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Rekord: Herthas sechs Finalteilnahmen in Folge in den Zwanziger Jahren

Ziemlich genau seit 1985 findet das Finale um den DFB-Pokal stets in der aktuellen Heimstätte von Hertha BSC statt, dem Berliner Olympiastadion. Doch abgesehen von der II. Mannschaft der Hertha, die 1993 gegen Bayer Leverkusen das Finale erreichte, aber verlor, gelang dem Club kein einziges Mal mit der I. Mannschaft der Einzug ins DFB-Pokalfinale. Immerhin hätte Hertha BSC in diesem Falle als einziger bundesweit Club ein Heimspiel. An eine Meisterschaft ist trotz zwischendurch immer mal wieder sehr guter Platzierungen in der 1. Bundesliga erst recht nicht zu denken, seit sich die Kluft zwischen den einzelnen Clubs in der Bundesliga so stark ausgeweitet hat.

So kommt es, dass die Chancen des Hauptstadtclubs auf einen Titel auch von Fachleuten als marginal eingeschätzt werden. Herthas letzter Titelgewinn liegt 86 Jahre zurück und da wird sich auch in diesem Jahr wohl nicht viel ändern. Alles andere wäre mehr als eine Überraschung à la Leicester City, die es geschafft hat, alle Sportwetten Anbieter in Angst und Schrecken zu versetzen“, so ein Experte von Sportwetten24.com zu diesem Thema. Natürlich bleibt der Gewinn des DFB-Pokals nicht gänzlich ausgeschlossen, doch auch hier stand zuletzt fast immer mindestens eines der beiden Dickschiffe im deutschen Fußball, der FC Bayern München oder Borussia Dortmund, im Finale und gewann schließlich auch fast immer den DFB-Pokal. Mit einem weiteren Deutschen Meistertitel wird es aber schon jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts werden.

Zwei Meistertitel und vier Vizemeisterschaften auf dem Briefkopf

Bis zur Einführung der Bundesliga gab es etliche verschiedene Clubs, die im Fußball Deutscher Meister wurden. Dass auch die Hertha aus Berlin dazugehörte, wissen außer Fans von Hertha BSC heute nur noch die wenigsten. Dabei wurde der Club nicht einfach nur zweimal Deutscher Meister, indem er den Titel von 1930 im Jahr 1931 noch einmal verteidigte. In dieser Zeit legte Hertha BSC auch eine einmalige Serie im deutschen Fußball hin, die sich so nie mehr wiederholen kann – denn es gibt keine Endspiele um die Deutsche Meisterschaft mehr.

Hertha BSC gelang das Kunststück, von 1926 bis 1931 sechs Mal in Folge das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft zu erreichen. Und hätte es am Ende nicht zwei Siege gegeben, wäre man mit vier verlorenen Finals in Folge wohl auf ewig der Depp des Vorkriegsfußballs in Deutschland geblieben. So aber zeugt diese wirklich bemerkenswerte Serie von einer Größe und Konstanz in der Mannschaft von Hertha BSC, die man in dieser Form heute – abgesehen vom alles dominierenden FC Bayern München – im deutschen Fußball nicht mehr erlebt.

Erinnerung an die damaligen Erfolge verblasst immer mehr

Vielleicht ist das Ganze eher in Vergessenheit geraten, weil es vor dem Krieg war und selbst die Kinder der beteiligten Spieler nicht mehr leben. Und vielleicht auch deshalb, weil es davon anders als von den Finals in den späteren 1930er Jahren keine bewegten Bilder von diesen Spielen gibt. Vielleicht ist all das in Fußballdeutschland aber auch in Vergessenheit geraten, weil diese Partien nicht auf der ganz großen Bühne ausgetragen wurden. Nicht im großen Berliner Olympiastadion stattfanden, das damals noch nicht existierte – erst für die Olympischen Spiele 1936 erbaut – und Hertha auch noch nicht ins feinere Charlottenburg umgezogen war. Denn die eigentliche Heimat von Hertha BSC ist ein ganz anderer Stadtteil, wenn auch nicht allzu weit von Charlottenburg entfernt. Es ist der Wedding.

Ihre Anfänge erlebte die Hertha aus Berlin nämlich in diesem durchaus nicht weit von Charlottenburg entfernten Stadtteil, in dem sie auch über ein eigenes Stadion verfügte. Dabei ist der Wedding allerdings von seiner Sozialstruktur nicht gänzlich, aber doch sehr merklich anders geprägt als das feinere Charlottenburg. Der Wedding gilt in Berlin traditionell als Arbeiterviertel, ist „rot“ geprägt, nicht in Bezug auf den Fußball, sondern im politischen Sinne.

„Stadion am Gesundbrunnen“ hieß im Volksmund nur „Plumpe“

Weshalb eben auch der Fußballclub Hertha BSC ursprünglich ein Arbeiterclub war und auch eine entsprechende Anhängerschaft besaß, und eigentlich ist das immer noch der Fall. Das eigene Stadion der Hertha, von dem hier die Rede ist, war das „Stadion am Gesundbrunnen“, im Volksmund nur „Plumpe“ genannt, weil das der volkstümliche Ausdruck in Berlin für eine Wasserpumpe ist, wie sie auch auf der Behmstraße existierte, an der das Stadion sich befand. 1974 abgerissen, wurde es bis dahin aber trotz der Existenz des Olympiastadions immer mal wieder von Herthas Mannschaften genutzt.

Und legendär ist das Stadion in Berlin ohnehin, da es nämlich Schauplatz eben jener großen Erfolgsserie war, die Hertha BSC in den 1920er Jahren und Anfang der 1930er schrieb. Nicht weniger als sechs Mal in Folge zog der Club in jener Zeit ins Finale um die Deutsche Meisterschaft ein und erreichte dabei folgende Ergebnisse:

Endspiele um die Deutsche Meisterschaft mit Hertha BSC
1926 SpVgg Fürth – Hertha BSC 4:1
1926 1. FC Nürnberg – Hertha BSC 2:0
1926 Hamburger SV – Hertha BSC 5:2
1926 SpVgg Fürth – Hertha BSC 3:2
1926 Hertha BSC – Holstein Kiel 5:4
1926 Hertha BSC – 1860 München 3:2

Zwar fand von den Spielen in der jeweiligen Endrunde kein einziges in der „Plumpe“ statt (auch wenn andere Berliner Clubs dort zweimal spielten), doch den Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft bewältigte der Club zuvor in den Spielen in den Spielen um die Meisterschaft Berlin-Brandenburg in jenem „Stadion am Gesundbrunnen“, das den Herthanern deshalb auch lange wie ein Glücksbringer wirken musste.

In den Finalspielen hatte man, wie oben zu sehen, zunächst weniger Glück, gab aber auch nach vier Vizemeisterschaften in Folge nicht auf, um schließlich dann doch noch 1930 Meister zu werden und als erst zweiter Club in Deutschland diesen Meistertitel daraufhin sogar 1931 noch verteidigen zu können.

„Plumpe“ existiert nicht mehr – und doch erinnert viel daran

Vor dem Krieg fasste die „Plumpe“ 35.000 Zuschauer, nach dem Krieg nur noch 20.000, weshalb ein dauerhafter Umzug ins Olympiastadion sinnvoll wurde. Auch die größte Legende der Hertha war aktiv, als man in der „Plumpe“ zu Hause war: Hanne Sobek, der Starspieler jener Elf, die sechsmal in Folge das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft erreichte.

Als der Club jetzt sein 125-jähriges Jubiläum beging, wurde am Bahnhof Gesundbrunnen am ehemaligen Standort der „Plumpe“ dann auch eine Stele zur Ehrung von Hanne Sobek errichtet und eingeweiht, wobei Sobeks Enkel Bernd Sobek ebenfalls anwesend war. Außerdem heißt der Platz direkt davor schon seit 2006 „Hanne-Sobek-Platz“. Dort kann man als Hertha-Fan in den früheren Erfolgen schwelgen und auch als neutraler Fußballinteressierter echte Fußballgeschichte atmen – auch wenn das Stadion selbst eben nicht mehr existiert. Man fühlt aber sogleich, dass die Wurzeln von Hertha BSC dort im Wedding ganz andere sind, als es die aktuelle, moderne Hertha mit dem Olympiastadion und internationalem Kader Glauben machen würde. Und Titel wird die aktuelle Hertha auf absehbare Zeit ohnehin keine gewinnen – anders als in ihrer Zeit, damals am Stadion am Gesundbrunnen, der „Plumpe“ eben.