Wenn man sich selbst im Regen aufhält, wirkt er nie so stark wie wenn man von drinnen aus dem Fenster auf den Regen schaut. Das ist für die meisten Fälle des Alltags recht irrelevant, weil man in den meisten Fällen drinnen ist, wenn es regnet. Aber für jenen Fall, dass man ein Fußballspiel zu spielen beabsichtigt, ist es etwas wichtiger als sonst.
Schließlich plant man, sich mindestens 90 Minuten und so der Schiedsrichter es will noch ein paar Minuten länger in diesem Regen aufzuhalten. Oder beim Training unendliche (weil herrliche) Minuten an Zeit im Regen.
Hat es je einen Fußballspieler gegeben, ob jung, alt, professionell oder von Letzterem weniger, der sich beschwert hätte, dass es regnet, während er Fußball spielt? (Im Falle der jüngeren Fußballspieler mag es da einige gegeben haben, die wurden aber nicht alt, als Fußballspieler.)
Nein, hat es nicht gegeben, was erstaunlich ist, läuft man doch gemeinhin nur in außergewöhnlichen Zuständen gerne und freiwillig länger als für ein paar Minuten im Regen herum.
Dem Fußballer macht das nichts aus.
„Bei dem Regen willst Du zum Training gehen?“
So hört man die entsetzten Stimmen noch nicht mal Erziehungsberechtigter, sondern gleichaltriger anderer Menschen nicht fragen, vielmehr vorwerfen. Dass „Wieso nicht?“ hier keine akzeptbale Antwort sein würde, weiß man aus Erfahrung, obwohl die Antwort doch völlig zutrifft.
Wenn man läuft (und spielt, anders als beim reinen Joggen), merkt man den Regen doch gar nicht. Man läuft ihm davon. Klar, er tropft schon mal ins Gesicht, ins Auge, über die Lippen, in den Mund gar, heftiges Atmen gehört dazu. Aber dorthin dringt Schweiß ebenso und solchen vergießt man beim Fußballspielen nun mal ohnehin. Auch wenn es nicht regnet.
Man fragt auch keine Schwimmer, ob sie es nicht eklig finden, in einem Becken zu schwimmen, in das sie selbst (und alle Mitschwimmer) hineinschwitzen, stundenlang bleiben sie in dieser Brühe und fühlen sich doch pudelwohl wie Fische im Wasser. Und die können bekanntlich nicht schwitzen.
Man sollte den Versuch nicht unternehmen, Außenstehenden begreiflich zu machen, dass es völlig egal ist, ob einem nun der Schweiß oder das Regenwasser ins Gesicht läuft. Oder dass selbst nasse Trikots, nass von einem Pfützensturz auf einem Ascheplatz, so lange nichts ausmachen, wie das Spiel läuft. Danach zieht man es ja ohnehin aus.
Doch Schweiß, Wasser, Tränen vielleicht auch, vom eisigen Wind, man ist sowieso völlig mit allen Sorten von Flüssigkeiten bedeckt, machen niemandem etwas aus. Auch innerlich rauscht das Blut rasanter durch die Adern als wenn man zu Hause am Fenster säße und nach draußen blickte. Alle Flüssigkeiten marsch, wir stehen auf der Brücke auf rauer See, doch wie es auch peitscht und faucht, der Ball muss nun mal ins Tor, niemanden schert da der Ruf nach Obdach wegen ein paar Tropfen mehr oder weniger.
„Ja.“
„Du bist verrückt.“
Nicht jedes Mal bei dieser Frage denkt man den ganzen obigen Gedanken zu Ende, man hat ihn ja schon verinnerlicht und muss ihn nur anstupsen, mit einem Tröpfchen Regen oder mit einer blöden Frage, und schon ist er voll aktiviert.
„Ja. Bis nachher.“
Dann stapft man durch den Regen den Hinweg entlang und später umgezogen aus der Kabine, das Klackern der Stollen auf dem Weg zum Platz ein bisschen gedämpfter als sonst. Und natürlich wirkt es draußen erstmal nass, vom Regen. Wenn man ins Becken springt, ist es auch für einen Moment kalt und neunass.
Danach nicht mehr.
Dann läuft alles wie sonst auch, mit den kleinen Apfelstrudeln zum Training gereicht, dass der Ball viel weiter glitscht als sonst, sich erfreut viel schneller um die eigene Achse dreht, dass die Rasenhalme an ihm kleben bleiben, man ihn leicht schaustellerisch abwischt, bevor man einen Eckball tritt, und dass die Stollen tiefer in den aufgeweichten Boden eindringen als ohne den Regen. Weshalb man jetzt schon weiß, dass man abends noch seliger einschlafen wird als an normalen Spieltagen und am nächsten Tag trotz Austrainiertheit die Muskeln ganz leicht spüren wird, dieses angenehme, nur leichte Zwicken, das ja nicht nur geistig befriedigt, sondern tatsächlich körperlich.
„Da bin ich wieder.“
Das dazugehörige „War gut.“ grinst man nach innen und von außen plitschplatscht es aufs Fenster.
Ist die EM-Quali wörklöch so schröcklöch öde?
Nun, das wissen wir noch nicht, ob die EM-Quali öde sein wird. Aber wir wollen es retrospektiv einschätzen können, ob sie es gewesen sein wird.
Jaja, der neue Qualifikationsmodus macht alles langweilig. Doch auch wenn man die Reform der EM (das dicke Ende kommt ja erst am, äh, Ende, also beim eigentlichen Turnier) hier nicht entschuldigen möchte: Schaut man sich die Gruppen genauer an, sind in den meisten zumindest die Plätze hinter dem vermeintlich sicheren Gruppensieger keineswegs so vorhersehbar, wie vielleicht anzunehmen war.
Deshalb das folgende Spielchen zur Einschätzung der Vorhersehbarkeit dieser EM-Quali. Auch wenn jetzt schon ein Spieltag rum ist, dürfte es für dieses Vorhaben noch nicht zu spät sein. Flugs noch mal nachgelesen: Die ersten beiden Teams qualifizieren sich direkt. Der punktbeste Gruppendritte ebenfalls. Die übrigen acht Gruppendritten spielen in den gehabten Playoffs gegeneinander die vier verbliebenden Endrunden-Teilnehmer aus.
Wer wird in den Gruppen jeweils Erster oder Zweiter und wer wird Dritter? Auflösung leider erst in anderthalb Jahren, aber dann sicher interessant zu sehen, wie viel man heute ahnte. Also bitte einmal für jede Gruppe die zwei sicheren direkten Qualifikanten und einen Dritten in den Kommentaren tippen. Danke.
Zur Einfachheit hier die Liste aller Gruppen mit ihren Teilnehmern:
Gruppe A: Niederlande, Tschechien, Türkei, Lettland, Island, Kasachstan.
Gruppe B: Bosnien und Herzegowina, Belgien, Israel, Wales, Zypern, Andorra.
Gruppe C: Spanien, Ukraine, Slowakei, Weißrussland, Mazedonien, Luxemburg.
Gruppe D: Deutschland, Irland, Polen, Schottland, Georgien, Gibraltar.
Gruppe E: England, Schweiz, Slowenien, Estland, Litauen, San Marino.
Gruppe F: Griechenland, Ungarn, Rumänien, Finnland, Nordirland, Färöer.
Gruppe G: Russland, Schweden, Österreich, Montenegro, Moldawien, Liechtenstein.
Gruppe H: Italien, Kroatien, Norwegen, Bulgarien, Aserbaidschan, Malta.
Gruppe I: Portugal, Dänemark, Serbien, Armenien, Albanien.
Gewinne gibt’s keine, außer einer imaginären vergoldeten Glaskugel, aber wie gesagt erst in anderthalb Jahren. Eine sinnvolle Investition in die Zukunft also, hier mitzuraten/-expertisen.
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