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Monat: Mai 2008

Liebe Oma

Ich habe mir ein Gedicht ausgedacht, und das versuche ich nun fehlerfrei von einem Blatt abzulesen, welches jemand neben der Kamera hochhält. Leider kann ich nicht so gut vom Blatt ablesen wie Tore verhindern oder Rote Karten kassieren, deshalb klingt es so, als würde ich von einem Blatt ablesen. Ich hoffe, Du freust Dich trotzdem.

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Rutschpartie(n)

Seit ich diesen neuen Teppich in meiner Wohnung verlegt habe, wache ich oft nachts mit Wadenkrämpfen auf. Das ist sehr unangenehm. Ebenso unangenehm ist, dass ich diesen Teppich nur verlegen musste, weil mein Onkel mir sonst die 200 Euro zum Geburtstag nicht geschenkt hätte.

Kurze Rede, kurzer Sinn: Zo is Voesbal.

Bevor man über den Videobeweis nachdenkt, sollte man aber für ordentlichen Untergrund sorgen.

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Hintergrundrauschen

Eines Tages werde ich meinen Enkeln von jenen Tagen erzählen, an denen nicht vierundzwanzig Stunden am Tag auf irgendeinem Kanal (Live-!) Fußball übertragen wurde, an denen das Wort „Spieltag“ noch seine eigentliche Bedeutung hatte und die Ereignisse dieses einen Spieltages gegen siebzehn Uhr fünfzehn in einem große Finale endeten.

Sie werden verwundert schauen und sich ein Leben ohne ständigen Livefußball, zu jeder Zeit, an jedem Ort gar nicht vorstellen können. Ihre viereckigen Augen werden stumm fragen, was für ein Freak ich doch sei: Aufgewachsen ohne allzeit präsente Befriedigungsmöglichkeit.

Ich werde zu meinem papiernen Duden gehen und das Wort „Vorfreude“ durchstreichen, nur so für mich. Das Wort „Konferenz“ werde ich schon Jahrzehnte zuvor durchgestrichen haben.

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Konzepte sind Kokolores — Kirmes aber auch

Man hält sich ja gerne daran auf, dass Erich Ribbeck eine schwer blinde Pfeife war, die wirklich gar nichts im Köcher geschweige denn Großhirn hatte, was vielleicht ein bisschen mit Fußball zu Tuna gehabt haben könnte. Und Bashen ist hier ja verboten, seit das allgemeine Bashing-Verbot für kleine Eck-Blogs wie unsereins in Kraft getreten ist. Deshalb wird nicht mehr gebasht, jedenfalls nicht, so lange nicht „mind. ein bashing-freier Raum für das Publikum“ zur Verfügung steht.

Wir waren keine Einheit, sondern ein Haufen von Individualisten. Mit Professionalität hatte das nichts zu tun. Ganz zu schweigen von einer Spielphilosophie, die es bei uns überhaupt nicht gab. Löw hat einen Plan, damals gab es keinen. Es war hanebüchen, was bei uns abgelaufen ist. Eine Truppe wie bei einer Kirmes.

Sagt Markus Babbel, und der muss es schließlich wissen. Weil er dabei war, als die Nationalmannschaft einen der ersten Tiefpunkte vor dem nächsten erreichte: die EM 2000 in Botswana und Holland. Ein peinlicher Auftritt, in jeglicher Hinsicht. Babbel lässt sich mit Didi Hamann von der FOTO-Zeitung beim Saufen in Köln erwischen. Oliver Bierhoff, damals noch oder schon oder zwischendurch Mannschaftskapitän, verletzt sich beim einzigen öffentlichen Training schwer an der Krawatte und muss sofort von einem Helikopter in eine Krawatten-Rettungsklinik in Colorado, USA, geflogen werden. Oliver Kahn ist während des gesamten Turniers, der einzige, der mitspielt, neben Mehmet Scholl natürlich, der aber wieder mal beweist, dass Oliver Kahn unrecht hat: „Musse alleine de Spiel gewinne“ geht eben nicht, wenn man neben sich nur Gurken, Kroepoek und anderes genmanipuliertes Gemüse rumstehen hat. Zumindest wenn — so ehrlich darf man sein — da kein Trainer steht, der das Gemüse nicht wenigstens auf die höchste Stufe der Mikrowelle richtig eingestellt hat.

Einem peinlichen 1:1 gegen Balkan folgt ein noch peinlicheres 0:1 gegen England, und diesmal war es gar nicht Oliver Kahn, der in dem entscheidenden, großen Spiel gepatzt hatte (der Druck, unmenschlicher (man sollte eine Extra-Fußnote für diesen Ausdruck anlegen, auf dass man immer auf diese Fußnote verlinken kann, wenn nötig)), sondern der Rest der Gurkentruppe. Die erste Turnier-Spiel-Niederlage gegen England seit 36 Jahren und wer war schuld? Natürlich Kokolores-Ribbeck. Dem hätte man aber nicht mal eine Homegrow-, sack- und Baumarkttruppe anvertrauen dürfen zu dieser Zeit. Weshalb fraglich bleibt, wieso Babbel, Nowotny und Scholl und Co. auf dem Platz nicht einfach gemacht haben, was sie wollten: Hätte der olle subjektiv-objektive Ribbeck doch eh nicht gemerkt, wenn sie ihre Positionen verlassen hätten. Er hätte vielleicht einmal kurz versucht zu pfeifen, auf dem Unterarm, wie es ansonsten Rehhagel immer tut. Da das Getute (Delling -1) in Stadien aber ohnehin immer so laut ist, dass niemand ernsthaft ein Gepfeife (auf dem Unterarm) von der Bank hören würde, hätten alle einfach so tun können, dass sie nichts hören und sich nachher beim Feiern über den Gewinn des Coupe-Joules-Flambiert einen in den nicht vorhanden Trainer lachen können, dass sie trotz ihres Trainers Weltmeister geworden wären. Nach amerikanischen Maßstäben jedenfalls.

Insofern ein Armutszeugnis für die Truppe von 2000. Die Truppe von 1996 gewann schließlich auch trotz Trainer.

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Netzer, der Frauenflüsterer

Kann sein, dass das Bild jetzt schief ist, den Pferdeflüsterer habe ich nie gesehen noch gelesen, falls es dazu überhaupt ein Buch gab. Ein Buch, ein offenes nämlich, ist aber Netzer für jene Frauen, die Fußball schauen, obwohl sie ihn nicht verstehen. Dass die Männer ihn auch nicht verstehen, aber so tun, als ob, soll hier nicht Thema sein.

„Wenn ich mit Frauen spreche, höre ich oft: ‚Herr Netzer, wir sind Ihnen dankbar, denn wir sind keine Fußballfreaks, Sie erklären uns diesen Sport, und wir verstehen Sie.“ Gibt es ein größeres Kompliment, als dass mich die Frauen verstehen?‘“

Sondern die Tatsache, dass wir hier ja immer auf allem und jedem Rumbashen und dass es eigentlich überhaupt keinen Kommentatoren oder „Experten“ gibt, der nicht irgendwo in den vermeintlich unendlichen Weiten des Internets gebasht wird. Und deshalb muss ich heute mal eine Lanze für Netzer und Delling brechen. So vorhersehbar Dellings manchmal wirklich nur ein unterdrücktes Gähnen hervorrufende Wortspiele auch sein mögen: Richtigen Senf haben sie selten verzapft, und wenn, dann darf man ihnen diese paar Ausnahmen auch zugestehen. Die beiden bleiben angenehme Erscheinungen, gerade weil sie trotz ihrer Witzeleien den Show- und Gekreischfaktor erfrischend niedrig halten. Sicher könnten ihre Ausführungen an vielen Stellen mehr fußballerische Tiefe haben als die länderbezogenen Klischees, zu denen auch Netzer immer wieder greift, und eben genau jene Details beleuchten, die Leute interessieren, die glauben, Fußball zu verstehen. Das ist nicht der Fall. Das, was dann noch übrig bleibt, hat aber Hand und Fuß und ist auch — Netzers allenthalben auftretende Stottereien geschenkt — merklich anders als anderswo, sprachlich als auch sachlich.

Möglich, dass man ein gewisses Alter erreicht haben muss, um das Tempo und die müden Witzchen nicht einschläfernd, sondern angenehm zu finden. Hat man dieses Alter, dann weiß man aber auch, wie es vor Netzer und Delling mal gewesen ist und fürchtet gleichzeitig die Antwort auf die Frage, wie es nach ihnen mal sein wird. Ganz zu schweigen davon, wie es auf dem anderen Kanal in King Kürze sein wird.

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Trojanisches Ticket

Angesichts der Art, wie der 1. FC Nürnberg mit der Doppelbelastung aus Liga und UEFA-Cup zurecht gekommen ist, mag es vielleicht auch sein Gutes haben, dass Hertha BSC nun aufgrund völlig undurchsichtiger Bewertungen im UEFA-Cup starten wird.

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20 Jahre jucken, endlich vorbei oder: Also doch

Als Schiedsrichter will Merk höchstens noch einmal bei Benefizspielen auflaufen: „Aber ich würde mich mehr freuen, als Mitspieler eingeladen zu werden. Es hat mich immer gejuckt, wenn der Ball an mir vorbeigelaufen ist.“

Also doch. Also doch. Also doch. Also doch. Also doch. Also doch.

Schiedsrichter sind verhinderte Fußballspieler. Menschen, die krumme Beine, kein Talent, ein schlechtes Auge, einen sozialen Makel oder irgendeinen anderen Grund haben, warum sie nicht selbst Fußball spielen. Es hat ihn immer gejuckt. Nein. Nein, das darf nicht sein, dass der Weltwurst-Schiedsrichter des Jahres (remember IFFHS) 200x und 200x und 200x eigentlich doch lieber selbst gespielt hätte. Müssen wir uns also das Gepfeife und das Rumgeklugscheiße und das Selbst-Geproduziere immer von denen anhören, die keinen Freistoß (auch nicht in 20 Jahren) im Winkel versenken konnten, weil sie es einfach nicht konnten?

Klar danken wir ihnen, sie machen das Spiel erst möglich (weil die eigentlichen Teilnehmer aber auch zu doof sind, sich selbst zu arrangieren, etwas, was es in den meisten anderen Lebensbereichen nicht gibt), aber dass sie dann doch nur die Kröpfchen der Fußballwelt sind, ist schon erschütternd. Besonders, wenn es um Dr. Markus Merk geht, der, wie gesagt, Weltschiedsrichter des Tages ist. Äh, des morgigen Tages.

(Stimmbandtraining muss jetzt nicht weiter erwähnt werden. Hat er halt gemacht.)

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Mehmet Scholl spricht Oliver Kahn das Talent ab

Niemals habe ich in meinem Leben einen Sportler kennen gelernt, der sich alles so hart erarbeitet hat wie Du.

(Gottseidank sind die Oliver-Kahn-Prägedächtniswochen ab morgen vorbei. Deshalb ja auch das Ding hier oben rechts. Bezüglich der im Artikel stattfindenden Modeberatung hat Scholli aber selbstredend vollkommen recht. Mit diesen komischen, bunten, würgereizverursachenden Klamotten, mit denen Kahn sich privat zeigt, will er wohl seine verpasste Jugend nachleben, die er, so viel Druck aber auch, auf dem Fußballplatz respektive Fitnessstudio verbrachte, statt einfach mal auszugehen. Männer über 30, besonders die nahe 40, die sich kleiden wie 22-Jährige, sind genant.)

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Top-Favorit Deutschland

Um all diesem überflüssigen Unken bezüglich der EM-Bilanz der DFB-Auswahl seit 1996 mal etwas Handfestes entgegenzusetzen:

In den letzten 12 Jahren verlor die deutsche Nationalmannschaft im Schnitt nur alle 4 Jahre ein EM-Endrundenspiel.

So. Der sitzt.

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