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Monat: August 2010

Pokal normal

Der erste Bundesligist, der ausscheidet (mit einem Kantersieg von 1:0 für seinen Gegner) „blamiert“ sich „bis auf die Knochen“. Jemand, der einen entscheidenden Elfmeter verwandelt oder als Torwart hält, ist von nun an ein „Pokalheld“ — in der ersten Runde. Für einen Dritt-, Viert- oder Fünftligisten mag das Sinn ergeben. Für einen Profitorwart aus der ersten Liga sicher nicht in einem Elfmeterschießen gegen einen unterklassigen Gegner. Der wäre ein Held für einen Abend, so lange, wie die Busrückfahrt aus Emden, aus Gütersloh oder aus Worms dauert, aber doch niemals ein ernsthafter Held, der in die Annalen des Klubs eingehen würde.

Es dauert nur ein normales Pokalwochenende lang, bis man schon durch die Abgegriffenheit der Floskeln, der stets wiederkehrenden, den Sermon zu einer ganz normalen Pokalrunde nicht mehr lesen mag.

Es ginge ja auch anders, mit anderen Worten, weniger boulevardesk. Und die Leute würden es gar nicht weniger kaufen, weniger klicken, weil sie größtenteils wissen wollen, was passiert ist, nicht, wozu man ein einfaches Fußballspiel, eine einfache Pokalrunde machte, nur weil einem das Jota Kreativität fehlt, mal etwas anderes zu schreiben als sonst immer.

Aber es ging ja noch weiter an diesem Wochenende oder kurz davor, und da fehlte es erst recht an Kreativität, oder sagen wir lieber: ausreichender Pietät (sonst wäre es ja auch nicht Mainstream):

U2 sind so altbekannt abtörnend anbiedernd wie immer, dass sie auf ihrem Konzert in Hannover an Robert Enke erinnern, Larry Mullen Jr. sogar den letzten Song in einem Hannover-96-Trikot spielen lassen. U2, Larry Mullen Jr., alles altbekannte und -gediente Hannover-96-Fans, denen schon immer viel an diesem Stadion, an dieser Stadt, vor allem aber an Anbiederung lag.

Zum Glück kann man Geschmäcker ändern, andere Worte finden. Auch länger schon.

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Jeder fängt mal klein an

Aus den Kommentaren: auch Katrin Müller-Hohenstein.



Man merkt komischerweise auch, dass sie ein Schnitzel ist.

„Wird Sport immer mehr zum Entertainment?“

Fragt ausgerechnet sie.

Nicht zu vergessen aber der Auftritt vom Ersatz-Max-Merkel.

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Wenn der Dummschwätzer mal ein Großer war

Das erste Wort des Titels müsste natürlich „als“ heißen, aber der Unterschied zwischen wenn und als ist so marginal, dass ihn des Lesers Hirn schon von selbst korrigiert haben wird.

Hier wurde ja, als das noch ein paar Kalorien hatte, gerne über den Dummschwätzer gelästert, der inzwischen zwar kein Jota Substanz mehr in seine Äußerungen gebracht hat als früher, den aber nun mal ohnehin niemand mehr ernst nimmt. Und ganz so falsch liegt er ja auch oft nicht, wenn er sich zu Bayern-internen Dingen mit dem Abstand eines etwas weiter Außenstehenden äußert.

Dies ist also ein ironiefreier Beitrag über den Dummschwätzer. Wir glauben ja kaum noch, dass er wirklich mal zur Crème de la Crème des internationalen Fußballs gehört hat. Auch wenn es überall zu lesen ist. Denn wir haben ja die Videos gesehen von der WM 1974, auch einige von 1972, ein paar Ausschnitte von Bundesliga-Spielen oder Europapokalfinals: alles nicht so dolle, dass es einen vom Hocker reißen würde. Was ja noch dann verschmerzbar wäre, wenn alle anderen zu jener Zeit denselben Nachgeschmack in Form von eingeschlafenen Füßen auf der Zunge hinterlassen würden. Sieht man hingegen Johan Cruyff spielen, schnalzt man auch heute noch mit den eingeschlafenen Füßen und erkennt durchaus seine exponierte Stellung im Weltfußball jener Zeit. Mühelos sogar, so mühelos, wie Cruyff durch die Reihen der Gegner wandelte.

Dennoch muss an dieser Stelle eine Lanze für des Dummschwätzers aktive Leistung und vor allem Reputation zu jener Zeit gebrochen werden. Von Journalisten durchgeführte Wahlen sind zwar naturgemäß immer äußerst subjektiv, nimmt aber nur eine ausreichend große Zahl daran teil, darf man schon von einer gewissen Objektivität bei der Bewertung von Spielern ausgehen. Natürlich ist die Platzierung in einer solchen Wertung wie sie gleich hier folgt, nie intervallskaliert, insofern wissen wir wenig darüber, wie groß die Unterschiede zwischen Platz 1 und 2 oder zwischen Platz 5 und 50 gewesen sein mögen. Sie sind aber die hier relevanten Daten.

Diese Zahlenreihe spricht nämlich eindeutig für den Dummschwätzer. Schauen wir sie erst an, und lösen danach auf.

1966: 3.
1967: 4.
1968: 4.
1969: -
1970: 4.
1971: 5.
1972: 1.
1973: 4.
1974: 2.
1975: 2.
1976: 1.

Das ist nicht etwa das Ergebnis bei der Wahl zu Deutschlands Fußballer des Jahres, sondern von jener zu Europas Fußballer des Jahres.

Franz Beckenbauer war also in einer ganzen Dekade mit einer Ausnahme immer in den Top 5 dieser Wertung, welche er noch dazu 2x gewann und 2x als Zweiter beendete.

Man mag gerne einwenden, dass es damals ohnehin nur ein paar Länder gab, in denen Fußball von Weltformat praktiziert wurde und es somit wesentlich einfacher war als heute, diese Weltspitze zu erreichen. Stimmt. Dann war das eben so. Aber in dieser war der Dummschwätzer dann Zeit seiner Karriere immer dabei. In der Weltspitze.

Nachzuprüfen bei den Ergebnissen zur Wahl zum Fußballer des Jahres in Europa. (Mit weiteren Schmankerln, z. B. kam Europas Fußballer des Jahres von 1976 bis 1981 ununterbrochen aus der Bundesliga. Sogar Felix Magath war mal unter den Top 5 Europas, gleich zwei Mal kamen die Spieler auf den ersten drei Plätzen aus Deutschland. Der heute übermächtig groß erscheinende Zinedine Zidane gewann nur ein einziges Mal, 1998. Und die letzten Deutschen, die darin zu finden sind, sind im Jahre 2002 Oliver Kahn (3.) und Michael Ballack (5.). Wobei die Quoten nicht schlecht stehen, dass es in diesem Jahr mal wieder einer unter die Top 5 schaffen könnte. Aber das ist ein anderes Thema.)

Der Dummschwätzer: eine Dekade lang vorne dabei. Und wenn das damals alle so sahen, muss er wohl wirklich ein Guter gewesen sein.

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Katrin Müller-Hohenstein redet sich um Großkopf und Kragen

Kleiner Service der Redaktion, da sich die Zahl der Testspielzuschauverweigerer angesichts der Kaderzusammenstellung von Jogi Löw sicherlich drastisch erhöht hat, es aber trotzdem ein kleines Versprecherchen gab, das man nicht verpasst haben sollte:

Hier das Video von Katrin Müller-Hohensteins Moderation nach dem Spiel gegen Dänemark.



Beim zweiten Mal sagt sie übrigens tatsächlich Großkreutz, auch wenn es sich wie Großkotz anhört, was den Spitznamen des kleinen Kevin auf Jahre hinaus manifestieren wird — in Schalker Kreisen.

Bei 5:07 sagt sie übrigens noch: „Die U21 — die hotte heute Abend ein EM-Qualifikationsspiel …“. Allerdings nicht bei den Hottentotten, sondern bei den Isen.

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Diese Hedonisten-Plage

Ausgerechnet.

Ausgerechnet das Sinnbild für einen unangepassten Profi, der noch nicht zur Handy- oder i-Irgendwas-Generation zählt. Von dem man geglaubt hat, er nehme seinen Beruf ernst. Der verkündet jetzt auf seiner Webseite:

„Jetzt [Link leider tot.] ist unsere Zeit in Österreich schon fast wieder vorbei. Aber es macht trotz der harten Schinderei viel Spaß. Und das ist meiner Meinung nach das Wichtigste.“

Dass es das Wichtigste sei, dass er Spaß habe!

Nicht das Einstudieren von Automatismen, das Erlernen neuer Taktiken, das Inhöchstformbringen des eigenen Körpers oder einfach eine Verbesserung seiner Abwurfpräzision.

Nein. Hauptsache, er hat Spaß.

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Pitchspotter

Jeder kennt seit einem bestimmten Film diese Trainspotter. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Trainspotter Menschen, die sich dafür interessieren, tolle Aufnahmen von tollen Loks (oder Zügen) zu machen. Ein naher Bekannter ist allerdings kein richtiger Trainspotter, weil er sich eigentlich für eine dem Trainspotting artverwandte Tätigkeit interessiert, aber erstens wäre das zu kompliziert zu erklären und zweitens hat er hier eigentlich auch nix zu suchen. Also lesen soll er natürlich gerne (was er nicht tut), aber erwähnt werden, dazu müsste ich ihn erstmal fragen.

Ganz wie er aber nur eine Nachbarsart des Trainspotting betreibt, bin ich auch nur etwas Artverwandtes von einem ohnehin schon leicht obskur anmutendem Hobby. Ich bin kein Groundhopper, kein Trainspotter, kein Trainhopper oder gar S-Bahn-Surfer, sondern Pitchspotter.

Ich bin Pitchspotter. Der Unterschied zwischen einem Pitchspotter und einem Groundhopper ist der, dass ein Groundhopper nur dann Interesse daran hat, ein Stadion/einen Fußballplatz zu besuchen, wenn auch ein Spiel stattfindet. Alte Groundhopperehre sagt, glaube ich, dass man mindestens eine Halbzeit eines Fußballspiels in diesem Stadion vor Ort verfolgt haben muss, sonst zählt der Groundhoppingpunkt nicht. Einem Pitchspotter ist vollkommen egal, ob in/auf diesem Stadion/Fußballplatz ein Spiel stattfindet oder nicht, Hauptsache, er hat es/ihn, womit das Stadion, der Platz gemeint ist, keine Partie, überhaupt gesehen.

Und so ein Pitchspotter bin ich. Pitchspottern ist es auch egal, in welcher Liga die jeweils dort beheimatete Mannschaft spielt, Hauptsache, wie gesagt, man hat den Platz gesehen. Der Platz muss nicht mal irgendwelchen FIFA-Normen entsprechen, er darf auch gerne ein Non-League-Ground sein. Nach Möglichkeit kann man auch Fotos machen, das ist aber nicht so wirklich relevant und mir sind auch keine Pitchspotter bekannt, die wie die vielen Groundhopper ausführliches öffentliches (sprich: im Netz) Tagebuch darüber führen, wann sie welche Partie gesehen haben (was daran liegen könnte, dass mir überhaupt kein anderer Pitchspotter bekannt ist). Wichtig ist einfach nur der Moment, das Erleben, an irgendeinem x-beliebigen Orte zu sein und den Platz, die Ausmaße, die besondere Atmosphäre (mir ist noch kein Fußballplatz begegnet, der keine besondere Atmosphäre aufzuweisen gehabt hätte, zu dem nicht mindestens die Vokabel „trostlos“ gepasst hätte, und auch dies passt selbst im Ruhrgebiet nicht so häufig, wie man befürchten müsste) aufzusaugen, den Moment zu genießen, wenn hinter dem Fangzaun die Blätter des Waldes oder die Autobahn rauschten und man sich die enorme Fläche, die so ein Fußballfeld frisst, mal wieder vergegenwärtigen kann. Aber eben auch, wie er friedlich da liegt, wenn noch am Sonntag zuvor sich dort Hinz und Kunz an die Gurgel gegangen sind oder gemeinschaftlich den Schiedsrichter vom Platz gejagt haben.

Nun ist das Hobby des Pitchspottens, welches sich naturgemäß eher in den unteren Spielklassen ereignet, denn den Weg zu den großen Stadien findet natürlich jeder, nicht besonders verbreitet, oder wenn doch, dann wüsste ich nicht, wo sich andere Pitchspotter rumtreiben. Da es dabei aber ohnehin nicht um Gepose oder Punktesammeln geht, bestimmt das Erlebnis als solches die Erfahrung, auf diesem Platz oder zumindest seinen Tribünen zu sein. Insofern ist es auch egal, wie viel andere oder gar nicht so andere, aber nicht man selbst, Menschen es gibt, die das auch betreiben. Weil man fürs Pitchspotten keine Liste führen muss.

Man braucht nur da zu sein und zu inhalieren.

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Ganz Schalke zittert

Das kann ja was geben, am 12. August.

[photopress:magath_a_team.jpg,full,centered]

(Man muss es ausnutzen, wenn das kontextsensitive Ubergehirn der Webseitenkomposition mal eher einen Lacher (wenn auch billig) produziert, statt Konstellationen wie Lebensversicherungen in Zusammenhang mit anderem Unguten auf uns, die wir das Prinzip jetzt aber auch alle kennen, loszulassen.)

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Gelbe Tonne für Blogbeitragsentwürfe

[Ich war ein alter Beitrag vom Beginn der Saison 2007/2008, zum Glück nie veröffentlicht, in dem prognostiziert wurde, dass Magath trotz des vielen Geldes, mit dem er einkaufen konnte, niemals den VfL Wolfsburg zum Meister machen würde.]

und

[Ich war ein Beitrag, dessen Verfasser sich sicher war, dass der FC Schalke 04 zu Lebzeiten dieses Verfassers kein Meister mehr wird.]

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Was macht eigentlich Markus Beierle?

Der Stürmer aus dem württembergischen Brackenheim in der Nähe von Heilbronn, Geburtsort von Theodor Heuss, welcher (also Beierle jetzt) nur gefühlt* nie so richtig in der Bundesliga, wohl aber in der 2. Bundesliga ankam, ist immer noch aktiv. Zumindest war er das bis vor Kurzem, und zwar beim SC Dortelweil, dessen 1. Mannschaft in der hessischen Dingsliga spielt. 2008 noch taucht er in den Einsatzlisten auf. Mittlerweile ist er Trainer dieser Mannschaft und — Vorsicht! Nichts für schwache Nerven! — scheint schwer gealtert. Was vielleicht damit zu tun haben könnte, dass er offensichtlich seine Identität ändern musste: inzwischen heißt er wohl Dr. Steffen Knauer. Welche Geheimdienst-Story dahintersteht, ob es hier um terroristische Aktivitäten, deren Abwehr oder doch in der Bundesliga viel häufigeren, gewöhnlichen Zigarettenschmuggel mit anschließenden Problemen mit der Russen-Mafia ging, ist unbekannt, böte aber sicher Stoff für schöne Agentenromane.

Immerhin ist er dank seiner weiter stattfindenden körperlichen Betätigung noch kein Fall für diese [Link leider tot.] uns allen bekannte, leider viel zu selten gefüllte Rubrik. Ob er nebenbei noch eine Fußballschule hat, oder vielleicht Spielervermittler ist, wie so manch anderer Ex-Profi, war leider nicht zu eruieren.

Markus Beierle hilft zumindest dann und wann mal in der Fußballschule von Alexander Schur als Übungsleiter aus.

* 32 Tore in der 1., 25 Tore in der 2. Bundesliga.

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Europas Alkohol-Gürtel

Das Folgende hat nicht in erster Linie mit Fußball zu tun, ganz sicher aber mit Fußballschauen und somit den dazugehörigen Fußballfans, ohne welche der Fußball das wäre, was jetzt Hockey ist. Womit kein Schwein einschalten würde, was aber ja klar wäre, weil ja kein Schwein einschalten würde.

Fußballschauen geht zwar heutzutage durchaus mit Muttern und Streuselkuchen in vielen heimischen Wohnzimmern über die Bühne, gleichzeitig findet das Vorort-Schauen sehr häufig noch in weniger gesitteten Bahnen als Muttern und Streuselkuchen statt, womit wir bei diesem sehr interessanten Link wären, der darüber aufklärt, wie die einzelnen alkoholischen Vorlieben sich über Europa verteilen, und dass es keineswegs eine freie Entscheidung ist, wieso wir KöPi, Beck’s oder Warsteiner trinken, während man anderenorts Wodka, Whiskey oder Rotwein trinkt, sondern eine kulturell prädestinierte, mit den üblichen Ausnahmen, die ihren Job erledigen, und die Regeln bestätigen.

Also bitte sehr: Europas Alkohol-Gürtel.

Ob diese Verteilung in Europa sich auch in der Art der Trikotwerbung bei den Teams dieser unterschiedlichen Zonen auswirkt, ist unbekannt, wie aber auch unbekannt ist, ob das Werbeverbot für harte Alkoholika im TV in anderen Ländern auch existiert, wobei man eher davon ausgehen würde, dass das nicht der Fall ist. Gleichzeitig verdeutlicht diese Karte wohl auch, warum in Skandinavien der Zugang zu Alkohol so deutlich schwieriger ist als in Deutschland, den Niederlanden oder Belgien. Nach ein paar wenigen Bieren kann man sicher noch am nächsten Tag zur Arbeit gehen, nach ein paar Schnaps hingegen eher nicht.

Der aufmerksame Beobachter wird übrigens feststellen, dass die Biergrenze im Osten ziemlich genau die Grenze des alten deutschen Reiches darstellt, was etwas überrschend ist, hat sich doch die kulturelle Herkunft der Bewohner dort nach 1945 deutlich geändert, welche wiederum größtenteils aus dem östlichen Teil Polens — und somit einem Schnapsgebiet — übersiedelten.

Ob die Karte auch Auskunft darüber gibt, warum man in Deutschland, England, auch den Niederlanden so viele (Vereins-)Titel holte, während osteuropäische und nordische Mannschaften bislang so gut wie gar nix gewonnen haben, ist leider ebenfalls unbekannt.

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Ein Tag im Tor oder Krimineller Kallus

War wirklich sonnig an dem Sommertag. Wir spielten. Nicht mal im Verein, sondern nur so für uns. „Wie man das damals halt so machte.“ Einer muss mal ins Tor, sonst macht das ja keinen Spaß. Okay, also geh ich zwischen die beiden Naturpfosten, die aus Bäumen bestanden (Freunde der Interpretationen der Werke Kafkas erkennen den Unterschied zur Formulierung: die aus Bäumen bestehen), aber tatsächlich für unsere Spiel- und Torhüterkünste ein perfekt großes wie kleines Tor zauberten. Spannende Spiele, stundenlang. Die Sonne brannte. Machte aber nix. Weil es einfach so viel Spaß barg und auch so spannend war.

Dann kommt die Flanke von vom Torwart (in dem Moment ich) aus gesehen links, kein Problem, da geht der Torwart raus, fangen nein, aber fausten ja. Natürlich fausten.

Nur muss man fürs Fausten auch eine Faust machen und nicht die ausgestreckten Finger dem Ball entgegenrecken. Dann — plöp — fällt der Ball fast senkrecht von oben auf die Hand, trifft den Ringfinger, die Situation ist geklärt, kein Tor.

Der Ringfinger wird dick. So dick, dass man sogar, will man ja eigentlich nicht vor den anderen Leuten, den Handschuh ausziehen muss. Die Partie wird unterbrochen. „Was ist los?“ Kann man nicht drauf antworten, man ist schließlich weder Mediziner noch Sanitäter. Der Ringfinger ist dick und damit kann man nicht weiterspielen.

Die anderen gehen zu Tennis oder Badminton über, über die selbstgebastelte Schnur zwischen ebenfalls, aber anderen Bäumen. Man selbst geht nach Hause und denkt sich nicht allzu viel dabei. Eine „Verstauchung“ ist und war schließlich eine weit verbreitete Vokabel, und die ging immer noch von selber weg. Also nicht zum Arzt.

Zwei Jahrzehnte später ist der Ringfinger der — plöp — Hand immer noch um das erste Gelenk herum dicker als die übrigen Finger. Und so richtig knicken kann man ihn auch nicht, jedenfalls nicht so schnell wie die restlichen neun. Alles halb so wild, schließlich spielt man weder Handball, noch ist man serienmäßiger Torhüter. Dass er aber immer anfängt zu schmerzen, wenn sich das Wetter ändert, ist dann noch peinlicher als damals den Handschuh ausziehen zu müssen. Schließlich glaubt man nicht an so einen Quatsch wie „Wetterfühligkeit“ oder dergleichen. Unzweifelhaft aber tut der Finger weh, wenn sich das Wetter schnell ändert.

Ein paar Tage nach den zwei Jahrzehnten später spricht man mit einem Menschen, der schon immer Volleyball spielt, und sich deshalb auskennt mit von oben auf Finger plöppenden Bällen und plötzlich hält er die Erleuchtung bereit: Kallus.

Et gibt Kallus, wenn dat Wetter sich ändert. „Kallus“.

Die Konsistenz dieses Kallus-Konstrukts ist eine andere als die des übrigen Fingers, weshalb sie schneller auf Temperaturveränderungen reagiert.

Und man dachte zwei Jahrzehnte lang, man würde halluzinieren und wusste nicht, wem man sich mit solchem esoterisch angehauchten Kram von wegen „Wetterfühligkeit“ des Ringfingers anvertrauen hätte sollen.

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Hexenkessel Betzenberg erklärt

Wer sich gefragt hat, ob es diesen Heimnimbus des 1. FC Kaiserslautern früher tatsächlich gegeben hat, und ob sich dieser in den letzten Jahren nicht ein wenig abgeschwächt hat, der findet bei der NZZ eine der möglichen Erklärungen. Warum das Selbe nicht für die eine oder die andere Borussia galt, ebenfalls Stadien ohne die Psyche schützende Laufbahn, ist damit natürlich nicht geklärt. Zumindest aber, dass diese ellenlangen, irgendwie befremdlich anmutenden Nachspielzeiten in Kaiserslautern bei Rückstand des Heimteams tatsächlich existierten und sie bei Führung für die Hausherren eben nicht auftraten.

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