Zum Inhalt springen

Schlagwort: Kaliningrad

Live-Blog zur Gruppen-Auslosung der WM 2018 im Kreml

Gruppe A

A1 Sbornaja
A2 As-suqur al-hadra (Grüne Falken)
A3 Fara‘ina (Die Pharaonen)
A4 La Celeste

Gruppe B

B1 Seleção das Quinas
B2 La Furia Roja
B3 Lions de l‘Atlas
B4 Team Melli

Gruppe C

C1 Les Bleus
C2 Socceroos
C3 La Blanquirroja
C4 Danish Dynamite

Gruppe D

D1 Albiceleste
D2 Strákarnir okkar
D3 Vatreni
D4 Super Eagles

Gruppe E

E1 Seleção
E2 Nati
E3 Los Ticos
E4 Beli Orlovi

Gruppe F

F1 Mannschaft ohne Spitznamen
F2 El Tri
F3 Tre Kronor
F4 Taeguk Warriors

Gruppe G

G1 Rode Duivels/Diables Rouges
G2 Los Canaleros
G3 Les Aigles de Carthage
G4 Three Lions

Gruppe H

H1 Bialo-Czerwoni
H2 Les Lions de la Teranga
H3 Los Cafeteros
H4 Samurai Blue

[16.58] Das häufig vorhandene Losglück hat die Deutschen diesmal verlassen. Mexiko und Schweden sind schon eine Konstellation, an der man auch gut scheitern kann. Insofern stimmt das nicht, was unten steht: dass man ohnehin durchkommt. Aber mit Schweden und Mexiko konnte man ja nicht unbedingt rechnen (jedenfalls nicht in den ca. 57 durchgeführten Probeauslosungen). Dazu mit Südkorea ein Team, das immer mal für eine Abnutzungsschlacht gut ist – soweit jedenfalls das Klischee. Es hätte wirklich deutlich einfacher kommen können, zum Beispiel mit der Prognose Peru, Ägypten und eben Südkorea. Immerhin einen Treffer bei diesem Glücksspiel, würde man jetzt aber doch lieber gerne gegen Saudi-Arabien oder Iran tauschen. Geht aber nicht mehr. Die „deutsche“ Gruppe steht fest und könnte schon ein echtes Zähneausbeißen werden, zumal man zuerst gegen Mexiko und dann gegen Schweden spielt. Da könnte man auch gut und gerne bei nur 2 oder 3 Punkten stehen und hätte den Druck, gegen vielleicht noch weiterkommen könnende Südkoreaner (sofern bis dahin noch existent) gewinnen zu müssen. Natürlich sind ebenso 9 Punkte aus diesen drei Gruppenspielen möglich. Dennoch darf man vor allem eins nicht tun: diese Gegner unterschätzen, nur weil Mexiko ja „noch nie weit gekommen“ (Bela, meinte aber das Viertelfinale) ist oder Schweden sich gegen Italien 90 Minuten nur eingeigelt hat. Aber hier nimmt man es sportlich: besser so als eine Gruppe, bei der man schon vorher einschläft, weil es nur um die Höhe des Sieges geht. Spannend wird aber in jedem Fall, wer neben den Deutschen weiterkommt, sofern diese es doch schaffen, ihrer Favoritenrolle in 2,5 Spielen gerecht zu werden. Tippe da am ehesten auf Schweden, aber da spielt wohl vielleicht auch zu viel Sympathie mit rein.

[16.32] Das Prozedere wird erklärt. Dürfte dem hiesigen Publikum allseits bekannt sein. „The explanation is over“. Gut. Los geht’s schon. Jetzt kommt dann das Tableau nach oben.

[16.30] Jetzt kommt endlich Gary Lineker. Die 15 Minuten bislang waren zumindest alles andere als zäh. Das war früher schon mal schlimmer.

[16.26] Pelé erscheint doch nicht. Erster Lospate ist der Engländer Gordon Banks. Russland hat auch einen Lospaten, obwohl noch nie Weltmeister. 91 Jahre alt. Name nicht verstanden. Shame on me. Für Uruguay ist es Diego Forlan, für Argentinien Diego Maradona. „Sah auch schon mal frischer aus“, ätzt Bela. Dabei sieht Maradona eigentlich ganz gut aus. Für Frankreich kommt Laurent Blanc. Cafu für Brasilien. Carlos Puyol, immer noch ohne Frisur, erfrischend, für Spanien. Fabio Cannavaro, der einzige Italiener, der an der WM – in dieser Form als Lospate – teilnimmt.

[16.23] Bela erwähnt die PK heute morgen, bei der die Dopingvorwürfe zur Sprache kamen. Bela nennt den für das Doping verantwortlich gewesen seienden Witali Mutko zunächst Witali Klitschko. Das ist dieses Phänomen, dass Nachrichtensprecher auch Jahre nach dessen Demission immer noch von Bundeskanzler Kohl, äh Schröder sprachen. Einschlägige Berichterstattung zum Verlauf dieser PK gibt es bei Twitter.

Jetzt ein paar nette Jubilbilder von vorigen WM. Am Ende jubelt die deutsche Mannschaft.

Der Kommentator ist aber immer noch nicht Lineker, sondern ein anderen Mann. Begleitet von einer einigermaßen züchtig gekleideten Frau.

[16.21] Die acht Lospaten werden vorgestellt. Der erste ist Pele. Nicht Wollitz, der aus Brasilien. Die Musik wird melancholischer, aber wohl nicht wegen Pelé. Eher nimmt man wohl schon das Scheitern der Russen bei der WM vorweg. Jetzt geht es doch noch rund. Hat man vielleicht noch schnell was eingeworfen.

[16.19] Okay, jetzt wird doch noch ein bisschen Show gemacht. Russischer Volkstanz. Oder so. Jedenfalls immer noch besser als der Schuhplattler bei der Eröffnung der WM 2006. Was aber auch nicht schwierig ist. „Darf ich mal?“, fragt Bela, als er wohl glaubt, sein Mikro ausgeschaltet zu haben. Was will er wohl gedurft haben wollen?

[16.15] Immerhin verschont uns das ZDF mit dem Showteil. Geht direkt los mit „Miroslava Klose“, wie er auf Russisch von der Moderatorin genannt wird. Gefragt, „how did you like the show?“, antwortet Klose auf Deutsch. Hm. Okay, hat ja auch nie in England gespielt. Klose erwähnt auch das dreimalige Scheitern, 2002, 2006, 2010, was er ja als einziger (?) so erlebt hat, mit der Krönung 2014. Lahm kam doch erst später dazu, nicht wahr?

Außerdem gibt er zu, dass ihm auch sein Torrekord bei der WM tatsächlich etwas bedeutet. Leichten Einschlag ins Pfälzerische. Nach knapp einer Minute ist sein Auftritt aber schon wieder vorbei. Zu Kloses großer Erleichterung offenbar.

[Präludium] Auch wenn „Wetten, dass..?“ nicht mehr existiert: Es gibt sie noch, die Lagerfeuer-Momente in deutschen Landen. Natürlich dann, wenn WM oder EM ist und die Nationalmannschaft spielt – oder die Gruppen für ein solches Turnier ausgelost werden. Heute steht wieder die ganze Nation hinter den Live-Streams und wird den ersten schmerzhaften Moment schon vor Beginn der Auslosung hinnehmen müssen. Miroslav Klose, zur Zeit Trainerhospitant ohne Geschäftsfeld bei der DFB-Elf, wird in seiner Eigenschaft als Weltmeister von 2014 den WM-Pokal an den Ausrichter Russland übergeben. Weltmeister bleibt die deutsche Mannschaft zwar bis zum Abpfiff des Finals der WM 2018 im Olympiastadion Luschniki in Moskau. Den Pokal ist man aber schon mal los. (Wobei man den originalen ohnehin nie länger als ein paar Stunden besaß. Den kassiert die FIFA nach der Verleihung nämlich direkt wieder ein, der Sieger geht mit einem Duplikat nach Hause und foppt auf der Reise durch seine Dörfer und Landstriche mit Menschen darin diese und lässt sie im Glauben, sie sähen das Original.)

Moderieren wird der wohl schlagfertigste Ex-Profi am Twitter, Gary Lineker, dessen Bonmot von den 22 Männern und den 90 Minuten schon 1990 von dieser Schlagfertigkeit kündete. Etwas erstaunt sein darf man dennoch, dass dieser ansonsten kein Blatt vor den Mund nehmende kritische Geist sich vom russischen Fußball vereinnehmen lässt. Steht Russland doch in allen erdenklichen Sportarten unter scharfem Dopingverdacht, so auch im Fußball, wie man sich explizit hier noch mal vor Augen führen kann und auch sollte. Der Thread beginnt schon mit den Worten:

„Absurd, dass Gastgeber Russland dabei ist. Denn noch nie waren die Dopingindizien stärker gegen eine aktive Fußballmannschaft.“

Lineker, eingeladen als Torschützenkönig der WM 1986 und eben jener gewandte Moderator, der er inzwischen ist, wird es sich gut bezahlen lassen, und doch wirft seine Teilnahme einen Schatten auf diese Lichtgestalt der Fußballberichterstattung.

Apropos Schatten: Nichts anderes als das, schwarz nämlich, würden die TV-Zuschauer im Iran zu sehen bekommen, sollte Linekers russische Kollegin Maria Komandnaja aus Sicht der Zensoren des Staatsfernsehen im Iran zu unzüchtig gekleidet sein. Dann würde die Übertragung ausgesetzt, der Bildschirm schwarz. Wäre dies weltweit so, hätte man in Moskau genug Gelegenheit, dem trotz des vermeintlichen Dopings der Nationalmannschaft schwächelnden Team der Russen eine möglichst einfache Gruppe zuzuschanzen. Schließlich soll Russlands Nationalmannschaft nicht wie erstmals 2010 Südafrika als Gastgeber schon in der Vorrunde scheitern. Nicht zuletzt, da man im Eishockey-Land Russland ohnehin mangelnde WM-Begeisterung fürchtet. Im Land allgemein und auf den Rängen, die da doch recht leer bleiben könnten, wenn irgendwo in den Weiten Russlands kurz vor den Toren Sibiriens Neuling Panama gegen den Senegal antritt. Da eine solche Ausblendung des TV-Bildes aber nicht kommen wird, muss man zunächst mal annehmen, dass zumindest bei der Auslosung im Kreml alles mit rechten Dingen zugehen wird. Oder wie die SZ schrieb:

„Noch nie wird eine Entscheidung im Kreml so transparent gefallen sein wie diese WM-Auslosung.“

Hier wird diese Auslosung live begleitet, mit dem kleinen Extra-Service, das bei der Auflistung der insgesamt 8 Gruppen von A bis H direkt die Spitznamen der Nationalmannschaften eingetragen werden. Inzwischen ist so etwas ja eine Aufstellung, an der keine Zeitung online mehr vorbeikommt, die Spitznamen aller WM-Teilnehmer in einem eigenen Beitrag aufzulisten.

Hier schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe und präsentiert die Auslosung live und liefert dazu gleich die jeweiligen Spitznamen der 31 Nationalmannschaften, die teilnehmen plus jene eine Mannschaft, welche keinen Spitznamen besitzt, die zufällig amtierender Weltmeister ist. Beim DFB mag man das anders sehen (und im Ausland leider auch), doch hier kann man auf derlei fromme Wünsche keine Rücksicht nehmen und bleibt bei der Realität.

Man darf natürlich gespannt sein, wie die Gruppen nun schließlich aussehen werden. Ohne einen Tipp für die Gruppe der Mannschaft ohne Spitznamen geht es natürlich auch hier nicht. Es wird nicht Gruppe H, welche die einzige wäre, welche eine Partie im ehemaligen Stalingrad nötig oder je nach Sichtweise möglich machte, sondern Gruppe D. Eine Partie im nur 500km von Berlin entfernten Kaliningrad ist übrigens schon vor der Auslosung ausgeschlossen, da die Mannschaft von Jogi Löw als Gruppenkopf gesetzt ist, in Kaliningrad aber keine Partie eines Gruppenkopfes vorgesehen ist.

Gegner in dieser, wie man ganz teutonozentristisch gerne formuliert, „deutschen“ Gruppe werden sein: Peru, Ägypten und Südkorea.

Das klänge immerhin doch ziemlich nach einer _Welt_meisterschaft. Sportlich stellt sich die Frage ohnehin nicht, ob die DFB-Elf die Vorrunde übersteht, selbst für den Fall, dass die „Furia Roja“ in ihre Gruppe gelost würde.

Wer selbst noch seinen Tipp abgeben will, kann das gerne noch in den Kommentaren tun, auch wenn anzunehmen ist, dass das alles längst bei Twitter geschehen ist.

(Anders als früher bei Live-Blogs üblich werden die weiteren Beiträge jetzt nicht oben angefügt werden, sondern hierunter.) Nee, doch oben. Während der Auslosung rutscht dann auch diese Auflistung hier nach oben:

Stand der Dinge bei der WM-Auslosung 2018

Einen Kommentar hinterlassen

Weiße Elefanten am russischen Horizont

Ganz groß zwischen Kimme und Korn ist ja zur Zeit Katar, wo man 6 Stadien in eine einzige Stadt bauen möchte, in welcher schon zu Länderspielen zwischen der am meisten gehypten Nationalmannschaft des bekannten Teil des Universums, Brasilien, und dessen Testspielgegnern gerade mal schlappe 6.000 Zuschauer erscheinen.

Der große Vorteil Russlands ist wohl, dass im Schatten dieser skandalösen WM-Ausrichter-Auswahl die Entscheidung für Russland beinahe fußballaffin wirkt. Erste Europapokalgewinner aus diesem Land, die nicht Dynamo Kiew heißen, gibt es bereits seit einigen Jahren und der russische Fußball macht den Eindruck, als wachse die Begeisterung und erlange er wie auch in Mitteleuropa immer besseren Zugang zur Mitte der Gesellschaft (nicht dass das per se wünschenswert wäre).

Dass der Hooliganismus in den Regionen, die jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs liegen, genau jene 20 Jahre nachholen möchte, die er unter der Knute stand und sich nicht rühren konnte und deshalb noch in einer (was man so liest) viel dramatischeren Form vorliegt, als er hier je existierte, ändert nichts daran, dass man dort über das Geld verfügt, Stadien zu bauen so schön wie russische Prinzessinnen.

Weshalb man das auch unbedingt tun möchte, ganz gleich, wie sinnlos verprasst diese Gelder sind, die für — man muss sich das immer wieder vergegenwärtigen — eine effektive Nutzungsdauer von 360 Minuten gebaut werden. Also ungefähr 1 Million Euro Baukosten pro Minute Nutzungszeit. Zählt man An- und Abfahrt und derlei Brimborium am Spieltag hinzu, sind es immer noch nur 4 ganze Tage.

4 mickrige, einzelne Gelegenheiten.

Da ist die Frage nach den Schulen, Kindergärten, Teddybären und Schulbüchern doch viel weniger polemisch als sie beim ersten Gong noch klang.

Weil man es (sich leisten) kann, baut man nun also laut dieser Aufstellung bei SPON zur WM 2018 in Russland nicht weniger als 13 der als Ausrichtungsort vorgesehenen 16 Stadien neu. Von welchen 9 wiederum an Orten entstehen sollen, an denen man zur Zeit nur über Zweitligaklubs verfügt. Zwar sind es bis 2018 noch Glückszahl Jahre hin, da kann natürlich der eine oder andere Klub, insbesondere wenn man das möchte, auch noch aufsteigen — nur darauf bauen kann man nicht.

Was aber wäre so schlimm daran, einigen Zweitligisten ein schickes Stadion zu bauen? Immerhin würden diese dann anders als in Korea oder Südafrika überhaupt genutzt. — Ganz einfach: Es mag für die Zweite Bundesliga sinnvoll sein, über solche Riesen zu verfügen. Die Zweite Bundesliga, in der man in Frankfurt in einem WM-Stadion spielt, in Berlin bis vor wenigen Monaten dasselbe tat, und die Ränge trotzdem entsprechend ihres Umfangs gefüllt werden.

Die russische 2. Liga hingegen besuchen im Schnitt 5.243 Zuschauer pro Partie, wobei der bestbesuchte Verein knapp über 14.000 Zuschauern erreicht. Die zwei letzten der Zuschauertabelle schaffen es nicht mal auf durchschnittlich 2.000 Besucher.

Offensichtlich benötigen nicht gerade diese russischen Zweitliga-Städte 9 Stadien mit einer Kapazität von über 40.000 Zuschauern, aber die Frage der Nachnutzung zählt bei diesen Projekten nun mal nicht. Und wenn, dann nur auf dem Papier in einer schöngerechneten (der Gedanke als Sohn des Wunsches) Version im Vorhinein.

Im Einzelnen sind dies folgende für die WM 2018 als Ausrichtungsort eingeplanten Städte Russlands:

  • Kaliningrad mit dem FC Balitka Kaliningrad
  • Jaroslawl mit dem FC Schinnik
  • Nischni Nowgorod mit dem FC Wolga und dem FC Nischni
  • Saransk mit dem FC Mordowia
  • Samara mit dem FC Krylja Sowetow Samara
  • Jekaterinburg mit dem FC Ural Swerdlowsk
  • Wolgograd mit dem SC Rotor Wolgograd, der zur Zeit wegen Finanzproblemen nirgendwo spielt
  • Krasnodar mit dem FC Kuban und dem FC Krasnodar
  • Sotschi mit zur Zeit keinem Verein von Belang

Das alles ist ein eher kleiner Skandal im Skandal-Feuerwerk der wohl korrupten Vergabe beider kommender Weltmeisterschaften, deshalb aber nicht weniger erwähnenswert.

Ähnlich lief es zwar bereits 2002 ab. Damals allerdings aus einer ganz anders aufgestellten Volkswirtschaft heraus. Was man als ordentlicher Blogger jetzt nachprüfen müsste. Wenn man es hier einfach behauptet, hat wenigstens jemand Grund, zu widersprechen.

Dem ansonsten völlig unsinnigen Bau von 9 Stadien mit einer Kapazität von über 40.000 Zuschauern für eine Liga mit einem Zuschauerschnitt von 5.000, in einem Land, das trotz aller wirtschaftlichen Fortschritte beim Pro-Kopf-Einkommen auf Platz 71 der Welt liegt (und bei der Jugendarbeitslosigkeit auf Platz 174), kann ja wohl keiner bei Trost widersprechen.

For the swank, for the pomp.

10 Kommentare