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Monat: März 2009

Kurz verdrechselt

Erpressungsversuch gescheitert. Nachdem kompromittierende Handy-Fotos von seinen Zeichnungen an der Takttiktafel in die Fänge zwielichtiger Menschen fielen, versuchten diese, Jürgen Klinsmann zu erpressen: Sie drohten, öffentlich zu machen, was er da so an die Tafel geschrieben hatte. Glücklicherweise schwieg die Presse über diesen Vorfall so lange, bis die Übeltäter endlich gefasst waren. Der kleine Philipp, der schließlich am Übergabeort des Lösegelds gestellt wurde, redete sich damit heraus, dass ihm sein neuer Werbepartner, ein gewisser Herr Springer, dazu geraten hatte, mehr von diesen geheimen Leserfotos zu machen, dann gäbe es 500 Euro extra. Klinsmann selbst sagte, er hätte zu keiner Zeit schlecht schlafen können: „Auf den Fotos war ja nur das, was wir in einer weit entfernten Zukunft umsetzen möchten. Mit der Gegenwart hat das natürlich nichts zu tun.“

Klopp und Zorc ziehen die Reißleine. Nachdem bei Berechnungen einer eigens angeheuerten Beraterfirma herauskam, dass Borussia Dortmund in dieser Saison bislang die wenigsten Spiele verloren, die meisten Remis und die wenigsten attraktiv gespielt hatte, erkannte Jürgen Klopp sofort und als einziger im Raum diesen unauflöslichen Widerspruch und zog die Reißleine. Der ebenfalls zum Zieh-Zeitpunkt auf der Falltür befindliche Michael Zorc hatte gerade noch verdutzt und ungläubig auf die vielen Zahlen der von der Beraterfirma hereingereichten Tabelle geschaut. Just wollte er zur Frage ansetzen, was denn dieses Pluszeichen vor der Tordifferenz bedeute, so etwas kenne er aus seinen Büchern nicht, da ward er auch schon mit in den Schlund gerissen. Klopps Zukunft ist unbekannt, allerdings werden ihm Kontakte zur Abenteuerurlaub-Branche nachgesagt.

Jürgen Klinsmann kein Schuljunge. Jürgen Klinsmann will auf keinen Fall die Trainer-Schulbank drücken. „So lange ich hier Trainer eines Bundesligisten bin, kann ich nicht gleichzeitig eine Trainer-Ausbildung machen, das wird jeder verstehen.“ Matthias Sammer als DFB-Verantwortlicher für die Trainerlizensierung hatte diese Ausbildung vom Novizen gefordert. „Es kann nicht immer eine Lex Matthäus geben, irgendwann ist auch mal Schluss damit.“ Jens Lehmann murmelte auf der selben Pressekonferenz etwas von einem „Hubschrauber“, mit dem sowas trotz Terminproblemen mögliche werde, wurde aber aufgrund der schon angeworfenen Rotorblätter des direkt neben der Tür wartenden Helikopters von niemandem mehr verstanden.

Theo Zwanzigers Wahl doch gültig. Obwohl es viele zweifelnde Stimmen gab, ist Theo Zwanzigers Wahl zum Präsidenten des Deutschen Fußballbundes tatsächlich gültig und er in Wahrheit kein Erfüllungsgehilfe der DFL dabei, möglichst viel Kohle aus dem Premiumprodukt Bundesliga und symbiotisch verwachsenem Pay-TV zu pressen. Zwar sei er bei den Verhandlungen über den neuen Sonntagstermin zu spät gekommen, allerdings hatte ihn der Verantwortliche auch nicht informiert. Deshalb bliebe die Gültigkeit seiner Wahl unberührt. Da niemand weiß, wer denn jetzt eigentlich verantwortlich ist, ist Oliver Bierhoff als Bauernopfer im Gespräch, der seinerseits darauf verwies, alle privaten Werbeverträge regel- und vor allem fristgerecht angemeldet zu haben.

Werder Bremen hat nun doch kein Disziplinproblem. Die Gerüchte seien kürzend verfälscht worden: „Es ist nicht alles wahr, was in den Zeitungen stimmt.“ Weder sei Ze Roberto, der Zweite, unabgesprochen nicht aus dem Urlaub zurückgekehrt („Teil unseres neuen Konzepts“), noch hätte Miroslav Klose in einer ultrageheimen [********] (geheim) spontan die Taktik des Teams geändert. Meldungen darüber, dass es Jefferson Farfans Oma wieder besser gehe, seien hingegen zutreffend, wenn auch nicht Teil des Konzepts.

Peter Neururer Trainer auf Schalke. Nachdem der Ruf aus Schalke ertönt war, dass man den Heiland wieder benötige, machte Peter Neururer beim MSV Duisburg kurzen SMS-Prozess: „Ich bin dann mal weg.“ simste er dem kurz zuvor noch euphorisiert ob der Vertragsverlängerung mit Neururer ins Mikrofon säuselnden Walter Hellmich: „Der MSV gehört in die Champions League. Und ich auch.“ Im Exklusiv-Telefon-Interview auf 90elf, in dem Neururer aus der Kabine heraus noch schnell seine Expertentipps abgab, erinnerte er daran, dass er schließlich der erste war, der so blöd war, sich eine mühsam eingetippte Datenbank von seinem Sohn löschen zu lassen. Hinweise auf eine eventuell existente Berufsethik und Solidarität unter Kollegen schnaufte Peter der Große nuschelig in seinen Schnäuzer weg: „Lächerlich. Es ist niemand positiv auf Solidarität getestet worden, deshalb sollte man das Ganze schnell abhaken.“ Außerdem sei er damals falsch zitiert worden.

Markus Babbel grinst nach Pokal-Aus. „Wir haben viel gelernt. Wir machen jeden Fehler beim nächsten Mal ein bisschen besser“, versprach er den Journalisten. Die aber wollten das gar nicht hören, sondern warteten auf die endgültige Zusage Franck Ribérys, auch im nächsten Jahr noch unter Babbel zu trainieren. „Isch blaibe — vorerst“, sprach Ribéry in astreinstem Deutsch, wobei er das „vorerst“ nicht aussprach, sondern mittels Gebärdensprache in den Raum schraubte. Horst Heldts Nachfolger Rudi Völler erklärte Ribéry daraufhin strahlend zum „unverkäuflichen Drecksack“, während sich im selben Moment ein Hubschrauber mit madrilenischem Kennzeichen in die Lüfte erhob. Als sich die Staubwolken verzogen, tauchten die Schemen eines vom Hubschrauber Zurückgelassenen auf, der flugs versprach: „Zur WM 2010 bin ich wieder fit.“

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„Das tut weh“

Natürlich tut das weh, eine Mannschaft, einen Trainer, beinahe alle Neueinkäufe, quasi einen ganzen Club und zu schlechter Letzt auch noch die eigene Reputation inklusive Autorität derart herabgewirtschaftet zu haben, dass es inzwischen schon beim Zusehen dessen weh tut, wie der Mann, dem alles weh tut, sich nun ständig erklären muss, was von ihm selbst gar nicht mehr zu erklären sein sollte.

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Mario Gomez ist Links-Pisser

Nein, nicht Linksträger, er ist Linkspisser. Wie das gehen soll bei nur einem dafür vorhandenen Gerät? Nun, er benutzt immer das linke von zwei Pinkelbecken, wenn er sich vor dem Spiel noch die für den einen oder anderen Sprint entscheidenden Gramm leichter macht. Viel mehr Neues erfährt man in seinem ultraweich gespülten Interview mit der FIFA jedoch nicht:

Was hat es eigentlich mit der Rückennummer 33 auf sich?

In der Jugend habe ich immer die neun auf dem Rücken getragen, aber die war beim VfB bereits vergeben. Ich habe dann geschaut, welche Zahl frei ist und fand die 33 schön. Ich werde die Nummer auf Vereinsebene auch nicht mehr abgeben. Da bin ich schon ein wenig abergläubisch. Ich ziehe auch immer erst den linken Schuh und dann den rechten an, dasselbe bei den Schienbeinschonern. Und auf der Toilette benutze ich immer das linke Pissoir.

Außer, dass im Auftrage der FIFA Interviewende ständig die offizielle Bezeichnung der Turniere verwenden:

Nach dem dritten Platz bei der FIFA WM 2006 und dem zweiten Platz bei der UEFA EURO 2008 steht …

Ende März geht die Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ weiter.

Wie spricht man eigentlich hochgestellte Buchstaben?

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Tränen des Glücks und der Erleichterung

Oder: Wie Text-Bild-Scheren auseinanderklaffen können.

Man kennt das Gefühl, Tränen des Glücks, man ist total happy, man könnte die ganze Welt umarmen und die Überwältigung durch positive Wallungen, derer man einfach nicht mehr Herr werden kann, bricht sich Bahn in Form von Tränen und einem nahezu irren Gesichtsausdurck, den man ebenfalls nicht mehr kontrollieren kann. Schöne Bilder sind das. Wer solchen Regungen zuschaut, wird ebenfalls erfasst vom Glück oder von einer riesigen Erleichterung, die man (mit-)erlebt.

Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum jemand weint und ein von Gefühlen, die er nicht mehr kontrollieren kann, durchsetztes Gesicht zeigt. Nur passt das nicht immer ganz so zum Selbstbild.

„Schreib einfach das, was er gesagt hat, egal, wie stimmig es ist.“

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Etablierte Aufsteiger

Dieser Beitrag könnte auch in die Rubrik „Klug geschissen ist noch lange nicht die halbe Miete“ passen, weil den Veröffentlichenden je nach Definition ein Fehler unterlaufen sein könnte. Das soll aber nicht das Thema sein.

Die WELT widerlegt sich meiner Ansicht nach selbst in ihrer Klickstrecke (Im verlinkten Artikel unten. Wer nicht durchklicken will, kann sich auch den Quelltext der Seite anzeigen lassen, so sieht man alles auf einen Blick) zum Schicksal der Aufsteiger in die 1. Liga seit der Wiedervereinigung. Eingeleitet wird diese mit folgender Aussage:

Seit 1991 schafften es nur zwei Klubs, sich nach dem Bundesliga-Aufstieg dauerhaft zu etablieren. WELT ONLINE verrät, welche Vereine das waren und listet alle Aufsteiger seit 1991 auf.

Dem hiesigen Hirn fällt aufgrund des gestrigen Beitrags sofort ein, wer der eine von diesen beiden ist: der VfL Wolfsburg. Beim zweiten hapert es doch etwas länger, und es eröffnet sich, dass die WELT weder den 1. FC Köln noch den VfL Bochum noch Arminia Bielefeld als „dauerhaft etabliert“ einstuft. Da stimmen wir noch zu. Bei der Suche (im Gedächtnis) nach dem zweiten etablierten Club fällt die Wahl dann auf Hannover 96. Hannover 96 wird von der WELT trotz immerhin schon sieben Jahren in Folge in der ersten Liga nicht als angekommen eingestuft. Also, auch Hannover 96 ist nicht die gesuchte Antwort.

Als richtige, zweite Antwort neben dem VfL Wolfsburg entpuppt sich schließlich Hertha BSC Berlin, im selben Jahr wie der VfL Wolfsburg aufgestiegen, nämlich erst 1997, und seitdem ununterbrochen in der 1. Liga. Komisch, dass sich kaum im Gedächtnis festsetzte, dass Hertha gerade mal ein Dutzend Jahre wieder dabei ist.

Es soll nun auch gar nicht schadenfroh darauf hingewiesen werden, dass eben mit Hannover 96 (sieben Jahre) und Arminia Bielefeld (fünf Jahre) immerhin zwei Clubs seit ihrem Aufstieg längere Zeit nicht mehr abgestiegen sind. Die Einschätzung, dass beide Clubs immer noch nicht dauerhaft „etabliert“ sind, kann man durchaus teilen. Selbiges gilt nach dieser Lesart aber ebenso für Eintracht Frankfurt, für den 1. FC Köln, für Borussia Mönchengladbach, für den VfL Bochum und wenn man so weiter macht, bleiben kaum noch „etablierte“ Erstligaclubs über. Offensichtlich verortet die WELT die Etablierungsmarke dort, wo die Grenze der gefühlten Zweiklassengesellschaft der Bundesliga verläuft: Mit all jenen, die ständig oder immer wieder in Abstiegsgefahr schweben, eben im Kröpfchen. Zwischenzeitliche UEFA-Pokal-Teilnahmen scheinen da nicht als Ausschlusskriterium zu gelten.

Wenn seit 1991 nach dieser Definition der WELT gerade mal zwei Clubs eine Etablierung geschafft haben, wirft das zwei Fragen auf:

Ist es quasi unmöglich, sich von der 2. Liga kommend in der 1. zu etablieren?
Falls ja: Ist das gut oder schlecht?

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