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Das welterste How-to für die Suche von Kommentatoren bei WM-Auslosungen

Schon immer, seit es diese Seite gibt, wollte man hier mal ein „how-to“ schreiben. Heute ist es endlich so weit:

Wie findet man einen passenden Moderatoren für eine WM-Auslosung?

Das ist so einfach wie 1-2-3, oder auch schlicht keine Raketenwissenschaft.

  • unbedingt nur in der Gruppe 45+ suchen, anderenfalls kennt er sich bereits selbst mit „Gugel“ und „imail“ aus und könnte sich aktuelle Informationen über den Leistungsstand der potenziellen Gegner besorgen
  • darf die deutschen Grenzen (von 1990) noch nie verlassen haben, sonst könnte ihm einfallen, dass es auch noch andere Länder gibt, in denen Fußball gespielt wird, weshalb sich Menschen in den deutschen Grenzen (von 1990) dafür interessieren könnten, gegen wen diese anderen Länder sich qualifizieren müssen
  • Länder wie Nigeria oder Indonesien müssen von ihm zwingend unter „Fallobst“ subsumiert werden, auch wenn die Bevölkerungszahl doppelt oder dreifach so groß ist wie jene der BRD, einfach aus dem Grund, dass sie nicht Mitglied der UEFA sind
  • Annahmen die feste Überzeugung, dass Zuschauer ohnehin einzig und allein wegen der Auslosung der deutschen Gruppe zuschauen, waren Bestandteil seiner Muttermilch
  • Anmerkungen über die Figur zugenommen habender Ex-Spieler, die die Gruppen auslosen, müssen trotz aller PC-ness in den ÖR in seinem kleinen, privaten Humor-Portfolio enthalten sein
  • sein Tonfall darf nie erregt oder interessiert klingen, schließlich hat das Ganze etwas mit so Kompliziertem wie „Gruppen“ und „Verteilungsregeln“ zu tun, übersteigt also die geistige Reichweite des durchschnittlichen Zuschauers um ein X-faches
  • ganz gleich, welche Länder auch immer schließlich in die deutsche Gruppe gelost werden, muss dem Moderator ein „das ist machbar“ oder Ähnliches entseufzen (dabei den vorigen Punkt nicht vergessen!), da auf diese Einschätzung aus seiner Sicht nur zu verzichten sein darf, falls auch Brasilien in die Qualifikationsgruppe der Deutschen gelost würde (dies gilt für immer und ewig)

Nicht zu vergessen, der Notanker für alle Fälle: Sollte das How-to einmal nicht zielführend sein, kann man die ganze Sendung auch vom Standard-ZDF-Simultandolmetscher kommentieren lassen, dessen Stimme so angenehm perlt, der fehlerfrei spricht und noch dazu versteht, dass es bei einer solchen Angelegenheit um Unterhaltung und Spannung geht, aber auch darum, in welchen Gruppen die übrigen 201 Qualifikanten der Weltmeisterschaft 2014 landen.

Man bräuchte sehr viel Vorstellungskraft, sich vorzustellen, dass jemand die WM-Auslosung live auf einem Spartensender verfolgt, der sich nicht für die WM-Auslosung interessiert. Mehr Vorstellungskraft als der Erfinder der Vorstellungskraft je usw.

9 Kommentare

  1. Matzel Matzel

    Der Poschmann wäre wahrscheinlich gleich für einen neue Weserübung. Achja und es gibt keine kleinen mehr.

  2. Und mein Lieblings-Gag, gestern wieder dutzendfach online aufzufinden: „Färöer“ heißt übersetzt bereits „Schafsinseln“, sodass die „Färöer-Inseln“ dann die „Schafsinseln-Inseln“ sind. Ich weiß, ist langweilig. Gruß aus Deutschlandland.

    Man sieht sich in Thors Hafen. Oder so.

    PS. Jemand Interesse am Groundhopping zu Vanuatu vs. Tahiti? Von ner 6wöchigen Anreise per Schiff sollte man sich nicht schrecken lassen…

  3. sternburg sternburg

    Immer noch besser als sich selbst redudant zu benennen, wie der Hertha Berliner Sport-Club Berlin bspw.

  4. Stimmt, die heißen ja offiziell Hertha Berliner Sport-Club e.V., wenn mich nicht alles täuscht.

    Doe offizielle Doppelung im Vereinsnamen gibts allerdings auch, z.B. bei unserem heutigem Pokalgegener: Kasseler Sportverein Hessen Kassel e.V. Damit auch jeder merkt, dass sie wirklich aus Kassel kommen.

    Alle doof, ich sags ja ;-)

  5. FF FF

    Da ist sie wieder: „Raketenwissenschaft“! Liest man derzeit öfter. Gerade eben in der SZ in einem merkwürdigen Interview, zu dem sich ein Münchener Großversicherungsfuzzi bequemt.
    Dann heute morgen im Radio: eine gewisse Lena M-L „sang“ da was von „no rocket science“.

    Meine Befürchtung: das könnte das nächste „ganz große Ding“ (alias „the next big thing“) werden. So als Floskel. Auf einer Ebene mit „am Ende des Tages“, „von dem her“ (kein Interview geht mehr ohne!). Bei Journalisten notorisch: „muß man sich XYZ als glücklichen Menschen vorstellen“ und „ein gutes XYZ sieht anders aus“. Das eine und/oder das andere kann man jeden Tag in jeder Tageszeitung lesen, wetten?

    Aber das soll jetzt natürlich keine Ra… sein.

  6. sternburg sternburg

    Richtig, so stehen sie im Vereinsregister. So, und nicht anders lautet der Name des Vereins.

    Nur dem Maler des Vereinslogos hat das niemand gesagt.

  7. Hm, @FF, ich hab es das erste Mal 2004 oder so gehört, weshalb es entweder eine sehr lange Anlaufzeit benötigt oder ein, sic!, Rohrkrepierer wird bei dem Versuch, das nächste große Ding zu werden.

    Und nach Vanuatu sollte man tatsächlich irgendwann einmal. Sag ich mit meinen dreieinhalb Länderpunkten…

  8. FF FF

    @Trainer Baade: Kann natürlich auch Zufall sein. „Von daher“ liege ich mit meiner Prognose vielleicht schief.

    Was mich frappiert, ist folgendes: es wird immer (mehr über Fußball) geschrieben, gesendet, geinterviewt, aber: rauskommt meist dasselbe. „sind nicht ins Spiel/in die Zweikämpfe gekommen“, „standen nicht kompakt genug/zu weit weg vom Mann“, „konnten unser Potential nicht abrufen“, „haben nicht konsequent genug gegen den Ball gespielt“, „müssen uns an die eigene Nase fassen“, „fahren aber mit breiter Brust nach XYZ“.

    Aber: von den derzeitigen Cracks (Beispiel Klopp) hört man kaum Binsen und Floskeln. Ob da ein Zusammenhang besteht?

  9. Radio Eriwan antwortet: Im Prinzip ja.

    Einerseits sind die Abläufe in einem Fußballspiel natürlich stets sehr ähnlich und verlangen dann auch nach den immer gleichen Worten zur Beschreibung des Geschehenen.

    Andererseits kann man natürlich immer, egal, was tatsächlich passiert ist, zu Platitüden greifen, weil man eventuell auch gar nicht erfasst, was tatsächlich auf dem Platz passiert.

    Da unterscheidet sich die „neue Generation“ meiner Meinung nach durchaus von der alten.

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