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Monat: November 2008

Wo ist meine Brille?

Sehr weitsichtig vom Finanzgeschäftsführer Horstmann beim 1. FC Köln. Gerade Köln als Stadt mit großer Automobilproduktion (Autoproduktion sollte hier erst stehen, aber auf welche Stadt trifft das nicht zu?) sowie der knappen Hälfte des Werksgeländes eines „Chemiekonzerns“ (und somit Automobilherstellerzulieferer) auf dem Stadtgelände samt dort beschäftigten Kölnern hat selbstredend durch langfristig gestaltete Werbeverträge keine Umsatzeinbussen zu befürchten.

Auswirkungen durch die Krise auf den Finanzmärkten befürchtet Horstmann nicht. „Für die laufende Saison erwarten wir keine Auswirkungen der Finanzkrise. Die großen Verträge mit den Sponsoren sind langfristig“, sagte er vier Tage vor der Jahreshauptversammlung der Kölner.

Schließlich sind Sponsorenverträge die einzigen Umsatzquellen. Beim 1. FC Köln gibt es weder Fans, die Eintrittskarten (inkl. Topzuschlägen), Getränke und Speisen im Stadion, noch Fans, die Trikots sowie anderen meist mit exorbitanter Gewinnspanne ausgestatteten Merchandisingkram käuflich erwerben. Das ist länger bekannt, wer will schon bereits am Morgen auf eine Tasse Kaffee mit dem Wappen des 1. FC Köln drauf schauen, da ist der Tag ja im Eimer, bevor er begann.

Tage, Saisons oder gar der ganze Verein im Eimer, das hingegen kann in Köln nicht passieren. Den Sponsorenverträgen sei Dank: Völlig unmöglich, dass nach dem gemeinen Fan auch noch einer von den Sponsoren pleite geht.

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Wie froh sind wir über den Wahlsieg der CSU!

„Wissen Sie, dass Sie die ganze Bundesliga glücklich gemacht haben?“, fragt der WDR-Reporter namens Unbekannt den Trainer von Arminia Bielefeld, Michael Frontzeck, nach dem Sieg seiner Mannschaft gegen Bayer Leverkusen.

„Wieso?“, entgegnet dieser.

„Sie haben den Tabellenführer gestürzt.“, ist die Antwort des WDR-Reporters.

Und da darf man sich dann kurz fragen, ob dieser Reporter Anweisungen oder einen Dachschaden hat. Mindestens die Hälfte der Bundesliga ist überhaupt gar nicht glücklich, wenn der Verein des Sohnes von DFB-Präsident Theo Zwanziger wieder Tabellenführer ist. Diese Hälfte ist inzwischen sicher eher geneigt, sich den ältesten der drei vorhandenen Werksklubs als Tabellenführer zu wünschen, bevor es „hochgejubelt“ Hoffenheim wieder wird.

Die Gründe für die Abneigung mögen nieder sein, sie sind inzwischen auch vieldiskutiert. Nur ist die Abneigung nun mal vorhanden. Dann solch eine Frage wie eingangs dieses Beitrags geschildert zu stellen, grenzt an Realitätsverweigerung respektive Zuhörer-Nicht-Ernstnehmung. Es ist nur ein Mosaiksteinchen, und es mag ja für die andere Hälfte auch zutreffend sein, für all jene, die sich lieber frischen, offensiven, viele-Tore-erzielenden Fußball erwünschen und bei Eintreffen dann auch begrüßen.

Und es ist vielleicht auch nur so dahingesagt gewesen. Oh, irgendwas Reißerisches muss ich ja jetzt sagen. Aber:

Nein, Bielefeld hat nicht die ganze Bundesliga glücklich gemacht. Sondern die halbe Liga (in Bezug auf Fans) unglücklich. Dass man sich so ein hanebüches Zeug mehr oder weniger spieltäglich anhören muss, erhöht nicht gerade die Bereitschaft, Radio- oder sonstwelche Reporter auch in Zukunft ernst zu nehmen.

Eine Randnotiz nur, aber eine, die deutlich macht, wie sehr man sich die gewünschten — an jedem Spieltag eine neue Sensation, ein neuer Stein vom Herzen, ein neuer Tabellenführer — Realitäten an den realiteren Realitäten vorbei zurechtzimmert.

Dann noch viel Spaß bei den Wandersjahren, hoffentlich demnächst nicht mehr am Mikro.

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Die Guten sind die Bösen sind die Guten, Daihatsu ist aber nicht Datsun

Tja, da nörgelt man immer über die „Großen“, die Süddeutsche Zeitung, die „WELT“, die Spiegel und so weiter, dass sie zwar eine schöne Kommentarfunktion unter ihren Beiträgen (früher nannte man das wohl „Artikel“) haben, diese aber weder dazu nutzen, dort auf eingehende Fragen zu antworten, noch — viel naheliegender — die dankenswerterweise kostenlos von „Usern“ eingereichten Korrekturen in ihre Artikel einzubinden und diese damit weniger fehlerhaft zu machen. Sie werden einfach nicht gelesen, die Kommentare.

Peinlich, wenn das dann bei einem Magazin passiert, dessen credibility unter Anderem deshalb so hoch eingeschätzt wird, weil es „von unten“ kommt, aus der Fanzine-Szene entstand und eigentlich nur das Sprachrohr der wahren Fußballliebhaber ist, also all jener, die Qualität vor Marktschreierei und/oder pinkfarbene Fußballschuhe setzen.

Der Generalsekretär Philipp Köster erwähnt etwas von einem angestrebten Tauschgeschäft mit einem Wirt einer der wenigen Fußballkneipen der Republik bezüglich eines Sammlerstücks in Form eines Fußballtrikots. Ein Trikot, das Köster unbedingt täuschlich erwerben möchte. Leider irrt sich bei den zu tauschenden Memorabilien entweder der Wirt oder Köster, was beides nicht so tragisch wäre.

Bei allen Anrufen auf meinem Festnetz vor 18.30h geht es immer nur um solche Fragen: „Auf einer Skala von 1 bis 6: Wie glaubwürdig sind die Umweltaktivitäten von Hyundai? Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie fortschrittlich sind die Fahrzeuge von BMW? Auf einer Skala von 0 bis 0: Wie wahrscheinlich ist es, dass Ihre nächste Neuanschaffung ein Porsche sein wird?“ Dazu noch Dutzende weitere Fragen bezüglich fernostasiatischer Autohersteller, von deren Existenz ich erst durch dieses Telefonat erfahre. Meine Antworten dienen dann meist dazu, den Volkszählungsgedanken ein wenig zu beanspruchen, in Bezug auf seine Reliabilität. Natürlich antworte ich jedes Mal bei der Frage danach, welches Einkommen ich habe: „Was ham Se denn? Bis 1.000 Euro, bis 2.000, bis 3.000, bis 4.000 oder über 5.000? Aha. Ja, nehmen Sie die höchste Kategorie.“ Nicht, weil ich so ein Poser bin, der dem armen Mädchen von den Werbeinterviews gerne verdingsulieren will, dass ich reich wäre, sondern weil ich finde, dass jeder, der mir in Zukunft auf postalischem, auf humbugischem, auf sms-ischem oder auch auf email-ischem Wege Werbung zukommen lassen möchte, die dann sofort ungelesen im Zirkus der Wiederverwertungskette landet, sich wenigstens im Rahmen der in seiner Datenbank vorgesehenen Möglichkeiten, besonders potente potenzielle Kunden zu umwerben, genau diese vorgesehene größtmögliche Mühe geben sollte. Die Waren, die ich dann tatsächlich bei PLUS, Lidl oder Aldi erwerbe, werden ohnehin ungefragt (und ungesehen meiner Person) in meinem Briefkasten beworben. Wenigstens bei jenen, die sich die Mühe machen, Geld dafür auszugeben, meine Ansichten und Vorlieben zu erfragen, wünsche ich mir dann auch die für die Mitglieder der Kategorie „höchste“ vorgesehenen Anstrengungen. Auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass nicht schon längst in irgendeiner anderen Datenbank, die auch frei verkäuflich ist, erfasst ist, wie viel ich tatsächlich verdiene, woraufhin mein schönes Marketinginterview mit der schönen (Stimme) von diesem Autoscheiß in der virtuellen Tonne landet.

Bei den 11Freunde-n erwartet man aber solch eine Massenabfertigung nicht. Und wer sich nicht nur die Mühe gemacht hat, sich in dieser Community anzumelden, sondern sogar Beiträge auf der Webseite zu lesen und diese dann auch noch zu korrigieren, der hat auch das Recht darauf, dass der Beitrag umgehend korrigiert wird, er auf den Schultern der Praktikanten aus der Redaktion getragen wird, nachdem er dorthin zu Freibier und einer Mahlzeit bei Konoppkes eingeladen wurde, und natürlich darauf, dass sein Name in irgendein x-beliebiges gerade im Neubau befindliches Stadion eingraviert wird, natürlich auf Kosten der Redaktion.

Zumindest, wenn man nicht so ignorant sein will, wie die „Großen“. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag, und vielleicht hat der diensthabende Offizier in der 11Freunde-Redaktion dann seinen Rausch auch schon ausgeschlafen.

Achso, der Foto-Beweis zum Thema darf natürlich nicht vergessen werden.

Und das Thema natürlich auch nicht.

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Zahl der Woche — Folge XXV

Die Zahl der Woche ist streng genommen keine Zahl, eher eine grobe Schätzung. Diese Schätzung kommt auf:

600 bis 700.

Mit so vielen Frauen will Antonio Cassano bereits — gerade mal 26-jährig — geschlafen haben, wie er in seiner Biografie (auch das immer wieder erheiternd, wenn Menschen, die gerade so eben der Schulbank entfleucht sind, einen Rückblick auf ihr gesamtes Leben und Streben geben, allerdings, in diesem konkreten Fall …) verkündet.

Unsicher ist jedoch, ob es diese 600 bis 700 Frauen wirklich alle freiwillig, aus Liebe, Verliebtheit oder einfach um was zum Erzählen zu haben, gemacht haben. Schließlich ruft der aktuelle Präsident von Real Madrid, Calderón, Antonio Cassano hinterher: „[…] Spieler […], der aus Madrid vier Milliarden Pesetas mitnahm und der hier die Geburtenrate gesteigert und die Prostitution belebt hat.“

Ehemaliger Spieler von Real Madrid, in Kontakt mit Prostitution, gab’s so eine Geschichte nicht schon mal? Naja, hoffen wir (oder auch nicht, weil es uns ja egal ist), dass die 600 bis 700 Frauen wirklich alle Frauen waren, sofern Cassano sich das so vorgestellt hatte.

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It wasn’t a classic

Es ist ja nicht erst seit gestern so, dass solche Freundschaftsspiele irgendwann zwischen den Jahren und ohne den Anreiz, um Punkte oder Trophäen zu sein, fast immer Prototypen sind, die ohnehin nie dazu gedacht waren, in Serie zu gehen.

Selten allerdings war der Impuls so groß wie gestern, sich das spannungsfreie und humorlose Spiel nicht bis zum Ende anzuschauen und stattdessen etwas wirklich Unterhaltendes zu tun, wie die Fenster zu putzen oder noch am Abend den Zahnarzt rauszuklingeln, ob er nicht Lust hätte, hier oder da mal ein bisschen zu bohren. Gebohrt wurde auch im deutschen Spiel, gar der Nerv getroffen, jedoch jener Geschmacksnerv, der Fußball für ein ansehnliches, interessantes und dramatisches Spiel hält und dem Genüge tragende Handlungsweisen auf dem Spielfeld erwartet.

Die Fünf Weisen des Sportbeobachtens hatten schon am Morgen gewarnt, sich besser mit Ausweichkost zu versorgen. Die wäre nötig gewesen, allein, als eigentlicher Anhänger der DFB-Elf steht die Option, nicht zu schauen, nicht zur Verfügung. Man hätte gewarnt sein dürfen, dass im Spiel nicht allzuviel Kreativität folgen würde, als schon vor dem Anpfiff ein nie zuvor gehörter Song bei einem Fußballspiel kredenzt wurde: „You‘ll never walk alone“.

Philipp Lahm walkte aber alone irgendwo, nur nicht auf dem Platz. Das war schlecht fürs deutsche Spiel, weil Compper so beeindruckt davon war, dass er jetzt Nationalspieler ist („100.000-Euro-Mann“), dass er vergaß, mitzuspielen. Und weil Friedrich sich erinnerte, dass er schon vor Klinsmanns Zeiten mal Nationalspieler war und eine kleine Querpassreminiszenz an selige Völlerzeiten zelebrierte.

Podolskis Rolle als Edelreservist scheint sich inzwischen auch bei der Nationalelf herumgesprochen zu haben. Da revanchierte sich der spät eingewechselte Podolski mit einer Leistung, wie er sie auch im roten Bayern-Höschen nicht schlechter hinbekommen hätte. Und scheint nicht in der Lage zu sein, dem an ihm vorbeiziehenden P“ä“trick Helmes Paroli zu bieten.

Bei René Adler stellte sich der Effekt ein, den man gemeinhin „Vorführeffekt“ nennt: Da bleibt man zwei Jahre lang ohne größeren Bock, aber genau dann, wenn wirklich alle zugucken, 75.000 im Stadion und auch der Rest der fußballinteressierten Welt — immerhin der Weltmeister von 1966 gegen den dreifachen Weltmeister — will die Wiederholung des Kunststücks „fehlerlose Leistung“ einfach nicht gelingen.

Testspiele ohne Erinnerungswert: Sogar Michel Platini hatte bereits vor Anpfiff in den Amnesiemodus geschaltet, behauptete er doch steif und fest, das letzte Spiel der Deutschen, welches er gesehen habe, sei das Spiel um Platz 3 bei der WM gewesen. Da fragt man sich, ob die EM 2008 noch gar nicht stattgefunden hat. Und falls doch, wer dieses teuflisch nach Platini aussehende Double war, das den EM-Pokal überreichte.

„Taktikfuchs Capello“. Man hört läuten, dass Capello plant, Kahn wegen dieser Betitelung zu verklagen. Capello sieht in der Bezeichnung eine „unzulässige Gleichmacherei“ mittels eines Attributes, das eigentlich jedem Trainer gebührt, dessen Herz noch schlägt. Mehr als das, die Worte „Taktikfuchs“ und „Erfahrung“, davon allerdings reichlich, fiel unserem gebührenfinanzierten Experten Kahn zu Capello nicht ein. Tagsüber hatte er keine Zeit gehabt, sich auf seine abendliche Tätigkeit in irgendeiner Form vorzubereiten, weil er gerade an einem neuen Ssachbuch schreibt. Es bleibt dabei: Nur weil er unfallfrei sprechen kann (sieht man von kleineren grammatikalischen Holperern und seinem ständigen „Du“, wenn er „man“ meint, ab), bedeutet das noch lange nicht, dass er seinen Job zufriedenstellend ausfüllt. Ein bisschen mehr Inhalt, ein bisschen mehr Präzision, ein bisschen mehr überhaupt irgendetwas an Information. Wirklich, nur ein bisschen mehr („aber sprich nur ein Wort“), so würde meine Experten-Zuhörer-Seele gesund. Selbst am sprichwörtlichen Elfmeter mit Adlers Fehler, der zum 0:1 führte, ging er vorüber. Motto: „Wenn Du als Torwart rausgehst, musst du ihn haben.“ Ach?

Und: Ja, da darf man sich gerne ein bisschen in den Arsch beißen, wenn man als Zuschauer für so ein Spiel 80 Euro Eintritt bezahlt hat; auch wenn das In-den-Arsch-Beißen schwerfällt in einem reinen Sitzplatzstadion.

So wie überhaupt alles, was mit Fußball zu tun hat, im Berliner Olympiastadion schwer fällt: Jens Lehmann wird froh sein, dass man ihm nicht ein solch vergiftetes Geschenk zum Abschied gemacht hat; gegenüber Adi Katzenmeier war das jedoch eine Unverfrorenheit.

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Schweinsteiger’sche Zahl

Die Schweinsteiger’sche Zahl sitzt hier schon seit Längerem unten in der Seitenbar und beläuft sich zur Zeit auf 90, heute Abend nach dem Länderspiel gegen England aller Voraussicht nach auf nur noch 89. Dabei geht es bei der Schweinsteiger’schen Zahl gar nicht so sehr explizit darum, dass Schweinsteiger irgendetwas erreicht, sondern viel mehr darum, dass der aktuelle Rekordhalter abgelöst wird, in einer doch noch fernen Zukunft.

Dass der mögliche Thronfolger mit den guten Karten auch selbst manchmal über diese Möglichkeit nachdenkt, lässt uns natürlich hoffen, dass er alles ihm Mögliche daran setzen wird, diesen Rekord tatsächlich zu erreichen. Und so stellt der Tagesspiegel stellvertretend die Fragen, die ich zu diesem Thema an Schweinsteiger hätte:

Wenn Sie so weitermachen, werden Sie Matthäus eines Tages als Rekordnationalspieler ablösen.

Das stimmt, ich habe für mein Alter wirklich schon viele Länderspiele bestritten, weil ich Gott sei dank keine größeren Verletzungen hatte. Ich hoffe, das bleibt so. Ob ich den Rekord von Lothar Matthäus schaffe, weiß ich nicht. Ich will mit der Nationalmannschaft einen Titel holen. Was habe ich davon, Rekordnationalspieler zu sein, wenn ich keinen einzigen Titel gewonnen habe?

Sie wollen uns aber nicht erzählen, dass Sie nicht schon mal gerechnet haben …

Ja, ich weiß, theoretisch könnte es gehen.

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Lucy In The Sky With Diamonds

Heute morgen hatte ich wirklich schlechtes LSD genommen, mal wieder. Ich muss letztens irgendetwas an den Einstellungen meines kleinen Labors verpfuscht haben, ohne dass es mir aufgefallen wäre. Anders ist so ein Trip wie der, den mein Hirn mir danach vorgaukelte, nicht zu erklären.

Blaue Elefanten spielten vor grauem Himmel in einem leeren Stadion Fußball. Und das ohne Fußball. Außerdem tröteten sie alle in die Luft und ich war geblendet von einer roten Führerkabine, während gelbe, schwarze und rote Buchstaben sinnfrei beliebige Reihenfolgen bildeten. Das Tor war in der aus dem schönen C64-Spiel „International Soccer“ dauerhaft ins Hirn eingebrannten Vektorgrafik dargestellt und der eine Flutlichtmast ließ mich auf das alte Müngersdorfer Stadion schließen.

Doch ich war in Krefeld und das alte Müngersdorfer Stadion steht gar nicht mehr. Zudem konfrontierte mich diese Szene mit einer meiner Ur-Ängste: Das Ganze sah doch arg danach aus, als würde es auf Kunstrasen stattfinden. Was gäbe es Fürchtenswerteres als Kunstrasen?

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Später, als ich wieder klar war, fuhr ich heim und fragte mich, welch seltsame Elefanten doch LSD nehmen.

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„SPORT BILD VERDREHT DIE TATSACHEN“

Eigentlich sollte dieser Beitrag den Titel „Hannos virtuelles Aquarium“ tragen. Später wurde dann aber eine Entdeckung gemacht, die einen anderen Titel erforderlich machte. Aber beginnen wir zunächst, wie es ursprünglich geplant war:

Manche Leute laden sich Bildschirmschoner runter, die ein Aquarium simulieren, und auch die Videos für den Fernseher, die ein vor sich hin brutzelndes Kaminfeuer zeigen, sind nicht unbekannt.

Wer Abwechslung wünscht, dennoch nicht auf den kontemplativen Charakter einer solchen Darbietung verzichten möchte, kann sich jetzt auf dessen Seite davon einlullen lassen, Hanno Balitsch beim Lesen des kickers zuzuschauen.

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Oder auch beim Rumsitzen.

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Oder beim Jonglieren eines Balles, alles animiert, was auf den Bildern nicht so deutlich wird.

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Oder bei anderen Non-Tätigkeiten auf hannobalitsch.de einschlummern.

(Bemerkenswert auch das seltsam unterklassige „Dreamteam“ von Hanno Balitsch: Tom Starke, Paolo Maldini, Thomas Kleine, Per Mertesacker, Martin Winkler, Christian Mikolajczak, Roy Keane, Ryan Giggs, Arnold Bruggink, Brian Laudrup, Daniel Stendel. Kein Maradona, kein Zidane, kein Pelé, und nicht mal Littbarski, Häßler oder Augenthaler. Eine wirklich merkwürdige Auswahl. Ob das etwas über seine Sicht des Fußballs verrät?)

Übrigens liest Hanno Balitsch gerne bildblog.de, listet es in seinen Bookmarks auf. Von bildblog aus ist es nicht mehr weit bis zu Stefan Niggemeier, Jens Weinreich und der aktuellen Zwanziger-Debatte. Ob Hanno diese auch mitbekommen hat?

Und während man so weiter auf der Seite herumsurft, entdeckt man noch einen anderen, diesmal tatsächlich interessanten Aspekt:

Sicher nicht der erste von vielen möglichen Fällen für das nicht vorhandene Sport-bildblog, hat Hanno Balitsch auf seiner privaten Webseite der Darstellung der Sport-FOTO zur Entstehungsgeschichte einer an ihm begangenen Tätlichkeit des Cottbusers Da Silva widersprochen.

Unter der Überschrift „SPORT BILD VERDREHT DIE TATSACHEN“ schreibt er u. a.:

[…] Was mich aber mindestens genau so ärgert, wie die falschen Anschuldigungen da Silvas ist die Art der Darstellung in der Sport Bild. Bereits vergangene Woche hat sich Axel Hesse von der Sport Bild bei mir gemeldet und mich mit den Aussagen da Silvas konfrontiert. Ich habe bewusst darauf verzichtet etwas dazu zu sagen, da ich mich nicht auf das Niveau der reißerischen Story aufgrund von Falschaussagen herab begeben wollte. Leider wurde ich heute was das Niveau betrifft mehr als bestätigt. Während nämlich auf der Titelseite (in der Nord-Ausgabe) das Thema noch als Verdacht angekündigt wird („Balitsch soll Ost-Klub beleidigt haben“), suggeriert die Überschrift des Artikels („Darum schlug da Silva zu“) schon die Richtigkeit der von da Silva erhobenen Anschuldigungen. Mit der Frage „Doch war Balitsch wirklich nur das Opfer?“ unterstützt Sport Bild da Silva in seinem Bemühen mich zum Täter (als Provokateur) zu machen. Eine solch einseitige Darstellung ist journalistisch höchst fragwürdig und einer seriösen Zeitung unwürdig. Deshalb behalte ich mir rechtliche Schritte vor und lasse den Sachverhalt diesbezüglich gerade anwaltlich prüfen.

Euer Hanno

Tolle Zeiten, diese modernen Zeiten. Noch vor 10 Jahren hätte man, so man überhaupt die Sport-FOTO liest, der Darstellung des Magazins glauben müssen. Hanno Balitsch hätte sich mühsam zu einer Gegendarstellung oder Korrektur durchkämpfen müssen, heute kann er für jeden zugänglich und nachlesbar zumindest auf seiner eigenen Seite widersprechen.

Gar nicht so schlecht, so ein eigenes Aquarium.

Noch mal wiederholt:

„Ich habe bewusst darauf verzichtet etwas dazu zu sagen, da ich mich nicht auf das Niveau der reißerischen Story aufgrund von Falschaussagen herab begeben wollte.“

Wir stellen fest: Es ist nicht nur schlecht und langweilig, wenn der neue Typ des Profifußballers Abitur hat und lesen und in diesem Fall sogar schreiben kann (ob er selbst schreibt, oder schreiben lässt, ist hier eher zweitrangig).

Und angesichts dieser Einstellung verwundert auch nicht Balitschs Antwort auf die Frage, welchen Beruf er ergriffen hätte, wenn er kein Fußballprofi hätten werden können: „Sportjournalist“.

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Wir sind das Netz

Das ist nicht neu. Zumindest nicht in unseren Kreisen. Aber es gibt immer wieder neue Beispiele, die demonstrieren, dass viele das nicht so ganz verstehen. Das „Internet“ ist keine anonyme Masse; es wird von konkreten, tatsächlichen und leibhaftigen Menschen gebildet, die es zur freien Kommunikation verwenden, ohne dass irgendjemand oder -etwas darüber Hoheit erlangen könnte. Das kann eigentlich nicht so schwer zu verstehen sein. Und wie man ins Netz hineinruft, so schallt es dann auch heraus.

Der aktuelle Fall (vor Kurzem erst erwähnt) betrifft uns, ob nun DFB-Mitglieder oder nicht, alle, die wir uns mit diesem Thema beschäftigen. Kurz gesagt geht der Fall so:

DFB-Präsident Theo Zwanziger verklagt Jens Weinreich, der ihn auf Oliver Fritschs Direktem Freistoss begründet einen unglaublichen Demagogen nennt. Zwanziger verliert zwei Mal vor Gericht beim Versuch, Weinreich diese Äußerung zu verbieten und droht einen weiteren Gerichtsgang an, wenn Weinreich nicht einlenke. Da Weinreich im Recht ist, lenkt er nicht ein. Zwanziger verzichtet aus unbekannten Gründen auf eine weitere Klage und wie schildert der DFB u. a. in Person von Wolfgang Niersbach diesen Vorgang?

Mit den Worten, dass Weinreich eingelenkt hätte sowie einer ganzen Reihe anderer falscher Informationen.

Und sendet eine Pressemitteilung mit diesem Inhalt und der expliziten Bitte, diese Inhalte weiterzuverbreiten, an bestimmte Mitglieder seines Email-Verteilers.

Ja. Das Ganze kann man gerne noch mal lesen:

DFB-Präsident Theo Zwanziger verklagt Jens Weinreich, der ihn auf Oliver Fritschs Direktem Freistoss begründet einen unglaublichen Demagogen nennt. Zwanziger verliert zwei Mal vor Gericht beim Versuch, Weinreich diese Äußerung zu verbieten und droht einen weiteren Gerichtsgang an, wenn Weinreich nicht einlenke. Da Weinreich im Recht ist, lenkt er nicht ein. Zwanziger verzichtet aus unbekannten Gründen auf eine weitere Klage und wie schildert der DFB u. a. in Person von Wolfgang Niersbach diesen Vorgang?

Mit den Worten, dass Weinreich eingelenkt hätte sowie einer ganzen Reihe anderer falscher Informationen.

Und sendet eine Pressemitteilung mit diesem Inhalt und der Bitte, diese Inhalte weiterzuverbreiten, an bestimmte Mitglieder seines Email-Verteilers.

Es wird durchs zweite Lesen aber nicht einfacher, diesen unfassbaren Vorgang zu glauben.

Wie sich der Konflikt mit Theo Zwanziger und dem DFB en detail entwickelt hat, hat beklagter Jens Weinreich dankenswerterweise auf einer Seite zusammengestellt, die Links zu allen relevanten Beiträgen und Reaktionen Dritter enthält. Wer es nicht ohnehin schon verfolgt hat: Jetzt bitte viel Zeit mitnehmen und rüber zu Jens Weinreichs Webweiser.

Danach dann irgendwann den Mund wieder zubekommen, denn der bislang besonders im Vergleich mit MV wie ein guter Onkel wirkende aktuelle DFB-Präsident hat unser Vertrauen verloren, welches man bekanntlich nur einmal verspielen kann. Ebenso natürlich die gesamte Führung des DFB: Wer in diesem Fall die Tatsachen dermaßen beugt und verdreht, was macht er in anderen Fällen? Welcher vom DFB publizierten Information soll man noch glauben können? Ab sofort keiner mehr.

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Ein Zwei Elf Zweiundzwanzig Herzen für Kinder

Keine Ahnung, ob da jemand beim kicker gut photoshoppen kann oder ob ich irgendetwas nicht mitbekommen habe. Eigentlich dachte man an dieser Stelle, die Springeraktion „Ein Herz für Kinder“ prangte nur auf dem Trikot des VW-Marketingteams und der Hauptsponsor der Hoffenheimer sei „TV Digital“. Was auch immer diese Anachronisten mit ihrer Werbung für den ausrangierten Apparat von annodazumal heutzutage noch bewirken wollen.

Heute aber war das Logo der Springer-Aktion auch auf dem Trikot der Hoffenheimer zu sehen. Weil „TV Digital“ „großzügig“ auf seine Ansprüche verzichtete. Natürlich berichtete FOTO dann ausführlich über dieses Spiel, das als „das schönste Spiel des Jahres“ betitelt war. Es ist ja so McDonald’s-esk, sich mit einer schönen Aktion zu schmücken, auf dass jegliche Kritik im Treibsand das PC-seins erstickt wird. Aber.

Welcher Fußballinteressierte in Deutschland empfindet eine Paarung „Hoffenheim gegen Wolfsburg“ als „schönstes Spiel des Jahres“? Als nicht emotional involvierter Beobachter ist die Partie Hoffenheim gegen Wolfsburg ungefähr in der Größenordnung Cottbus gegen Karlsruhe einzuordnen, auch wenn zugegebenermaßen die Hoffenheimer einen wesentlich, deutlich attraktiveren Fußball spielen als die Cottbuser.

Schön finden muss man aber weder diese Paarung in der Bundesliga noch ihre Werbung für die Springeraktion „Ein Herz für Kinder“. Und schon gar nicht sollte man darüber berichten, wenn doch genau davon, dass man davon berichtet, Werbung lebt. Weshalb sich dieser Beitrag auch nach dem Lesen sofort in jene Untiefen des Langzeitgedächtnisses des Lesers begeben wird, die fortan nach heutigen Methoden nicht mehr zugänglich sind.

Man muss immer wieder und immer öfter annehmen, dass Menschen, die für Geld und bestimmte Zwecke schreiben, annehmen, dass der Rezipient kein Modell seines eigenen Selbsts, kurz, kein Bewusstsein hat. Und dennoch ist es leider gerade zutreffend, dass mit diesen Maßnahmen genau das erreicht wird, was erreicht werden soll: Die Bekanntheit und die Präsenz des Beworbenen zu erhöhen. Wie gesagt, das soll an dieser Stelle nicht so sein, weshalb ich jetzt den aus Men In Black bekannten Blitzer zücken und jeden Leser blitzen muss.

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Fabulöser Florian Fromlowitz

All jene, die Anhänger des „wahren“, „einzigen“, „wirklichen“ HSVs sind, also desjenigen Clubs, dessen Spieler natürlich in roten Trikots auflaufen, weil die Vereinsfarben schwarz-weiß-grün sind, werden das nicht ganz so unterhaltsam finden wie der Rest der Liga und der übrigen Meute.

Das Eigentor von Florian Fromlowitz im heutigen Heimspiel gegen den VfL Bochum war aber fabulös: Nach einer eigentlich ungefährlichen Flanke eines schizophrenen Mannes, der je nach Jahreszeit und Sonnenschattenwurf entweder den Vornamen Slawomir oder Paul trägt, was ihm den passenden Nachnamen Freier einbrachte, klatschte Fromlowitz mit großer Übersicht, Straf- und Raum- und Luftbeherrschung und vor allem Luft-Boden-Abwehrfaust- bzw. Patschehändchen-Koordination den Ball ins eigene Tor. So gekonnt, dass sogar der nachrückende, nicht näher benannte noch bekannte Bochumer Spieler beim Versuch, das Tor mittels Rumstocherei noch auf sein eigenes Datensheet zu verbuchen, zu spät kam.

Sind Gegentore für Torhüter schon undankbar, Eigentore ohnehin (man denke an Kahns schönes Eigentor im Länderspiel gegen Israel oder an jenes noch schönere im ersten Spiel Erich „Count“ Ribbecks als Bundestrainer in der Türkei), so sind Eigentore, die nicht mal aufgrund höherer (Latte) oder nebenstehender (Pfosten (links oder rechts)) Mächte zustande kommen, besonders angenehm:

Dieser Ball wäre nicht mal im Entferntesten (wörtlich) im Tor gelandet, wenn Fromlowitz einfach zugeguckt hätte, wie er seine Bahn macht und dann Richtung Eckfahne verschwindet.

Man muss nicht immer Nationaltorwart sein, um auch später noch im Jahrzehnte-Rückblick Erwähnung zu finden. Die einfache Alternative ist es, einen formidablen Wiese zu bauen. Wie Florian Fromlowitz es dann auch tat.

Es wird hoffentlich trotzdem niemand die Fähigkeiten jener Torhüter in Zweifel ziehen, die direkt aus dem Bodybuildingstudio von Gerry Ehrmann in die übrigen Proficlubs schlüpfen.

Und hier noch der Link zur betreffenden Szene.

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Super Symbolbilder

Man muss kein ausgewiesener Kenner der Szene im Frauenfußball sein, um dieses Symbolbild in der Frankfurter Rundschau für die Spielerin Inka Grings ein wenig befremdlich zu finden.

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A blast from the past

Sollte es tatsächlich noch Beteiligte geben, die nicht nur das erkennen, was da passiert (das tun sicher viele der Protagonisten), sondern auch noch die Chuzpe haben, es auszusprechen?

Heribert Bruchhagen — ohnehin oftmals ein Leuchtturm für die Ansichten der Fußballromantiker unter den Interessierten („Die Spieler sollen ihre Schmerzen nicht beim Tätowieren bekommen.“), ohne dabei populistisch zu werden — wird immer noch sympathischer, denn seinen Worten zum aktuellen Zank mit den Schiedsrichtern ist nichts hinzuzufügen:

Herr Bruchhagen, wie beurteilen Sie die zunehmend scharfe und teils respektlose Kritik von Trainern und Spielern an den Bundesliga-Schiedsrichtern?

Es ist ein Problem der Persönlichkeitsstruktur der Protagonisten. Wir alle, Spieler, Trainer und Manager, nehmen uns in dieser Branche viel zu wichtig.

Woran liegt das?

Daran, dass wir durch unsere Gehälter und das Maß an Öffentlichkeit, das uns entgegengebracht wird, zur Überschätzung der eigenen Person neigen.

Auch wenn man dann doch hinzufügen muss, dass sich der Trainer dieser Stelle nicht zu wichtig nimmt, jedenfalls nicht im Umgang mit Schiedsrichtern, bleibt Bruchhagens Aussage so famos richtig und beim Zuhören befreiend, dass man ihn glatt zur neuen Lichtgestalt des Fußballs in Deutschland (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Fußball) werden lassen könnte, wenn nicht ausgerechnet diese Position auf, ähem, Lichtjahre hinaus schon vergeben wäre.

Die unerträglich werdende Hybris der Beteiligten und die selbst nach dem Abkühlen der „Emotionen“ (© by JBK) weit nach Schlusspfiff weiterhin große Uneinsichtigkeit, ja, gar Unhöflichkeit, ja, manchmal gar Proletentum, wenn nicht gar Asozialität, lassen den Zuschauer oft an der Zurechnungsfähigkeit der Beteiligten zweifeln oder wahlweise in Erwägung ziehen, dass das ganze Laientheater der Handelnden nach einem à la WWF vorgegebenen Drehbuch abläuft.

Dank Heribert sind wir jetzt aber sicher: Es ist nur die Persönlichkeitsstruktur.

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