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Monat: Juli 2012

„Referees at Work“ online sehen

Wer es noch nicht gesehen hat, sollte sich alsbald die Zeit nehmen. Das Gute ist: Der Film ist wirklich extrem sehenswert. Das ebenfalls Gute: Er ist auch online verfügbar, also kann man ihn sehen, wann man gerade die Zeit findet. Und wann sollte man diese sonst haben, wenn nicht in der Sommerpause?

Hier also „Referees at Work“ online sehen. Ab jetzt gibt es keine Ausreden mehr, warum man diese fantastische Dokumentation über die Arbeit eines modernen Schiedsrichtergespanns noch nicht gesehen hat. Sie ist ja jederzeit verfügbar. Und ein echter Augenöffner.

Referees at Work.

(Danke an LizasWelt, der auf Twitter darauf hinwies, dass der Film jederzeit online steht.)

PS: Wer „Referees at Work“ schon kennt, kennt vielleicht noch nicht „Martin Hansson — The Referee“, die Doku über den Schiedsrichter, der das absichtliche Handspiel von Thierry Henry gegen Irland übersah. Kürzer, nur circa 30 Minuten lang, aber tragischer als eine Fehlentscheidung.

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Ständig Streit

Schönes Psychogramm der Wesensart von Mr. „Keiner mag mich – warum nur?“, lesenswerterweise bereits aus dem Jahr 1997. Wessen Psychogramm das ist, ist schnell zu erfahren, durch einen einfachen Klick auf diesen Beitrag in der Welt. Und warum das so ist, dass ihn keiner mag, erfährt man dort auch.

Thomas Helmer hielt es damals gar für behandlungsbedürftig. Viele glauben ja, die Bezeichnung „Logorrhoe“ für extrem gesteigerten Mitteilungsdrang sei ein Witz und diese Störung gebe es gar nicht. Weit gefehlt.

Oder wie Andy Brehme feststellte:

Seit es Handys gibt und überall telefoniert werden kann, ist der Lothar viel ausgeglichener geworden.

Und weiter:

Eigentlich könnte Matthäus die letzten Jahre seiner Laufbahn genießen und entspannt überlegen, was er in Zukunft machen will. Doch statt dessen tritt er sich selbst mit Wucht gegen das Schienbein und ramponiert sein Image.

Und das war 1997. Menschen werden reifer, ja — aber nicht alle.

Wobei dieses Trauerspiel gar nicht zwangsläufig etwas mit dem Umstand zu tun haben muss, dass er unermesslich reich geworden ist und sich die Medien wegen seiner sportlichen Fähigkeiten eine zeitlang um ihn rissen.

Sein Hauptschullehrer in Herzogenaurach erinnert sich allerdings daran, daß schon der Schüler Lothar Matthäus ständig Streit mit den Kameraden gehabt habe.

Seit jener Sendung bei Vox ist er nun aber ohnehin endgültig erledigt, das soll weitgehend auch für diese Webseite hier gelten. Vielleicht noch das eine oder andere Bonmot, das müsste ausreichen. Am Boden liegen, drauftreten, tut man ja in christlich geprägten Kulturkreisen eher nicht. Wenn er sich nur nicht selbst ständig auf den Boden werfen würde …

„Was haben die anderen nur gegen mich?“

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Diese EM war wie Schach — nur ohne Würfel

Es liegt schon eine feine Ironie darin, dass der Fußball ausgerechnet in jenen Momenten in beinahe allen Kreisen der Gesellschaft ankommt, da er sich so sehr weiter entwickelt hat, dass er von Vielen abgesehen vom platten Ergebnis gar nicht mehr zu begreifen ist.

Natürlich ist das alles keine Raketenwissenschaft, was die Teams auf dem Platz aufführen. Doch eine angemessene Bewertung der Dramatik oder Kunst eines Spiels scheint nur noch für geringe Teile des Publikums möglich zu sein. Eine eher triviale Erkenntnis, wenn doch etwa die Hälfte der Nation bei einer EM zuschaut, in die Bundesligastadien aber nur ein Bruchteil der Bevölkerung strömt.

Selbst die vermeintlichen Experten im TV sind beim Erläutern der Mechanismen im Spiel allzu oft überfordert — oder aber es wird gar nicht erst versucht. Was direkt zur Frage führt, wieso man nicht … weiter bei Kickwelt.

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Gewinnspiel: Der langsame Tod des Laufwunders

Respektive der Pferdelunge.

Nach dem mit echten Preisen versehenen Tippspiel zur EM 2012 heute wieder eins der klassischen Gewinnspiele bei Trainer Baade: Ein Gewinnspiel ohne Gewinn, außer an Erkenntnis. Oder Arsenal für die diversen Fußballquizze dieser Welt:

Der langsame Tod des Laufwunders hat in den Fußball Einzug gehalten, weil sich kaum ein Spieler noch erlauben kann, konditionell unterdurchschnittlich schlecht zu sein, über mehrere Spiele hinweg. Die Anforderungen der heutigen Spielweise machen es nötig, das beinahe jeder Spieler auf dem Platz seine 10, 11 oder 12 Kilomter abreißt.

Jene Spieler, welche es auf 12,5 Kilometer bringen, im Vergleich zu jenen, welche „nur“ 10 Kilometer gelaufen sind, als „Laufwunder“ zu bezeichnen, diesem Vorgang fehlt in gewisser Weise die Berechtigung.

Weshalb die Laufwunder aussterben, heute sind beinahe alle Spieler Laufwunder und die Unterschiede werden marginalisiert. Natürlich gibt es immer noch laufbereitere und weniger laufbereitere Spieler, das scheint aber eher eine Frage der Motivation und nicht des Laufvermögens zu sein.

Und da die Laufwunder respektive Pferdelungen aussterben, wollen wir doch noch mal schnell vor ihrem endgültigen Dahinscheiden sammeln, welche Spieler einst als Laufwunder galten.

Ein Inbegriff eines Laufwunders respektive einer Pferdelunge ist aus meiner Wahrnehmung immer noch Wolfgang Rolff, weshalb ich ihn hier als ersten in den Ring werfen möchte.

Ein Laufwunder definiert sich darüber, dass es von vielen so genannt wird oder wurde und dies auch über das Umfeld des eigenen Vereins hinaus Konsens ist oder war. Es definiert sich also nicht über die tatsächlich gelaufenen Kilometer in einem Spiel.

Wie man weiß, haben sich die Maßstäbe da doch ziemlich verschoben. Wer die Laufleistung eines Spielers aus den – beispielsweise – 1930er Jahren mit der heutigen eines durchschnittlichen Torwarts vergleicht, wird den damals sportelnden Menschen Unrecht tun. Zu ihrer Zeit waren sie damit eben, je nachdem, einige der besten ihrer Epoche. Es werden nur nicht mehr viele hinzukommen, und wenn doch, dann nur aus dem Wunsch der Legendenbildung heraus, und nicht, weil die reinen Zahlen dies erlauben würden. Wobei zugegebenermaßen auch früher, als man gar keine Zahlen zur Verfügung hatte, nicht nach Zahlen, sondern nach Augenmaß entschieden wurde, wem man dieses Etikett des Laufwunders oder der Pferdelunge anklebte.

Der erste also soll Wolfgang Rolff sein, der übrigens in seiner Karriere ganz schön rumkam. Wer galt oder gilt noch als explizites Laufwunder?

Laufwunder Mannschaft(en)
Lars Bender TSV 1860 München, Bayer Leverkusen
Sven Bender TSV 1860 München, Borussia Dortmund
Daniel Bierofka TSV 1860 München, Bayer Leverkusen, VfB Stuttgart
Uli Bittcher FC Schalke 04, Borussia Dortmund
Hans-Peter Briegel 1. FC Kaiserslautern, Hellas Verona, Sampdoria Genua
Wolfgang Dremmler Eintracht Braunschweig, FC Bayern München
Ralf Falkenmayer Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen
Clemens Fritz Werder Bremen, Bayer Leverkusen, Karlsruher SC, Rot-Weiß Erfurt, VfB Leipzig
Ryan Giggs Manchester United
Jürgen Groh 1. FC Kaiserslautern, Hamburger SV, Trabzonspor
Kevin Großkreutz Rot-Weiß Ahlen, Borussia Dortmund
Andreas Lambertz Fortuna Düsseldorf
Willi Landgraf Rot-Weiss Essen, FC Homburg, FC Gütersloh, Alemannia Aachen
Lucio Bayer Leverkusen, FC Bayern München, Inter Mailand, Juventus
Herbert Lütkebohmert FC Schalke 04
Thomas Müller FC Bayern München
Hermann Ohlicher VfB Stuttgart
Ivica Olic Hertha BSC, NK Marsonia, NK Zagreb, Dinamo Zagreb, ZSKA Moskau, Hamburger SV, FC Bayern München, VfL Wolfsburg
Franz Raschid Bayer Uerdingen
Wolfgang Rolff Fortuna Köln, Hamburger SV, Bayer Leverkusen, Racing Straßburg, Bayer Uerdingen, Karlsruher SC, 1. FC Köln
Hasan Salihamidzic Hamburger SV, FC Bayern München, Juventus, VfL Wolfsburg
Hartmut Schade Dynamo Dresden
Burkhard Segler Borussia Dortmund, Rot-Weiß Oberhausen
Dietmar Sengewald FC Carl Zeiss Jena
Wolfgang Sidka Hertha BSC, TSV 1860 München, Werder Bremen
Peter Stark Blau-Weiß 90 Berlin
Jörg Stübner Dynamo Dresden
Jens Todt SC Freiburg, Werder Bremen, VfB Stuttgart
Christian Träsch VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg
Herbert Wimmer Borussia Mönchengladbach
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Adleraugen aufblasen

Vertreter, die Eskimos noch Kühlschränke und Bewohnern der Sahara Heizlüfter aufschwatzen, gibt es eigentlich nur in dieser Redewendung, bei der FIFA aber gibt es sie auch in realiter.

Ich hatte in der letzten Saison mal selbst geplant, ein „Chip-O-Meter“ einzuführen, es dann aber aus diversen organisatorischen Gründen nicht begonnen. Ein Chip-O-Meter, das zählen sollte, wie häufig überhaupt die Frage diskutiert werden muss, ob ein Ball im Tor war oder nicht. Natürlich sollte dieses Chip-O-Meter beweisen, wie selten dies tatsächlich nötig ist.

Jetzt hat mir Udo Muras diese Arbeit im Nachhinein abgenommen und listet auf, wie häufig eine derartige strittige Situation in der Bundesliga seit 1994 auftrat. Wenig überraschend ist es seltener als 1x pro Saison, womit sich meiner Meinung nach die Frage nach der Verhältnismäßigkeit ein wenig aufdrängt. In einer Saison finden 306 Begegnungen statt, seit 1994 wurden also 5508 Partien durchgeführt. Muras kommt inklusive Phantomtor auf 14 strittige Szenen in 18 Jahren, bzw. von 5508 Partien entspricht dies 0,25 Prozent und in Worten nicht mal einer Situation pro gesamter Saison.

Auch andere empfinden die Einführung der Tortechnik als Nebelkerze oder als vergeblichen Versuch, die Gerechtigkeit zu erhöhen.

Es kommt hinzu, dass niemand weiß, wie sehr Blatter davon getrieben ist, dem aufstrebenden Rivalen Platini — seines Zeichens Gegner von Tortechnik — ans Bein zu pinkeln. Plötzlicher Aktionismus bei jemandem, der sich jahrelang gegen jegliche Technik sperrte, sollte insbesondere bei seiner Vorgeschichte in punkto Machtspielen hellhörig machen.

Und dann wäre da ja auch noch der Umstand, dass mögliche Hersteller dieser Technik bereits FIFA-Sponsoren sind. 36 Profivereine à 300.000 Euro auszurüsten würde in Deutschland die eher irrelevante Summe von 10,8 Millionen Euro ergeben. Weltweit gesehen ist da aber dann doch schon ein erkleckliches Sümmchen im Spiel. Und schnell ist man ebenso bei der Frage, ob neben dem Bau von weißen Elefanten aka nicht mehr genutzten Stadien in der südafrikanischen oder ukrainischen Steppe es nun auch noch nötig gemacht werden sollte, Klubs in ärmeren Regionen der Welt 300.000 Euro aus der Tasche zu ziehen. Wofür sie als Gegenleistung erhalten, dass die Tortechnik weniger als 1x pro Jahr genutzt werden muss/kann weniger als „1x geteilt durch Anzahl der Teams in der Liga“ (bei ungefähr der selben Größenordnung wie bei Muras‘ Daten) pro Jahr genutzt werden kann/muss. In einer 18er-Liga also über den Daumen etwa 1x in 20 Jahren.

Südafrika und die Ukraine sind noch dazu nicht die einzigen Regionen, in denen Fußball gespielt wird. Den gibt es bekanntlich überall. Es möge niemand behaupten, dass „die armen Kinder in Afrika“ hier ein Totschlagargument seien. In diesem Fall sind sie ein legitimes Argument, denn wo bleibt die Verhältnismäßigkeit zum Nutzen angesichts dieser Kosten, die die meisten Vereine kaum werden stemmen können, an denen sich mal wieder ein „FIFA-lizensiertes“ Unternehmen eine goldene Nase verdient? Wo doch ein einfacher Videobeweis in den allermeisten Fällen bereits ausreichen würde. Dann blieben vielleicht noch 1 oder 2 Fälle pro Jahrzehnt, die nicht geklärt werden könnten. Mit einer solchen Quote soll man nicht glücklich werden können? Wäre eine zuverlässigere Angelegenheit als der Motor meines Autos, und diesem vertraue ich mein Leben an. Hier geht es, ich weiß, dass man das in diesem Kontext eigentlich nicht erwähnen darf, aber in dieser Frage geht es nur um Fußball.

Weniger als ein Mal pro Saison …

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Den bitteren Nachgeschmack loswerden

Wie ein in Deutschland lebender Amerikaner, dem man vergeblich versuchte, den Fußball näherzubringen, feststellte, ist Fußball deshalb so langweilig, weil die Mannschaft, die erstmal 2:0 führt, fast immer auch gewinnt.

Daran musste ich denken, als es nach 20 Minuten 0:1 stand und ich mir kaum vorstellen konnte, das solch krasse Fehler erneut passieren würden, dass es gleich noch mal zu einem Gegentor kommen würde.

Nach eigener Ecke ausgekontert, und das auch noch wie die viel zitierte Schülermannschaft — möglicherweise eine Folge dessen, dass man defensiv auf diesem Niveau viel zu selten gefordert wird. Selbst Griechenland erzielt 2 Tore gegen die deutsche Mannschaft, welche das dort aber mit 4 eigenen Toren mehr als wett machen kann. Zu-Null-Spiele sind rar, und wenn man dann Italien vor der Brust hat, klappt es halt nicht zwangsläufig mit den nötigen eigenen Toren.

Ein Mitseher verkündete in der Pause, dass ein 0:2 aufzuholen ja schon schwierig sei, in nur 45 Minuten, aber ein 0:2 gegen Italien aufzuholen sei quasi unmöglich. Natürlich hätte man ein frühes Tor willkommen geheißen, und doch hätte man genauso wenig gegen 2 späte Tore einzuwenden gehabt.

Vermiest wurde die Stimmung beim öffentlichen Sehen an einem recht zivilen Orte, keinem expliziten Public-Viewing-Ort, aber schon vorher davon, dass ein Mitseher lautstark die „Scheißitaliener“ beschimpfte und sich wohl auch ansonsten im Stadion wähnte, und nicht in einer recht gesitteten öffentlichen Runde. An einem Ort, an dem ich derartige Ausfälle nicht erwartet hätte, legten sich auch andere noch ähnlich ins Zeug, immerhin blieb es bei „Superdeutschland“-Gesängen und nichts Anderem.

Eine Niederlage, bei der man nach 36 Minuten 0:2 hintenliegt, ist immer besser als ein Dortmund oder Manchester Barcelona, wo man die emotional kalte Dusche erst Sekunden vor dem Ziel erhält. Besser zu verarbeiten meint das, denn schlecht sind Niederlagen in KO-Rundenspielen immer. Weshalb man auch guter Dinge war, dass diese Niederlage, ebenso wie das Finale 2008 nicht allzu lange würde nachhängen.

Vielleicht noch auf ein paar geschwätzige Worte ins Stamm-Tanzlokal, wo man den einen oder anderen zu treffen hoffte, der sich mit dieser überflüssigen wie krude zustande gekommenen Niederlage auseinandersetzen wollte, und man könnte vielleicht den Podolski’schen Weg des Umgangs mit Niederlagen oder Abstiegen gehen: Nach einem Tag schon wäre alles verarbeitet. Man könnte es ja wenigstens mal versuchen, dieses ärgerliche Verlieren nicht immer so breit auf die Laune Einfluss nehmen zu lassen.

Also noch rüber zum Stamm-Tanzlokal, nicht weit vom öffentlichen Guckort. Dort alles voller Schlandis, in einem Etablissement, das mit seinem sonstigen Programm ein Publikum anzieht, das völlig fern des Schlandismus ist. Außer an jenem Abend, möglicherweise, weil es so nah zum öffentlichen Guckort liegt.

Und wie man dort bei noch einigen Bieren über das so unnötige Ausscheiden und einhergehende Platzen des Traumes vom Titel palavert, schwingen einige der weiter hinter im Raum sitzenden Schlandis, optisch ansonsten unverfänglich wirkend, tatsächlich ein dreimaliges „Sieg Heil!“ an.

Liest sich jetzt irgendwie so weg, kennt man ja von überall und allen Idioten. War aber tatsächlich ein echter Schlag in die Magengrube. Kennt man zwar, aber nicht an einem Ort, der üblicherweise völlig frei von derartigen Holzbirnen ist, sofern das beim einfachen Gespräch zu beurteilen ist. Und sicher, vielleicht, hoffentlich war es auch erstmal nur die Lust an der Provokation, keine echte Anhängerschaft des Nationalsozialismus, die da sprach. Nicht nur fred hat schon des öfteren „Heil Hitler!“ oder Ähnliches in Fußballkabinen vernommen, ohne dass die Aussprechenden Neonazis waren.

Und dennoch war das noch das i-Tüpfelchen auf der Stimmung für diesen Abend, der damit einen ganz üblen Nachgeschmack hinterließ. Scheißitalienrufende Deppen beim Spiel, hinterher Sieg-Heil-Gröhlende in einem Laden, wo man derart achtloses Rumprollen und -pubertieren nicht erwarten würde. Mir fiel das Gesicht aus der Kinnlade oder umgekehrt und ich ging, nach kurzem Hinweis an den Besitzer, was da gerade skandiert worden war, nach Hause ins Bett.

Am nächsten Tag wollte dieses schale Gefühl des Wiederverlorenhabens nicht weichen, gewürzt mit Sieg-Heil-Rufen von Vollidioten, Podolski ist da einfach besser als ich, weshalb eine Methode hermusste, die schon Bono von U2 angewandt hatte, als er nach dem Live-Aid-Konzert von 1985 dachte, den Auftritt seiner Band komplett in den Sand gesetzt zu haben. Bono schnappte sich ein Auto und fuhr drei Tage lang durch Wales. Ganz so schlimm war es bei mir nicht, aber ich setzte mich ebenfalls in ein motorisiertes Gefährt.

Um mal die eine oder andere Ecke der Stadt zu erkunden, die bislang aus weißen Flecken auf der kognitiven Landkarte bestand. Und wie es der Zufall so wollte, tat sich irgendwo hinter einer Ecke, weit südwestlich vom Wedaustadion, wo Duisburg ohnehin nur aus Grün besteht, plötzlich ein Fußballplatz auf, auf dem gerade ein Kleinfeldturnier stattfand.

Genug Anlass zum Pitchspotten war auch gegeben, denn dahinter befanden sich noch zwei weitere Ascheplätze, einer gut in Schuss, einer schon halb von der Natur zurückerobert. Und solche Plätze liebe ich ja.

Ein zugewuchertes Tor, ein Platz, auf dem man schlendern kann, die Schuhe nass vom feuchten Rasen, auf dem gerade das Turnier im Gange war und die vereinzelten Torschreie, wenn mal wieder ein Ball den richtigen Weg gefunden hatte.

So etwas macht doch gleich das Hirn ein bisschen freier und vermindert den üblen Geschmack der Sieg-Heil!-Rufe im eigenen Stammladen.

Achja, und dann gehen solche Dinge ja immer auch ein wenig durch den Magen. Welcher fußball-adäquat versorgt sein will, um die Niederlage, das Überflüssige daran und die Schlandis mit ihrem ebenso überflüssigen Nationalismus abzustreifen, wie alle drei Dinge einem länger auf dem Gemüt herumsitzen, als es dem Anlass angemessen wäre. Was dieser entspannte Abend nicht zu eliminieren in der Lage war, war die Gewissheit, dass an dieser Form von Partypatriotismus überhaupt nichts harmlos ist, wenn er so ausartet.

Immerhin mal in die Bezirksliga aufgestiegen.

Pitchspotting saves lives Stimmungen.

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Coole Socke Dieter Hoeneß

Dieter Hoeneß war zwar ein äußerst erfolgreicher Bundesligastürmer, die Fans lagen ihm, dem „Mr. Europacup“, dennoch selten zu Füßen. Man kennt das aus heutigen Zeiten, denn der Grund bestand wohl darin, dass ihm die technische Eleganz fehlte, er ein sehr wuchtiger Stürmer war, dem das Schöne am Spiel meist fremd blieb. Oder falls nicht, dann sah es trotzdem aufgrund seiner Statur einfach nicht so ansehnlich aus wie bei seinen Kollegen.

Weshalb Dieter Hoeneß trotz seiner gelungenen sportlichen Karriere immer mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen hatte. Es gibt solche Stürmer immer wieder. Grund genug für den FC Bayern München, zu Hoeneß‘ aktiven Zeiten ein „Imagevideo“ mit Dieter zu produzieren, in welchem er von drei weiteren sportlichen Seiten gezeigt wird, heroisch untermalt mit zeitgemäßer Musik. Gerd Rubenbauer ist es, der uns fragt, ob wir „Dieter Hoeneß auch schon so kannten?“



Geholfen hat’s wohl nicht, aber immerhin weiß man seitdem, dass Dieter Hoeneß nicht nur köpfen konnte.

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Paul Breitner mieten und quatschen hören

Traurig, weil die EM vorbei ist? Man nicht mehr den üblichen Klugscheißern beim Klugscheißen zuhören kann? Kein Waldis-EM-Club mehr, mit illustren Gästen, die heiße Luft produzieren? Unangenehme Entzugserscheinungen in Richtung dieser Non-Konversation ohne jedes Ziel?

Keine Sorge, da kann Abhilfe geschaffen werden, denn Paul Breitner bietet sich und sein Schandmaul bei der European Speakers Agency [Link zu Breitners Auftritt leider tot] als Redner zum Mieten an, Tarife werden leider nicht kund getan. Aber der alte Vorzeigelinke wird es sicher für ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee machen, über solche Themen zu palavern wie „Erfolg ist planbar“ oder „Bedeutung des Sports/Fußballs in unserer Gesellschaft“. Überwältigende Erkenntnisse warten da ganz sicher auf die Zuhörer und lindern den EM-Gebrabbel-Entzug.

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