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Monat: September 2008

Schamhafte Sinnpflanze

Auch mimosa pudica genannt.

Nach dem bereits dritten sieg- und torlosen Spiel waren Rost und Torwart Gerhard Tremmel heftig aneinandergeraten. Nach Ansicht von Rost hatte der Schlussmann [sic! (Anm. d. Red.)] der Lausitzer im Internet zu heftig Kritik an Team und Trainer geübt. „Wo kommen wir denn hin, wenn jeder Spieler öffentlich die Mannschaft kritisiert“, sagte Rost. Tremmel hatte auf seiner Homepage geschrieben: „Nun stecken wir also gleich wieder unten drin und müssen gar nicht auf Hannover oder Bochum zeigen, sondern sollten uns an die eigene Nase fassen. Und zwar wirklich an die eigene…“ Für Rost ging die Kritik zu weit. „Das kann er so nicht sagen“, betonte der Mittelfeldspieler.

Was meint Timo Rost damit, wenn er sagt: „kann er so nicht sagen“, wenn Tremmel es nachweislich doch schrieb?

Ist Timo Rost der Auffassung, dass Gerhard Tremmel, wenn er den selben Text sinngemäß mit anderen Worten formulierte hätte, alles richtig gemacht hätte?

Was genau an „so“ kann Tremmel gemäß Timo Rost „so nicht sagen“ — dass man sich an die eigene Nase fassen solle oder dass man gar nicht erst auf Hannover oder Bochum zeigen solle?

Kurze, aber nicht unwichtige Frage an mich selbst: Mit welchem komischen, von mit Mimosen noch euphemisierend umschriebenen Menschen ausgeübten Sport beschäftige ich mich eigentlich?

PS: Laut oben verlinktem Eintrag heißt die Pflanze Mimose auf englisch „touch-me-not“. Und Timo Rost auch nicht.

Quelle.

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Jogi Löw als neuer EA-Cover-Fluch-Held

Wie der Bolzplatz letztens schon berichtete, lastet auch auf den deutschen Coverhelden der EA Sports Manager Edition aus dem Bereich Fußball ein Fluch.

Für 2009 wird es Jogi Löw werden, was bedeutet, dass a) Löw schon mal Urlaub für die Zeit der WM 2010 planen kann, b) Hansi Flick sich auf seine kommende Rolle als Cheftrainer gedanklich vorbereiten sollte und oder c) die Medien (also auch wir) über einen möglichen anderen Nachfolger nachdenken sollten.

Wie man sich für sowas noch freiwillig hergeben kann, während es doch nachweislich Unglück für die eigene Karriere bringt, bleibt schleierhaft.

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Abschiedsspiele: Aufforderung zum Scheißelabern

Peter Neururer über Oliver Kahn

„Dass ein überreagierender Torwart, der unter Druck steht, überreagiert, ist normal.“

Udo Lattek

„Das Tier in ihm, das war das Menschliche an ihm.“

Winnie Schäfer

„Beim 7:0 gegen den FC Valencia war Oliver Kahn, ich würd sagen, zu 80% am Sieg beteiligt.“

Philipp Lahm

„Er hat alles gewonnen, was man gewinnen kann.“

DSF

„Eine ganze Nation sagt Danke.“

Sepp Maier

„Der Oliver und ich, wir sind doch Situationskomiker.“

JBK

„Der Abend wird sicher eine gefühlige Angelegenheit.“

Béla Réthy

„Am 27.11.1987 machte er sein erstes Spiel. Damals war Helmut Kohl noch Kanzler und der Kalte Krieg war noch in vollem Gange. Ein Stück Zeitgeschichte.“

Béla Réthy

„Oliver Kahn zieht zum letzten Mal die Schuhe aus.“

Oliver Kahn

„So, das war’s jetzt.“

Jürgen Klinsmann:

„Er hat auch einfach so nen Big Bang jetzt verdient.“

JBK:

„War das für Sie, Jogi Löw, jetzt eher so ein emotionales Erlebnis […]?“

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Von Imkern und Steuerberaten

Nein, nicht von Imkern und Steuerberatern. Von Oliver Kahn.

Obwohl man immer glaubte, gerade jene im Titel genannten Berufsgruppen seien jene von Einsiedlern und Eremiten größtenteils geprägten, während Torhüter durch ihre 90 Minuten hindurch einsam seien, danach aber mit dem Team, mit dem Trainer, mit dem Platz-, Zeug- und sich selbst- und vor allem auch mit den Zuschauern feiern würden, gerade weil diese wüssten, welch einsamen, dennoch überaus verantwortungsvollen (Nein, das Wort mit D am Anfang wird jetzt nicht wieder verwendet, Oliver Kahns Karriere ist beendet.) Job diese vor allem mental harten Jungs ausüben und wie wichtig sie für das Team seien: Da täuscht man sich.

In Wirklichkeit sind die Steuerberater die umjubelten 100m-Läufer der menschlichen Existenz. Wie viel wichtiger der Allgemeinheit, von ein paar wirklichen Deppen der untersten Kategorie abgesehen, ihr eigener Kontostand als das Ergebnis eines Fußballspiels ist, macht man sich ja — in aller Regel — gar nicht klar. Von wem man profitieren kann, dem küsst man den Arsch, von wem man dies nicht kann, den bewundert man vielleicht aus der Ferne des Südranges (oder in schlimmsten Fällen irgendeines südkoreanischen Stadions mit einer Atmosphäre „wie auf einem Dorfturnier“, was dann wiederum nahezu blasphemisch anmutet) oder kauft für die Kinder den einen oder anderen Merchandising-Artikel. Richtig zum Freund haben möchte man solch ein Monster respektive Almöhi oder auch Suchtpatienten (nach dem eigenen D, nein, das Wort wird hier nicht wieder verwendet) aber nicht. Lieber wäre es, er/es bliebe auf Abstand.

Das ist aber keine reine Folge der eigentlichen Prominenz, es ist umgekehrt, manche sagen heutzutage auch gerne wize werssa dazu und haben nicht ganz unrecht. Wer Torwart ist, der ist von Anfang an schon ein Einsiedler, und genau deshalb wird er dazu. Also zum Torwart. Weil er eh mit keinem reden will, außer ihn anzuschnauzen natürlich, eigentlich hätte er vielleicht auch lieber eine Einzelsportart „ergriffen“, es gelang ihm aber nicht, weil damals, in Deutschland, halb zehn, irgendwo in Karlsruhe, es nun mal nichts anderes gab. Also Torwart in der Fußballmannschaft. Das bedeutete aber nicht, dass man sich ins Team einreihen musste, weder damals noch heute (heute spielt er nicht im Tor der Nationalmannschaft, wie es bei übrigens nicht mehr üblichen Abschiedsspielen eigentlich üblich ist), damals spielte er nicht mit den anderen Kindern auf dem Schulhof:

Das war 1985. Ich war damals Sport- und Englischlehrer am Helmholtzgymnasium in Karlsruhe, wo Kahn Schüler war. Ich nahm ihn wahr, weil er im Schulhof immer separat stand.

Und nur wenig später dann eben so:

Beliebt in der Mannschaft war allerdings nicht. Als die anderen nach dem Spiel feierten, ging er gleich weg. Er war wie auf dem Schulhof ein Einzelgänger.

Nun gut. Nach heute Abend kann Oliver Kahn dann wieder alleine irgendwo rumstehen, er braucht ja keine Mannschaft mehr. Und wenn sich ein Pärchen nicht zufällig gefunden hat, dann das schöne neue Moderatorenpärchen beim ZDF: Bei seinem zukünftigen Kompagnon, Johannes B. Kerner, da wettet man doch all sein Geld, dass der schon im Kindergarten alleine an der Wippe rumstand.

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