Zum Inhalt springen

Die fürchterlich fehlerhafte Fabel vom Schneckenrennen

Immer, wenn es in einer Liga soweit kommt, dass sich mehrere Clubs einem möglichen Aufstieg oder Titel nähern, aber nicht durchgehend punkten siegen, wird in den „Medien“ die Fabel vom „Schneckenrennen“ wieder aufgewärmt. Als sei das a) etwas Schlechtes, eine Schnecke zu sein, b) ein Rennen zu veranstalten und c) dabei nicht immer ganz so vorwärts zu kommen, wie man sich das im Hirn des Schreibers vorstellt, ohne zu berücksichtigen, dass auch alle anderen Schnecken im Rennen durchaus zu rennen in der Lage sind.

Wir wollen sie nicht mehr hören, diese sachlich so fehlgegriffene Fabel vom Schneckenrennen, weil diese so viele Aspekte des Sports ignoriert und versucht, ein kurzzeitiges Straucheln auf etwas einzudampfen, was vielleicht im Bereich der Leichtathletik möglich ist oder sofern man etliche Dutzend Millionen mehr als die jeweiligen Kontrahenten in seinen Kader investieren konnte, auch im Fußball. Dass man immer gewinnt. Wie viele Jahre war [hier Leichtathlet sowieso einfügen] unbesiegt? Etliche. Wie viele Jahre schaffte es ein Team in einer der großen Ligen, ohne Niederlage zu agieren? Doch wohl höchstens anderthalb, wie der FC Arsenal mit Mad Jens im Tor. Selbst der große FC Bayern, der sportlich vielleicht größte, den man je gesehen hat, verlor unter Pep Guardiola immer mindestens ein Spiel pro Saison.

Das Wesen dessen, des Fußballs, ist doch aber – und daher stammt auch zu nicht geringen Teilen seine weltweite* Popularität – dass eben im Fußball immer alles möglich ist. Wie man dann auf die Idee kommen kann, nur weil ein Club, der in der Tabelle vorne liegt, mal drei Spiele lang nicht gewinnt, dass es berechtigt sei, die Frage zu stellen, ob denn „niemand aufsteigen will“ oder ob das „Schneckenrennen“ denn am Ende zu gar keinem verdienten Sieger führen könnte, bleibt schleierhaft.

Es ist nicht nur das Wesen des Fußballs, sondern auch der Wunsch aller, die ihn passiv begleiten, das genau dies immer wieder der Fall ist. Dass Topteams wider aller Erwartung nicht siegen, dass sich auch „Rennen“ in den oberen Bereichen einer Liga nicht nur von Sieg zu Sieg hangeln und vor allem, dass eben nicht schon am 25. Spieltag einer 18er-Liga klar ist, wie dieses „Rennen“ ausgeht. Sonst, ja, sonst würde man doch nicht mehr hinschauen.

Froh also ist man, dass es im Fußball eine solche Ausgeglichenheit auch in Ligen mit Clubs höchst unterschiedlicher Etathöhe noch gibt. Und deshalb mögen bitte alle Anspielungen, Fabeln und vor allem alles Wehklagen über ein vermeintliches Schneckenrennen bitte nie wieder aus der Gruft der Fußballschreibermetaphern geholt werden, sondern für immer dort rotten, wo auch die Vorstellungen jener rotten mögen, die derlei überhaupt für ernsthaft druckbar halten. Es gibt diese vermeintlichen „Schneckenrennen“, weil und damit alle froh sind, dass man den Fußball nicht vorhersagen kann.

(* Ausnahmen siehe hier.)

2 Kommentare

  1. Manfred Manfred

    Das wird ebensowenig aufhören wie dieses unsägliche Gekritzel von der ‚Werkself‘. Oder über Flüche.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert