Ungewissen zu scheuen.

Nein, ich wechsele nicht, einfach nur weil jemand anders mehr zahlt.

Wenn dann aber jemand aus diesem Grund wechselte, fände ich es genauso wenig verurteilenswert wie dass er da bliebe.

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Die Region als solche

Armin Veh sagt im Interview mit dem Playboy:

„Es ging also nicht um meinen Abstieg — es ging um eine ganze Region.“

Ich hätte da eine Frage, Herr Veh. Hansa Rostock, ein Fußballklub, wäre abgestiegen, wenn er denn abgestiegen wäre. Was hat die Region damit zu tun? Armin Veh sagt selbst in diesem Interview: „Ein paar Leute hätten ihren Job verloren.“ Ich bin im Deutschland des Jahres 2007 der Auffassung, dass so etwas fast jeden Tag irgendwo in der Republik passiert. Und siehe da: die Nation ist noch immer komplett. Alle Bundesländer noch an Bord.

Um es mit dogfoods Lieblingswort zu sagen: vermaledeite Hybris der Beteiligten. Nein, es geht nicht um eine ganze Region, wenn ein Fußballklub absteigt, es geht um eine Handvoll Mitarbeiter bei diesem Klub. Mehr nicht. Also Schluss mit diesen marktschreierischen Dramen um ganze „Regionen“, bitte. Danke.

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