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Monat: Juli 2010

Seltsame Einlaufkinder

Ob ihr mit dem FC Bayern München oder dem Gastteam auflauft, losen wir vor dem Spiel aus. Ausnahme: Ein Team will nicht mit dem FCB auflaufen, was bisher aber nicht vorkam.

Was Campino wohl davon hielte? — Vermemmte Jugend ohne Rückgrat.

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Der große WM-2010-Rückblick von janus

Er war zwar nicht vor Ort, anders als wir alle, die wir das kleine Mädchen in der ARD waren, deshalb hatte er aber auch Zeit, alle Spiele zu verfolgen und sich am Ende der WM zusammenfassend zu äußern. Mit dem Blick fürs Un- wie fürs Wesentliche, ausführlich und umfassend, wie man janus liebt. Wenn man ihn liebt.

Was gar nicht ging, war das ZDF-Gespann Katrin Müller-Hohenstein und Olli Kahn. Wie schon geschrieben, vom Olli erwarte ich weder rhetorische noch analytische Glanzleistungen. Dass der allerdings von Frau Müller-Gedöhns noch unterboten wurde, war eine der eher bitteren Erkenntnisse dieser WM. Und damit meine ich nicht den „inneren Reichsparteitag“, den sie Miroslav Klose nach dem ersten WM-Spiel zugestand, das ist halt so eine Floskel, die kann schon mal rausrutschen, ohne dass es den entsprechenden Hintergrund hat. Zumal bei dieser Dame von irgendeinem Hintergrund nun wirklich keine Rede sein kann. Völlig sinnfrei plauderte die über Sachen, von denen sie erkennbar keine Ahnung hatte, musste bei diversen Anmoderationen vom Blatt ablesen, weil sie wieder mal nicht wusste, worum es ging, und war hauptberuflich eigentlich damit beschäftigt, diverse andere Mannschaften in die Pfanne zu hauen, besonders die Niederländer hatten es ihr in diesem Punkt angetan. Ausgestattet mit der Arroganz des Unwissenden ging sie auch bei Uruguay in die Vollen. Da entblödete sich das ZDF nicht, vor dem Halbfinale gegen die Niederlande einen kurzen Beitrag zu zeigen, in dem tatsächlich die Unmoral des Handspiels von Torjäger Suarez auf der Torlinie in der Partie gegen Ghana thematisiert wurde. Mein Gott, Deutsche und Fair play, das geht doch immer in die Hose. Wäre das nicht Suarez gewesen, sondern Friedrich oder Mertesacker, mit demselben Ergebnis, wir hätten den Mann doch geadelt, und Frau Müller-Gedöhns hätte anschließend etwas vom „Kampf mit allen Mitteln bis zur letzten Sekunde“ gefaselt. Da es sich allerdings doch nur um solches Kroppzeuch wie Uruguay handelte, ließ ihr dies natürlich keine Ruhe, sodass sie nach dem Beitrag beim Ollitan nachhaken musste: „Ist nur ein Spiel Sperre für diese Rote Karte gerecht?“ Dass das genau so in den Regeln steht, übrigens auch für die Bundesliga, egal, wen interessiert das schon, wenn diese Vögel ein möglicher Finalgegner von uns sein könnten? Jawohl, Finalgegner, denn zum Halbfinale traten wir ja eigentlich nur an, damit uns die Zeit bis zum Finale nicht so lang vorkam, nicht wahr, Frau Müller-Hohenstein? „In weniger als 24 Stunden steht auch die deutsche Mannschaft im Finale. Vorher muss natürlich noch die Partie gegen Spanien gespielt werden.“ Brilliante Analyse, und kein Stück arrogant.

Janus spricht aber mehrheitlich über Fußball, und nicht über Fußball im Fernsehen, trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen, gerade diese Passage zu zitieren. Katrin Müller-Obersalzberg, wie die Titanic schrob. Tja. Damit tut man janus, der eben mehrheitlich über Fußball schreibt, auch schon fast Unrecht, ihn auf diese Passage zu reduzieren. Weshalb Ihr alle ja jetzt auch den kompletten WM-Rückblick von janus lesen werdet:

Auf zum gesamten WM-Rückblick von janus.

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Blitzkrieg! Hunnen! Fritz, Surrender! Die Panzer rollen nicht mehr endlich wieder!

Unfassbar.

„Wenn Du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ’n Eigentor her.“

Da machen die englischen Medien nach der fürs Außen-Image doch recht positiv wirksamen WM 2006 in Deutschland und insbesondere dem fußballerischen Auftreten der deutschen Mannschaft in Südafrika endlich mal nicht mehr mit solchen Schlagzeilen wie im Titel genannt auf, als es zur Paarung England gegen Deutschland kommt, da haben wir gleich — mit direktem Draht zur Weiterverbreitung — einen Mann in vorderster Front, um im Bild zu bleiben, der dafür sorgt, dass diese vermaledeiten Assoziationen nicht verloren gehen, wenn die anderen sie nun endlich einmal ad acta legen.

Es ist ja auch wichtig, die Erinnerung nicht verblassen zu lassen. Die Schattenseiten der deutschen Geschichte sind einmalig, unvergleichlich. Das würde heutzutage niemand ernsthaft bestreiten, auch wenn das in der BRD selbst erst irgendwann gegen Mitte der 1960er Jahre dämmerte, als diese extremen Schattenseiten auch schon 20 Jahre her waren.

Der Mann heißt Oliver Kahn. Der Mann hat nicht nur Eier.

Er hat auch ein Management. Und dieses Management betreibt eine Webseite.

Und diese Webseite ist Teil seines zumeist inhaltsleeren ZDF-Pläuschchens vor, zwischen und nach Fußballspielen der WM mit einer Dame, die wiederum selbst gerade in Schwulitäten wegen gewisser Werbeverbandelungen ist, das ist hier aber nicht das Thema.

Den Fanexperten, der die auf dieser Webseite gewonnenen Daten verbreitet, kennt auch jeder, der auf die Öffentlich-Rechtlichen bei der WM-Grundversorgung angewiesen ist.

Irgendjemand der Betreiber hatte jetzt die umwerfend neue Idee, der deutschen Nationalmannschaft so etwas wie einen Spitznamen zu verpassen. „Three Lions“ wird die englische Mannschaft genannt, „Les Bleus“ die französische oder „Die unbezähmbaren Löwen“ (auf französisch) jene von Kamerun. Also muss so etwas auch für die deutsche Mannschaft her. Dass entweder die eingereichten Vorschläge nicht besonders originell waren oder die Jury in ihrer Auswahl mehr als konservativ zu nennen ist, sei dafür unerheblich, schließlich wüsste man hier auch mit keinem guten Vorschlag für einen Spitznamen aufzuwarten. Was daran liegen könnte, dass Spitznamen normalerweise während des Lebens, des Zusammenlebens oder aus irgendwelchen Zusammenhängen irgendwelcher Nationen mit irgendwelchen Tieren oder Sagen oder dergleichen entstehen und nicht per Abstimmung zugewiesen werden können. Tante Käthe hatte jedenfalls damals keine TED-Telefon-Umfrage durchführen lassen, ob sie er so genannt werden will oder doch lieber anders.

Dass also die übrigen Vorschläge auch alle mehrheitlich großer Mist sind („11 Freunde“, „Schlandmän“ oder „Goaliats“ – ja wirklich: „Goaliats“) ist irrelevant.

Einen Vorschlag aber, den die Leute von fanorakel und damit quasi ja auch die Leute vom ZDF und vom Kicker, wie es dort zumindest geschrieben steht, akzeptabel fanden und in ihre Abstimmung aufgenommen haben, den kann man nur noch hirntot nennen.

Die Panzer

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Das ZDF (!) und der Kicker (!) und diese vom Management von Oliver Kahn betriebene Seite fanorakel.de (kein Ausrufezeichen) lassen öffentlich und ohne jegliche Scham darüber abstimmen, ob eine Fußball-Nationalmannschaft aus einem Land, deren Bewohner und Vorfahren mehr als nur halb Europa überfallen, verwüstet und den Tod von ca. 60 Millionen Menschen verursacht haben, ernsthaft einen Spitznamen in Form einer dieser todbringenden und viele weitere Tode ermöglichenden Waffen tragen solle.

Sie schämen sich dann natürlich nicht, auf der Webseite anzuzeigen, dass 4% aller User diesen Spitznamen als ihren Favoriten ausgewählt hatten. Mit insgesamt 4% Idioten könnte man wohl noch ganz gut in jeder Gesellschaft zurechtkommen. Mit Leuten, die in Deutschland öffentlich-rechtliche Medienarbeit verrichten und sich beim Begriff „Die Panzer“ nichts denken, hingegen eher nicht.

Natürlich gibt es in anderen Ländern vielerlei militärische Verwicklungen von Bezeichnungen im Fußballbereich, allein schon, wenn man Fangruppierungen als „Army“ von irgendwas oder in irgendwelchen Farben bezeichnet. Das ist aber irgendwo anders.

Hier ist Deutschland und hier braucht kein Mensch in irgendeiner Form die Bezeichnung einer Waffe, gerade jene Waffe, die im Ausland jahrzehntelang die Metapher für eben jenen Angriffskrieg war, auch wenn nur von Fußball die Rede war, als niedlichen, verharmlosenden, tatsächlich aber wohl Angst einflößen sollenden Spitznamen einer Auswahl von Sportlern.

Bei dieser Abstimmung hat sich eine Mehrheit von über 50% übrigens für irgendwas mit „Adler“ als Spitznamen entschieden, jetzt geht die Abstimmung in die nächste Runde, welche Adler es denn genau sein sollen. Auch hier sind die Vorschläge von exquisiter Güte („Schwarogo Adler“, „Deutsche Adler“ oder „Weißbrust Adler“). Es scheint, im Sinne der vorhergegangenen Abstimmung, wenn es schon nicht die Panzer sein dürfen, fehlt da noch ein gewisser Adler in der Auswahl.

Darum, dass Hirn vom Himmel fiele, wagt man ja schon gar nicht mehr zu bitten.

Entdeckt und zuerst verfolgt von Jogis Jungs.

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kicker, the psychotic Sportmagazin

Well, nicht ganz psychotic, eher psychological, aber wer Letzteres ist, kennt sich meist mit Ersterem ja auch ganz gut aus.

Der kicker Sportmagazin wird 90. Weshalb er in seiner aktuellen Printausgabe 90 meist minder interessante Fakten zu seiner Geschichte und auch aktuelle Mediadaten veröffentlicht. Und ein paar der deutschen Fußballlegenden zu Lobhudelei kommen lässt, wobei dann natürlich äußerst kreative Aussagen herauskommen („Der kicker ist für mich …“ Philipp Lahm: “ … in Deutschland das Fachmagazin des Fußballs.“), für die man nicht mal den Rechner anmachen würde, wenn man Print denn auf dem Rechner lesen müsste.

Siedend heiße Information Nr. 80 von den wie gesagt 90 Fakten rund um den kicker Sportmagazin lautet:

Private Verfehlungen finden im kicker keine Erwähnung. Es sei denn, sie hätten Auswirkungen auf den sportlichen Bereich.

Das ist faszinierend. An anderer Stelle berichtet der kicker (Sportmagazin?), wie viele Redakteure im Printbereich, wie viele Redakteure Online, wie viele Grafiker und wie viele Lektoren für ihn tätig sind.

Nur wie viele Psychologen er beschäftigt, das wird leider nicht verraten.

Man würde eigentlich mit gesundem Menschenverstand annehmen: Um einschätzen zu können, welche privaten Verfehlungen einen und welche keinen Einfluss auf den sportlichen Bereich haben, sollte man doch schon Mann oder Frau vom Fach sein.

Man muss gar nicht so weit gehen und auf John-Terry’sche Verwicklungen mit Partnerinnen oder Ex-Partnerinnen von Mannschaftskollegen verweisen, die selbstredend keinen Einfluss auf das Mannschaftsgefüge haben. Auch Dinge wie längere Partyfeiereien trotz Niederlage von nur Teilen des Kaders wirken sich nicht sportlich aus. Oder abgetretene Rückspiegel mit folgender Verhandlung, zumindest Vorladung haben sicher keinen Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit, Konzentration und den psychischen Status eines Betroffenen. Wettschulden zum Beispiel sind auch nur eine private Verfehlung, die den jeweiligen nicht anfällig für Spielmanipulationen machen. Eine unglückliche Ehefrau — oder wie im Falle Wolfsburg: Ehefrauen, die erst gar nicht in diese Stadt ziehen wollen — bleiben selbstverständlich auswirkungslos in Fragen der Performance eines Spielers oder gar Zusammenstellung eines Kaders.

Auf der Garagenauffahrt zusammengetretene Betrunkene hemmen nicht die Leistungsfähigkeit, sondern steigern sie wahrscheinlich noch. Bauherren-Modelle aus den 1980ern mit eingebautem Totalverlust des Vermögens, welche zum Beispiel Ewald Lienen dazu zwangen, im biblischen Alter von fast-Mirko-Votava noch selbst auf dem Platz zu stehen, moderieren sicher nicht die Motivation eines Spielers, der eigentlich gerne schon längst nur noch daheim auf dem Sofa säße. Dass ein Trainer, wie alle im Team außer der gehörnten (sagt man das auch bei Frauen?) Ehefrau wissen, eine Geliebte hat, kratzt natürlich nicht an seiner Reputation innerhalb des Teams.

Wir sehen: Es war ein Irrglaube, anzunehmen, dass man einen Psychologen benötigte, um einzuschätzen, welche privaten Verfehlungen einen Einfluss auf den sportlichen Bereich haben:

Natürlich hat überhaupt keine private Verfehlung einen Einfluss auf den sportlichen Bereich. Denn sonst: Würde sie ja im kicker Sportmagazin erwähnt werden.

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Goleo hat sich operieren lassen

… und heißt jetzt nicht mehr Goleo, sondern Karla Kick.

Wir sind ja aufgeschlossen bei sowas. Also viel Erfolg, Pussycat, beim Maskottieren der Frauen-WM 2011, diesmal mit Höschen.

„Pille“ als Sidekick war wohl bei einem weiblichen Maskottchen nicht mehr so angebracht …

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Adeus a Brasil

Die WM ist tot, es lebe die WM!



Endlich keine Vuvuzelas mehr, endlich wieder Fußballstimmung.

Okay, es ist noch vier Jahre hin, vorher gibt’s noch Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League und Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Außerdem sind die Anstoßzeiten wahrscheinlich eher ungünstig für mitteleuropäische Zuschauer, was wiederum Public-Night-Viewing eher unwahrscheinlich werden lässt.

Aber dann endlich wieder „Aaahs“ und „Ooohs“ bei einem Fußballspiel, bei einer WM hören zu dürfen, wird das Ganze sicher deutlich angenehmer und mitreißender (um die Vokabel von den Emotionen zu vermeiden) werden lassen als es in Südafrika der Fall war. Die Spiele waren ja gar nicht so viel schlechter als andere WM-Spiele oder auch nur Fußballspiele. Allein: Wenn man nicht in der Öffentlichkeit geschaut hat, fehlte einfach dieses Auf und Ab.

Nirgendwo schläft man besser als in einem gleichmäßig vor sich hinratternden Zug. Erst wenn er hält und das Rattern verstummt, wacht man auf. Die Vuvuzelas aber verstummten nie.

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Konsequenz, meine Herren

Ich erwarte von all jenen, die sich ständig derart äußern, dass das Spiel um den 3. Platz überflüssig sei und abgeschafft werden solle, weil es irrelevant sei, ob man Dritter oder Vierter werde und die Spieler ohnehin nicht mehr motiviert seien, so viel Konsequenz, dieses Spiel dann heute Abend auch nicht anzuschauen. Selbst wenn der Bier- oder Garten so verlockend wie in den vier Wochen zuvor rumsteht und seine leckere Geruchs- und Geschmacksmischung aus dem Spitznamen Ribbeckscher Nationalspieler und einem der Premiumpartner der Nationalelf verströmt, selbst wenn alle anderen wieder vor der Glotze oder Leinwand hocken, selbst wenn es drinnen einfach zu heiß ist zum Laufen und der Pass sitzen muss: Konsequenz, meine Herren Spiel-um-den-dritten-Platz-Madigmacher.

Wer das Spiel überflüssig findet, schaltet gefälligst auch nicht ein.

Ich werde das kontrollieren!

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Alle Spiele um Platz 3 bei einer WM

Als kleiner Appetizer für heute Abend: Es gab da durchaus, logisch ja auch bei zwei unterlegenen Halbfinalteilnehmern, immer mal wieder sehr gute Paarungen auf dem Papier, die dann auch hielten, was sie versprachen. Zwar schaut sich wahrscheinlich kein Mensch der Welt ein Spiel um Platz 3 von 1962 noch einmal im Re-live an (außer mir), aber heute Abend kann immerhin noch Historisches passieren. Ein 4:0 gilt es zu überbieten. Oder die 9 Tore insgesamt aus der Niederlage gegen Frankreich von 1958.

Noch nie gab es übrigens ein Elfmeterschießen im Spiel um Platz 3.

Swynestygä.

1930 kein Spiel um Platz 3
1934 Deutschland – Österreich 3:2
1938 Brasilien – Schweden 4:2
1950 kein Spiel um Platz 3
1954 Österreich – Uruguay 3:1
1958 Frankreich – Deutschland 6:3
1962 Chile – Jugoslawien 1:0
1966 Portugal – UdSSR 2:1
1970 Deutschland – Uruguay 1:0
1974 Polen – Brasilien 1:0
1978 Brasilien – Italien 2:1
1982 Polen – Frankreich 3:2
1986 Frankreich – Belgien 4:2 n. V.
1990 Italien – England 2:1
1994 Schweden – Bulgarien 4:0
1998 Kroatien – Niederlande 2:1
2002 Türkei – Südkorea 3:2
2006 Deutschland – Portugal 3:1
2010 Deutschland – Uruguay 3:2

Rekord-Dritter bei einer WM, ganz zufällig: Deutschland, wie diese Auflistung der Häufigkeiten von dritten Plätzen zeigt.

1. Deutschland 4
2. Frankreich 2
Brasilien 2
Polen 2
Schweden* 2
6. Chile 1
Österreich 1
Portugal 1
Italien 1
Kroatien 1
Türkei 1

(* Schweden erreichte auch 1950 den dritten Platz, als es kein Spiel um den dritten Platz, sondern eine Finalrunde mit 4 Teams gab.)

Noch dazu Deutschland heute mit der Chance, den Vorsprung auszubauen. Ein Rekord, auf den man wahrlich gerne verzichten würde. Wahlweise eintauschen gegen eine handgefertigte rostbraune Stehlampe aus Ostfriesland.

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WM-Schnellgericht

Was vielleicht Assoziationen zu einem Hamburger oder einer Pizza aus der handelsüblichen nahegelegenen Pizzeria hervorruft, hat tatsächlich einen böseren Hintergrund. Der Flitzer, der beim Halbfinale Deutschland gegen Spanien aufs Spiel flitzte, anständigerweise angezogen und ohne wackelnden Pimmel übers Feld laufend, von einem Rollstuhlfahrerplatz aus, muss sich nun vor einem solchen wie im Titel genannt verantworten.

Richtig gelesen:

Ein WM-Schnellgericht.

Es verwundert kaum, dass ausgerechnet eine Veranstaltung der FIFA die Wieder-Einführung von Begriffen und Institutionen nötig macht, die man eigentlich nur aus Kriegszeiten kennt. Ein Schnellgericht, das möglichst schnell aburteilen soll, kann und darf, ist wohl nicht das, wofür Nelson Mandela 27 Jahre lang auf Robben Island, bei dessen Besuch Sepp Blatter noch die Tränen kamen, im Gefängnis saß und danach trotzdem noch seine Nation in irgendwie sowas wie Freiheit (so lange die FIFA noch nicht da war) geführt hat.

Ein WM-Schnellgericht für den Herrn Flitzer. Wohl bekomm’s.

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Wie groß ist die [Emotion]?

Kann man nach einem 0:1 im WM-Halbfinale, wodurch man nicht mehr Weltmeister werden kann, nicht ein einziges Mal eine andere Frage stellen als „Wie groß ist die Enttäuschung?“?

Philipp Lahm wurde das gefragt, der offensichtlich kurz davor war, es dem kleinen Mädchen in der ARD gleichzutun, Jogi Löw wurde das gefragt, Bastian Schweinsteiger wurde das gefragt.

Man muss festhalten, dass es scheißegal ist, wie groß oder klein die Enttäuschung in so einer Situation ist, weil doch jeder, der zugeguckt (und mitgebangt) hat, weiß, dass die Enttäuschung so groß ist, dass es nicht ausreichen würde, die Hände zur vollen Spannweite eines Menschen voneinander zu strecken. Kann man — nach solchen Spielen und vor allem Ergebnissen gegen England und Argentinien — noch enttäuschter sein nach einem Fußballspiel als in diesem Fall gegen Spanien? Wenn man somit nicht mehr, obwohl das durchaus nicht unwahrscheinlich war, Weltmeister werden kann: Was gibt es denn Schlimmeres, als in einem WM-Halbfinale nach so einem Vorlauf zu verlieren (als Fußballer natürlich nur, real life blenden wir hier immer aus)?

Und es ist zudem scheißegal, wie sehr enttäuscht der Befragte ist, weil es auf diese Frage keine sinnvolle Antwort gibt, oder wenn es sie gibt, dann ist sie wenig erhellend und hat für den Zuhörer auch Nullkommanull Erkenntniswert.

„Wie [Emotionen beschreibendes Adjektiv] sind Sie jetzt?“

„400″

„Geht so“

„der grüne Button“

„nicht viel mehr als Erwin aus Eisenhüttenstadt jetzt wäre“

„bis zum Anschlag“

„12 hektar [Emotion]“

„genauso wie letzten Mai, als mein Hamster starb/geboren wurde/Vater wurde“

Was soll man darauf antworten? Wie groß ist die Enttäuschung? Achtkommadrei auf der nach oben offenen Bescheuertheitsskala an Reporterfragen? Oder doch eher „mittelmäßig“, wie man es unter Menschen gerne ausdrückt, nämlich in Worten.

Ja, natürlich ist diese Frage einfach nur ein standardisierter Einstieg in ein Interview, bei dem niemand eine ernsthafte Antwort auf die Frage erwartet. Sehr groß, mittelgroß, mittelklein. Das gilt ja übrigens für beide Fälle: Große Freude oder große Enttäuschung. Wie groß ist die Freude, Herr Torwart vom Drittligaklub, der gerade im DFB-Pokal den entscheidenden Elfmeter gegen den Erstligisten 1. FC Hamburg abgewehrt hat. „12,3 ist die Freude groß!“ Aha. Und die Wut, lieber Trainer vom 1. FC Hamburg? „So groß wie ein Big Mac.“

Wie groß ist eigentlich die Langeweile, die Herren Reporter, wenn man immer die gleichen — sinnlosen — Fragen stellt?

„8,1 groß“.

Wirklich derart groß/klein/mittelmäßig?

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Wenn vollschlanke Frauen keine Arien mehr trällern

Für alle, die sich gewundert haben, warum hier während der WM so wenig los war: Ich war natürlich in Südafrika während der gesamten Zeit und habe alle möglichen Facetten des Turniers aus nächster Nähe verfolgt, weshalb kaum Zeit zum Schreiben blieb. Insbesondere die deutsche Mannschaft und ihren Aufstieg habe ich begleitet — und heutigen Fall. Zufällig war ich dann sogar heute im deutschen Fernsehen zu sehen. Das sehr kleine Mädchen im Deutschlandtrikot, welches in der Nachbesprechung der Partie in der ARD für längere Zeit groß im Bild war, das hemmungslos weinte, so untröstlich, dass es selbst Günter Netzer aufrichtig entfuhr: „Ach Gott, das tut mir jetzt aber leid.“

Das war ich.

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Das Abschneiden der Titelverteidiger

Abschneiden, abschneiden. Man denkt unwillkürlich an Heinz Gründel und bekommt Hunger. Hier geht es aber darum, was der Titelverteidiger der vorhergegangenen Weltmeisterschaft jeweils erreicht hat bei der nächsten WM. Man darf mit Fug und Recht sagen: eigentlich hat bislang nur Brasilien seinen Titel verteidigt. Das, was Italien da zwei Mal zum Titel geführt hat (in einer Zeit, als die Zeiten anders waren), kann man wohl kaum als regulären Wettbewerb bezeichnen.

Nun gut, wir sind (außer Brustring und direkter-freistoss) keine Schiedsrichter, deshalb hier also die Liste, wie die jeweiligen Titelverteidiger beim folgenden Turnier abgeschlossen haben:

1930 Weltmeister Uruguay
1934 nicht teilgenommen
1934 Weltmeister Italien
1938 Weltmeister
1938 Weltmeister Italien
1950 Vorrunde
1950 Weltmeister Uruguay
1954 4. Platz
1954 Weltmeister Deutschland
1958 4. Platz
1958 Weltmeister Brasilien
1962 Weltmeister
1962 Weltmeister Brasilien
1966 Vorrunde
1966 Weltmeister England
1970 Viertelfinale
1970 Weltmeister Brasilien
1974 4. Platz
1974 Weltmeister Deutschland
1978 2. Finalrunde
1978 Weltmeister Argentinien
1982 2. Finalrunde
1982 Weltmeister Italien
1986 Achtelfinale
1986 Weltmeister Argentinien
1990 Vize-Weltmeister
1990 Weltmeister Deutschland
1994 Viertelfinale
1994 Weltmeister Brasilien
1998 Vize-Weltmeister
1998 Weltmeister Frankreich
2002 Vorrunde
2002 Weltmeister Brasilien
2006 Viertelfinale
2006 Weltmeister Italien
2010 Vorrunde
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