So, hier gibt es dank Outfitter wie auch schon im letzten Jahr wieder ein Bundesliga-Trikot zu gewinnen. Dieser Beitrag läuft bis nächsten Donnerstag, 12h mittags. Ihr könnt ein Bundesliga-Trikot von „Outfitter“ gewinnen. Einzige Aufgabe: Erzählt in mehr als drei Sätzen, warum Ihr Sympathisant eines wo auch immer ansässigen ausländischen Clubs geworden seid. Falls das auf Euch nicht zutrifft, dann erzählt, warum Ihr Euch vorstellen könntet, irgendeinen ausländischen Club Eurer Wahl sympathisch zu finden. Einfach kommentieren und schwupps an der Auswahl des Gewinners eines Bundesliga-Trikots frei Haus und nach Wahl von Outfitter teilnehmen. Und das dann zu Beginn der neuen Bundesliga-Saison im Briefkasten haben.
Er war ein wenig, sagen wir, problematisch. Ich war 14 oder so. Er war 14 oder so. Aber: Er wusste, was Bier ist. Ich wusste auch, was Bier ist, hatte auch schon ein paar in meinem Leben getrunken. Nicht zu vergleichen natürlich mit ihm. Er hatte wahrscheinlich schon Dutzende Fässer an Bier leergetrunken. Der Unterschied war: In Deutschland kostete das Bier 1,20 DM pro Glas in der Kneipe. Muss ungefähr so auf ihn gewirkt haben wie 10 Pfennig. Er tat sich viele von den Bieren rein und das gerne und mit zunehmender Freude. Damals kostete eine Schachtel Zigaretten schon ungefähr 20 DM in England, in Deutschland noch 4 DM. Wir waren eigentlich gar nicht verabredet, er wohnte nicht bei mir, war aber in meiner Stufe auf mich aufmerksam geworden, weil ich mich für Fußball interessierte „Ey mate, blablablablablablabla unverständliches Scouser-Zeug“. Ich nickte. Hatte er sicher Recht mit, wovon er auch sprach. Er fragte dann auch, ob wir nicht ausgehen könnten. Meine Eltern meinten, ich solle mein Englisch verbessern, was also ein „Ok“ bedeutete.
Er redete wieder irgendwas von „Ey mate, blablablablablablabla, Scouser-Gebrabbel“, ich verstand kein Wort, aber wir gingen aus und er schüttete sich Biere rein, als gäbe es kein Morgen. Irgendwann war er in dem Laden, in dem ich später noch kellnern sollte, wo oben Konzerte stattfanden und im Erdgeschoss normaler Kneipenbetrieb war, so voll, dass er auf einem Sofa einpennte. Ich weckte ihn, als wir von treusorgenden anderen Eltern abgeholt wurden, er stand auch sofort auf und brabbelte „Ey, mate“ und dann fuhren wir heim.
Im Grunde hatte ich nie ein echtes Wort mit ihm gewechselt, dem Austauschschüler aus einem Vorort von Liverpool, aber irgendwie hatte er mich infiziert. Wie er – typisch für Engländer in jener Zeit, aber völlig untypisch in Deutschland in jener Zeit – überall im FC-Everton-Trikot hinging, wo er auch war, ob im Museum, in der Schule oder eben im Pub, äh, in der Kneipe. Seitdem „bin“ ich Everton, wenn es um die Premier League geht, „ey mate“, ja brabbelbrabbel, aber so besoffen er auch immer war, er war immer nett. Seitdem bin ich Everton und schaue in der Premier League immer zuerst, wo Everton steht. Ich mag ihre Trikots, ihr Stadion, den Goodison Park, und ich mochte auch den langjährigen Trainer David Moyes, bevor er zu Manchester United wechselte.
Ich kann seitdem sagen, „I‘m Everton“. Wenn auch nur ein bisschen. Und mit dem unverständlichen Scouser-Zeug hab ich auch noch meine Probleme.
Aber „I‘m Everton“.
So und jetzt Ihr. Muss keine tolle Story sein, einfach erzählen, warum Ihr welchen ausländischen Club mögt.
Ich weiß nicht mehr, woher das kommt. Aber der Club Atlético Independiente war schon immer der Verein mit dem größten Namen in Südamerika für mich. Eine Zeitlang dachte ich, das hinge mit dem besten Trainer der Welt, mit Cesar Luis Menotti zusammen, aber der war dort erst in den späten 90ern und das auch nur für ein Jahr tätig, das wird es wohl nicht gewesen sein. Aber wie auch immer, als ich vor mehr als zehn Jahren nach Argentinien reiste, wußte ich schon vorher: „mein“ Verein hier ist Independiente. Das ist auch gut so, ansonsten landet man unweigerlich bei Boca oder River. Und als ich dann vor Ort war und in einem Copa Sudamericana-Spiel im Stadion war, war es alles klar. El Rey del Copas, El Rojo – das ist es. Dann wurde noch der 15jährige Junge eingewechselt, von dem schon im Bus dorthin alle geredet hatten und ich durfte Kun Agüero bei seinem ersten internationalem Einsatz zusehen.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich kann es nicht erklären, habe aber viele Gründe.
Hm. Sympathisch sind mir einige ausländische Vereine, aber wenn es nur einer sein darf, dann Luch Energia Wladiwostok. Nicht wegen der Spielkultur oder weil die eines dieser sympathischen Fahrstuhlteams sind, sondern weil der Ort so unfaßbar weit weg ist, dass ich mir wünsche, dass die wenigstens einmal im UEFA Cup antreten dürfen. Gern gegen ein Team aus Island oder wenigstens Portugal.
Es war zu Beginn der 1980er Jahre, als der Regen in die Stadien, die damals noch weit entfernt von Arenen waren, peitschte. Ich hatte als kleiner Knirps mein erstes Stadionerlebnis (Bayern – Hertha BSC vor gefühlt 2500 Leuten). Und naja, Hoeneß, Rummenigge und so hatten es mir zumindest vorübergehend angetan. Spätestens dann, als die den Club mit Pokalendspiel geschlagen haben (ja, mit Hoeneß‘Turban). In der folgenden Saison also Europapokal der Pokalsieger. Und dort im Viertelfinale der FC Aberdeen. Ich habe keine Ahnung, warum, aber dieses Rückspiel in Pittodrie faszinierte mich. Die wenigen Fernsehbilder machten einen immensen Eindruck auf mich. Das fanatische Publikum, diese dunkelroten Trikots in dieser magischen Nacht. Das 3:2 nahm ich den Schotten keineswegs übel. Immer wieder kramte ich mein kickerHeft mit dem Rückblick auf diese Saison hervor. FC Aberdeen – wie das schon alleine klingt… Die Jahre vergingen, der FC Aberdeen spielte mal gut, mal schlecht, mal ganz schlecht. Er vermied den Abstieg nur dadurch, dass die Liga aufgestockt wurde. Und dann kam 1999. Während meines Studiums kam ich in die gelobte Stadt, Europe’s oil capital. Die Granitstat – und ich verbrachte sieben wunderbare Monate dort. Natürlich mit Besuch des Pittodrie (2:5 gegen die Hearts), aber noch heute habe ich den Schal „Pride of the North“ – und wenn ich ihn anschaue, wird mir warm ums Herz.
Das Jahr 2001 markierte den Beginn einer leidlich hoffnungsvollen Groundhopperkarriere, deren sorgfältige Planung zu Saisonbeginn im August einen Abstecher in das belgische Charleroi vorsah. Nachdem am Nachmittag bereits eine wenig spektakuläre Erstligapartie bei Club Brügge verfolgt wurde, versprach ich mir vom Abendspiel nicht unbedingt sehr viel mehr Unterhaltung. Sporting Charleroi gegen Standard Lüttich, es sollte vielleicht mein fünftes oder sechstes Auslandsspiel überhaupt werden, ich konnte mit dieser Paarung nicht viel anfangen.
Klar, beides schon mal gehört, den wohlklingenden Namen des Gastvereins kannte man aus diversen Europapokal-Ergebnislisten, aber viel mehr war da nicht. Und dann traf mich diese 48. Spielminute wie ein Schlag.
„Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden.“
Jaja, Hornby, kitschig und überstrapaziert, ich weiß. Aber es passt einfach. Als in jener ominösen 48. Spielminute ein gewisser Laurent Wuillot von Standard die Ampelkarte sah, war es um mich geschehen. Plötzlich, unerklärlich, unkritisch.
Ok, „unerklärlich“ möge der Trainer bitte per Html-Anweisung durchstreichen, ich versuch es ja schon.
Nachdem dieses rasant geführte Wallonen-Derby also durch den Platzverweis seinen ersten Höhepunkt erlebte, erhoben sich alle der etwa 4.000 Gästefans von ihren Sitzen und stimmten einen gewaltigen Choral an, der selbst 14 Jahre danach noch ohne Youtube-Erinnerungen oder ähnliches Gänsehaut-Potential besitzt. Durch eine Art von Geschlossenheit und Trotz, die ich in einem deutschen Stadion bis heute nie erlebt habe.
Hallo Selbsthilfegruppe, ich bin Jens. Ich kann kein Wort Französisch. Ich bin Fan von Standard de Liège.
1979 um Ostern saß ich mit meinen Eltern in einem Café in Mailand und schlürfte so ein halbgefrorenes Getränk. Einige Meter weiter gab es einen Auflauf von Jungs ab meinem Alter, damals Einschulung, Erstklässler und dann aufwärts. Ich also rüber, und am Schluss kamen nicht nur Autogramm, sondern auch ein prägendes Foto, auf dem mich Franco Baresi auf dem Arm hält, dabei rum.
1980 sah ich dann mein erstes Spiel von Milan (4:0 gg.Bologna), mein erstes Profispiel überhaupt. Bis 85 oder 86 waren wir noch in der Gegend im Urlaub, und es ging da regelmäßig hin, inklusive Serie B-Auftritten.
Nach längerer Pause habe ich dann den CL Triumph in Athen 94 live sehen können, war seitdem so 5, 6 Male wieder dort. Habe damit auch etwas verspätet, den WM Umbau von San Siro in Augenschein nehmen können.
Mit der inoffiziellen Autogrammstunde von Baresi hat sich also ein internationaler Verein in meine verwirrte Kinderseele vor einem Bundesligisten einschleichen können. Den erblickte ich dann etwas später in der 2. Liga an der Weser.
Sympathisant vom Autor obig trifft es für mich bei Milan sehr gut. Bei Werder ist es schon etwas mehr.
Videotext, Kicker, DSF, Premiere und alles, was folgte, waren aber immer Pflicht, möglichst zeitnah Milan verfolgen zu können.
Irgendwann in den 1990ern hat es mit Real angetan. Genauer Real Club Deportivo Mallorca, noch genauer Reial Club Deportiu Mallorca.
Der Grund war einfach, sie schlugen zu der Zeit hin und wieder die Großen, sprich Barca und Real Madrid. Das machte mir also das kleine Real sympathisch.
Genau zu der Zeit fuhren meine Eltern auf die Insel und die Frage nach einem Mitbringsel beantwortet ich mit: Trikot von Real Mallorca.
Trikots von Barca und dem anderen Real kriegst du dort an jedem Ballermann, aber eines des heimischen Klubs eher nicht. Erst in einem Sportgeschäft in Palma wurden Sie fündig.
Ich hab das Trikot heute noch und hin und wieder ziehe ich es an, weil es noch passt.
Und da derzeit Timon Wellenreuther dorthin ausgeliehen ist, blicke ich jetzt wieder häufiger auf der Deutschen liebste Ferieninsel.
Übrigens die Website des Klubs ist sogar auf Deutsch verfügbar.
Sampdoria Genua (offiziell: Unione Calcio Sampdoria). Einmal aufgrund des Namens; das hört sich einfach so leicht und nach Ferien an. Kann natürlich auch daran liegen, dass ich als Kind vom Hafen in Genua erstmals mit einer Fähre in einen Urlaub gefahren bin. Hinzu kommt dieses wunderbare Stadion mit seinen vier Türmen, das sich in städtischer Nachbarschaft befindet. Außerdem liebe ich das Vereinslogo mit dem rauchenden Seemann.
Oktober 1996: Ich war zum Schüleraustausch zehn Tage im Norden Englands, direkt am Meer. Mein Gastschüler hatte Karten für den Coca Cola League Cup besorgt. Mein allererster Stadionbesuch! Ich sah ein 5:1 gegen Huddersfield Town. Der Star war die „weiße Feder“, Fabrizio Ravanelli, frisch von Juve gekommen. Ein UEFA-Cup-Finale, einen Abstieg und einen Beinaheaufstieg später verfolge ich immer noch die Spiele der Smoggies aus der Stadt mit der geringsten Lebensqualität Englands
Bei mir ist das Southampton. Nicht, dass ich ein super Fan bin, aber ich verfolge die jetzt seit mehreren Jahren, nicht erst seit die erfolgreicher sind. Warum? Mein Ex-Chef kam aus Bristol und war glühender Southampton Fan, der sollte auch mal einen Artikel für das offizielle Magazin schreiben, wie es so als Expat Southampton Fan in Paris ist – der fieberte bei jedem Spiel im Online Ticker mit. Da wurde ich dann einfach mit reingezogen ;-)
Es war ein Samstagnachmittag im Oktober 2012. Das Duell der Bundesligagründsmitglieder FC Saarbrücken gegen Preußen Münster stand auf dem Plan/Ludwigspark. Was für ein Stadion. Oldschool trifft es wohl am Besten! Danach ging es weiter nach Belgien. Das Abendspiel Sporting de Charleroi gegen „weiß ich nicht mehr“ war das nächste Ziel. Es gübelte aus Eimern und wir verfuhren uns mehrfach. Zu Beginn der 2. Halbzeit erreichten wir das Stade du Pays de Charleroi. Ein eigentlich ansehnliches Stadion. Leider mussten wir auf den untersten Plätzen der Haupttribüne Platz nehmen, bis wohin das Stadiondach nicht ausreichte. Seit diesem Moment weiß ich, dass „sich voll regnen lassen“ im Stehen „angenehmer“ als im Sitzen ist ;). Nach dem Spiel ging es in die Innenstadt Charlerois. Kulinarisch (irgendwas Frittiertes) gestärkt suchten wir uns einen „Zeltplatz“ an irgendeiner belgischen Autobahnraststätte. Kurz geschlafen fuhren wir am nächsten Morgen gen Lüttich. Derbytime!!! Standard Lüttich gegen RSC Anderlecht. Wir versorgten uns am Stadion angekommen mit Karten und fieberten dem Spiel entgegen. Das Maurice-Dufrasne-Stadion liegt nur einen Steinwurf zur Maas mitten im Lütticher Arbeiterviertel Sclessin. Geil! Je näher der Anstoß rückte, desto lebendiger das Stadionumfeld. Überall strömten Massen an Rot Weißen hervor. Technomusik, Bier, Schlachtrufe. Wir nahmen auf der Haupttribüne Platz. Geiler Ground, geile Atmophäre. Der Architekt hatte die Ecken des Tempels offen gelassen, so dass wir eine wunderbare Sicht auf die gegenüber der Maas liegende Stahlfabrik Cockerill-Sambre hatten. Das sah einfach nur geil aus. Was dann nach Anstoß geschah war atemberaubend. Jeder, wirklich Jeder im Stadion feuerte Standard an. Ich konnte die französischen Gesänge leider nicht verstehen. Aber vom kleinen Knirps bis zur Oma, alle sangen mit. Es wirkte, als gäbe es keine bestimmte Fankurve. Das gesamte Stadion stand Kopf. Ohrenbetäubender Lärm. Meine Freunde und ich guckten uns verdutzt an, weil wir hiermit niemals gerechnet hätten. Jeder Konter, jeder Torschuss, vielleicht sogar jede Ballberührung wurde vom gesamten Stadion emotional kommentiert. Ich hatte das Gefühl, dass quer durch alle Schichten, Orientierungen und so weiter, egal welchen Geschlechts alle Lüttichs Sieg wollten. Lüttich gewann in einem hitzigen Spiel 2 zu 1. Seitdem war ich 7 mal bei Standard. Das letzte Mal vorrige Woche gegen Sarajavo in der Quali.
Ich bin da eher langweilig.
Seit frühester Kindheit begeistere ich mich für Manchester United und den AC Mailand.
Bei der WM 1982 war England gegen Frankreich eines der ersten Fußballspiele, dass ich live im TV gesehen habe und Brian Robson traf nach 29 Sekunden. Danach direkt im Panini-Album geguckt, für welchen Verein der kickt.
Fan des AC Mailand wurde ich durch Ruud Gullit, dessen Haare ich als Kind einfach geil fand.
Ein weiterer Klub, auf den ich gucke, ist der SC Olhanense. Meine Eltern sind in die Region ausgewandert und wenn ich die vor Ort besuche, darf ein Besuch bei einem Heimspiel des Klubs (inzwischen zweite portugiesische Liga) nicht fehlen.
Auch bei mir war es Hornby der mein ohnehin schon vorhandenes Interesse am englischen Fußball auf den FC Arsenal lenkte. Das wundervolle Buch, tolle Europapokalvorstellungen, das unvergleichliche Highbury, der Dauertrainer Wenger und Spieler wie Henry oder Bergkamp waren es, die meine Synpathie für Arsenal weckten und aufrecht hielten.
Auch heute noch drücke ich Arsenal immer fest die Daumen und hoffe ihnen möge bald mal wieder ein Meisterschafts-Titel vergönnt sein.
Am Anfang war der Lärm. Ich war 13 oder 14, als mein Kumpel Ratz die erste Iron-Maiden-Platte anschleppte, und mich mit „Number of the beast“ sofort packte. Allein das Artwork mit Maskottchen „Eddie“ – ein Metal-Klassiker. Ich wurde zum Fan. Von „Eddie“, der den Teufel herausforderte und Margaret Thatcher ungestraft mit einem blutverschmierten Beil bedrohen durfte. Von Maiden, der für mich noch heute besten Band ever.
Was das alles mit Fußball zu tun hat? Nun, Steve Harris, Kopf und Bassist von Maiden, spielte schon damals mit einem weiß-schwarzen Viersaiter, den ein mir unbekanntes Wappen zierte. Eine Burg mit Türmchen und etwas, das wie zwei gekreuzte Äxte aussah, war da drauf zu sehen. Toll! Nur die Farbwahl (hellblau?! lila?!!) mutete befremdlich an. Nach einiger Recherche fand ich heraus: Es waren Hämmer, keine Äxte. Es war das Wappen von West Ham United. Und weil gut sein musste, was Steve Harris gut fand, war ich fortan ein „Hammer“.
Dass das eine ziemlich bescheuerte Wahl war, wurde mir est nach und nach bewusst. Die Hammers hatten ihre besten Tage längst hinter sich, als ich sie entdeckte. Und obwohl sie die beste Nachwuchsarbeit der Insel („The Academy of Football“; Bobby Moore, Geoff Hurst, Rio Ferdinand, Frank Lampard, et al.) und den schönsten Fußball sowieso für sich reklamier(t)en, stolper(te)n sie mit schöner Regelmäßigkeit von Pleite zu Pech zu Panne.
Ich fahre trotzdem immer mal wieder gerne hin. Schon damals, als Julian „The Terminator“ Dicks und sein kongenialer Partner Slaven Bilic (der meine Vorliebe zu lärmiger Musik teilt) noch die gegnerischen Stürmer fällten. Und auch heute noch; Bilic und Dicks sitzen mittlerweile auf der Trainerbank. Zum ersten Mal taten sie das in der Premier League am vergangenen Samstag, beim 2:0-Sensationssieg beim FC Arsenal mit den deutschen Weltmeistern Per Mertesacker und Mesut Özil. Auf der Tribüne: ein „German Hammer“ mit feuchten Augen.
Danke, Steve.
Up the Irons!
Ja, Steve Harris war hier auch schon mal Thema mit seiner Fußballleidenschaft bzw. -beinahekarriere.
Seit ich denken kann, stehe ich auf der Seite der vermeintlich Schwächeren. Der Außenseiter, der Underdogs. So habe ich trotz BVB- und FCB-Dominanz unter den Klassenkameraden in der frühen Jugend meinen grün-weißen Lieblingsverein gefunden. Mich interessieren die Geschichten abseits des Rampenlichts, weit weg von Kommerzialisierung. El Clasico oder Bayern gegen Manchester – das ist nix für mich. Zu viel Show, zu viel Spektakel. Viel mehr liebe ich die kleinen Momente, daher fahre ich auch lieber nach Estland, Montenegro oder Tschechien, um den Fußball zu erleben, der mich begeistert und für mich besonders ist. Ich liebe die Anekdoten, die menschlichen Geschichten, die einmaligen Situationen. Diese, bei denen man die Hände über den Kopf schlägt, ihn nur schüttelt oder einem gerührt Tränen in die Augen schießen.
Alles begann mit einem Artikel von Klaus Hanisch in der 11Freunde. Unter der Überschrift „Bestechungen per Postbank“ wurde die Geschichte von FK Viktoria Zizkov erzählt, einem Prager Stadtteilklub, dem 2002 nur ein Tor zum Gewinn der Tschechischen Meisterschaft fehlte. Anhänger beschrieben den von Korruptionsaffären und Bestechungen durchdrungenen Klub als Kultverein. „Wie St.Pauli, nur ohne Nutten“ war zu lesen. Von unfassbar stümperhaftem Verhalten der Funktionäre, von der traditionellen Anstoßzeit am Sonntag um 10:15 Uhr, der familiären Atmosphäre im Stadion und von Zwangsabstieg und sportlicher Belanglosigkeit in der 2. Liga. Dieser Artikel war der Anstoß, mich weiter zu informieren und den Weg des Vereins weiter zu verfolgen.
Mein Comunio-Team erhielt fortan den Namen Zizkovs, obwohl ich bis heute nicht verstanden habe, wie ich auf meiner Tastatur den Hatschek, den Haken über den Z’s hinkriege. Bei meinem ersten Prag-Urlaub war ein Ausflug zum Stadion Pflicht, leider reichte es damals nur für einen Fanschal – Zizkov spielte an dem Wochenende auswärts. Doch Ende 2014, als es zum Groundhoppen erneut in die tschechische Hauptstadt ging, war es endlich so weit. Sonntag, 10:15 Uhr. Bei klarer Luft und leichtem Kater schmeckte die traditionelle Wurst und das süffige Bier schon wieder. Die halb zerfallene Gegengrade und die Anzeigetafel aus Glühbirnen haben es mir besonders angetan. Wo sonst kann man für 50 czk, also nicht mal 2 Euro, so viel erleben?
Das Spiel ist bis heute unvergessen. Zizkov gewann 4:0 gegen FK Kolin, Schlusslicht der Czech National Football League. Die Saison beendete Zizkov auf Platz 4, dennoch sehen sich Zizkov und Kolin in der neuen Saison wieder. Der Viktoria wurde die Lizenz verweigert und sie musste in die noch unbedeutendere Unbedeutsamkeit absteigen. Ein weiteres Kapitel in der traurigen Geschichte des 1904 gegründeten Klubs. Die Bohemian Football League, deren Namen ich vorher nie gehört hatte, ist nun die Heimat, die Gegner heißen FK TJ Št?chovice, FK Slavoj Vyšehrad oder FK Král?v Dv?r. Auch wenn die mediale Verfolgung dadurch nicht leichter geworden ist – ich bleibe dran, denn die Viktoria wird wiederkommen.
Im Frühjahr 1989 war ich 9, lebte in einem süddeutschen Kaff, das damals noch einen Zweitligaklub hatte (inzwischen spielt er laut Wikipedia in der Regionalliga), und die Bundesliga war für mich weit weg. Ein irgendwie emotionales Verhältnis zu einem deutschen Erstligaklub hatte ich jedenfalls bis dahin nicht aufgebaut. Mit Bern verband mich damals auch nichts und verbindet mich bis heute recht wenig. Immerhin war ich inzwischen mal dort, hatte aber nichts mit Fußball zu tun. Stadion habe ich dort keines gesehen. Wie die dortigen Fußballklubs heißen, müsste ich nachschauen.
Am 10. Mai 1989 fand im Wankdorfstadion das Finale des Europapokals der Pokalsieger statt. Davon wusste ich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nichts. Erst als ein paar Tage später mein Vater mit einem blau-rot gestreiften Schal von seiner Dienstreise zurückkam, vom Ergebnis dieses Spiels und vor allem von den dadurch ausgelösten Feiern auf den Straßen Barcelonas berichtete, zündete in mir ein Funke, und die mir seit ein paar Wochen bekannte und für mich bis dahin nicht wirklich fassbare Tatsache, dass wir alle bald für mehrere Jahre in diese Stadt ziehen würden, wurde auf einmal konkret.
Ich wurde also gerade noch rechtzeitig Barça-Fan, um den Klub noch als den ewigen Zweiten Spaniens kennen zu lernen, der noch nie einen Landesmeisterpokal gewonnen hatte, der alle fünf Jahre mal spanscher Meister wurde und für den ein nationaler Pokalsieg ein echter Erfolg war. Das richtige Rüstzeug also, um die kurz darauf anbrechende goldene Ära mit vier Meistertiteln in Folge und dem ersten Landesmeisterpokalsieg (20. Mai 1992, 111. Minute, Ronald Koeman, 25-Meter-Freistoß, unvergessen, auch die erste Autokorso-Mitfahrt mit Papa) ungläubig staunend zu erleben und in den darauffolgenden dunklen Jahren Ende der 90er, Anfang der 00er, trotz zwischenzeitlich erfolgter Rückkehr nach Deutschland dem Klub des Herzens die Treue zu halten – und sich schließlich auch von den vor etwa fünf Jahren hierzulande aufgetauchten Barcelona-Gloryhuntern und der Gefahr, mit denen verwechselt zu werden, nicht vom richtigen Weg abbringen zu lassen.
6. Juni 2015. Die Familie sitzt, samt zwischenzeitlich angeheirateten teils mehr, teils weniger fußballbegeisterten Zuwächsen, im süddeutschen Elternhaus vor dem Ferneseher. In der zweiten Halbzeit ist bald nur noch Heulen und Zähneklappern. Wir kennen die Italiener. Bayern-Dusel ist nichts dagegen. Nach Neymars Tor ist das Geschrei groß, und der Mutter wird verziehen, dass sie trotz Verbots (bringt Unglück!) Sekt kalt gestellt hat. Am Montag dann im Büro: „Herzlichen Glückwunsch, aber war ja eh eine klare Sache, wie erwartet.“ – „Klare Sache?!? Wovon redest du?“
Die Bundesliga hatte es dagegen schwer mit mir. Mitte der 90er aus Spanien zurück, zunächst wieder süddeutsches Kaff. In der Schule teils Club-, teils Bayern-Fans. Kann mich beides nicht begeistern. Nach dem Abi schnell weg. Berlin. 9 wunderbare Jahre, aber nichts, was die Fußballpräferenzen groß hätte ändern können. Hertha-Fan zu werden, war damals irgendwie das Uncoolste, was man sich in den Milieus, in denen ich verkehrte, hätte vorstellen können. Immerhin: Das erste Jahr habe ich im Studentenwohnheim direkt neben dem Mommsenstadion gewohnt. Bin mehrfach dort gewesen und habe mir einen lila-weißen Schal gekauft, den ich bis heute in Ehren halte. Nette Ergänzung, und gelegentlich schaue ich noch nach, in welcher Spielklasse TeBe gerade unterwegs ist (damals immerhin noch Regionalliga).
Seit sechs Jahren lebe ich in Frankfurt am Main. Anfangs habe ich schon aus Gewohnheit mit dem örtlichen Bundesligaklub wenig anfangen können. Irgendwann habe ich mich aber doch angesteckt. Kommt zwar immer noch lange hinter Barça, aber wenn ich ein Bundesliga-Trikot gewinnen sollte, bitte einmal SGE, Größe M – aber auf keinen Fall den weißen Auswärtsdress, weiße Trikots gehen gar nicht!
Zu mir nach Deutschland kam eine nette junge Dame aus Austalien, dem Fußball ebenfalls zugewandt und wie ich Fan von Werder Bremen. Ein paar Wochen später kamen wir dann fest zusammen. Schnell lernte ich, dass es in Australien die A-League gibt und der Club der Wahl dort Melbourne Victory zu sein hat. In der Tat zeigte dieses Team in seiner Spielweise Parallelen zu Werder und die Mitgliederbetreuung (Mitglieder und Saisonticketinhaber sind da deckungsgleich) ist innovativ, wie auch die Social Media Kanäle. So kam es, dass wir regelmäßig Woche für Woche am frühen Morgen über den Stream bei Bwin Melbourne Victory schauten. Zweimal war ich nun schon in Australien und habe mir Spiele von Melbourne Victory im Stadion angesehen, was eine interessante Erfahrung war. Mittlerweile ist die Freundin nicht mehr da, Melbourne Victory ist aber bei mir geblieben. Das Double in der vergangenen Saison habe ich dann über Sportdigital sogar hier im deutschen Fernsehen verfolgen können.
Es war einmal ein kleiner blonder Junge, der ständig vor dem PC saß und entweder einen Fußballmanager gespielt hat oder das neueste FIFA oder PES. Besonders Anstoss 2 hatte es ihm angetan. Obwohl er seinen echten Namen nicht kannte, hatte er sich in einen 18-jährigen Stürmer mit überragendem Talent verliebt, der, wenn man ihn sich leisten konnte, ein absoluter Knüllertransfer war.
Er wusste, dass die Namen bei Anstoss nicht die echten waren und so fragte er seinen Cousin, ein weiterer noch kleinerer blonder Junge und für den ersten Knaben damals der größte Fußballfachmann der Welt – wie der Verein und der Spieler in der Realität hießen. Der wusste das zwar auch nicht, aber er hatte einen großen Bruder, der dann erklärte, dass der Verein FC LIVERPOOL heiße und der Spieler ein Toptalent mit dem klangvollen Namen MICHAEL OWEN war. Dieser kleine Junge, der von der großen weiten Welt und Michael Owen im Trikot des MSV Duisburg träumte war… Ich.
Die Saat in meinem Herzen war gesät und spätestens nach dem Gewinn des UEFA-Pokals im Jahre 2001 ging sie langsam auf. Mit Markus Babbel und Didi Hamann spielten zwei deutsche Spieler bei „meinem“ Verein, die ich trotz vieler Grottenkicks unter Ribbeck sehr verehrte. Ich schaute immer mal wieder nach England und ärgerte mich über das schlechte Abschneiden der Reds in der Liga. Denn selbstverständlich ist nur die Meisterschaft ein gutes Abschneiden!
Wann ich vom MSV-Fan mit Interesse am Liverpool Football Club zum Liverpoolfan mit Sympathien für seinen Heimatverein geworden bin, kann ich eigentlich nicht genau sagen, aber für ich habe mich Rückblickend für das Klassejahr entschieden, als der MSV wiederaufstieg und Liverpool die Champions League gewann. Um genau zu sein war es der 25. Mai 2005 als ich das spannendste und mitreißendste Fußballspiel gesehen habe, das ich vermutlich jemals zu sehen bekomme nur wenige Tage nachdem der MSV durch ein Tor von Abdelaziz Ahanfouf (FUSSBALLGOTT!!!) aufgestiegen war. In diesen Tagen wusste ich zwar eindeutig worüber ich mich mehr freute, nämlich den Aufstieg des MSV, aber wie es mit Teenagern und der Liebe so ist… Man kann nur ein gewisses Maß an Enttäuschung ertragen ohne die Liebe zu verlieren…
Im Jahr 2006 war mir der Abstieg des MSV absolut schnuppe, während ich den Sieg im FA Cup gefeiert habe wie eine Meisterschaft!
Eigentlich gäbe es schon den ein oder anderen Verein in Europa, dem ich gern die Daumen drücke. Aber mit meiner Leidenschaft für den Thai-Fussball kann ich schlecht mit was anderem kommen oder?
Leider gibt es meinen Verein in Thailand nicht mehr. Den FC Sriracha. Gerade als ich richtig mit dem Verein warm wurde, anfing „auswärts“ zu fahren und Teil des Fanclub „Greentea & The Gang“ wurde, löste sich der Verein quasi auf. Immerhin bekam ich von meinem alten Freund Diego, der 4 Jahre für Sriacha die Knochen hinhielt ein Trikot aus der letzten Saison geschenkt. Da er gerade kein Match-Worn zur Hand hatte, wie ich gerne eines von ihm gehabt hätte, lief er kurz vor unserem Treffen auf einen Kaffee noch im Fanshop vorbei, kaufte eines, lies es voll beflocken, unterschrieb darauf und überreichte es mir.
Ansonsten habe ich schon einen „Softspot“ für Thai Port. Ich mag das Stadion, die völlig verrückten Fans die sich größtenteils aus dem Hafenviertel und damit einem der ärmsten Bangkoks rekrutieren. Wenn man so will das thailändische Gegenstück zu Millwall.
Auch finde ich den FC Sisaket nicht ohne. Vor jedem Auswärtsstadion ziehen die Fans eine Isan-Party ab, haben Instrumente dabei, spielen typische Isan-Musik. Einmal saßen wir neben ein paar der Fans als sie gerade frischen Papayasalat zubereiteten. Die hatten einfach alles dafür dabei. Inklusive Mörser mit Stösel. Sie reichten auch uns eine Schale mit frisch zubereitetem Papapyasalat.
Und dann gibt es noch Nakhon Ratchasima. Ebenfalls tolle Fans und nun ja, der Lindemann spielt halt da. Aber wenn man kurz vor Anpfiff auf der Hautpttribüne steht, wenn 20.000 in Orange getauchte Fans, mit Schal nach oben, das Swat-Cat-Lied anstimmend ist das atemberaubend. Mit das Tollste was ich fantechnisch je erlebt habe. Das war Gänsehaut pur.
Zu mir – kurz und knapp, Vollmigrant. Geboren in Deutschland, Sohn türkischer Eltern und dank meinem Vater von kleinauf türkischer Fußballfan. Mein Herz schlägt für die Adler in der Süper Lig, denn wahre Männer halten zu keinem Team mit Farben heißt es in der Türkei. Ja, ich bin großer Besiktas Fan, diesem Jahr mit Beck, Gomez und Quaresma endlich wieder…
Dauerhafte Sympathien hege ich für den sizilianischen Klub Catania Calcio, die sich zur Zeit ja nicht gerade mit Ruhm bekleckern. Woher die Sympathien kommen ist gar nicht schwer: Meine Tante hat einen Sizilianer geheiratet, ist dort hingezogen und hat mir wunderbare Urlaube und sehr nette Cousins/Kusinen beschert. Die Sympathie bezieht sich allerdings ausschließlich darauf, ein Auge auf die Ergebnisse zu werfen anstatt ernsthaftes Leiden/Mitfiebern. Auch für einen Stadionbesuch hat es bisher leider nicht gereicht. Gerade ein Derby Catania-Palermo würde mich mal reizen. Mal sehen was die Zukunft bringt.
1981, mein jugendliches Ich läuft mit Vadder durch die Stadt rauf zum Bökelberg, UEFA-Cup, Borussia vs Dundee United. Wir hatten ja damals nix, sprich, kein Internet und nix, und von den Fußball-Fans von der britischen Insel hatte mein jugendliches Ich garstige Schauergeschichten gehört. Großes Differenzieren zwischen England und Schottland hatte mein damaliges Ich nicht parat. „Bloß denen nicht begegnen“ war mein Motto. Und was läuft uns über den Weg? Eine Horde Gestalten, einige mit Kilt bekleidet, Bierdosen in der Hand, mir wurde ganz anders. Einer läuft auf mich zu, murmelt was Unverständliches und hebt die Bierdose. Da muss ich wohl merkwürdig verschreckt und ängstlich geguckt haben, die ganze Rotte schaut, bricht in schallendes Gelächter aus und zieht prostend weiter.
Später dann sang und feierte die Horde Schotten auf der Südkurve des Bökelbergs trotz eines relativ ungefährdeten 2:0 für Borussia das ganze Spiel über und zog nach dem Spiel gut gelaunt von dannen. Sie wussten wohl schon dass sie die Borussia mit einer krachenden 5:0-Packung im Rückspiel nach Hause schicken würden…
Nach dem Tag hatte ich Dundee United ins Herz geschlossen, wahrscheinlich aus purer Erleichterung „davon gekommen“ zu sein. Von da an schaute ich immer mit einem Auge in den Ergebnislisten der Zeitungen und später dann im Internet, was Dundee United so treibt. Es gab dann 1987 noch einmal ein zweites Aufeinandertreffen im UEFA-Cup, wiederum mit dem besseren Ende für United, da war ich natürlich wieder im Stadion.
In den Internet-Zeiten von heute kann man Vereine „woanders“ natürlich ganz anders verfolgen, und so war es dann dieses Jahr soweit: Über Neujahr gab es Urlaub in Schottland und ich besuchte am Neujahrstag das Stadion von Dundee United zum großartigen Derby gegen Dundee FC, so schloss sich nach fast 34 Jahren der Kreis.
„Glory, Glory, Dundee United!“
Nur ein paar wenige Minuten länger hätte das Spiel dauern müssen. Da bin ich mir sicher. Wir schreiben den 27. Februar 2003. Ich friere im Stadion. Könnte jetzt auch auf irgendeiner Faschings-Veranstaltung lungern. Stattdessen: Uefa-Cup (ja, so hieß der damals noch). VfB Stuttgart gegen Celtic Glasgow. Rückspiel des Achtelfinales. Eigentlich war eine Woche vorher schon so ziemlich alles vorbei. 3:1 hatten die Schotten im Celtic Park gewonnen.
Die Vorzeichen hätten klarer nicht sein können. Umso überraschter war ich, als Ioannis Amanatidis nach einer Flanke von – ich meine mich zu erinnern – Christian Tiffert beinahe die frühe VfB-Führung erzielt hätte. Fast volljährig war ich dennoch den Tränen nah, als Celtic zehn Minuten später der Favoriten-Rolle im ausverkauften Daimlerstadion gerecht wurde. Vor dem Spiel witzelte ich noch über Didier „Ach Gott“ Agathe. Das Lachen sollte mir schnell vergehen, als er zweimal glänzend auflegte. Alan Thompson und Chris Sutton waren zur Stelle und der Käse damit vermeintlich nach einer Viertelstunde gegessen. Dass Christian Tiffert noch vor der Halbzeit den Anschlusstreffer erzielte hatte in all meiner Trauer nur noch kosmetischen Effekt.
Die Schotten machten in der zweiten Halbzeit selbige dicht, verlegten sich rein aufs Kontern. Dem VfB wollte dennoch nichts einfallen. Bis zur 75. Minute. Alexander Hleb sorgte mit der ersetn Chance für die Schwaben für den Ausgleich. Ich war zumindest versöhnt. Courage hatten sie ja, die damals jungen Wilden. Als Hleb wenig später noch den Pfosten trifft, bekomme ich nochmal leichte Schnappatmung. Und heule endgültig, als der eingewechselte Michael Mutzel Minuten vor Abpfiff für den Siegtreffer sorgt – der doch so gar nichts mehr bringt.
Ich bin mir noch heute sicher: Hätte das Spiel noch 15 Minuten länger gedauert, ich hätte meinen VfB auch noch im Viertelfinale sehen können. Trotz des unglücklichen Ausscheidens verbindet mich seit diesem Tag eine tiefe Verbindung zu Celtic. Nie zuvor und nie wieder danach haben Fans einen derart positiven Aufstand im Daimlerstadion gemacht. Feiern, Schreien, Schimpfen. Und danach in die schottische Bier- und Whiskey-Seligkeit eingeweiht werden. Noch einmal 18 sein!
Einen Lieblingsclub im Ausland habe ich eigentlich nicht. Irgendwie finde ich das Konstrukt „Zweitclub“ auch immer ein bisschen seltsam, und in diese Kategorie würde das ja schon irgendwo fallen. Ich denke dann immer an Fans von irgendwelchen Grauemausvereinen, die aber nebenher noch dem FC Bayern (zuletzt wahlweise auch dem BVB oder Anfang der Nullerjahre Werder) irre doll die Daumen drücken, nur damit sie mal was Großes zu feiern haben.
Als wäre so ein Lastminute-Sieg nach Achterbahnfahrt der Gefühle im Duell mit dem direkten Konkurrenten um Platz 11 nicht schon Feiergrund genug, aber was weiß ich schon. Immerhin eine Gelegenheit, mal an einer Meisterschaft teilhaben zu können. Vielleicht auch für mich dereinst die letzte Option.
Genauso kann man sich natürlich einen erfolgreichen oder total kultigen Club in England aussuchen, um da irgendwie zu partizipieren. Manchester, Arsenal oder Liverpool. Jeder steht für sich steht da ja für was Besonderes. In den 90ern wäre man vielleicht als Anhänger der Citizens noch nicht in den Verdacht geraten im Fahrwasser des Besonderen mitschwimmen zu wollen und hätte dennoch mit den Gallaghers (sympathische) Mitstreiter gehabt, aber das Ding ist ja auch durch.
Für mich, der sowas wie einen Lieblingsverein im Ausland derzeit nicht hat, gibt es da sowieso nur ein Szenario: Ich müsste einen glühenden Anhänger eines Clubs (der bei mir noch nicht unten durch ist) kennen und mögen lernen, dass ich auf Dauer anfange, da mitzufiebern. Ein bisschen ist das so mit meinem Kumpel M., der ein aus Madrid stammender Deutsch-Spanier ist. Da schaue ich dann schon ab und an hin, wie es um Real steht, aber am Ende des Tages interessiert es mich nur, ob sie in der Liga vor Barcelona landen und dass sie Schalke international nicht zu heftig schlagen. Klar, das Gastspiel von Raúl hat da sicher auch seinen Teil geleistet, und dass ich Cristiano Ronaldo bei weitem nicht so ablehne, wie der Rest Fußballdeutschlands dies leidenschaftlich zelebriert. Eigentlich lehne ich ihn gar nicht ab.
Letztendlich ist dieser leichte Anflug von Real-Sympathie aber vermutlich nichts anderes, als ein klitzekleines Opponieren gegen den Barca-Hype der Guardiola-Jahre, der ja mitunter bis heute nachklingt. Naja, eigentlich ist es ja auch eher ein Messi-Hype.
Aber so richtig macht das alles nichts mit mir. Keine Ahnung, ob für mich ein anderer Verein neben Schalke überhaupt möglich ist.
Ich lebe in Straelen, an der Grenze zu Holland. Für mich ist es eigentlich nicht mal ein „Zweitverein“ im Ausland, denn zu VVV Venlo nahm mich mein Vater vor langen Jahrzehnten zum ersten Mal zu einem richtigen Spiel mit. Ich kann nicht sagen, dass ich glühender Fan wäre, habe auch keine Dauerkarte oder sowas, aber VVV Venlo ist mein „Erstverein“. Erst danach bin ich eigentlich Fan eines deutschen Bundesligisten. Zählt das überhaupt als „Ausland“, wenn ich nur einen mittelguten Steinwurf von diesem Stadion entfernt lebe?
Es gibt im Ausland durchaus einige Vereine, für die ich Sympathien hege.
Celtic Glasgow aus Schottland aus nicht weiter nennenswerten Gründen.
Die Go Ahead Eagles aus den Niederlanden, weil sie einen coolen Namen haben und vor zwei Jahren, als ich mich intensiver mit der Eredivisie beschäftigte, der aufstrebende Aufsteiger war.
Swansea und Cardiff in England, weil sie Ausländer in der eigenen Liga sind.
Aber das eigentliche Herz im Ausland, das schlägt für Liverpool FC. Ganz klischeehaft: Der Mythos von Anfield, die Geschichte inkl. aller Erfolge und Tragödien, das CL-Finale von 2005, Stevie G, das originale YNWA und nicht zuletzt die Tatsache, dass mein Bruder blühender Anhänger mit Leib und Seele ist, führen dazu, dass ich jedes Wochenende auch mal auf die Insel schaue und die Spiele des LFC möglichst live verfolge, stets in der Hoffnung, dass es endlich den nächsten Meistertitel, den ersten Titel in der Premier League, gibt.
AC Venedig würde ich so gern sagen. Geht aber nicht mehr, denn den AC Venedig gibt es so nicht mehr. Im Sommer 1999 begab es sich, dass ich wieder einmal in Italien urlaubte, und wie so häufig nahe der Lagune von Venedig, was oftmals eine Sightseeing-Tour zur berühmten Lagunenstadt beinhaltete.
So auch diesmal. Ich weiß nicht, ob es mir zuvor nicht aufgefallen war, oder ob er neu war: Mitten auf der Rialto-Brücke gab es zwischen den ungezählten Souvenirläden und -ständen plötzlich auch diesen Fanshop des AC Venedig. Klein zwar, aber immerhin. Bis dato wusste ich im Grunde kaum etwas von der bloßen Existenz des venezianischen Fußballvereins, und nun stand ich im Mekka der hiesigen Anhängerschaft. Ich hätte mir auch auch ein Trikot gekauft. Aber: Ich wollte unbedingt eines, auf dem hinten „Poschner“ draufstand, war der schöne Gerhard doch wenige Monate zuvor vom VfB Stuttgart dorthin geweschselt. Aber ach: Er war wohl zu unbekannt. Was daran gelegen haben mag, dass er sich in seinem ersten Spiel einen Irgendwasbruch zugezogen hatte und erst am letzten Spieltag der Serie A wieder zum Einsatz kam. Ich weiß noch, dass der Verkäufer versuchte, mir einen „Recoba“ anzudrehen, was ich aber dankend ablehnte. Der Herr war mir nicht geläufig.
Wie auch immer: Der AC Venedig war kein großer Verein im italienischen Fußball, stieg 2002 aus der Serie A ab, ging bankrott, wurde als SSC Venedig neugegründet, wurde erneut zahlungsunfähig, wurde als FBC Unione Venedig neugegründet. Man kennt das. Inzwischen spielt er in der (zweigleisigen) dritten Liga.
Auch wenn ich mich nicht wie ein richtiger Fan für den Klub interessiert habe: Ich verfolge ihn seit meinem Erlebnis auf der Rialto-Brücke. Mal mehr, mal weniger. Und da ich „AC Venedig“ aus genannten Gründen nicht sagen darf, sage ich: FBC Unione Venedig.
Ich verfolge seit ca. 20 Jahren das Gesehen von Celtic intensiver als mir wohl gut tut. Zunächst via Videotext, Kicker etc., seit 1998 ist auch immer ein Spielbesuch in Schottland bei, in Europa sowieso, wenn man nicht vorher rausfliegt. Warum? Zum einen gefiel mir der Name recht gut, zum anderen hatte mich Irland interessiert. Und was liegt näher, wenn man alles zusammen nimmt (Namen+Irland+Fussball) als sich Celtic genauer anzuschauen. Mittlerweile ein Teil meiner Freizeit mit einigen guten Freunden Bekannten in Glasgow, Schottland, Irland, auf der ganzen Welt
Seit ich auf den Hansetagen 2012 in Lüneburg eine tolle Truppe Norweger aus Bergen betreute, lese ich bei Ihnen mit, was Brann Bergen so widerfährt. Leider ist es unmöglich, hier Trikot oder Fanartikel zu bekommen, wenn man keine Kreditkarte hat. :/
Meine Sympathien sind gut über die Ligen verteilt. In England ist es hauptsächlich ManU, in Frankreich OM, in Italien mag ich gar nix und in Spanien halte ich zu den Katalanen aus Barcelona, natürlich in der Variante FC. In Malta ist es Swieqi United F.C., gerade mal fünf Jahre alt, und schon in der zweiten Liga etabliert. Und in der Schwiiz der FC Basel.
Warum ich ausgerechnet zum Swieqi United F.C. halte, ist schnell erzählt: Einer meiner Freunde ist aktiver Spieler und Funktionär des Vereins. Und da die Ligen auf der Insel ohnehin sehr klein sind, ist es auch nicht schwer, den Überblick zu behalten. Ich denke, dass die Jungs schon bald die Premier League in Angriff nehmen. Also, die maltesische.
April 1989, ich bin zu Besuch in Cardiff, Wales. Schüler-Austausch, Teil 1. Ich lerne meinen walisischen Austauschschüler kennen und wir gehen in Cardiff shoppen. Ich bleibe bei den Shirts mit den Emblemen der Fußballvereine stehen und stöbere durch das Angebot.
Mir gefällt ein T-Shirt besonders gut. Das rote Shirt von Manchester United. Für einige britische Pfund wandert das Textil in meinen Rucksack und wird mich fortan einige Jahre als Sport-Shirt begleiten. Seitdem beobachte ich das Geschehen des Klubs intensiv.
P.S.
Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass ich – damals nicht wirklich Fußball-affin – am Fernseher in Wales Augenzeuge einer der schlimmsten Fußball-Katastrophen auf der Insel geworden bin: „Die Hillsborough-Katastrophe war ein schweres Zuschauerunglück mit 96 Toten und 766 Verletzten am 15. April 1989 im Hillsborough-Stadion in Sheffield. Sie ereignete sich während des Halbfinalspiels um den FA Cup zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest und gilt als eine der größten Katastrophen in der Geschichte des Fußballs.“ (Wikipedia).
Anfang der 70er kam man so ins Alter um sich für Fußball zu interessieren und so kam man, wenn es um internationalen Fußball ging, nicht am Ajax Amsterdam vorbei. Und die Jungs spielten dann auch noch in Trikots die mir besonders gefielen. So begann dann auch das drängeln bei den Eltern Ajax auch mal live zu sehen und nicht nur Mittwochabends im TV wenn es gegen deutsche Clubs ging. Zwei Jahre erfolgreiches quängeln hatten sich dann am 30. Mai 1973 ausgezahlt. Ich war dabei in Belgrad im Finale, ein kleiner Junge mit seinem Vater, irgendwo unter 80.000 Fans. Und wenn ich das jetzt alles so schreibe kommt die Gänsehaut wieder zurück.
malmö FF. Nicht einmal aus sportlichen Gründen, auch wenn Zlatan da mal spielte, auch wenn die wunderschön himmelblaue Trikots haben, auch wenn – man glaubt es heute kaum – der Klub mal im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister stand und gegen Nottingham Forrest verlor.
Unsere Indie-Rock-Band hieß so. Wir brauchten ganz am Anfang unseres Schaffens einen neuen Namen, weil sich der Drummer „Kazujo“ (nach Kazuyoshi Funaki) nicht merken konnte. Und malmö FF klingt einfach schön. Wahlweise konnten wir auch erzählen, dass wir da mit Spielerinnen der sehr erfolgreichen Damen-Mannschaft liiert waren. Und wir hatten immer Auswahl an gut designtem Merchandising. Nach und nach habe ich mich dann auch sportlich informiert und die immer mehr liebgewonnen. (Irgendwann haben uns auch Fanklubs des Vereins mal angeschrieben, ein Konzert im Stadion kam leider nie zustande)
Vielen Dank für Eure Teilnahme und für die vielen, wirklich sehr interessanten Geschichten.
Der Zufallsgenerator hat jetzt el_loko74 als Gewinner ausgegeben. Bei ihm kann man sich wahrlich sicher sein, dass er Klubs im Ausland schätzt, betreibt er doch die Seite thai-fussball.com.
Er erhält jetzt Post von mir und ich sage noch mal Danke, hat wirklich Spaß gemacht, das alles zu lesen.