Vorab schon mal schnell die Wertung: Fünf von fünf möglichen Brötchen zur Currywurst für den Glückauf-Club, alles super. Es muss also hernach niemand aufschreien oder mich irgendwohin einladen. Der Glückauf-Club ist perfekt, wie er perfekter gar nicht sein könnte. Allerhöchstens einige klitzekleine Details könnte man verbessern, aber darauf müssen die Betreiber schon selbst kommen.
So, also: Eine Einladung in den Glückauf-Club der Arena auf Schalke, jaja, die jetzt anders heißt, statt zu verpixeln nehmen wir einfach den vorigen Namen, stand ins Haus. Schön, wenn sich alte Bekannte an die Fußballleidenschaft des Autors erinnern. FC Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach lautete die Paarung, zu einem Zeitpunkt, zu dem Borussia Mönchengladbach anders als sonst in den letzten 25 Jahren üblich nicht gegen den Abstieg kämpfte, was allerdings auch damit zu tun gehabt haben könnte, dass die Saison noch sehr jung war.
Wer in den Glückauf-Club eingeladen ist, der darf näher am Stadion parken als die Infanterie, weshalb der Fußweg zum Einlass zwar deutlich kürzer ist, die Anfahrt dennoch nicht schneller bewältigt wird. Denn der Stau im Umfeld des Stadions setzt schon Stunden vor Anpfiff ein und in diesem steht man auch als elitärer Glückauf-Club-Besucher. Jenem Club, welcher übrigens Sponsoren vorbehalten ist, bzw. deren Mitarbeitern und eventuellen Gästen, wie ich es einer an jenem Nachmittag war.
Der kurze Weg zum richtigen Eingangstor durch den selbst im August schon vorhandenen Nieselregen von Geilistirinkirkin ist schnell bewältigt, einige Treppen und im Nu blickt man in die Augen der nicht ganz so wie in der Loge der Allianz-Arena strahlenden Hostessen. Klar, man ist ja erstens nur Glückauf-Club-Besucher (und nicht VIP-Logen-) und zweitens in Geilistirinkirkin. Zum Einlass erhält man bei Vorzeigen der Karte ein schnödes, für Fanboys vielleicht auch schönes Bändchen um den Handknöchel und schwupps ist man drin, im Glückauf-Club.
Ein Foto, das nichts mit dem Inhalt des Beitrags zu tun hat, es soll lediglich das Lesen erleichtern. Na gut, ein bisschen curryfarben ist das Haus schon. |
photo credit: kevindooley
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Darin sitzt man wie in einem großräumigen Restaurant, jeweils recht schmal bemessene Vierer-Tische in Reihen aneinander, davon vielleicht 100 an der Zahl im gesamten Saal. Rechts der Tür eine Bar, das nicht ganz so umfangreiche Buffet links zur Tür. An beiden Seiten kann man aus dem Glückauf-Club heraus an den tatsächlichen Logen vorbeistromern und Einblicke erhaschen, welcher Dagobert darin gerade seinen Kindern einen besonderen Geburtstag spendiert oder ob man vielleicht doch einen C-Promi oder -Ex-Spieler entdeckt. War zumindest an jenem Tage nicht der Fall.
Von überall aus ist der Blick — wie in den neuen Arenen üblich durch eine Glaswand — ins Stadion möglich, wobei man sitzend oder etwas weiter weg stehend nur die anderen Tribünen sieht, nicht die Spielfläche. Für die gesamte Dauer des Aufenthalts sind Kost und Logis frei. Die Kost besteht aus nicht weiter erwähnenswerten, aber schmackhaften Speisen samt obligatorischen Currywürsten sowie Getränken. Logis findet man eine Ebene höher als in diesem Zwischenrang, immerhin in einem Sessel, und nicht auf einem einfachen Klappsitz.
Um wenigstens ein bisschen Disneyland zu verbreiten sind die Kellnerinnen und Kellner in diesem Glückauf-Club alle in Pütthemden gekleidet, zudem befinden sich die Deckenlampen in Behältnissen, die an Körbe einer Kaue erinnern sollen. Wo Schalke draufsteht, muss schließlich aussehen wie Schalke.
Die Sponsoren und -gäste treffen sich also zum gemeinsamen Kauen, ah, Entschuldigung, Essen vor dem Spiel und so hat trotz Anstoßzeit um 17.30h ein jeder punktgenau zu Anpfiff einen vollen Magen, welchen er wie bereits erwähnt samt Magenbewegungsvorrichtung, genannt Körper, noch eine bis zwei Etagen weiter nach oben bewegen muss.
Nach dem Spiel kann man je nach Verlauf und dementsprechender Laune oder bei fußballerischer Neutralität auch davon losgelöst weiterschlemmen und Kehlen benetzen, wobei im Glückauf-Club auf einer Minibühne Spielerinterviews durchgeführt werden. Dafür stehen allerdings nur nicht eingesetzte Ersatzspieler bereit, die echten Raúls und andere Wunderstürmer begeben sich wohl in den Bauch der Haupttribüne, während der Glückauf-Club sich schließlich in der Gegengerade befindet. Die tatsächliche Pressekonferenz wird zwar auf den an den Wänden hängenden Großleinwänden angekündigt, dann aber doch nicht gezeigt.
Wer sich wundert, warum die Sitzplätze der Logengucker oft freibleiben: Auch innerhalb des Glückauf-Clubs kann man das gesamte Spiel auf dort angebrachter Leinwand verfolgen und hat trotzdem den originalen Stadionanfeuerungston der Fans im Ohr.
Zweitens entsteht beim Nachobenwälzen der vollgefressenen Bäuche schon einmal ein kleinerer Stau auf der Außentreppe, so dass man selbst mit gutem Willen und rechtzeitigem Losgehen zu spät ankommen kann. Das Argument, dass man während der Pause ja auch auf seinem Platz bleiben könnte, zählt nicht, denn natürlich muss man, selbst wenn man nicht im Glückauf-Club Freigetränke kredenzt bekommt, während der Pause aufs Klo. Fußballschauen. Abpfiff, die Bäuche wieder runter gerollt.
Nach einigen weiteren Gläsern des Rumlungerns beschließt die Gesellschaft, dass im Glückauf-Club nichts mehr von Belang passieren wird, alle Mägen gefüllt und alle Tabellenstände ausgerechnet sind, so dass man sich zu den praktischerweise, siehe oben, direkt vorm Stadion geparkten PKW begeben kann, welche dann, siehe oben, natürlich im selben langen Stau stehen wie alle anderen, obwohl der Abpfiff schon einige Zeit zurückliegt.
Losgefahren gegen 14h, Rückkehr gegen 21.30h — ganz schön lange für ein nicht mal sonderlich gemütliches Essengehen. Beim nächsten Mal wählt der Autor lieber wieder einen normalen Platz/Stehplatz, da hat man deutlich mehr von der Atmosphäre des Spiels. Allen, denen der Glückauf-Club verwehrt bleibt, sei gesagt, dass sie nichts verpassen.
Currywurst gibt’s auch an der Bude an der Ecke und das Spiel erlebt man auf anderen Plätzen besser.
tl;dr Der Glückauf-Club ist ein Restaurant in der Arena auf Schalke, in dem man bei entsprechender Einladung kostenlos essen und trinken kann, nebenan läuft Bundesliga in echt.