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Schlagwort: Karsten Baumann

Trainer Baade „inside“ — Beim MSV Duisburg in der Kabine und in der Business Lounge

Letztens ging ein lange von mir gehegter Wunsch in Erfüllung: Einmal eine Kabine eines Bundesligisten, egal welcher, von innen sehen. Dass es dann gleich eine Kabine zum Zeitpunkt kurz vor Eintreffen der Spieler darin direkt vor einer Bundesligapartie war, war ein schmackhaftes Sahnehäubchen auf der Umsetzung dieses Wunsches.

In der Kabine

Wie überschaubar groß (wenn ich schreibe „überschaubar klein“, kommen wieder diese vielen Emails und Briefe, wie despektierlich ich mich äußern würde) die Kabine ist, zeigt ein Bild weiter unten. Kein allzu großer Unterschied zu Kabinen in unterklassigen Sportstätten — was die Grundfläche angeht.

Bei obigem Bild interessant: Manchmal fotografiert man etwas und bemerkt erst beim Entwickeln in der Dunkelkammer einen Aspekt, der einem vor Ort völlig entgangen war. Die Sitzpositionen sind hier aufsteigend nach Rückennummern sortiert. In dem Fall habe also ich eine kleine Straße geschossen, ohne es beim Fotografieren zu merken.

Nettes Accessoire: Diese Bändchen mit dem Namen an der Rückenlehne des jeweiligen Platzes. Für den Fall, dass der Zeugwart das Trikot vergessen hat? Oder vielleicht doch als Orientierung und Anweisung, weil der Kader ja selten zwei Mal der Gleiche ist? Man weiß es nicht, und Zeit zu fragen bleibt bei solchen Besichtigungstouren leider selten, weil man nicht allein ist und jeder wohl Hunderte Fragen hätte. Oder zumindest diese eine.

Ebenfalls auffällig: Für jeden Spieler waren gleich zwei oder drei Paar Fußballschuhe bereitgelegt, neben den obligatorischen Badelatschen. Sicher mit verschiedenen Stollenlängen oder generell unterschiedlicher Beschaffenheit je nach Wetter — denn dass man solchen Aufwand betreibt, nur um kurz vor Anpfiff doch noch auf eine andere Farbe umzusteigen, erscheint unrealistisch.

Ein bisschen Platz ist dann allerdings durchaus in der Kabine, wie das folgende Bild zeigt. Auf dem Tisch in der Mitte der Kabine steht Kaffee (! (glaube ich)) und der Zeugwart ist wenig begeistert, dass er während der Vorbereitung aufs Spiel in seiner Arbeit gestört wird. Verständlich, aber hier auch nicht zu vermeiden.

Dazu kommt in der Kabine des MSV Duisburg tatsächlich, wer hätte das gedacht, die gute, alte, klassische Taktiktafel, auf der allerdings noch nichts angeschrieben war.

Was ganz sicher aber nicht bedeutete, dass der MSV Duisburg ohne Taktik ins Spiel ging, da zeichnet Oliver Reck aus dem im Laufe seiner 509 Profispiele erworbenen Eff-Eff schneller eine stimmige Aufstellung an die Tafel als sein Schatten es von der Taktiktafel wieder löschen könnte. Vermutlich.

Die einzelnen Spieler mit Handschlag in der Kabine zu begrüßen war uns dann nicht vergönnt, für uns ging es weiter, aus der Kabine raus ins Stadion. Natürlich genau jenen Weg nehmend, den auch die Spieler nehmen, wenn sie vor einer Partie einlaufen. In Duisburg sind es nur ganz wenige Meter, keine Rolltreppe, kein langer Tunnel, in dem man sich vor dem Einlaufen von Einlaufkindern verarschen lassen könnte, und schwupps ist man draußen im Stadion.

Stadioninneres

In Ermangelung einer Laufbahn befindet man sich sofort beim Verlassen der Katakomben an den beiden Trainerbänken, die zwar durchaus ziemlich bequem aussehen, aber den einen oder anderen Wisch mit einem feuchten Lappen über die Sitzflächen hätten vertragen können. Sag ich, der ich da nicht mal besonders pingelig bin, aber wer weiß, vielleicht ist das ja alles im Ablauf bis zum Anstoß noch enthalten.

Etwas knallig in der Farbcombo blau (für den MSV) und gelb-rot für einen der Sponsoren, aber das wollen Sponsoren ja nun mal — dass es im Auge knallt und nicht in Vergessenheit gerät.

Steht man vor der Trainerbank, steht man logischerweise automatisch auch im Bereich der Coachingzone. Et voilà.

Der Trainer (nicht im Bild) in der Coachingzone (im Bild). Dort sieht der Rasen übrigens besonders abgewetzt aus, in beiden Coachingzonen, obwohl der Großteil dieser Zonen gar nicht aus Rasen besteht. Ein Wunder? Oder Sparmaßnahmen, um die besten Rasenstücke auf dem eigentlichen Spielfeld unterbringen zu können? Vielleicht Beides.

Jedenfalls wirken die mit Kreide gezogenen Linien nicht besonders ehrfurchteinflößend, selbst dann, wenn man gerade nicht außer Rand und Band ist. Elektrisch geladene Kuhzäune wären da vielleicht die sinnvollere Einrichtung.

Links im Hintergrund übrigens ein Trainingstor, das man dort wie auf der anderen Spielfeldseite platziert hatte, um den Torhütern und auch den Feldspielern zusätzliche Einspiel- und Einschussmöglichkeiten zu geben. Einschuss von einschießen wie warmschießen, nicht wie Pistolenkugel. Diese Tore sind sonst noch nie aufgefallen, könnte daran liegen, dass man sonst immer auf den letzten Drücker im Stadion anrückt, und heute eben schon zur Führung da war.

Genau dort, wo die Spieler die Katakomben verlassen, befindet sich auch eine der insgesamt fünf standardmäßig bei einem Spiel im Stadion befindlichen Kameras, die übrigen vier verteilen sich auf die Haupttribüne. Die Menschen dieser einen bekannten Produktionsfirma tun hieran ihren Dienst.

Eine putzige Angewohnheit hat man an der Wedau eingeführt: Vor dem Spiel und in der Halbzeit bläst man mehr oder weniger lustige Figürchen auf, die dann Werbung für Produkte machen sollen. Man beachte auch die Limonadenflasche im Hintergrund. Leider pflegt man diese Angewohnheit aber beinahe schon so lang wie das neue Stadion steht, hat die Dinger in der gesamten Zeit aber vermutlich nicht ein einziges Mal gereinigt. Ist nicht weiter tragisch, denn der Spaß, den es bereitet, den Helfern vor Anpfiff und in der Halbzeit dabei zuzuschauen, wie sie verzweifelt versuchen, die Luft rechtzeitig aus diesen Etwassen herauszubekommen, wiegt auf, dass sie nicht gänzlich blitzeblank sind.

Doch auch hier, im Inneren des Stadions konnten wir natürlich nicht so lange verweilen, bis Oliver Reck oder Karsten Baumann eintrudelten. So ging es flugs weiter in die Business Lounge, die vom Typus her dem Glückauf-Club auf Schalke gleichzusetzen ist, wenn auch natürlich bei einem nur halb so großen Stadion auch nur etwa halb so groß.

Business Lounge

Da ich nach meinem Besuch genau dort eine berechtigte Rüge erhielt, dass ich das Menü nicht fotografiert hatte, hier also direkt als erstes das Menü der Business Lounge beim MSV Duisburg im Spiel gegen Erzgebirge Aue. Tippfehler kosten übrigens nichts extra.

Ansonsten ist die Business Lounge ein im ersten Stock der Haupttribüne befindliche offener Raum, der für gewisses Entgelt seinen Besuchern unbegrenzten Zugriff auf Speisen und Getränke ermöglicht, welche man möglichst vor Anpfiff verdaut haben sollte. Also hurtig angestellt und zugelangt, denn in der zweiten Liga stößt man schließlich sonntags schon um 13.30h an.

Besondere Merkmale, die an die Historie des Clubs anknüpfen findet man auch hier in Form von Fotos früherer Stars und Spielszenen (nicht im Bild), allerdings keine im Bereich der reinen Gestaltung der Lounge.

Die Promidichte nicht ganz so hoch wie in München, waren die üblichen MSV-Legenden (ebenfalls nicht im Bild) aber alle anwesend.

Currywurst in der Halbzeit. Pils dazu.

Im zweiten Geschoss befinden sich auch noch einzelne Logen, also jene Logen, welche man eigentlich meint, wenn man davon spricht, in einem Stadion „in einer Loge“ zu sein; sowie weiterer Raum für deren Gäste, der etwas mondäner gestaltet ist.

Eigentlich waren in diesem Stadion nur 30 Logen geplant, wegen allzu guter Nachfrage in der Zeit der Erstklassigkeit erweiterte man diese Zahl aber auf 40.

Eine kurze Stippvisite auch hier.

Loge

Ganz schön geräumig, trotz der Erweiterung, und dazu auch jede einzelne mit eigener Theke versehen.

Bis es schließlich soweit ist, Anpfiff, die Partie im Stadion zu verfolgen. Auch in Duisburg gehen übrigens viele Menschen ins Stadion, die dann beim Singen ihre Schals im Takte der Musik von De Höhner wiegen, was sie offenbar nicht stört, solange sie dies nicht ahnen. Gut so.

Es gehen sogar mehr Menschen in ein Stadion in Duisburg bei einer Partie gegen Erzgebirge Aue als Menschen in ein Stadion in Fürth gehen, wenn Fortuna Düsseldorf dort spielt und der Heimverein gerade aufgestiegen ist.

15.627 zu 15.500.

Wobei man zugeben muss, dass sich um die letzte Ziffer der Zuschauerzahl in Duisburg solch seltsame Mythen ranken, dass man geneigt wäre, auch die 127 mehr als jene in Fürth anzuzweifeln.

Wer Lust hat, kann sich in dieser Menschenmenge bestimmt in Kürze bei einem hochauflösenden Rundumfoto selbst suchen und sich mit seinem Dingsbums-Profil zu erkennen geben; sind ja schwer in Mode, diese 360°-Panoramen.

Zur Partie selbst lese man dann beim werten Kees Jaratz. Im Anschluss daran verabschiedete man insgesamt sechs mehr oder weniger verdiente Spieler mit Präsenten und je ein, zwei von ihnen ins Mikro gehauchten Sätzen (Bruno Soares: „Duisburg wird immer in meinem Herz bleiben, vielen Dank, viel Glück!“) und hernach hätte man weiter in der Business Lounge netzwerken oder sich den kulinarischen Genüssen hingeben können, was wir beides nicht taten, sondern nach Hause strebten.

Die Treppe herunter, an den hübschen Hostessen vorbei zum Ausgang und um die Erfahrung reicher, dass Profikabinen in ihrer Machart nicht gänzlich anders sind als Nichtprofikabinen, sowie beeindruckt seiend, wie kurz in Duisburg der Weg von der Kabine auf den Platz ist.

Besten Dank an die Zebra-Kids und die Rheinschafe, die diese Tour ermöglichten. Die Zebra-Kids sind ein gemeinnütziger Verein, der sich auf unterstützenswerte Weise der Förderung von Kinderheimen und einzelnen Aktionen in diesem Geiste verschrieben hat. Diese Tour war wiederum ihren eigenen Förderern vorbehalten, wozu die Rheinschafe zählen.
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Mit Legenden aufräumen: Elfmeterschießen kann man nicht üben

Wir haben allerdings keine Elfmeter trainiert, da man die nervliche Belastung in so einer Situation nicht simulieren kann.

Die hier anzubringenden Einwände muss man ja nicht mal großartig ausführen. Strategien zur Stressbewältigung, zur Stressreduktion, bis zum Erbrechen automatisierte Handlungsabläufe, die nur noch so wenig bewusste kognitive Kontrolle benötigen, dass sie viel weniger von den Umständen beeinflusst werden können als vorher, Strategien zur Kontrolle, Abwehr oder nötigenfalls Verarbeitung negativer Kognitionen sowie zu guter Letzt Stärkung des Selbstvertrauens in die eigenen Fähigkeiten durch das Wissen um die tausendfach geübten Abläufe.

Wenn man schon überhaupt irgendetwas im Fußball so trainieren kann, dass die Ausführung im Spiel mit größerer Wahrscheinlichkeit gelingt als ohne intensives Training, dann doch wohl den Umgang mit Situationen bei ruhenden Bällen.

Der Fuzzi vom Zitat oben, der etliche Jahre lang selbst „Profi“ war und nun Trainer einer „Profi“-Mannschaft ist, heißt übrigens Karsten Baumann, trainiert den VfL Osnabrück und glaubt seine Thesen von 1912 wohl auch noch. Ach, streichen wir einfach „trainiert“ und fügen „steht daneben rum, wenn die Mannschaft spielt“ ein.

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