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Schlagwort: Emotionen

Es waren viele Sachverhalte im Spiel

„Emotionen“, schön und gut. Welche Emotion genau, bitte?

Ein Spiel war „emotional“, spricht man gerne im Fußballdeutsch, aber in welcher Richtung emotional?

Wenn man einen Sachverhalt beschreiben will, wird man sich nicht damit begnügen, ihn als Sachverhalt zu deklarieren.

Man würde schon genauer wissen wollen, was denn nun vorgefallen ist.

Ansonsten wird der Rezipient der Information ja nicht aufgeklärt, er erhält keinen Erkenntnisgewinn.

Sehr grob eingeteilt wird die Existenz dieser Emotionen postuliert:

  • Angst
  • Ärger
  • Freude
  • Trauer

Wenigstens auf eine von den vieren könnte man sich doch festlegen, wenn man über Fußballspiele und die Emotionen, die diese geweckt haben, spricht.

Bemerkenswert auch, dass TV-Sender mit Gefühlen von Angst, Ärger und Trauer Werbung für ihre Produkte bewirken wollen.

Etwas feiner aufgesplittet wird die Existenz der folgenden basalen Emotionen postuliert:

  • Wut
  • Ekel
  • Furcht
  • Verachtung
  • Traurigkeit
  • Fröhlichkeit
  • Überraschung

Dann einfach nur festzustellen, dass ein Fußballspiel „emotional“ war, bedeutet nichts anderes, als dass es tatsächlich Reaktionen bewirkt hat und „nicht langweilig“ war, nicht neutral wahrgenommen wurde. Das ist natürlich für eine Aussage von Beteiligten — Spieler, Trainer, Manager, Zuschauer — äußerst überraschend und leider überhaupt nicht erhellend.

Also bitte, in Zukunft nachhaken: Welche Emotion war’s genau?

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„Es ist ein Pokal“ — das Logo der EM 2016 in Frankreich

Hm, Fußball also. Ein großes Fußballturnier in der nicht so großen Fußballnation Frankreich, was könnte man da als Logo nehmen?

Vielleicht etwas ohne jeglichen Inhalt? Ja, eine gute Idee. Also abgesehen von dem, was ohnehin klar ist. Die besten Fußballer Europas spielen in Frankreich (die haben eine Nationalflagge in drei Farben) um die Europameisterschaft. Der Gewinner erhält einen Pokal. Dann … nehmen wir doch einfach den Pokal und machen drumherum ein bisschen was in den Farben Frankreichs. Auf dass sich schon im August 2016 niemand mehr an dieses Logo wird erinnern können. Denn das wollen wir ja erreichen, totale Beliebigkeit, in der jeder etwas für sich findet, aber niemand sich an irgendetwas am Logo stören kann.

Also ganz anders als das Logo der WM 2006 und damit wurde wieder einmal bewiesen, dass die Franzosen eben Stil im Blut haben — und die Deutschen, also das Organisationskommitee der WM, da irgendwo einen Freund hatte, der doch auch mal was mit Grafikdesign … und herauskommt etwas, für das die Vokabel Fremdschämen noch zu niedrig gegriffen ist.

Für die EM 2016 also ein großes dickes Nichts. Nichts, was mit dem Turnier, einer Vision, einer Idee, der Kultur des Ausrichterlandes zu tun hätte, so harmlos wie harmlos nur geht. Beliebig und ohne Inhalt. Das aber immerhin so geschickt fabriziert, dass wer möchte, ein lachendes Gesicht im gezeigten EM-Pokal erkennen kann.

Positive Emotionen wecken, nicht anecken. Man könnte sich diese Logos inzwischen sparen, könnte man nicht?

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Profi-Tautologe Mirko Slomka und der gelähmte Fredi Bobic

„Entscheidend ist für uns ja auch immer, dass wir die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen.“

Pro Interviews kurz nach dem Spiel! Anderenfalls müsste man auf solche Erkenntnisse verzichten. Wie diese hier, dass Slomka übernatürliche Kräfte hat, indem er seine Spieler einige Sekunden in die Zukunft schauen lassen kann. Da ist man schon beeindruckt und schleicht zurück in sein Kabuff, schwer tragend an der Ahnungslosigkeit bezüglich dessen, was die ganz Großen in der Bundesliga an Methoden aus einer anderen Realität alles im Köcher haben.

Kontra Interviews nach dem Spiel! Man kann doch nicht voll draufhalten, wenn jemand gerade von seiner eigenen Beerdigung kommt, nur leicht stammelnd seine Worte hervorzubringen in der Lage ist, wie es bei Fredi Bobic justament der Fall war. Die Stellung der Mundwinkel ließ fürchten, dass diese gleich in Neuseeland aus dem Boden kriechen würden. Und: Auch die Hirnfunktion schien beeinträchtigt, enorme Trauer, vielleicht Angst hatte sein Broca-Zentrum gelähmt und er sprach in Zeitlupe. Es war kein Übertragungsfehler, denn der Reporter auf dem selben Kanal war in Echtgeschwindigkeit zu hören.

Bobic‘ Augenpartie erinnerte schwer an jene von Philipp Lahm im Interview nach dem 0:1 im WM-Halbfinale gegen Spanien, und so musste man beinahe fürchten, dass Bobic im nächsten Moment in Neuseeland in seinen eigenen Tränen ertrinken würde. Als er sich dann am Ende des Gesprächs doch noch zu einem markig wirken sollenden „Scheißegal“ (ob das 2:1 abseits war) aufraffen konnte, setzte das den misslungen-passenden Schlusspunkt zu einem TV-Auftritt, wie er eigentümlicher kaum sein konnte.

Emotionen, ja, das will man ja beim Fußball sehen usw. etc. pp. — aber doch nicht, wenn dem Schock gelähmten Mann gleich das Gesicht in den Pazifik fällt.

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Von der Farce eines Trainerscheins

Manchmal ist ein Blick ins Archiv sinnvoll, wenn z. B. jemand zum Trainer der Nationalmannschaft wird, später dann, man weiß es heute, des FC Bayern München, der eigentlich gar kein Trainer ist. Heute also ein Text von jenem Tag, an dem die vermeintliche Berufung Holger Osiecks zum Sidekick von Jürgen Klinsmann in dessen Zeit als Bundesteamchef bekannt wurde, dem 24. Juli 2004:

Liebe Bild-Leser, liebe normale Menschen,

es ist eine Farce, was der DFB mit seiner TFK da zu Wege gebracht hat. Ich bin zwar kein Verfechter der These, dass es ein Makel ist, dass der DFB nicht auf Rudis Rücktritt vorbereitet war. Ebenso denke ich, dass Hitzfelds Absage nicht dem DFB anzulasten ist (wenn, dann höchstens der Personalie MV). Und ich finde es auch absolut legitim und begrüßenswert, dass man sich Zeit nimmt und einige Wochen lang schaut, wer denn überhaupt gerade auf der Kirmes tanzt.

Dass nun aber zum dritten Mal nach Franz „Hillbilly“ Beckenbauer und Rudi Völler mit Jürgen Klinsmann ein Trainer das Amt übernimmt, die A-Nationalmannschaft – nachweislich das höchste unserer Güter im deutschen organisierten Fußball – zu trainieren, der überhaupt nicht die DFB-eigenen Voraussetzungen dafür erfüllt, erfüllt mich mit einer Mischung aus Zorn und Resignation. Zwar lassen sich diese beiden Emotionen auf den ersten Blick schlecht mischen, aber jegliche Aufregung oder auch Zornesregung rührt ja erst daher, dass man einen Zustand vorfindet, der einem nicht passt, den man aber nicht ändern kann, oder daher, dass möglicherweise Erwartungen enttäuscht werden, die man gerne erfüllt sähe und somit liegt in der Wut oder im Zorn schon der Keim der Resignation.

Wer sich aber mal die Mühe macht, beim DFB nachzulesen, welche Voraussetzungen ein gemeiner Mensch erfüllen muss, um überhaupt die Berechtigung zu haben, sich „Fußballlehrer“ zu schimpfen, der wird schon staunen, was da alles gefordert wird.

Nein, ich rede hier nicht vom fließenden Deutsch, welches MV von einem Nationaltrainer gefordert hat, woran dann letztlich auch Lothar Matthäus gescheitert ist, ich rede auch nicht vom schwammigen Begriff der „Weltmännischkeit“ – was auch immer man sich darunter vorstellen mag. Sei es nun, dass man so weltmännisch ist, dass man für O2 Werbung macht, während der eigene Club mit E-Plus in Verbindung steht oder umgekehrt. Sei es, dass man über die zweifelsohne teilweise erbittert vorgetragene Rivalität mit den Niederländern scherzt „Ich verstehe gar nicht, was die Holländer da haben. Wir haben in Bayern für sowas unsere Österreicher!“, oder sei es, dass man einfach seine – mein Gott, wie klischeehaft! – Sekretärin schwängert, woraufhin man seine Frau verlässt, weil man den selbstgezeugten neuen Bub nun wachsen sehen will.

Nein, ich rede von harten, weil niedergeschriebenen Regularien, und die lauten da beim DFB folgendermaßen: Zunächst einmal fällt die Suche via google und anderer Hilfsmittel gar nicht so leicht. Es hat mich über eine Stunde gekostet, etwas Brauchbares in dieser Beziehung im Internetz zu finden. Aufklärung fand ich also auf den Seiten des Bezirksverbandes Fußball Dresden. Hier sind 4 Stufen der Trainerausbildung dargestellt. Die C-Lizenz, die B-Lizenz und die A-Lizenz sind also das Maß der Dinge, gekrönt von der höchsten Stufe, dem „Fußballlehrer“.

Die Voraussetzungen für die C-Lizenz sind schon happig und ich kenne mehr als eine Handvoll Leute, die daran scheitern würden:
Vereinsmitgliedschaft
Lebenslauf
Gesundheitszeugnis
polizeiliches Führungszeugnis
Nachweis der Spielertätigkeit
Vollendung 16. Lebensjahr
Schiedsrichter- oder Regelkundelehrgang

Aha. Nun gut, den vorletzten Punkt würde Loddas Frau auf jeden Fall nicht erfüllen. Dann wäre da noch die Frage, was mit dem Gesundheitszeugnis bezweckt werden soll. Obliegt es etwa dem Trainer, die Frikobrötchen für das Vereinsfest selbst herzustellen und muss er deshalb „gesund“ sein? Oder ist es eher so, dass man eine bestimmte Klientel, die sich wie meinereiner mit Filzläusen und Fettleber rumplagen muss, ausschließen will? Seltsam, seltsam.

Vom Nachweis des polizeilichen Führungszeugnisses ausgenommen ist man übrigens, wenn man beim DFB Präsident werden will bzw. ist bzw. bleiben will bzw. nur noch zu FIFA- und UEFA-Abstimmungen fahren will. Dazu kann man dann gut seine Familie mitnehmen, das kostet dann auch kaum was extra, weil man mit seiner Frau einfach ein Doppelzimmer belegt. Diese lästigen Dinger, die da Rechnungen heißen, faxt man ganz schnöde nach Frankfurt und schon ist der Käse gegessen.

Fraglich erscheint mir auch, ob solch dubiose Gestalten wie Dragoslav Stepanovic ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt haben und somit jemals hätten Trainer sein dürfen. Würde die nachträgliche Aberkennung aller Punkte eigentlich zu einem dramatischen Kursverlust bei der Bayer AG führen? Müsste Eintracht Frankfurt jetzt nicht aufgrund der damals nicht erreichten Punktzahlen eigentlich in der 3. Liga kicken? Und: gilt ein Führungszeugnis aus einem Staat, der eine Diktatur war, ebenso viel wie mein Führungszeugnis, das zwar weiß wie Schnee ist, aber eben auch nur von der Polizei in Moers ausgestellt wurde?

Kommen wir aber zu einem wichtigeren Punkt, den Klinsi-Klinsmän nicht erfüllt: er ist gar kein Vereinsmitglied! Glaub ich jedenfalls. Oder ist er noch beim VfB oder bei den Kickers in Stuttgart in Degerloch „eingeschrieben“? Also aktuell kickt oder trainiert er jedenfalls nirgendwo und wenn, dann auch nur bei den L. A. Raiders oder bei den New York Jets oder wie diese Mannschaften alle in Übersee heißen mögen. Kein DFB-Vereinsmitglied also.

Aber das wäre ja noch vernachlässigenswert. Schauen wir uns mal an, was man für die weiteren Stufen dieses Trainerscheins an Voraussetzungen mitbringen müsste. Achso. Ich vergaß, zu erwähnen, dass man mit C-Lizenz alle Vereine bis zur 5. Spielklasse trainieren darf. Rudi hätte also allerhöchstens bei San Marino Nationaltrainer werden dürfen. Ich weiß, ich weiß, Rudi war gar nicht Bundestrainer, das war Skibby-Heydiddliho-Flanders. Aber irgendwie war ja dann doch Rudi Bundestrainer, oder nicht?

Für die B-Lizenz, die auf die C-Lizenz folgen würde, ist neben den oben genannten Voraussetzungen erforderlich, dass man mindestens 1 Jahr als Trainer mit der C-Lizenz tätig war. Kann ich mich nicht dran erinnern, dass Klinsi-Klinsmän in den letzten Jahren bei einem Verein in der 5. Spielklasse Trainer war. Auch nicht bei Rudi Völler. Und bei Franz „Hillbilly“ Beckenbauer kann ich mich nur an Olympique Marseille erinnern, aber das war nach seiner Zeit als Bundestrainer. Jaja, ich weiß, für ihn erfand man die lustige Bezeichnung Teamchef, weil er eben gar keinen Trainerschein hatte. Teamchef klingt aber für mich irgendwie nach jemandem, der die Hotels bucht und entscheidet, wer wann zu einem Interview kommen bzw. gehen soll, weniger nach „Trainer“.

Für die A-Lizenz muss man dann mindestens 1 Jahr mit der B-Lizenz als Trainer tätig gewesen sein. Sind also schon mindestens 2 Jahre Ausbildung bis hierhin.

Das höchste der Gefühle ist dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Hierfür muss man neben den oben erwähnten Dingen wie Reinheit der Kleidung und natürlich unbefleckt in die Ehe gegangen zu sein, was dem polizeilichen Führungszeugnis kaum nachsteht, vor allem: 2 Jahre mit der A-Lizenz tätig gewesen sein. Bevor man also Fußballlehrer werden kann beim DFB, muss man mindestens 4 Jahre als Trainer gearbeitet haben!

4 Jahre. Lodda schafft zwar in einem Jahr fast so viele Stationen, das liegt aber daran, dass er immer so schnell die Stadt verlassen muss, wenn er wieder ein Kind geschwängert hat. In südlichen Ländern wird da nicht lange gefackelt, entweder die Sau wird aus dem Dorf getrieben oder direkt aufgeschlitzt. Nun also Ungarn für Lodda. Okay, kann man als B-Lizenzjahr durchgehen lassen. Ungarn ist nicht gerade erstklassig, also für Lodda immer noch Teil der Ausbildung. Die schlappen Ungarn konnten gerade mal den DFB schlagen in den letzten Monaten, ansonsten gab es hohe Niederlagen gegen Brasilien und andere.

4 Jahre. Franz war noch nicht mal 4 Jahre nicht mehr aktiver Fußballer, als er Mitte 1984 Bundesteamcheftrainer wurde. Rudi hingegen hatte überhaupt gar keine Ahnung, was ihn erwarten würde, er spazierte nur als Schriftführer in die Sitzung im Jahr 2000, und als er wieder rauskam, war er Bundesteamcheftrainer, ohne dass er irgendwie auch nur ein polizeiliches Führungszeugnis in Kopie dabei gehabt hätte. Erstaunlich, erstaunlich. Seit gerade eben wissen wir ja auch, dass ein Kriterium „Vereinszugehörigkeit“ ist. Aber Rudi war doch damals bei Bayer Leverkusen! Es wird doch niemand ernsthaft behaupten, dass eine Werkssportgemeinschaft ein „Verein“ ist! Nee, nee, schon wieder eine Regularie über Bord geworfen.

Der Knüller kommt aber zuletzt: für den Fußballlehrerschein benötigt man den „Nachweis der Fachoberschulreife“.

Wir schlagen nach:
Franz Beckenbauer: Ausbildung zum Versicherungskaufmann abgebrochen
Rudi Völler: bei Rudi findet man nur die Angabe, dass er 1978 seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat, da war er gerade 18 (wenn jemand mehr weiß, kann er mich gerne korrigieren)
Jürgen Klinsmann: Bäcker (Zitat: Ich habe mich nie für das Backen interessiert.)

Wüsste nicht, dass man als Bäcker die Fachoberschulreife hätte.

Zusammenfassend können wir sagen, dass niemand dieser Männer je Bundeschefkoch hätte werden dürfen. Anscheinend gilt in Deutschland immer noch das Führerprinzip: einer wird ausgewählt, der überhaupt nix von den Bestimmungen erfüllt und der dann einer Organisation vorsteht, die die rigiden Bestimmungen für den Rest des Volkes noch verschärft. Und diesem einen fliegen dann die Sympathien zu und er kann machen, was er will, obwohl er überhaupt nicht den strengen Regularien entspricht, so lange er nur Frankreich schlägt.

Insofern kann ich Peter Neururer sehr, sehr gut verstehen, dass er die Faust in der Tasche ballt, an seiner Stelle würde ich die andere Faust auch noch ballen und dann auch noch die Zähne fletschen und zu einem verbalen Rundumschlag ausholen, der sich gewaschen hat. Normale Menschen müssen 4 Jahre lang eine Ausbildung durchlaufen (in der sie ja nicht einfach nur eine Mannschaft trainieren, nein, es stehen solche Dinge wie Technik-, Taktik-, Konditionstraining, Trainingsplanung und -analyse, Coaching, Sportmedizin sowie Sportpädagogik und Sportpsychologie auf dem Lehrplan), diesen Heinis da steckt man den Trainerjob hingegen einfach in den Arsch.

Das ist eine Frechheit und es ist verständlich, dass man da als normal ausgebildeter Trainer sich lieber auf die Zunge beißt als seinen Trainerschein durch unbedachte Äußerungen zu verspielen.

Wenden wir den Blick zu unserem westlichen Nachbarn Frankreich, so finden wir dort ein Land und vor allem einen Fußballverband (F. F. F., denn alle guten Dinge sind drei), der den Mut hat, Trainer aus den eigenen Reihen zum Cheftrainer der A-Mannschaft zu machen. Nicht dass das hier als Plädoyer für Uli Stielike mißverstanden wird, um Gottes willen. Ich will lediglich festhalten, dass diese ganzen Bestimmungen beim DFB, wer wann wen trainieren darf, eigentlich für’n Arsch sind.

In den Reißwolf damit, denn Klinsmanns Nachfolger wird eh wieder Fredi Bobic („Der Fredi ist unverbraucht!“), Oliver Kahn („Der Mann hat alles gewonnen!“) oder Miroslav Klose („Ein Mann mit Charisma!“) heißen. Man muss halt nur im richtigen Moment ohne Job sein und von der Mehrheit der Bild-Leser als sympathisch empfunden werden. Vielleicht wird gar eines Tages der „Unsymp auf Lebenszeit“ Michael Schumacher Bundesflanders. Bei Benefizspielen kickt er ja schon manchmal mit.

Und natürlich – nicht zu vergessen – muss dann noch eine Marionette da neben einem rumspringen, die alle diese ganzen Trainerlizenzen erworben hat. So ganz ohne geht es dann doch nicht in Deutschland. Nun also wieder Holger Osieck, als Nachfolger von Bundestrainer Michael Skibbe. Was für eine Farce!

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War das der emotionalste Moment Ihrer Karriere?

Als hier ein paar Tage lang Zwangspause herrschte, musste ich mit diesem Anachronismus namens TV vorlieb nehmen, sofern ich nicht Phelps-gleich (200m in knapp 9 Minuten) durchs Becken radelte. Dachte ich eigentlich, die jährlich nun mal unvermeidliche Portion Kerner schon während der Bregenzer Klamauk- und „Life is live“-Festspiele hinter mir zu haben, kam es beim Betrachten von diversen Olympioniken zum Super-GAU: Auch da kernert es ohne Ende. Offensichtlich hatte ich zu viel LSD genommen, blieb darauf hängen und von da an hörte ich in meinem Kopf Stimmen, die immer dieselbe Frage in verschiedenen Variationen stellten, womöglich auch, weil ich genau diese in meiner nicht unbeträchtlichen Lebenszeit schon so und anders unendliche Male beim TV-Fußball gehört habe:

„War das der emotionalste Moment Ihrer Karriere?“
„Welche Emotionen hat man da als (Sieger, Verlierer, armes Kerner-Opfer)?“
„Wie viel Emotion steckt in so einer Medaille?“
„Beschreiben Sie mal Ihre Emotionen!“
„Haben Sie schon mal etwas Emotionaleres als das erlebt?“
„Wie haben Sie Ihre Emotionen ausgelebt?“
„Ist Ihnen rational schon klar, was Sie da geleistet haben, oder nur emotional?“
„Welche Emotionen beherrschen Sie jetzt?“
„Emotional war das sicher das Größte, was Ihnen je passiert ist, oder?“
„Wie waren Ihre Emotionen bei der letzten Kurve/Sprung/Furz/Scherenschlag?“
„Wie kontrollierten Sie Ihre Emotionen bei dieser Anspannung?“
„Wenn man dann da oben auf dem Treppchen steht, was hat man da für Emotionen?“
„Erzählen Sie uns von Ihren Emotionen?“
„Waren Sie schon mal emotional aufgewühlter als heute?“
„Wie werden Sie diese Emotionen in den nächsten Tagen und Wochen verarbeiten?“
„Wann werden Sie diese Emotionen in den nächsten Tagen und Wochen verarbeiten?“
„Werden Sie diese Emotionen in den nächsten Tagen und Wochen verarbeiten?“
„Selten hat man die Emotionen bei Ihnen so deutlich gesehen wie heute!“
„Welche Emotion überwiegt jetzt?“
„Werden Sie diese Emotionen je vergessen?“ und noch mal:
„War das der emotionalste Moment Ihrer Karriere?“

Und ich kann mit Fug und Recht sagen:

Ja, es war der emotionalste Moment meiner Karriere.

Nämlich als ich zwei Stockwerke tiefer schellte, diesen bärtigen Mann um seine Schrotflinte bat, wieder hinaufstiefelte und dem Fernseher mitsamt seinem Kernemotionalen den Garaus machte. So etwas erlebt man nur einmal, so eine Befreiung, so ein Triumph, das werde ich meinen Enkeln noch erzählen, meine ganze Familie hat daheim zugeschaut und als dann draußen auch noch die Nationalhymne Hymne der NRA gespielt wurde, da flossen dann auch bei mir die Tränen.

Dialog zwischen dieser Frau, die nicht Monica Lierhaus ist, und Kerner:

Sie: „Die Turner sind mit der Mannschaft übrigens nur Vierter geworden, ganz knapp an Bronze vorbei.“

Kerner: „Aber sie hatten trotzdem gute Laune?“

Sie: „Ja, sie hatten gute Laune.“

So, zurück zum Fußball, respektive Traufe.

Das mit dem LSD und den Stimmen hat sich erledigt, seit ich abdrückte. Plötzlich verstummten die Stimmen. Die Asche des Fernsehers schwelt noch ein bisschen vor sich hin und stinkt. In ein paar Tagen wird das alles vergessen sein.

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Bewußt mal anecken

Erlebte Emotionen, der Slogan der EM 2008, das war schon grandios. Jetzt wird es aber noch besser. „Wir leben Zürich“ setzt dem ganzen das i-Tüpfelchen auf. „Wir leben Zürich“ ist der Slogan der EM-Stadt Zürich für die EM 2008, mit dem man mal „bewußt anecken“, ein bißchen Format zeigen, etwas kantiger sein will. Der Slogan ist tatsächlich so kantig, dass ich ihn fast gar nicht hier in dieses Blog reinbekommen hätte. Ständig wollte er aus dem eigentlich doch so schönen „Bleibt alles anders“-Design herauskippen. Dann habe ich irgendwann auf „Veröffentlichen“ geklickt und schon war er nicht mehr ganz so widerspenstig.

Nachdem er jetzt zumindest zu Buchstaben gezähmt wurde, können wir uns diesen aneckenden Slogan auch noch mal in aller Ruhe zu Gemüte führen und wir stellen fest: Ja, er ist wirklich total aneckend. Also, er eckt so sehr an, dass man gar nicht mehr weiß: War es jetzt Zürich, Brüssel oder doch Kopenhagen, wovon dieser Slogan sprach? Verletzt er Bürgerrechte oder wäre es doch nur eine Ordnungsstrafe, ihn zu benutzen? Es poltert in der ganzen Republik, seit dieser Zürcher Slogan veröffentlicht wurde. Angeeckt, halt.

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Ganz großes Kino

Der Slogan der EM 2008 ist da und er hat gute Chancen, mir die Lust auf die EM 2008 zu verleiden:

Erlebte Emotionen

Eine Steilvorlage für alle Kerners und Dahlmanns dieser Republik, deren einziges Interesse stets die Emotionen der Beteiligten sind. Für die Taktik ist Kloppo verantwortlich, aber die Frage „Wie fühlt man sich da?“ ist inzwischen von Kerner selbst gar nicht mehr zu unterscheiden. Dazu fällt mir nur der Titel des Pornos in Bang Boom Bang ein: „Frankies Fickparade — echte Emotionen“.

Inzwischen geht man wohl überhaupt nur noch zum Fußball, um große Emotionen zu erleben. Wie wäre es mit weniger großen Emotionen und ein bißchen gutem Fußball? Der kann auch erfreuen, es muss aber nicht jedes Mal das große Drama sein und erst recht muss nicht aus jedem 0:0 gleich eine Katastrophe gemacht werden, nur weil man dabei keine „Emotionen erlebt“ hat.

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Anpfiff

Beim indirekten Freistoß wird erwähnt:

„Fraglich war Schmidts Vorwurf ohnehin, sind die Auflagenzahlen von Sportbüchern mit hohem Wort- und geringem Bildanteil meist niedrig, was ein Sprecher der Fischerverlage bestätigt, wo Horenis Buch erschienen ist.“

Das wundert uns nicht. Wer von den Millionen Fußballfans will schon wirklich etwas wissen? Es geht doch eher um „die ganz großen Emotionen“ (JBK) im Fußball, um das visuelle Erlebnis.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich Toni Schumachers Buch „Anpfiff“ tatsächlich gelesen habe (und nicht nur die Bilder geguckt).

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