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Monat: Dezember 2009

Erster (?) Frauen-Fanshop eröffnet

Man könnte jetzt Mario-Barthesk alle möglichen Klischees darüber bedienen, was man wohl in einem Frauen-Fanshop kaufen könne. Schuhe zum Beispiel. Hier aber geht es nicht um — jedenfalls noch nicht, das könnte sich aber bald merklich ändern, schließlich steht die WM 2011 im eigenen Land vor der Tür — typische in endlosen Simplizissmen Frauen zugeordnete Interessen, sondern um den FCR Duisburg, der seinen ersten eigenen Fanshop eröffnet hat, wie duisburgfans.de [Link leider tot] zu berichten weiß. Nicht wie der große FC Bayern im CentrO in Oberhausen (Hallo, Jürgen!), sondern nur in der kleinen Galeria des Kaufhofs inmitten von Duisburg. Dennoch eine Meldung wert, schließlich kommen zu Frauen-Fußball-Bundesliga-Spielen immer noch teilweise weniger Zuschauer als beim ewigen Minusrekord der in diesen Tagen viel zitierten Tasmania (827). Es mag einigermaßen von Vorteil sein, dass die Duisburger Frauen wesentlich erfolgreicher sind als ihre männlichen Kompagnons, schließlich ist der FCR Duisburg amtierender UEFA-Pokalsieger (ein aussterbendes Wort, übrigens) und punktgleich mit dem Tabellenführer, während sich die Herren weiter in der 2. Liga abmühen, solche kleinen Klubs wie Arminia Bielefeld oder Fortuna Düsseldorf hinter sich zu lassen.

Die zur Eröffnung abgehaltene Autogrammstunde ist leider bereits vorbei, da es trotzdem noch nur 5 Minuten zu Fuß dorthin sind, werde ich bei Gelegenheit Bericht erstatten, was dieser erste (?) Fußball-Frauen-Fan-Shop denn alles so im Portfolio hat.

[Disclosure: Rainer Zimmermann, 2. Vorsitzender des FCR Duisburg, war mal mein Nachbar.]

(probek, gibt’s sowas auch in München?)

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Zahl der Woche – Folge XXX

47 aus 48.

Das muss man sich mal auf dem Elfmeterpunkt zergehen lassen. 97,92 Prozent aller seiner Elfmeter, oder auch ganz profan gesagt 47 von 48 hat kein englischerer als Matt Le Tissier (keine Elfmeter, sondern sagenhafte Fernschüsse im Video) in seiner Karriere verwandelt. Ob das jetzt nur Ligaspiele waren oder auch internationale oder Cupspiele ist ja erstmal herzlich egal. Ein einziger Fehlschuss aus fast einer halben Hundertschaft an Versuchen.

Kein Wunder, dass der zumindest in diesem Punkt patriotische Le Tissier Strafstoß-Trainer der englischen Nationalmannschaft werden will. Und auch nicht erstaunlich, wie der zweite, in Zusammenhang mit der Zahl der Woche stehende Wert lautet: 90% aller an der Umfrage teilnehmenden Leser beim Guardian halten die Einführung eines solchen expliziten Strafstoß-Trainers für eine gute Idee.

Es ist gut und richtig, dass sich Le Tissier an die englische Nationalmannschaft wendet, denn im deutschen Fußball hätte er wenig Chancen, seine Elfmeter-Trainier-Phantasien in die Tat umzusetzen.

47 aus 48.

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Janus: Dritte Liga war schön

[photopress:dritte_liga_war_schoen_zeit_fuer_uns_zu_gehn.jpg,full,alignleft] Weil es justament bei mir eintraf und als Sonntagmorgen-Lektüre dienen wird, sei es hier auch noch einmal erwähnt: Janus greift wie man weiß immer noch regelmäßig in die Tasten, wann immer er die Fortuna live auf dem Platz verfolgt. Diese Fortuna wiederum war Gründungsmitglied des „Premiumprodukts“ des DFB, der 3. Liga nämlich. Und genauso schnell wie sie dort reingekommen war, hat sie sich auch schon wieder in Richtung 2. Liga verabschiedet, nach einem dramatischen Finale samt Zuschauerrekord. Zur Zeit schnüffelt sie gar an den Aufstiegsplätzen zur — man mag es kaum glauben: Fortuna Düsseldorf! — ersten, ja, zu jener Bundesliga, in der man den „richtigen“ Fußball verortet, der zumindest die größte Aufmerksamkeit bundesweit erhält. Doch auch darunter spielt man Fußball, in den meisten Fällen, dürfen wir immer noch annehmen, sogar ohne gekaufte gegnerische Verteidiger oder Schiedsrichter. Janus war nicht erst in jener 3.-Ligasaison von Anfang bis Ende dabei, er hat es ja auch schon in der Oberliga mitgemacht, nun gibt es seine gesammelten Werke aus der 3. Liga als Buch zu kaufen.

Zur Einstimmung der Klappentext:

Nach zehn Jahren Abstinenz steigt Fortuna Düsseldorf wieder in die 2. Fußball-Bundesliga auf. Mehr braucht man eigentlich nicht zu sagen. Einer macht es trotzdem und lässt die gesamte Saison 2008/2009 der Fortuna in der neu gegründeten 3. Liga Revue passieren. Über schöne Siege, blöde Niederlagen, unglaubliche Unentschieden und die ein oder andere abwechslungsreiche An- und Abfahrt.
Sandhausen, Burghausen, Emden, Aalen … aber auch Braunschweig, Dresden, Offenbach, Berlin. Ein nostalgischer Rückblick. Mit Fußball.

Und um zu beweisen, dass neben ausführlichen Reisebeschreibungen tatsächlich Fußball drin vorkommt, hier ein kleiner Appetithappen:

1:0 Morabit (1.)
1:1 Christ (11., Foulelfmeter)
1:2 Jovanovic (12.)

Melka hält Foulelfmeter von Dogan (20.)
Melka hält Foulelfmeter von Boland (40.)

2:2 Lenze (49. Foulelfmeter)
2:3 Lambertz (51.)
3:3 Lenze (52.)
3:4 Costa (54.)
4:4 Boland (64.)
4:5 Christ (85.)
5:5 Banser (90.)

Was soll man über solch ein Spiel schreiben? Eigentlich wäre ein Roman angebracht. Denn mal Hand aufs Herz – wie oft im Leben bekommt man so etwas geboten? Wie viele Kilometer reißt man für seinen Verein ab, bevor man einmal bei einem solchen Spiel im Stadion sitzt? Ein Spiel, welches im Minutentakt zu völlig unterschiedlichen Gefühlsausbrüchen hinreißt, um einen hinterher fassungslos verstummen zu lassen, weil wirklich jede Steigerung, die man sich während des Spiels vorstellen kann, dann auch tatsächlich eintritt? Ja, gut, wenn ich mir genug in- und ausländische Ligen im Bezahlfernsehen zusammenkaufe, dann sehe ich im Laufe einer Saison vielleicht einige Spiele der Kategorie „unglaublich“, ist ja rein statistische Wahrscheinlichkeitsrechnung. Man mag sich dann auch immer glänzend unterhalten fühlen und der Meinung sein, das entsprechende Abo habe sich doch voll gelohnt. Meinetwegen. Aber eins, das kann man dann nicht: am Ende eines Spiels fassungslos nach oben aufs Tribünendach starren, weil der letzte Höhepunkt des Spiels dann doch einer des Gegners war — und trotzdem gleichzeitig denken: „Schön, dass ich dabei war …“

Und da Weihnachten vor der Kabinentür steht und bestimmt jeder irgendwo ganz entfernt einen Fortuna- oder auch Janus-Fan kennt, wäre das Ganze ja eine nette Idee, für Auswärts- oder sonstige längere Fahrten. Bei BoD kann man das Buch kaufen. (Nein, keine Provision für mich, aber gute Unterhaltung für alle Empfänger, diesmal ja sogar mit Happy End.)

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Mea culpa

Markus Babbel hat es benutzt, dem sehen wir das noch ein bisschen nach, die Verantwortlichen der TSG Hoffenheim haben es benutzt, denen sehen wir es nicht mehr nach. Liebe Leute, Robert Enke mag zwar tot sein, aber er ist kein Totschlagargument. Denn er ist schon tot. Man muss weder ihn noch anderer Leuts Argumente damit noch tothauen. Der Werther-Effekt ist auch kein kleines Witzchen geblieben (nein!), ich habe mich wirklich gefürchtet, ja, tut mir leid, beim IF noch einen großen Bohei daraus zu machen, der dann via der ZEIT noch größer wurde. Ich hab keine Angst vor der Auseinandersetzung mit dem Tod oder vor der Frage, ob ich denn überhaupt wisse, was ich tue. Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod (haha, natürlich scheiße ich mir davor in die Hose), die Frage war: Setze ich mich mit dem Tod auseinander, oder nicht. Ich wusste auch schon lange vorher vom Werther-Effekt, ich habe nicht nachgefragt, aber das ansonsten durchaus lesenswerte Blog „Anstoß-Online“ berichtet von einer Verdreifachung der Zug-Suizide seit Robert Enke. Und wie klein die ursprüngliche Zahl auch gewesen sein mag. Jeder weitere Tod ist zu viel. Wir müssen nichts weiter davon fortführen, ja, ich hatte und habe Angst, eine Verantwortung dafür zu tragen, ich lasse es seitdem sein, davon zu sprechen. Ich habe einmal für über x-Tausend Leute davon berichtet, danach ging das Ding in noch mal die Zehntausende, und zwar nur, weil ich es mit meinen eigenen Händen schrob. Ich bin ein Co-Mörder. Ich habe versucht, es so klein wie möglich zu halten. Ich schäme mich dafür, dass ich nicht die eigentlich nötige Entscheidung gefällt habe (zumal niemand das von mir verlangt hatte, es zu tun), es nicht zu tun.

Wenn jemand ernsthaft Robert Enke als Argument benutzen will, dann soll er, das gilt auch für Markus Babbel, gefälligst seine Schnauze halten, wenn er seine eigene kleine (aber großzügig honorierte) pisselige Berufstätigkeit (oder sein Scheitern) im Bereich des Profifußballs damit entschuldigen, erklären oder verklären will, dass irgendjemand den Suizid gewählt hat. 90%, las ich zuletzt, 90% aller Selbstmörder sind depressiv, wahrscheinlich sogar schwer depressiv, die anderen 10% brauchen wir jetzt nicht zu diskutieren. Wenn ein Mensch auf die Gleise geht, weil er eine, seine Firma in den Ruin getrieben hat, wenn er das als ausreichenden Grund für seinen Suizid empfindet, ohne depressiv zu sein, hat er auch irgendwas nicht verstanden, was das Leben ausmacht.

Es gibt wenige Dinge, die man als Suizidgrund annehmen kann, ohne depressiv zu sein. Die Enola Gay gesteuert zu haben, ohne zu ahnen, was man den Menschen da unten zumutet, mag so einer gewesen sein, es gibt sicher noch einige, aber wenige andere.

Was es aber nicht gibt, ist, dass wir jetzt heute und neuerdings uns jederzeit des Robert-Enke-Totschlag-Arguments bedienen, wenn uns irgendwas nicht passt, oder wenn irgendwo zu Gewalt aufgerufen wird. Die Krankheit Robert Enkes hat ungefähr überhaupt nix damit zu tun, wie die Leute miteinander umgehen. Das zu verstehen, und es eben nicht mehr als Totschlag-Argument zu benutzen, wäre wesentlich mehr ehrend des toten Robert Enke als ihn in jedem kleinen scheiß-Leberwurst-Konflikt als Argument zu missbrauchen. Wenn ich so eine Kacke lese, wie Babbel den Fan-Aufruhr als irgendwie mit Robert Enke zu tun habend oder eben missverstehend beschreibt, wenn ich lese, dass ernsthaft die Verantwortlichen der TSG Hoffenheim behaupten, die ihnen zugetragenen Schmähungen hätten etwas mit mangelndem Respekt gegenüber dem toten Robert Enke zu tun, dann muss man sagen, haben diese Totschlag-Argumentierer nichts, aber auch gar nichts verstanden.

Ich bin zumindest teilweise mitschuldig an einigen der Nachahmer-Tode. Ich käme aber nie auf die Idee, Kritik an mir oder meinen Blog-Inhalten jetzt mit Verweis auf einen toten Fußballer von mir zu weisen.

Und ich ahne, dass man der Robert-Enke-Stiftung wesentlich mehr als schlappe, schlappe 150.000 Euro als Startkapital geben sollte.

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Von der Magie der retrograden Amnesie

Man weiß nicht genau, ob es Fluch oder Segen ist, Besitzer eines menschlichen Gehirns zu sein.

Passiert etwas sehr, sehr Schlimmes, dann wird dieses Ereignis einfach nicht gespeichert, und auch der Vorlauf dieses Ereignisses kann in mehr oder weniger großen Teilen nicht erinnert werden. Die Funktion eines solchen „Amnesie“ genannten Prozesses scheint klar: Wenn etwas ganz fürchterlich war, ist es das Beste für die Selbsterhaltung eines Individuums, wenn keine Erinnerung an solche Erlebnisse exisitiert, das Wirken und Schaffen nicht beeinträchtigt werden und die Konzentration auf das Hier und Jetzt (in welchem es ja wiederum zu überleben gilt) eben nicht durch womöglich auftretende ständige, plötzliche Angstschübe unmöglich gemacht wird.

Eine feine Sache, so eine Amnesie.

Peinlich wird es allerdings dann, wenn die komplette Umwelt Zeuge dieser vermeintlich schlimmen Ereignisse war, ohne sich davon so betroffen zu fühlen, dass ein solch amnesischer Vorgang eingeleitet hätte werden müssen, der das Ich schützt. Womit sich der Beobachter auch noch an alles, was während des und vor diesem Ereignis geschehen ist, erinnert. Und die letzte Krise des FC Bayern war nun mal für die wenigsten eine existenzbedrohende, so dass man sich hier und dort noch bestens erinnert, was gerade eben erst geschehen ist. Nicht so die direkt Betroffenen, die dies dann auch noch, so sie keiner schützt, ohne den Anflug einer Ahnung von ihrer eigenen Amnesie zu haben in alle Mikrofone tröten:

Wir hatten nie Unstimmigkeiten, die Unruhe wurde von außen herangetragen.“

Schauen wir einmal genauer hin, was eine solche Amnesie, wie sie hier durch das Leugnen des Sprechers einer von allen anderen erlebten und erinnerten Realität zu Tage tritt, bedeutet:

Eine retrograde Amnesie (lat.: retro = rückwärts) ist eine spezielle Form der Amnesie, bei der Personen nicht mehr in der Lage sind, sich an Geschehnisse vor einem bestimmten, meist traumatischen, Ereignis zu erinnern. Der Gedächtnisverlust bezieht sich auf einen (zumeist kurzen) Zeitraum vor dem bestimmten Ereignis, ein Patient kann sich beispielsweise nicht mehr an einen Unfallhergang erinnern. Wenn diese Erinnerungslücken schwerwiegend sind, kann die dadurch entstehende Unsicherheit für die Betroffenen quälend sein.

Nun, quälend sind die Erinnerungslücken für Karl-Heinz Rummenigge offensichtlich nicht, sonst würde er nicht in Euphorie getränkt vor sich her jubilieren und „magische Nächte“ mit „historischen Abenden“ kombinieren, niemanden, der seinen Weg kreuzt ohne eine kleine Arie auf sein Team und seinen Klub davonkommen lassen. Traumatisch aber scheinen die Ereignisse davor gewesen zu sein, eine Niederlage in Mainz war da noch das geringste Übel, vielmehr die Gefahr, zum zweiten Mal in einem Halbjahr einen Trainer feuern zu müssen, den Vorstand kritisierende Interviews der eigenen Spieler und zu schlechter Letzt natürlich auch noch das peinlicherweise geklaute Gedicht zum Abschied von Franz Beckenbauer.

Traumatisch, als Protagonist, traurig für den Beobachter.

Die Definition der Amnesie geht allerdings noch weiter:

Eine retrograde Amnesie kann in Verbindung mit einer im Vordergrund stehenden anterograden Amnesie auch bei einem Korsakow-Syndrom auftreten.

Und dass in diesem Punkte Rummenigge etwas gefährdeter ist als seine Vorstandskollegen, legt ein Blick ins Archiv nahe, wenn man zum Beispiel „Erdinger, das Weißbier der Rummenigges“ noch mal anschaut (ganz besonders das zweite Video), seine Äußerungen zum Alkoholkonsum im Stadion unter „Neues vom Schlucksee“ liest oder ganz grundsätzlich der Frage nachgeht, ob er Probleme mit dem Gedächtnis habe — die Zeit in Lippstadt liegt schließlich lange zurück — das haben wir ja schon vor längerer Zeit mehrfach gefragt.

Bei extrem positiven Ereignissen ist das Auftreten einer Amnesie übrigens nicht bekannt, es steht also nicht zu befürchten, dass Karl-Heinz Rummenigge nach eventuellen Niederlagen gegen Bochum und Berlin oder Tabellenplatz 8 im März plötzlich wieder von einer Krise faselt. Magische Nächte sind lang.

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Aus der noch zu eröffnenden Rubrik: „Dumm und dümmer“

Oder auch: „Was Christoph Daum, Giovanni Trappatoni Trapattoni und ‚Hertha BSC Amateure‘ gemein haben.“

Ist sicher allen von damals noch bekannt, darf aber nicht untergehen im Rauschen des Nachrichten-Overflamenco:

„Das Spiel wurde auf Grund des Wettskandals wiederholt. Die erste Partie endete 2:1 für Hertha (A). Die Spielwiederholung wird für Hertha (A) wegen Einsatzes von 4 Lizenzspielern über 24 mit 0:2 als verloren gewertet.“

Quelle (nicht das Versandhaus).

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Die Engländer machen schon wieder Witze

Und das Problem ist, wie so oft bei Fremdsprachen, dass ich sie nicht verstehe.

Die WM-Auslosung liegt gerade hinter uns. England hat Glück (USA, Algerien, Slowenien) gehabt, was schnell wieder aufgebraucht sein wird, wenn es ins Playoff-System geht, wo man bekanntlich — zum Glück — nach der Abschaffung des Golden Goals und des den Jüngsten unter uns ja schon gar nicht mehr bekannten Silver Goals, das es nur einen Wimpernschlag der Fußballhistorie lang gab, am Ende ins Elfmeterschießen gehen könnte. Wie viele meinen, hätte England noch nie ein Elfmeterschießen (bei einem großen Turnier) gewonnen, dem ist natürlich nicht so. Außerdem hat sich Michael Ballack mittlerweile vom dort grassierenden Virus bereits anstecken lassen und zuletzt einen Elfmeter im Elfmeterschießen verschossen. Wollen wir also hoffen, dass Löw so weise sein wird, den „Capitano“ (nicht zu verwechseln mit dem Printz) im Fall der Fälle eben nicht antreten zu lassen. Dumm ***** gut und schießt auch gut Elfmeter, wie man weiß. Siehe Andy Brehme im WM-Finale zu Rom. Oder zig andere Beispiele. Ballack hingegen ist nicht so wirklich dumm, sonst hätte er es nicht mittlerweile geschafft, sich einigermaßen passabel eine Kunstsprache, die der Verständigung der ganzen Welt untereinander dient, namens „simple english“ anzueignen.

[photopress:People_who_can_speak_better_English_than_the_English_can_surely_beat_them_at_their_national_game_too.jpg,full,alignleft]

Es gibt dann hier ein kleines Witzchen seitens des Guardian, bei dem man als Deutscher, der um die schlechten Fremdsprachen-Kenntnisse seiner Genossen weiß, nicht weiß, ob das ein Witz ist oder sein soll oder eben nicht. Die Deutschen sprechen besser Englisch als die Englischen? Well, ich habe da schon so Einiges mitbekommen, ohne Witz, wie deutsche Austauschschüler in den USA einen Englisch- oder Literaturpreis gewannen, weil sie besser Englisch beherrschten oder Gedichte schrieben als es der gemeine Amerikaner an der High School soundso schaffte. Dass man in Deutschland aber durchaus besser englisch spricht als in Frankreich, Portugal, Spanien oder Italien, ist nun auch wieder nicht von der Hand zu weisen. Hier erinnert man sich gerne an den längeren Kurzurlaub in Barcelona, in dem es wirklich schon eine absolute Ausnahme darstellte, wenn irgendjemand überhaupt ein paar Brocken Englisch beherrschte.


(Nein, das Video ist nicht das, welches man hier annimmt. Es ist ein ganz anderes.) Man fürchtet dennoch, dass der Guardian in seinem WM-Special eher so Leute wie Guido Westerwelle gemeint haben könnte und eben nicht zum Beispiel Helmut Schmidt, Steffi Graf oder Arnold Schwarzenpecker, Deutsche also, die es dann doch irgendwann geschafft haben, ein bisschen englisch zu lernen, welches besser ist als das Englisch der White-Trash-Fraktion aus der Nähe von Birmingham, Manchester oder Ipswich. Pittsburgh, PA, oder Houston, Texas.

In Bezug auf Nationalsport muss man dann doch noch mal Helmut Kohls Äußerung anfügen, der Margret Thatcher die Nachricht zukommen ließ, dass Deutschland 1990 die Engländer (im Halbfinale) in ihrem Nationalsport geschlagen hätte. Woraufhin die gute Margret antwortet: „Sagen Sie Helmut Kohl, dass wir die Deutschen schon zwei Mal in ihrem Nationalsport geschlagen haben.“

Word.

(Ja, es tut weh, das Englisch von Westermölle zu sehen, viel mehr tut es aber weh, zu sehen, wie er seine Gestik so sehr nach außen kehrt, seine unterwürfige Gestik, wenn er merkt, dass er nun mal beschissenes Englisch spricht. Man sollte ihm da doch ein wenig, sogar gerne auf Staatskosten, Unterricht respektive Training angedeihen lassen, in welchem er lernt, a) englisch, b) ein bisschen souveräner zu sein, auch wenn er eigentlich einen Köttel in der Hose hat. So kann man keine Verhandlungen führen, nur weil man kein Englisch kann.)

(Was der Guardian jetzt gemeint hat, ist immer noch nicht klar, Westerwelle kann er jedenfalls nicht gemeint haben. Gibt es (bekannte) Deutsche, die gutes Englisch sprechen? Antworten in den Kommentaren sind welcome.)

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Wir warten auf das Christkind aka WM-Auslosung

20.36h Wenn man Serbien als Nachfolgestaat Jugoslawiens sieht, ist es vielleicht sogar ein gutes Omen, wer glaubt schon an Omen, denn jedes Mal, wenn Deutschland Weltmeister wurde, spielte es im Laufe des Turniers gegen Jugoslawien. 1954 im Viertelfinale, 1974 in der 2. Finalrunde, 1990 in der Vorrunde. Ist aber ein wenig überzeugendes Omen, denn auch wenn man gegen Jugoslawien spielte, wurde man schon mal so dann und wann kein Weltmeister.

20.17h Während des Bierhoff-Interviews legt dieser den Fahrplan der deutschen Mannschaft bis zur WM dar. Während des Bierhoff-Interviews wurde es dem Zuhörer unmöglich gemacht, weitere Allgemeinplätze noch aufzunehmen und wiederzugeben.

20.05h Interview mit dem ghanaischen Trainer, was er nach der Auslosung gedachte habe. „Kein Glück für Ghana.“ Was sagt der australische Trainer: „Was hatten Sie für ein Gefühl?“ Pim Verbeek kommt aus Holland. Spricht deutsch. Sehr gutes Deutsch. Er weiß nicht viel über Serbien, man müsse sich erst auf Deutschland konzentrieren. Er ist sehr zufrieden, insgesamt, mit der Auslosung.

20.00h Katrin Müller-Hohenstein fügt sich schön in die davor gelaufene Werbung ein, indem sie Oliver Bierhoff, Hausmütterchen, das sie ist, fragt, ob er jetzt angesichts der deutschen Gruppengegner „erstmal einen Schnaps“ brauche. Bierhoff wirkt nicht so, als bräuchte er einen, aber was weiß man hier schon? Das ZDF glaubt, die Schwierigkeitsgrade der Gegner lauteten absteigend so: Serbien-Ghana-Australien. Das Trainer-Baade-Backoffice ist der Meinung, dass man Australien unterschätze, wenn man sie als schwächstes Gruppenmitglied einschätzt.

19.49h In der italienischen Gruppe sind tatsächlich beste Voraussetzungen geschaffen, um den Italienern problemlos ihre übliche Schnarchvorrunde zu ermöglichen, um dann später zu größerer Form aufzulaufen. Natürlich, Fußball, kommt es immer anders und zweitens als man denkt.

Die Zielgruppe des ZDF scheint übrigens schwer medikamentenabhängig.

19.33h Die Stimmen sind eindeutig: Nach 1986 ist das die härteste aller deutschen Vorrundengruppen (siehe unten, dazu angemerkt, dass Argentinien in den 1960ern nicht die Klasse von heute hatte). Drei Gegner, gegen die man verlieren kann. Kein einziges Fallobst dabei, kein Honduras, kein Neuseeland, kein Algerien, wo man sich eines Sieges – nahezu – sicher sein könnte. Beim letzten Spiel gegen Ghana wäre es schön, schon qualifiziert zu sein. Ausscheiden kann man übrigens auch. Südafrika ist seit heute, tja, Motto des Abends, Gott sei’s geklagt, ausgeschieden. Mexiko, Frankreich, Uruguay. Mit ein bisschen Pech der erste Gastgeber einer WM, der keinen einzigen Punkt in seiner Gruppe erreicht.

19.22h Die 8 Gruppen stehen fest. Der Hauptpreis des Abends geht allerdings an Bela Rethy, der Uruguay schon als deutschen Gruppengegner verkündet hatte, weil er natürlich mit dem hochkomplexen Auslosungssystem total überfordert war und ja, das ZDF hatte ihn ja geschult, mehrmals sogar, zuletzt noch vor Ort, extra Trainer einfliegen lassen, die das alles noch mal mit ihm durchgehen, aber er hat es einfach nicht geschafft. Weshalb er in ca. 30 Minuten im Fernsehen verkünden wird, dass er seine Karriere beim TV beendet.

Gruppe A
A1 Südafrika
A2 Mexiko
A3 Uruguay
A4 Frankreich

Gruppe B
B1 Argentinien
B2 Nigeria
B3 Südkorea
B4 Griechenland

Gruppe C
C1 England
C2 USA
C3 Algerien
C4 Slowenien

Gruppe D
D1 Deutschland
D2 Australien
D3 Serbien
D4 Ghana

Gruppe E
E1 Niederlande
E2 Dänemark
E3 Japan
E4 Kamerun

Gruppe F
F1 Italien
F2 Paraguay
F3 Neuseeland
F4 Slowakei

Gruppe G
G1 Brasilien
G2 Nordkorea
G3 Elfenbeinküste
G4 Portugal

Gruppe H
H1 Spanien
H2 Schweiz
H3 Honduras
H4 Chile

18.58h Afrikanische und südamerikanische Teams können nicht in einer Gruppe landen, weshalb eventuell die eine oder andere Gruppe nach einer Ziehung übersprungen werden muss. Es kommen jetzt die einzelnen Loskugelzieher.

18.54h Das Prozedere der Aufteilung auf die Töpfe wird erklärt. Südafrika hat die rote Kugel. Die FIFA-Fanta-Weltrangliste sei Grundlage der Topfzusammensetzung gewesen. Warum das so ist, sagt Jérôme Valcke, Fifa-Generalsekretär, der jetzt auf der Bühne ist, natürlich nicht. Das ist klar. Denn niemand weiß, warum das so ist.

18.47h Während wir gedacht hatten, der Ball hieße Jabulani, wie in „Jubiläum“, sagt Charlize Theron gerade, dass er in Wirklichkeit „Dschabelani“ heißt. Nun, das ist eigentlich Jacke wie Hose, denn Bafanageist spricht man wie Bafanageist.

Jetzt die hoffentlich nur 90-sekündige Musik-Passage. Ich muss sagen, mir ist eine WM in Afrika dann irgendwie doch lieber als eine WM in Finnland. Komischerweise bewegen sich die Menschen in Südafrika häufig in Zeitlupe, wie das Video zeigt. Das erklärt auch die schlechten Leistungen von Bafana Bafana.

18.42h Bela Rethy übernimmt. „Ich habe 10 Jahre in Brasilien gelebt.“

18.38h Katrin Müller-Hohenstein hat sich dem Motto des Abends entsprechend als Betschwester gekleidet. Es erfolgt ein Interview mit einer Dame, die so gut deutsch spricht und auch fröhlicher, irgendwie afrikanischer gekleidet ist. Man könnte sich da einen Rollentausch vorstellen. Das ZDF behauptet, Frankreich sei wegen des Handspiels von Henry nur im vierten Topf (statt im ersten), was allerdings niemand bestätigen wolle.

18.33h Die politische Lage in Honduras ist übrigens immer noch angespannt. Das gilt für einige weitere Nationen, die heute in den Lostöpfen sind (die Nationen selbst sind da nicht drin, sondern nur Zettel mit den Namen der Nationen drauf, weshalb man die Kugeln aufmachen kann, auch vorher schon, was wiederum Verschwörungstheorien Tür und Tor öffnet), wie USA oder auch Deutschland.

18.30 Aber davon lassen wir uns die Stimmung natürlich nicht kaputt machen.

Die Tipps im Trainer-Baade-Backoffice reichen von Neuseeland, Nigeria, Schweiz über Nordkorea, Kamerun und Frankreich bis zu Honduras, Algerien, Griechenland. Offensichtlich hat da jemand nicht richtig zugehört bei dem Telefonat gerade.

18.22h Eine traurige Nachricht. Ante Sapina hat gerade angerufen, Nordkorea hat nicht geklappt.

18.16h Die Töpfe noch einmal aufzulisten, hieße Eulen nach Altenessen zu tragen, weshalb wir darauf verzichten und die Eulen stattdessen auf den Grill werfen. So möge Sepps Wille geschehen.

18.12h CNN hat gerade Ronald de Boer zu Gast, der Werbung für seine krude Idee einer WM in Katar machen darf. Interessant heute sei, gegen wen Frankreich und Portugal antreten müssten. Von Deutschland kein Wort, von den anderen aus Topf 1 allerdings auch nicht.

18.00h Es ist 18.00h. Jogi Löw legt gerade sein Nivea auf.

17.52h Die Webseite des Waterfront-Stadtviertels wartet mit einem originellen URL zum Thema auf: http://www.waterfront.co.za/play/events/Pages/CocaCola2010FIFAWorldCupDrawEntertainment.aspx

Aber David Beckham ist doch bei Pepsi oder nicht? Er scheint sich langsam an des Franzens Manieren zu gewöhnen: immer schon gegenstinken.

17.45h dogfood, Jannik und Felix stehen auch schon in den Startlöchern.

[Nachtrag: Jens Weinreich war zu spät am Tisch, aber immerhin live vor Ort.]

17.38h Hier noch mal alle deutschen (und zwangsläufig auch ostdeutschen) Vorrundengruppen der viel zitierten Historie:

WM 1954: Ungarn, Türkei (und Südkorea, gegen die aber wegen des seltsamen Modus nicht angetreten werden musste)
WM 1958: Argentinien, Nordirland, Tschechoslowakei
WM 1962: Chile, Schweiz, Italien
WM 1966: Schweiz, Argentinien Spanien
WM 1970: Peru, Bulgarien, Marokko
WM 1974: Australien, Chile, DDR
WM 1978: Tunesien, Mexiko, Polen
WM 1982: Algerien, Chile, Österreich
WM 1986: Schottland, Dänemark, Uruguay
WM 1990: Jugoslawien, VAE, Kolumbien
WM 1994: Südkorea, Spanien, Bolivien
WM 1998: Jugoslawien, USA, Iran
WM 2002: Kamerun, Irland, Saudi-Arabien
WM 2006: Costa Rica, Polen, Ekuador

17.31h Die Kugeln werden gerade aus den Öfen und Tiefkühltruhen entnommen. Ob das mal nicht zu früh ist?

17.25h Roy Keane fand übrigens nach dem Handspiel von Thierry Henry, dass die Iren, wozu er selbst auch zählt, aufhören sollten zu weinen, denn Shay Given im Tor der Iren hätte den Freistoß auch einfach abfangen können, dann wäre das alles nicht passiert. Möglicherweise sagt er das, weil er so viel Ahnung von Fußball hat, möglicherweise aber auch nur, weil er Shay Given nicht leiden kann. Sagt der Guardian. Und der Guardian sagt auch, dass ihm niemand Geringeres als Bono, der große Bono von U2, widersprochen hätte: „Roy Keane – you are wrong.“ Wir dürfen ja schon dankbar sein, dass Bono heute nicht auch noch bei der Auslosung der Vorrundengruppen auftaucht. Der große Bono, der für den Schuldenerlass afrikanischer Nationen kämpft, der aber kaum Steuern bezahlt, weil es in den Niederlanden eine tolle Klausel für Großverdiener gibt. Der große Bono, der übrigens nur 1,68m groß ist und deshalb häufig Schuhe mit megadicken Absätzen trägt. Nun, der große Bono wird heute nicht dabei sein. Der andere Zwerg von 1,66m übrigens auch nicht, obwohl der wiederum gut zum göttlichen Motto des Abends gepasst hätte. Maradona ist immer noch nach seiner ausgeklügelten und rhetorisch überzeugenden „Ihr könnt mir alle einen blasen“-Rede vor dem Weltpublikum gesperrt. Schade, und das wo doch, nun gut, wir werden nicht zotig hier.

17.15h Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass der Ball einem Hornissenkopf nachempfunden ist. Weshalb man ihn eigentlich ganz gut bei den Things that look like faces einsortieren könnte

17.12h Der neue WM-Ball ist raus, er heißt „Bafanageist“. Die Fifa behauptet zwar, dass er „Jubilani“ heiße, Trainer-Baade-Leser wissen aber schon seit Langem, wie er heißt und auch wie er aussieht. Ganz klar dort zu erkennen: Das ist wirklich der rundeste Ball ever. Der perfekteste und der schwangerste übrigens auch. Jens Lehmann hat ihn noch nicht getestet, weiß aber, dass er unheimlich flattere und unheimlich schwer zu berechnen sei, weshalb er, Lehmann, nicht der Ball, eben manchmal schlecht aussehe, klar, das ist dann natürlich Bafanageist schuld. Oliver Kahn fügte an, dass besonders bei diesem Ball der Druck immer stimmen müsse.

16.57h Nun, nicht ganz das Christkind, denn das Christkind ist in dem Fall nur wahlweise David Beckham, Sepp Blatter, Franz Beckenbauer oder Charlize Theron, also mit Ausnahme der letzten all diejenigen, die wir sowieso immer sehen und nicht mehr können. Man kann es einem aber auch nicht Recht machen, denn die ganzen unbekannten südafrikanischen Musiker, die uns für heute Abend bevorstehen, will man dann auch wiederum nicht sehen, jedenfalls nicht länger als in einem Zusammenschnitt der besten drei Songs in einem Clip, möglichst unter 90 Sekunden.

Bis es soweit ist, bis die Auslosung im „Victoria-&-Alfred-Waterfront“-Viertel von Kapstadt unter den Augen von nicht weniger als 1.200 Sicherheitskameras und 3.000 Augen von Sicherheitsbeamten, die sich paarweise auf 1.500 Besitzer aufteilen, beginnt, vertreiben wir uns hier ein wenig die Zeit. Um die Einstimmung auf Afrika zu schaffen jetzt also erstmal, wer mag, „Die Götter müssen verrückt sein“, der erste, ursprüngliche Teil, den ich schon immer mal sehen wollte, obwohl ich nach dem Lesen der Kritik bei Wikipedia ein wenig die Lust verloren habe. Aber nun gut, es sind noch fast 2h bis zu Beginn der Auslosung, da passt so ein Film ganz gut rein, auch wenn das „Lexikon des internationalen Films“ sagt:

Die vielversprechende satirische Ausgangsparabel wird mit einer Liebesgeschichte und einer actionhaften Verfolgungsjagd verschnitten, bis sie zur anspruchslosen Klamotte verkommt.

Obwohl der ja dann doch nicht selbst ernannte Gott („Ich habe nur gesagt, dass ich nie krank werde“) van Gaal heute erst nach 20h eine Rolle spielt, passt das doch ganz gut, die FIFA und die Götter, die verrückt sein müssen.


Ganz besonders heute gilt übrigens der Name dieser Kategorie: „WM 2010 – So möge Sepps Wille geschehen“.

Die Auslosungskugeln müssten sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich bereits ordnungsgemäß in den Öfen und Tiefkühltruhen befinden.

Jetzt aber erstmal Film ab.

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Real wer?

Falls irgendjemand angenommen haben sollte, dass das Berliner Desinteresse an internationalem Fußball irgendetwas mit der notorischen Torlosigkeit Herthas in diesen Wettbewerben zu tun habe, der muss sich hier eines Besseren belehren lassen.* Lange Zeit hat man sich hier gefragt, warum verdammt nochmal eigentlich das UEFA-Cup-Final-Rückspiel der Saison 1985/86 zwischen dem 1. FC Köln und Real Madrid in Berlin stattfand und nicht in Köln.

Man grübelte und grübelte seit Jahren schon und konnte sich partout nicht erinnern, bis plötzlich der Blick auf diese Tastatur vor einem fiel und man die alte Tante (in dem Fall nicht Hertha, sondern) Wikipedia fragte.

Der 1. FC Köln durfte wegen vorangegangener Zuschauerauschreitungen (in Waregem) das Finalheimspiel nicht im heimischen Müngersdorfer Stadion austragen und wich nach Berlin aus.

So einfach ist die Antwort.

Berlin als Austragungsort, eine äußerst ungewöhnliche Wahl von Köln aus gesehen, aber da man in Berlin damals selten europäischen Fußball zu sehen bekam, dachte man sich vielleicht in Köln, man tut den Menschen dort mal einen Gefallen. Ein paar DM Westberlin-Förderungsgeld waren sicher auch noch mit im Spiel. Und womöglich hatte es eine Mindestentfernung vom Heimstadion gegeben, um die Strafe auch zu einer solchen werden zu lassen.

Da trat dann also das in den 1980er Jahren zwar nicht ganz so erfolgreich und glamourös wie heute daherkommende, aber immer noch Weltruf genießende Real Madrid schon mal in West-Berlin an. Und ratet mal, wie viele Zuschauer kamen.

Genau.

Genau wie heute kamen etwas mehr als siehe dort, wenn mal ein Europapokalspiel ansteht. Man sieht also, es würde gar nichts nützen, wenn Hertha jetzt doch noch das Europa-League-Finale erreichte. Es kämen trotzdem nur siehe dort.

* Das Ergebnis des Hinspiels lassen wir mal außen vor. Und auch die Frage, warum so wenig Kölner nur nach Berlin fuhren oder flogen, was nicht unwesentlich mit dem ersten Teil nach dem Asterix zu tun haben könnte.

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Voodoo auf russisch

Der Afrika-Cup in Angola steht fast schon vor der Tür, und dann werden sie wieder rausgeholt, die kleinen Tricks, mit denen man sich einen Vorteil zu verschaffen glaubt. Während man dort tote Hühner oder Katzen auf dem Platz des Gegners vergräbt oder dessen Spieler von zweifelhaften Zaubermännern verwünschen lässt, geht man in der Ukraine ein wenig legitimierter vor.

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Wo warst Du, Adam Fan?

Ich könnte hier jetzt eine Menge faseln, über „flashbulb memories“, aber da lese man doch einfach den verlinkten Text lieber selbst.

Eigentlich war es ohnehin schon länger mal geplant, dass „wir“ uns hier über unsere flashbulb memories in Bezug auf erlebte Endspiele unterhalten, obschon ich mir nicht sicher war, ob daran überhaupt Bedarf besteht, schließlich haben diese Endspiele, abgesehen natürlich von dem einen wahrlich schrecklichen Moment („Burruchaga – Toni, halt den Ball! – Nein.“) keine weitere, größere emotionale Bewandtnis. 1982 war verdient, 1966 war man nicht geboren, 1974 war man geboren, aber auch noch nicht wirklich geistig anwesend, 2002 war spannend und enttäuschend, aber kein Beinbruch.

Außerdem hätte ich ohnehin lieber mit einem anderen Endspiel begonnen als mit dem äußerst, äußerst, äußerst schnöden Spiel von 1990, das ja bekanntlich noch unschöner entschieden wurde. Natürlich auch nicht mit 1994, das noch fürchterlicher war. Sondern z. B. mit eben jenem 1986 oder vielleicht mit 1992. Oder mit 1996, oder mit 2002, oder mit 1982. Oder mit dem Halbfinale von 2006, damit aber wohl eher nicht, weil man ja zu jenem Zeitpunkt bereits sich hier hätte mitteilen können, was man sicher getan hätte, wenn man Mitteilungsbedürfnis hätte.

Aber nun gut, nehmen wir halt den Vorschlag der dortigen auf. Ich nehm mir mal die Freiheit, aus dem a*i*as-Blog zu zitieren.

Beinahe 20 Jahre sind nun vergangen. Für viele Fußballanhänger sind die Erinnerungen an den 8. Juli 1990 dennoch sehr präsent. Gilt das auch für dich? Was hast du an diesem Tag ab 20 Uhr gemacht? Hast du auch vor dem Fernseher gesessen? Oder warst du etwa einer von 73.603 Zuschauern im Olympiastadion im Rom?

Und gebe auch gleich meine Antwort, die so furchtbar langweilig ist, dass es schon (und nicht „fast“) wehtut. Ich meine das ganz wörtlich, denn ich war mir der Dimension des Ereignisses leider nicht bewusst und hätte statt dem, was ich tatsächlich getan habe, auch in meiner Heimatstadt in ein vollbesetztes Kino gehen können, in welchem das Spiel live übertragen wurde und/oder nach dem Sieg mit Tausenden im Zentrum der Stadt bei Autokorso, Girlanden und Erdnußflips feiern können, überschwänglich, bis der Abend zum Morgen geworden wäre. Vielleicht hätte ich ein Kind gezeugt oder zumindest meine Zukünftige kennengelernt, ich hätte diesen Weltmeistertitel nicht allein gefeiert zur Kenntnis genommen.

So aber:

Ich saß als Heranwachsender, der allerdings durchaus schon feiertauglich war, bei meinen Eltern im Wohnzimmer, wo ich das Spiel schaute, mitzitterte und mich danach auch schwer freute.

Nach dem Spiel ging ich in mein Zimmer und irgendwann ins Bett.

Gute Nacht.

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