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Monat: Januar 2011

Königsblog und Königstraße

Eigentlich war es immmer angestrebt, so wenig wie möglich über Dinge außerhalb des Fußballs zu schreiben, und auch über andere Blogs nicht mehr als über den eigentlichen Fußball zu schreiben. Beides ist ein wenig aus dem Leim gegangen in letzter Zeit, und heute folgt gleich die nächste Ausnahme.

Zunächst nämlich gibt es Gutes vom Königsblog zu berichten, Herr Wieland hat irgendeine Form von Rückkehr diesseits des reinen Twitterns angekündigt, und zwar im Blog Reeses Sportkultur mit im Hyde Park Anleihe nehmenden Worten:

Ja, mir fehlt das Höckerchen zum Ausposaunen meiner Gedankengänge. Ich denke ich werde mir bald wieder eins zurechtrücken.

Soweit zum Königsblog, nun zur Königstraße, bzw. ich zu ihr, wohnenderweise, welche eine andere Straße ist als es sie in den letzten sieben Jahren war, was bedeutet, dass ich an diesem Wochende umziehen werde. Was wiederum bedeutet, dass es ausnahmsweise mal kürzere Zeit hier still sein wird. Doch danach geht’s weiter. Wieder mit dem alleinigen Fokus Fußball.

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Keine Chance mehr für die Vorschlussrund

Da ich nicht annehme, dass Schalke demnächst wieder im Halbfinale erscheint, stellen wir uns alle vor, dass der FC Schalke jetzt ausgeschieden wäre. Geht das? Wäre nett.



Vorschlussrund-Teilnehmer der Herzen.

Scheint den übrigen Teilnehmern (im Film) ja so wichtig gewesen zu sein, dass sie lieber rumtanzten als Radio zu hören. Ist aber nur ein Film, dessen Drehbuch Non-Fußballfans schrieben, darf also nicht auf Glaubwürdigkeit geprüft werden, eine Prüfung, der von Nicht-Fußballfans geschriebene Drehbücher ohnehin nie standhalten.

Drehbuchschreiber der Herzen.

Ich spiele ja immer noch mit dem Gedanken, eine Agentur zur Beratung von „fußballrelevanter Werbung“ zu eröffnen. Weil da immer Kacke passiert. Was sie unglaubwürdig macht. Damals, 2006, das Trikot von Spanien mit dem Subtext „Ein Trikot zum Stolzsein“ oder so ein Quatsch. Meine Herren. Spanien vor 2008, das war ein Trikot zum Schämen!

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Martin Hansson — „The Referee“

Martin Hansson, der Name sagt den meisten wohl nix, sein Gesicht schon eher und wenn man dann den Namen „Thierry Henry“ ins Spiel bringt, dürfte bei allen das 10-Cent-Stück fallen.

Diese Dokumentation, begonnen bereits vor jener ominösen Nacht in St. Denis, ist ein weiteres Exemplar aus der Reihe von Filmen, die in letzter Zeit die „Menschen hinter den Schiedsrichtern“ (eine JBK-Formulierung) Menschlichkeit des Schiedsrichterns beleuchten. Keine zusammenhängende Reihe, doch werden sie offensichtlich ein wenig häufiger, hoffentlich auch mit der Wirkung, dass solche Schmähgesänge und Drohungen, wie sie in der Dokumentation anklingen, seltener werden.


The Referee | Rättskiparen [2010] from Freedom From Choice AB on Vimeo.

Sehenswert.

Siehe und höre auch: The Luck of the Irish, damals.

Via Guardian.

„I don’t believe people writing or saying that have any idea about football“, sagt seine Mama bezüglich der Schmähungen. Wie er für den Erfolg als Schiedsrichter seine Familie (schon vor jener schlimmen Fehlentscheidung) verliert und was dann so ein Fehler für den Mann, der ihn begeht, bedeutet, wird hier schön sichtbar. Schön im Sinne von: Ansonsten würde es überhaupt nicht sichtbar. Schön ist der Verlauf dieser Dokumentation an sich natürlich nicht, auch wenn es ausnahmsweise ein Happy End gibt.

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Mein erster zweiter Lieblingsspieler

Dieser Beitrag ist Teil der von Sidan auf seinem früheren Blog „El fútbol“ initiierten Reihe „Mein Lieblingsspieler“. Mittlerweile sieben Ausgaben verschiedener Autoren hat Sidan dort versammelt. Und kommend.

Gibt es jemanden, der über Fußball bloggt, oder der in Fußball-Blogs kommentiert, der nicht Nick Hornbys „Fever Pitch“ gelesen hat? Mag sein. Stefan von blog-g.de traue ich das zu, weil er nicht zur „Fußballkultur“ gehört, sondern zu Fußball. Was ihn ehrt.

Die meisten heutigen Fußballschreiber aber dürften Nick Hornby gelesen haben. Hoffentlich gelesen, denn der Film mit dem selben Titel wie das Buch ist eine Farce.

Die Szene, die Hornby beschreibt, als er sich in Arsenal und ein bisschen auch in Fußball allgemein verliebt, ist im Buch Fantastrillionen besser als im Film. Was allerdings eher daran liegt, dass der Film so schlecht ist.

Nichtsdestotrotz erlebte ich in den 1990er Jahren, schon lange aus der Pubertät und erst recht lange aus der Zeit davor herausgewachsen, ein ähnliches Erlebnis, sogar physisch recht ähnlich.

Es muss wohl um 1996 gewesen sein, als mein damals bester Freund C. einwarf, an einem Abend doch mal zum Spiel MSV — 1. FC Kaiserslautern hinzufahren, wenn ich doch immer noch so viel selbst Fußball spiele. Okay, also fuhren wir hin. Er am Steuer, ich am Bier. Letzteres hatte aber nichts mit dem folgenden Ereignis zu tun. Es war glücklicherweise ein Spiel unter der Woche, Flutlicht also an, Anstoß 20h, oder vielleicht auch 19h. Wahrscheinlich 20h.

Es gab im alten Wedaustadion drei Möglichkeiten, auf der Gegengerade ins Stadion zu kommen: Mitte, links und rechts. Wir wählten zufällig links und liefen ein paar Minuten zu spät ins Stadion ein. Das erste, was ich neben dem Torgestänge vom Spielfeld sah, noch im Stadiontunnel befindlich, aber war er. Wie er gülden leuchtete im Flutlicht-Licht und wie er gleichzeitig trotz seiner kompakten Statur zwei Gegner austanzte, um danach einen Schuss, leider über das Tor des FCK, abzulassen.

Stig Tøfting.

(Das G im Vornamen ist stumm, er heißt also, ausgesprochen: „Sti“, was weder alle deutschen Reporter noch den Rest meiner Fußballmannschaft davon abhielt, den Namen stets falsch auszusprechen respektive mich auf Jahre hinaus als „Stig“ mit gesprochenem „g“ zu bezeichnen.)

Es war ein Moment, den man nicht künstlich erzeugen kann: Ich stand bzw. lief noch ganz langsam durch den Stadiontunnel, und auf dem Platz machte gerade Stig Tøfting zwei Gegner nass und schloss danach ab. Wobei für seine weitere Karriere Tor-Abschlüsse eher untypisch waren. Meistens legte er Torschüsse auf. In dem Moment aber, als bester Freund C. mich mit dem Auto ins Stadion verfrachtet hatte und ich gerade anfing, zuzuschauen, schoss Stig Tøfting aufs Tor.

Ich war fasziniert und vom ersten Moment an gebannt. Er spielte ein, zwei grandiose Saisons für den MSV, er war einer der besten, die je im Wedau-Stadion zu meinen Lebzeiten spielten und vor allem war er nicht nur nominell (dänischer Nationalspieler samt WM-Teilnahmen) gut, sondern tatsächlich auf dem Platz.

Extrem zweikampfstark, aber auch extrem spielintelligent, vor allem, aber nicht nur, im defensiven Bereich, war die Zeit mit Tøfting die beste Zeit, die der MSV in den letzten 25 Jahren erlebte. Darum ging es mir aber nicht, weil ich anfänglich gar kein MSV-Sympathisant war, sondern einfach nur Bundesliga-Fußball sehen wollte. Welcher mich dann vom ersten Moment an verzauberte, in Person dieses kleinen, kräftigen Dänen.

Klar, verzaubern, diese Vokabel passt zu Stig Tøfting wie Plätzchen backen zu den Bandidos, aber Verzauberung fragt nicht danach, ob es gerade in den situativen Rahmen passt, sie passiert, selten genug, eben oder nicht. Hier war es so.

Ich darf anmerken, dass ich von seiner Spielweise so verrückt wurde, mir ein gelb-rotes (von den zebrastreifen-weiß-blauen) Auswärtstrikot mit dem Schriftzug „Tøfting“ zu kaufen, obwohl das, was der spielintelligente und zweikampfstarke Kampfgnom da aufs Parkett legte, eigentlich überhaupt gar nix mit meiner eigenen Spielweise (ich kann nicht mal grätschen) zu tun hatte, er mir aber doch äußerlich — nicht besonders groß, blond und kompakt — relativ ähnlich sah und zudem immer mal wieder für gefährliche und auch zu Toren führende Freistöße gut war.

Irgendwann am Ende seiner Duisburger Karriere verarschte er noch den Verein, dass er zurück zur Familie nach Dänemark wolle, woraufhin ihn die herzensgute und naive Führung des MSV für kleines Geld aus dem Vertrag ließ, Tøfting aber nur wenige Tage später von seinem eigentlichen Heimatverein wieder zum HSV wechselte. Im Jahr des Meisters der Herzen war er übrigens derjenige, der bei Anderssons Freistoß doof bzw. falsch in der Mauer rumsprang, und so Bayerns Titel und Schalkes weiteres Martyrium bewirkte. Da war mir aber schon lange egal, was Tøfting, der HSV-Spieler, machte. Ich hatte mich in den mit eigenen Augen zu sehenden, so nur scheinbar hart arbeitenden, in Wirklichkeit aber elegant das Spiel verstehenden und zelebrierenden Stig Tøfting verliebt, manuel-neueresk hatte ich ihm liebend gerne bei den Aufwärmspielchen zugeschaut, mit welchem Talent er trotz seiner äußeren Erscheinung so ungemein virtuos mit dem Ball umzugehen wusste, mit seinen raumöffnenden Pässen, mit seiner am Fuß klebenden Ballbehandlung und mit seinen fantastischen Freistößen, für die er kaum je gewürdigt wurde, mir aber immer mehr ins Herz wuchs.

Ja, später hat er in diversen dänischen Fastfoods andere Menschen verhauen und ging dafür sogar in den Knast, ja, er ist übermäßig tätowiert, was mir an sich überhaupt nicht gefällt, aber Verzauberung kann man sich eben nicht aussuchen.

[Hier Foto von meiner Badezimmerschrankinnenseite mit einem Kicker-Ausschnitt von Stig Tøfting einfügen.]

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Trauriger Regen im gefühlten Reha-Anstalts-November

Man möge bitte alle an Fußball interessierten Leser mit genau diesem Thema verschonen: Traurige Berichte über traurige Profis, die nach einer Verletzung einige Monate lang in einer Reha „schuften“ und das schlimme Schicksal erdulden müssen, nicht „mit den Kollegen trainieren zu können“ sowie „nicht vor einen Ball treten zu dürfen“. Das ist schon hart.

Meist müssen die bedauernswerten Vollprofis dann auch noch aus dem Reha-Zentrum heraus ihren Kollegen beim aktiven Fußballspielen zuschauen. Man würde fast annehmen, dass das gegen diverse Konventionen verstoße.

Man mag da alles Mögliche vorschieben, warum einen das doch interessieren sollte. Die Populismus-Keule dagegen bleibt gleich mal im Keller. Es gibt nichts Langweiligeres, als einem Millionär beim Jammern zuzuhören, weil er mal ein paar Wochen lang seine Spielzeuge nicht benutzen darf. Nein, Geld macht natürlich nicht glücklich. Aber eine Verletzung in den meisten Fällen auch nicht gleich arbeitslos. Wie fürchterlich dieses Schicksal für den Einzelnen ist, er kann bei immer noch sechs- bis siebenstelligem Kontostand ein paar Wochen lang nicht Fußball spielen. Da kommen einem natürlich wirklich die Tränen.

Erst recht, wenn man die immer wieder gerne exerzierte Praxis erlebt, dass es tatsächlich Quellen gibt, die über so einen langweiligen Kram, wie sich eine arme Reha-Wurst während ihrer Reha gefühlt hat, berichten. Abgesehen davon, dass es keinen interessiert, wie hart dieses Schicksal sein mag, ein paar Wochen lang nicht Fußball spielen zu können:

Es ist immer die selbe Story, neu aufgewärmt.

Dem Opfer wird klar, dass Profi-Fußball nur eine Scheinwelt ist, genauso, welch Glück es hat, in diesem Zirkusmetier sein dickes Geld zu verdienen. Die wahren Freunde kristallisieren sich heraus, und dem Profi fällt auf, dass es Andere gibt, denen es wesentlich schlechter geht.

Wäre es nicht so geschmacklos, sollte man jedem Profi möglichst früh in seiner Karriere einige Zeit in der Reha wünschen. Die Story dahinter aber, sie ist so unendliche Male schon durchgekauft worden (nur noch nicht mit jedem Spieler), dass man getrost darauf verzichten kann. Und auch sollte.

Jeder Platz und alle Energie, die für die immer selbe Geschichte draufgehen, wäre mit Taktik-Analysen besser genutzt.

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Äh-äh-ähm, Sportblogger

Die Kollegen in Wort und Bild.



Der Interviewer macht es direkt in der ersten Frage vor: äh. Und in den späteren Fragen auch nach.

Tja, es ist nicht leicht, frei vor der Kamera zu sprechen. Man wüsste ja auch gerne mal, wie Barack Obama ohne Teleprompter klingt, äh-äh-ähm. Da darf man die Herren Fußballprofis doch gleich mal ein wenig in Schutz nehmen. Äh, äh, ähm, ich selbst könnte es aber nicht besser als die hier Gezeigten. Ich stotter schon bei Radio-Interviews, bei denen nicht mal eine Kamera existiert.

Also, im 3D-Radio mein ich jetzt.



Ähm.

Hat der Interviewer zum Kaisergrantler wirklich Pätrick gesagt? Helmes, ick hör Dir trapsen.

Echte Rückkopplungen gibt es hier: Fritten, Fußball und Bier, Sportmedienblog, probek, allesaussersport, textilvergehen.

Die Interviewten sind übrigens breitnigge, Pottblog und Kaisergrantler.

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Sportblogger-Beitrag des Jahres: Racingblog

Der Gewinner des Jahres 2010 ist erkoren.

587 Stimmen wurden für die Wahl zum „Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010″ abgegeben. Das sind 21% mehr Stimmen als die 486 bei der 2007 durchgeführten ersten Wahl.

Satte 25% dieser Stimmen entfielen auf den Beitrag des Racingblogs. Zweiter wurde die umfassende Saisonvorschau der ersten Fußball-Bundesliga von dogfood mit 19% der Stimmen, Dritte jekylla mit ihrem Text von Michél Mazingu-Sinda-Dinzey über dessen Zeit beim FC St. Pauli mit 15% Voten der Teilnehmenden.

1. Racingblog: Formel 1: Die Sache mit dem Überholen

2. allesaussersport: Saisonvorschau Teil 1, Teil 2, Teil 3

3. Fabulous Sankt Pauli: Der Jahrhundertelf-Spieler und „sein“ FC Sankt Pauli

4. Textilvergehen: Pavel Kuka, 9%
5. Trainer Baade: Im Angesicht der Sekte, 7%
6. Kid Klappergass: Die Droge, 5%
7. catenaccio: Minutenandacht, 5%
8. angedacht: Was für eine coole Sau, 4%
9. Werder-Fußball-blog: Wie verteidigen, wenn es keine Stürmer mehr gibt?, 4%
10. Spielbeobachter: Infografikmassaker, 4%
11. Kontextschmiede: Erfolg im Fußball: Das Glück erzwingen, 3%

Wir vom Sportbloggernetzwerk gratulieren dem Sieger, allen Platzierten und Nominierten und danken vor allem den vielen Teilnehmern an dieser Abstimmung wie auch allen Blogbetreibern, die auf diese Wahl aufmerksam gemacht haben.

Wir lesen uns wieder zum selben Thema während des Jahreswechsels 2011/2012. Bis dahin kann man nicht nur die hier Nominierten weiter verfolgen, sondern auch die vielen weiteren Austern der Sportbloggerei im deutschsprachigen Netz.

So, und jetzt bitte Champagner fürs Racingblog und seine Autoren!

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Wählen gehen

Die Abstimmung zum Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010 geht in ihre Rapid-Viertelstunde YB-Viertelstunde Schlussphase und es bleibt noch bis 0.00h Zeit, an der Wahl teilzunehmen. Die 11 Beiträge sind hier zu finden, die Abstimmungsknöpfe selbst rechts in der Sidebar. Noch kann eine plötzlich einfallende Horde von Abstimmungswilligen alles auf den Kopf stellen, wenn, dann aber hurtig, denn nur noch dreieinhalb Stunden lang.

Alle anderen dürfen gespannt sein, wer schließlich nach 2007 der zweite Gewinner der Wahl zum Sportblog-Beitrag des Jahres sein wird. Damals gewann „direkter freistoss“ mit dem Kommentar „Ein Trainer, der nichts zu gewinnen hat“ vor einem gewissen dogfood mit seiner Detektiv-Arbeit „Die ARD-Tonstörung namens Godefroot“, einem Beitrag zum Radsport. Dritter der Wahl wurde ein Cartoon von dülp selig mit dem Titel „Hochzeitstag“. Selbst gemachte Videos wie heuer von Catenaccio gab’s 2007 noch nicht in der Abstimmung, man hatte damals ja quasi gar nichts.

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir den einen oder anderen aus der Wahl von 2007 auch für das Jahr 2010 wieder auf dem Treppchen sehen, aber welcher das sein könnte, wird nicht verraten, obwohl von den damals 11 nominierten Blogs überhaupt nur noch deren 4 aktualisiert werden. Allerdings kann bei dieser Wahl immer noch alles völlig umgedreht werden. — Moment, Telefon, Putin ist dran … Okay, die Leser sollen noch schnell ihre Stimme abgeben, alles Weitere wird dann hinter den Kuissen geregelt.

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Fernglas BVB

Eigentlich müsste jeder generell an Fußball Interessierte diese Saison hassen, denn nichts ist langweiliger als eine Mannschaft, die die Tabelle der Bundesliga so dominiert, wie es Borussia Dortmund zur Zeit tut. Doch als relativ Neutraler erfreut dieser Vorgang überraschenderweise ungemein. Was natürlich für alle Schalke- und Bayern-Fans nicht gelten kann, und den übrigen Vereins-Fans ist es ja auch meist recht egal, was irgendsonst in der Liga passiert. Wichtig ist, was der eigene Club macht.

Als geneigter Zuschauer aber stellt sich komischerweise gar nicht der hier zu erwartende Effekt ein, dass man von den stets gleichen Ereignissen einer solch einseitigen Saison gelangweilt wäre. Dabei reicht es einfach aus, dass es nicht immer die Bayern sind, die mit 15 Punkten Vorsprung Meister werden, und schon macht es Spaß, die Tabelle anzusehen, Bayern dort rumkrebsen zu sehen, wo sich die anderen Teams, die sonst immer gerne Meister würden, stets aufhalten. Platz vier bis fünf.

Große Sprüche reißen, die Sehnsüchte der Fans stimulieren, um dann wieder und wieder grandios zu scheitern. À la Schalke oder Hamburg. Oder Leverkusen, wobei deren Sprüche ja ohne Daum schon lange nicht mehr so groß daher kommen. Wie aber immer wieder aufs Neue angekündigt wird, jetzt endlich anzugreifen, eine Serie zu starten und dann weht doch nur ein laues Lüftchen durchs Stadion mit einem mickrigen Unentschieden am Ende, da kann man diesen Verhältnissen einen großen Unterhaltungsfaktor einfach nicht abstreiten.

Wie nun die restliche Liga mit dem Fernglas zum BVB schauen muss macht auch dann Spaß, wenn man nicht den Theorien vom Großwesir Klopp“o“ anhängt, sondern einfach nur sieht, wie die anderen strampeln, aber kaum vorwärts kommen.

Der Zufall im Fußball ist doch immer noch das schönste Geschenk, das er uns macht.

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Wurden je zuvor vier Elfmeter an einem Spieltag verschossen?

Kurz und knapp: Ja.

Zur Frage, ob es schon einmal vorkam, dass gleich vier Strafstöße an einem Spieltag vergeben wurden, verfügt die FAZ wohl über eine andere Datenbank (oder gar keine) als die Berliner Zeitung.

In der FAZ klingt das nämlich so:

Dass an einem Tag vier Schützen vom Elfmeterpunkt scheitern, war bis zu diesem Samstag seit 1963 noch nie geschehen.

Und in der Berliner Zeitung klingt es gänzlich nicht so:

Immerhin haben sie im Kollektiv etwas vollbracht, was in der Bundesliga zuletzt vor 30 Jahren passierte. Es war am siebten Spieltag der Saison 1979/80, als letztmals gleich vier Schützen vom Punkt versagten. Wir verschweigen hier ihre Namen und nennen lieber die heldenhaften Torhüter, die damals das Duell vom Punkt gewannen: Harald Schumacher (Köln), Rudi Kargus (HSV), Wolfgang Kneib (Gladbach) und Jörg Daniel (Düsseldorf).

Die Überprüfung jenes 7. Spieltags der Saison 1979/1980 bei fussballdaten.de brachte ans Tageslicht, dass alle von der Berliner Zeitung angegeben Strafstöße tatsächlich vergeben wurden. Wobei die Qualität der Daten von fussballdaten.de ja auch immer wieder mal angezweifelt wird.

Die Quelle der FAZ aber muss irgendwas aus der Zeit vor der Erfindung von Datenbanken sein.

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SchildDuisburger Farce, Lokal-Content

Es geht dabei („Lokal-Content“) aber nicht um Gaststätten, andererseits eben doch.

In Duisburg ist der Fußball trotz des neuen Stadions und einer besonders diese Bezeichnung verdienenden „Multi-Kulti-Truppe“ auf dem Platz — seit Jahren allerdings in ständig wechselnder Besetzung — immer noch ein Stückchen näher am Klischee über Fußballfans, als er das in vielen anderen deutschen Städten ist. Der MSV war nie schick, und so gibt es neben den örtlichen Fans kaum jemanden, dessen Kontostand etwas höher ist als der des gemeinen MSV-Fans, der sich in irgendeinem Glanz des Fußballvereins sonnen können wollte. Denn es gibt keinen Glanz. Nicht mal jenen vergangener Erfolge. Noch titelloser als der MSV („Deutscher Amateurmeister 1987″) ist schließlich nur noch der VfL Bochum.

Hier gibt es immer noch ausgemacht bildungsferne Interessenten im Publikum, viele zahn-, aber nicht nörgellose Opis, sich während eines Spiels besonders aggressiv und vulgär gerierende Männer in ihren 40er und 50er Jahren auf den Tribünen, und das Argument von Hermann Gerland, warum er nicht beim MSV anheuern wolle, ist immer noch gültig: Fast nirgendwo gibt es ein kritischeres, pfeiflustigeres Publikum als beim MSV, wo der kleinste Fehlpass nicht akzeptiert wird und man beim Stand von 2:1 für den MSV sicher davon ausgehen kann, dass der Mob am Ende schreiend und lamentierend ob der zwei späten Gegentore nicht sofort nach Hause geht, sondern die Mannschaft erst mit einem intensiven Pfeifen in die Kabine schickt, bevor man sich schimpfend zur Straßenbahn begibt.

Zumindest war das bis vor zwei, drei Jahren so. In letzter Zeit scheint sich dies ein wenig geändert zu haben. Sicher sein kann man sich allerdings nicht, dafür ist der sportliche Erfolg zur Zeit zu groß, die unglücklichen wie auch die verdienten Niederlagen sind zu selten, um ein zuverlässiges Urteil darüber fällen zu können, ob der durchschnittliche MSV-Fan mittlerweile ein wenig gnädiger geworden ist, vielleicht auch etwas mehr mit sich selbst im Reinen, weil er nicht mehr unter Tage Kohle kloppen oder ausmergelnderweise Stahl kochen muss.

Über die Ursachen dieser besonderen Galligkeit der Duisburger Zuschauer kann man sicher lange sinnieren, hier fehlen die soziologisch angehauchten Einblicke in die echte Duisburger Fanseele (man ist schließlich nur Zugezogener …), selbst bei einer erst kürzlich durchgeführten empirischen Studie in den Kneipen von Marxloh, Bruckhausen, Ruhrort und Kaßlerfeld konnte nichts besonders Bemerkenswertes festgestellt werden, abgesehen von den Tatsachen, dass MSV-Fans völlig überrascht sind, wenn man sich als (in dieser Kneipe) Fremder für den MSV interessiert und davon, dass diese Menschen plötzlich unglaubliches Redebedürfnis an den Tag legen. Selbst dann, wenn der Abend noch sehr jung und deshalb trocken ist. Ein tief eingebranntes Minderwertigkeitsgefühl schien unüberhörbar zu sein, doch gibt es berechtigte Zweifel, ob das bei Klubs wie Schalke, Oberhausen, Bochum oder Essen anders ist.

Es fehlt möglicherweise einfach das Interesse einer gänzlich anders motivierten Schicht, derer man sicher nicht wenige in Dortmund oder vielleicht in Bremen erleben kann, wo man gerne kommt und sich zuwendet, wenn der Verein mal etwas gewinnt. Da Dortmund das Glück hatte, gerade 1995 und 1996, als der Fußball immer mehr reingewaschen wurde und die Fernsehpräsenz ins Unerträgliche stieg, zwei Mal Meister zu werden, dürfte der Anteil derartiger Fans in Dortmund nicht allzu gering sein. Solch eine auch nur theoretische Möglichkeit fehlt natürlich beim MSV Duisburg, weshalb er zwar in seiner Hymne schön die „Zebrastreifen weiß und blau“ besingen darf, das Schimanski- und Stahlwerk-Grau aber auch nach längstmöglichem Aufenthalt in der psychologischen Schwarzkaue nicht abwaschen kann.

Die von mir einst als dümmsten Fans der Welt bezeichneten MSV-Fans zeigen nun aber erstaunlicherweise im Wortsinne Herz. Denn es gibt in der nur vermeintlich Love-Parade-geschlagenen Stadt (sie war auch vorher schon geschlagen) eine für ihre Größe äußerst maue Kulturszene, selbst wenn man den MSV da nicht mitzählt. Die Gründe dafür mögen die selben sein wie jene für den geringen Anklang des MSVs generell beim hiesigen Publikum. Zu große Konkurrenz in den sehr nahe liegenden anderen Städten (es ist durchaus Usus, von Duisburg aus zum Weggehen nach Dortmund oder nach Köln zu fahren, und das nicht nur in besonderen Ausnahmen; Düsseldorf, Essen, Oberhausen sind sogar ganz normaler Standard dabei), aber auch das mangelnde Interesse der hier Lebenden an kulturellen Veranstaltungen. Ziemlich analog also zur Lage des MSV: entweder man interessiert sich ohnehin nicht für Fußball oder Kultur, und falls doch, sind die Angebote woanders (Schalke, Gladbach, Dortmund bzw. Ausgehen in Köln, Dortmund, Düsseldorf) eben besser als zu Hause.

[photopress:logo_djaezz.jpg,full,alignleft] Eines der wenigen akzeptablen Kulturangebote ist das DJäzz, welches mitten in der Innenstadt liegt und demgemäß auch von einigen Wohnhäusern umgeben ist. Und um die ohnehin schon bescheidene kulturelle Szene in Duisburg nun weiter zu beschneiden, hat die Stadt diesem Club, der keine reine Disco, sondern vor allem auch Konzertveranstalter für unbekanntere Bands sowie Session-Abende ist, aufgrund von Beschwerden einiger weniger Anwohner über den entstehenden Lärm nun die Auflage gemacht, nur noch bis 1h in der Nacht öffnen zu dürfen. Dass das den wirtschaftlichen Tod eines derart kleinen Unternehmens bedeutet, dürfte auf der Hand liegen, sind doch die am Wochenende durchgeführten Parties am späteren Abend jenes Mittel, mit dem die oft, aber nicht nur, unter der Woche stattfindenden Konzerte querfinanziert werden können, ganz abgesehen davon, dass dem Betreiber auch noch Geld zum Leben übrig bleiben muss. Er klagte in Düsseldorf gegen diese Entscheidung des Duisburger Ordnungsamts und verlor. Woraufhin er ankündigte, den Laden in Kürze schließen zu müssen, da der Betrieb nicht mehr finanzierbar sei.

Dieses Geschehen mutet ähnlich verquer an wie die Diskussionen und Klagen in Freiburg, als eine Handvoll Anwohner sich damit durchsetzen wollte, das Stadion in Freiburg nicht zu erweitern, weil die Lärmbelästigung bei gerade mal schlappen 17 Heimspielen in der Bundesliga (von 52 (!) Wochenenden) so unzumutbar groß sei (hier fehlen allerdings genauere Informationen, dies ist nur aus der Erinnerung formuliert). Die Interessen der zwischen 25 und 30-Tausend Menschen, die diese Veranstaltung aber besuchen wollen, sollten also weniger wiegen als die Interessen von einiger Hände voll Anwohner, die noch dazu nur zu wenigen Stunden von den 8760 Stunden eines Jahres belästigt würden. Hanebüchen, nicht wahr?

Ebenso hanebüchen ist nun die Entscheidung des Ordnungsamtes Duisburg, das das Interesse einiger weniger Bürger an ungestörter Nachtruhe über jene von Hunderten bis Tausenden stellt, die sich am Wochenende und auch unter der Woche in diesem Club amüsieren möchten, wie vor allem jener, die für ihre musikalischen Werke Bühnen benötigen. Dabei muss hinzugefügt werden, dass es nicht um den Lärm der eigentlichen Beschallung des Clubs geht, denn dieser ist ausreichend gedämmt. Es geht einzig um den Lärm, den den Club verlassende oder sich sonst vor dem Club aufhaltende Besucher des Ladens mitten in der Nacht verursachen. Das Schildbürgerartige daran ist aber, dass das Ordnungsamt es nie für nötig gehalten hat, eine Lärmmessung vor Ort durchzuführen. Der Club selbst ist mit extra darauf achtenden Türstehern (das Wort klingt so böse, es sind keine typischen „Türsteher“, sondern eben Mitarbeiter des Clubs) gegen die natürlich unnötigen Lärmquellen auf der Straße vor dem Club vorgegangen. Die Stadt hingegen hält es nicht für nötig, die Vorwürfe einiger Bürger mit der Realität abzugleichen und zerstört lieber ungehörten Ohres die wirtschaftliche Existenz des Betreibers sowie ihr eigenes kulturelles Angebot. Das DJäzz erhält keinen Cent an Kulturförderung von der Stadt, sondern trägt sich selbst — und ist wie schon mehrfach erwähnt, einer der abwechslungsreichsten Veranstaltungsorte in seinem Metier.

Und hier kommt dann ein weiteres Mosaiksteinchen ins Spiel, das darauf hindeutet, dass sich die Struktur der Zuschauer beim MSV tatsächlich ein wenig gewandelt haben könnte. Denn die MSV-Fans präsentierten beim letzten Heimspiel ein Banner in der Kurve, in welchem sie den Erhalt eben jenes DJäzz‘ forderten.


[photopress:msv_pro_djaezz.jpg,full,centered]

(Bild von Mike Städel.)

Dazu muss man wissen, dass der Name des Ladens tatsächlich Programm ist, neben Jäzz gibt es hier auch oft House oder elektronische Musik im Programm. Nicht wenige MSV-Fans positionieren sich also für den Erhalt eines Clubs, der einer Musikrichtung Bühne bietet, die nicht für Aggressivität bekannt ist — möglicherweise ist dieser vermeintliche Wandel der Publikumsstruktur aber auch gar kein realer, sondern er war einzig im Kopf des Autoren nötig. Die frühen 00er-Jahre im Stadion sprechen zwar eine andere Sprache, dennoch ist eine solche Gelegenheit, ein solches Beispiel sehr willkommen, an den eigenen Klischees zu drehen und sie neu zu justieren.

Um die ferner ab lebenden Leser nicht weiter mit nur lokal relevanten Inhalten zu langweilen, hier also der kurze Hinweis: Die erste von vielen noch folgenden Protestaktionen und Demos geschieht heute, Montag, um 14h vor dem Duisburger Rathaus, initiiert zufälligerweise vom Torwart meines ehemaligen Teams, der gleichzeitig auch Musiker ist. Die Haupt-Demo ist für die nächsten zwei Wochen geplant, und soll den Zuständigen nicht nur den Widerstand, sondern auch die Zahl der Interessenten am Progamm des DJäzz‘ demonstrieren.

Tausende Interessenten gegen die Interessen einer weniger Anwohner, welche ja nicht vollkommen ohne Entscheidungsfreiheit in die Innenstadt gezogen sein dürften.

In Freiburg durfte man das Stadion am Ende schließlich auch noch ausbauen …

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terreinknecht

Die Mutter von Johan Cruyff heiratete nach dem frühen Tod ihres Mannes, dem Vater von Johan Cruyff, erneut, und zwar den terreinknecht von Ajax.

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