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Schlagwort: Thor Waterschei

Die Bellemans-Affäre

Willkommen im Bildungsblog „Trainer Baade“. Das Folgende ist mehr oder weniger von Wikipedia abgeschrieben, das macht es aber nicht weniger wissenswert. In dieser Woche spielte der Club Brügge bei Manchester United, ging sogar 1:0 in Führung, musste sich am Ende aber doch mit 1:3 geschlagen geben. Trainer der Brügger war niemand Geringeres als Michel Preud‘homme, seines Zeichens Welttorhüter* des Jahres 1994, damals in Diensten des KV Mechelen und von Benfica sowie natürlich der belgischen Nationalmannschaft.

Kurz mal nachgelesen, was er zwischen diesen beiden Stationen, heute Trainer von Brügge, vorher Nationaltorhüter von Belgien, so trieb, brachte eine erstaunliche Notiz zu Tage.

1982, nach dem Endspiel, wurde Preud’homme wegen einer Bestechungsaffäre für drei Jahre vom belgischen Fußballverband gesperrt.

Quelle.

Der hier offensichtlich fälschlicherweise als aufrichtiger Sportsmann wahrgenommene Preud‘homme sollte Spiele manipuliert haben? Leider gab dessen deutscher Text bei Wikipedia nicht mehr dazu her. Flugs bei Twitter nachgefragt, kamen gleich drei Artikel ans Tageslicht.

Zunächst findet man bei 11Freunde die folgenden Zeilen:

Und nach dem Sieg gegen die Niederlande konnte auch endlich Thys selbstbewusst vor die Kameras treten. Er sagte: »Wir haben nun die große Chance aus dem Tal der Tränen herauszukommen.« Er meinte: Die Folgen des Bestechungsskandals von 1982. Damals hatte Standard Lüttich den Sieg gegen Thor Waterschei mit 11.000 Euro erkauft, wie Eric Gerets im Februar 1984 vor dem Brüsseler Untersuchungsrichter gestand.

Quelle.

Die französischsprachige Wikipedia widmet der ganzen Affäre auch gleich einen kompletten Artikel:

„Affaire Standard-Waterschei“

Quelle.

Dort erfährt man mit ein wenig Google-Übersetzung, was man dann auf deutsch wiederum in kürzerer Version in dem Beitrag zum damaligen Trainer von Standard Lüttich lesen kann, bei dem Michel Preud‘homme zu jener Zeit das Tor hütete, im Beitrag zu Raymond Goethals unter der Überschrift „Skandal in Lüttich“.

Im Februar 1984 eröffnete sich aber ein unrühmliches Kapitel für Goethals und Standard Lüttich. Ein Bericht des Untersuchungsrichters Guy Bellemans zeigte eine Urkundenfälschung von Goethals im Zusammenhang mit einem von ihm mitinitiierten Plot auf Spieler des Gegners vor dem letzten und meisterschaftsentscheidenden Saisonspiel 1982/82 gegen THOR Waterschei, einem Vorgängerverein des heutigen KRC Genk, zu bestechen, begangen zu haben.

Quelle.

Genaueres entnimmt man am besten dem französischsprachigen Artikel.

Wir halten jedenfalls fest: Manipuliert wird immer nur auf dem Balkan oder in Asien und Menschen, die mit Fußball zu tun haben, sind stets Sportsleute durch und durch. Würden niemals ein Spiel manipulieren, ob nun im Bundesliga-Skandal oder in der Bellemans-Affäre, wie der Vorfall in Belgien seltsamerweise nach dem Namen des zuständigen Richters statt der handelnden Akteure genannt wird. Hierzulande bislang weitgehend unbekannt, aber das ändert sich hiermit ja gerade.

Die oben genannten drei Jahre als Strafe wurden später auf ein halbes Jahr reduziert, sodass Preud‘homme keine allzu großen Lücken im Lebenslauf hinnehmen musste. Nur seine Integrität, die weist seitdem einige größere Lücken auf. Was niemanden daran hindert, ihn weiter als Trainer zu beschäftigen, aktuell eben der Club Brügge.

2008 war er übrigens mit Standard Lüttich oder Standard de Liège zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder belgischer Meister geworden. Und Lüttich ist als mehr oder weniger einziger Klub von Belang aus der Wallonie auch immer ein Teil des Dramas um die schwächelnde Kohäsion Belgiens.

PS: 11.000 (!) Euro.

* Wie fragwürdig die Vergabe dieser Auszeichnung ist, lese man beim indirekten freistoss nach.

Mit Dank an ker0zene und KohlenSchaufler.

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Günter Bittengel, eine Art Albert Streit

Beim stets unzufriedenen Albert Streit fiel es erst auf, als man ihn zum ersten Mal vor der Kamera sprechen sah: Ein Rumäniendeutscher, erkannt am Akzent. Allein durch den Namen hätte man kaum bemerkt, dass Streit nicht in Deutschland aufgewachsen ist.

Günter Bittengel, allen Nerds der Fußballstatistiken natürlich kein Unbekannter, reiht sich jetzt ein. Wer — außer den ganz harten Hardcorefans von Bayer Uerdingen — hätte gewusst, dass Günter Bittengel ebenfalls kein (gebürtiger) Deutscher ist? Günter Bittengel ist Tscheche, offensichtlich mit deutschen Vorfahren, aber dabei wohl mit so viel zeitlichem Abstand, dass er nicht richtig deutsch sprach, als er aus Tschechien nach Uerdingen wechselte, wie der aktuelle Trainer von Dukla Prag von sich selbst berichtet.

Außerdem erzählt er noch etwas davon, dass mit dem Weggang bzw. der Entlassung Friedhelm Funkels eine Mannschaft auseinanderfiel, die zuvor trotz Abstieg mehrheitlich zusammengeblieben war und somit den Grundstein für den Wiederaufstieg legte. Je nach Lage der Dinge sollte man es sich mehrfach überlegen, einen bei der Mannschaft beliebten Trainer wegen kurzfristiger Erfolglosigkeit zu feuern. Allerdings waren das andere Zeiten, denn das war kurz vor dem „Bosman-Urteil, dem Grund für die Malaise des bundesdeutschen Vereinsfußballs“.

Günter Bittengel, ein Name wie Reinhold Hintermaier.

Und dann gibt’s da speziell für Thor Waterschei noch ein weiteres lesenswertes Interview in gleichnamiger Rubrik des KFC Uerdingen, man hüstelt den Namen Larus Gudmondsson.

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