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Schlagwort: Fußballschulen

Was ist eigentlich die IEFA?

Fußballschulen, die modernen Lotto-Annahmestellen. Wer früher nicht viel auf sich hielt oder keine besonderen Möglichkeiten hatte, es vielleicht auch einfach nur versäumt hatte, während der aktiven Karriere die nötigen Kontakte zu knüpfen, der machte nach der Karriere als Fußball-Profi eine Lotto-Annahmestelle auf. Wer darin richtig groß wurde, nahm dann nicht nur an, sondern teilte auch aus. Zum Beispiel Schreibwarenartikel für die Geschäftsstelle des FC Bayern, wo man offensichtlich besonders generös mit diesen Artikeln umging, auf dass Georg Schwarzenbeck ein Leben lang damit zu tun hatte, diesen FC Bayern mit jenen Schreibwarenartikeln zu beliefern. Was man halt so macht, als Weltmeister.

Doch die Zeiten ändern sich. Zwar ist zur Zeit das Online-Abgeben von Lottoscheinen verboten, im Großen und Ganzen aber hat die Onlinewelt die Geschäftsgrundlage von Lotto-Annahmestellen zerstört. Wohin also mit all den überzähligen ehemaligen Profifußballern, wenn die Lotto-Annahmestellen-Branche ohnehin schon unter dem Druck des Netzes zusammengebrochen ist – und das lange vor Eintreffen der Finanzkrise? Docutainments gibt’s nicht so viele, und ganz so interessant ist auch nicht jeder, dass er für eine solche in Frage käme.

„Fußballschule“ lautet die Antwort. Wer keine Lotto-Annahmestelle mehr ergattern konnte oder sich des enormen merkantilen Risikos im Wettbewerb mit rund um die Uhr geöffneten virtuellen Annahmestellen bewusst ist, der macht jetzt eben die moderne Form der Lotto-Annahmestelle auf:

eine Fußballschule.

Ob auf Mallorca, im Taunus, in der Sächsischen Schweiz, in der Kieler Förde oder in Florida, egal wo: Man wird garantiert genug Eltern finden, die ihre Kinder dort anmelden, wo nur der Name eines ehemaligen Bundesligaprofis auf dem Plakat steht.

Dass das besonders ehrenrührig noch verwerflich noch minderwertig wäre, kann man an keiner Stelle finden. Weder, dass Eltern ihre Kindern dort anmelden, wo sie dann mit jemandem trainieren, den sie zu ihren Lebzeiten nie selbst (als Profi) spielen sahen, geschenkt: Wozu gibt es youtube, zumal es auch früher schon vhs gab und noch dazu nur mündlich tradierte Legenden viel besser geeignet sind, ein lebendiges Bild vor das Auge der lieben Kleinen zu zaubern.

Und dass ehemalige Bundesligaprofis es versäumt haben, ein Fernstudium abzubrechen oder ihren Trainerschein so rechtzeitig zu machen, dass sie mit Ende der Karriere damit fertig sind: ebenfalls geschenkt. Wer kennt keinen Studienabbrecher oder Dauer-Studienfach-Wechsler, der es am Ende dann doch noch zu Kind und Kegel gebracht hätte? Warum sollen die Ex-Profis nicht das tun, was sie am besten können? In Trainingsanzügen bei jedem Wetter auf einem Ascheplatz gegen ein vermatschten Ball treten und im Anschluss daran anderen erzählen, wie man das jetzt selbst bewerkstelligen sollte. Dass Bundesligaprofis selten echte Pädagogen sind, zumal die meisten jetzt inaktiven noch unter Trainer der Gattung „harter Hund“ groß geworden sind, die Redewendungen faselten, wie dass es keine schlechtes Wetter gäbe, nur schlechte Kleidung oder dass man zum Mittagessen die Pflanze zu sich nehmen solle, die besonders die Engländer zur höchsten Qualität gezüchtet und vertikutiert hätten, das Pädagogiklose an ihnen also: ebenfalls geschenkt.

Und hier kommt dann die IEFA ins Spiel. Nein, sie gründet keine Europa League im nächsten Jahr und sie hat auch keinen Präsidenten, der allen Unkenrufen zum Trotz ein „echter Freund der Deutschen“ ist. Sie bildet kleine Kinder im Fußball aus, ergo ist sie eine dieser Fußballschulen. Und weil jede Fußballschule, die etwas auf sich zählt, den Namen eines Ex-Profis in der Werbung tragen muss, erfahren wir auch gleich die Antwort auf die Frage, was eigentlich Thomas Brdaric mache, von dem man noch nicht mal so wirklich wusste, dass er überhaupt seine Karriere beendet hatte: Er macht in Fußballschulen, in diesem Falle in Langenhagen bei Pusemuckel.

Das heißt, eigentlich macht der bekannte und berühmte Enver Alisic diese Fußballschule (anscheinend aber nur mit ausgemacht blonden Jungen und Mädchen, und auch nur dann, wenn diese ein Trikot einer National- oder Profimannschaft tragen, wie diese Werbung [Link leider tot], nur leider kennt keine Sau diesen Enver Alisic in Deutschland, obwohl er doch ehemaliger bosnischer Nationaltrainer ist. Deshalb muss zumindest ein Name her, den man auch in Deutschland kennt und das ist dann eben „in Kooperation mit Thomas Brdaric (ehem. Nationalspieler Deutschland)“.

Und wie eine solche Kooperation einer Fußballschule mit Thomas Brdaric dann so aussieht, verrät die Schlagzeile, die uns gestern entgegen grinste: „Brdaric wird sportlicher Leiter von Union Solingen“.

In Kooperation. Jetzt ist die große IEFA also wieder allein mit Enver Alisic und es wäre ein Platz frei auf dem Plakat für den nächsten Ex-Profi. Torsten Frings ist ja auch nicht mehr ganz taufrisch und um Mark van Bommel wäre es nicht mal schade. Ganz ohne Kooperation geht es aber nicht, sonst droht der IEFA dasselbe Schicksal wie den Lotto-Annahmestellen.

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