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Schlagwort: Jogi Löw

Die Welt* zu Gast an der Wedau

*meisterschaftsqualifikation

Zumindest jener Teil, der in Corona-Zeiten überhaupt irgendwo zu Gast sein kann. 23 Wikinger nämlich, deren Trainer samt Stab (früher sagte man „staff“ dazu) und anderthalb Gießkannen voll Journalisten nebst Übertragungsmenschen sind heute Abend zu Gast an der Wedau. Heute und am nächsten Mittwoch noch einmal, dann allerdings 23 Nordmazedonier statt Isländer.

Wer nicht an der Wedau weilt, ist Uli Hoeneß, der seine Expertise vom Studio in Köln aus einfließen lässt. Verständlich, erlebte er doch einige seiner weniger schönen Nachmittage an diesem Ort.

Wieso das alles aber auch noch eine Notiz wert ist, ist der Umstand, dass Duisburg damit als Austragungsort eines Länderspiels des DFB einen gehörigen Sprung nach vorne in jener Liste macht.

Schon heute Abend lässt man Bochum und Ludwigshafen mit ihren je 4 Länderspielen hinter sich. Am Mittwoch wird man mit den 6 Länderspielen in dieser Stadt auch Breslau, Augsburg und Freiburg hinter sich lassen. Dann liegt man nur noch ein Länderspiel hinter Dresden, Mönchengladbach und Karlsruhe und deren zwei hinter Leverkusen. Wobei ein weiterer Sprung in dieser Liste erst einmal nicht wahrscheinlich ist, sollten in den nächsten Jahrzehnten nicht wieder diverse Pandemien auftreten.

Hier der kurze Überblick über den Stand ab nächster Woche:

Stadt Länderspiele des DFB
Berlin 46
Hamburg 34
Stuttgart 33
Köln 28
Hannover 27
Düsseldorf 26
Frankfurt 25
München 25
Nürnberg 22
Dortmund 20
Gelsenkirchen 18
Leipzig 12
Kaiserslautern 10
Bremen 10
Leverkusen 8
Karlsruhe 7
Mönchengladbach 7
Dresden 7
Duisburg 6
Freiburg 5
Augsburg 5
Breslau 5
Ludwigshafen 4
Bochum 4
Mannheim 3
Altona 3
Wien 3
Essen 2
Mainz 2
Saarbrücken 2
Königsberg 2
Chemnitz 2
Rostock 2
Sinsheim 2
Wolfsburg 2
Beuthen 1
Krefeld 1
Stettin 1
Aachen 1
Erfurt 1
Wuppertal 1
Magdeburg 1
Kleve 1

Beim ersten Länderspiel in Duisburg, einem 0:3 gegen Belgien, konnte man übrigens noch Nationalspieler werden, wenn man eigentlich nur als Zuschauer gekommen war und ein bisschen kicken konnte, hier Näheres dazu.

Beim letzten Länderspiel an dieser Stelle 2007 gegen Dänemark hieß es hingegen noch (0:1, Kapitän damals: Kevin Kuranyi), dass dieses für immer das letzte Länderspiel an der Wedau gewesen sein werde. Fortan wolle man nur noch in größeren Stadien antreten. Kann man mal sehen, wie unvorhersehbar die Weltläufte sind.

Dann darf man also gespannt sein, wie die Analyse von Uli Hoeneß ausfallen wird. Gespannt auch, wie sich der neue Rasen machen wird, der extra für die Länderspiele als Mitbringsel des DFB verlegt wurde und dem MSV im Abstiegskampf der 3. Liga hilft oder vielleicht auch nicht. Und wie die beinahe letzten Pflichtspiele der Ära Löw verlaufen werden, nachdem man im bislang letzten tatsächlich die höchste Niederlage des DFB in Pflichtspielen überhaupt eingefahren hatte. Das 0:6 gegen Österreich 1931 war ebenso wie das 0:9 gegen England kein Pflichtspiel. Das 0:6 in Spanien schon.

Nun also Island an der Wedau, voraussichtlich ohne ihr charakteristisches Huh!

Die bisherige Bilanz gegen Island:

1960 Island – Deutschland 0:5, Testspiel
1979 Island – Deutschland 0:2, Testspiel
2003 Island – Deutschland 0:0, EM-Qualifikation („Die Isländer sind Tabellenführer, oder nicht?“)
2003 Deutschland – Island 3:0, EM-Qualifikation

Wer das Spiel mangels Interesse jedoch nicht schaut, kann ja mal diesen schönen Longread „Nationalmannschaft in der Krise“ von Andreas Rüttenauer zum Thema lesen, vielleicht findet er oder sie sich darin wieder.

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Löws Werbung fürs Schleichen

In einem ansonsten eher wenig aussagekräftigen Interview der SZ mit Jogi Löw aus den letzten Tagen kommt auch diese Passage vor:

SZ: Sie fahren keinen italienischen oder schwäbischen Sportwagen?

Löw: Ich würde jedes alte Auto einem neuen vorziehen. Ich mag eher Oldtimer.

SZ: Und Sie fahren auch einen?

Löw: Vor einigen Jahren hab ich mir einen gekauft, einen 190er Mercedes, Baujahr 59. Im Sommer mit diesem Auto zu fahren, das liebe ich, es ist so ein ruhiges, entspanntes Fahren. Nicht zu viele PS, keine Geschwindigkeitsüberschreitungen – passt hervorragend zu mir.

Man weiß nicht so genau, ob man lachen oder weinen soll.

Ob der hier nur etwas dezenter als im Kicker angebrachten Schleichwerbung (die Formulierung, dass der Sponsor „zu ihm passt“ erinnert nur allzu sehr daran, wie Manuel Neuer fabulieren durfte, dass Sony, xy und z zu ihm passten, weil [hanebüchen konstruiertes Argument]), zufällig für den Sponsor der Nationalmannschaft, ob der skurril konstruierten „Gemeinsamkeit“ von Werbeträger Löw mit seinem Werbepartner, wo ja jeder weiß, dass Mercedes vor allem fürs „ruhige, entspannte Fahren“ gekauft wird, ob der dreisten, zumindest noch bis neulich falschen Selbststilisierung Löws, der explizit die „keinen Geschwindigkeitsübertretungen“ erwähnen darf, der da doch seinen Führerschein wegen Rasens abgeben musste – oder ob der Dreistigkeit, mit der mal wieder der Leser verarscht werden soll, dass er es nicht merke, wie hier wieder der Sponsor in ein Interview eingreift.

Hier entscheidet man sich für Schulterzucken. Wenn alle mitmachen, selbst die SZ, leben wir halt in der Matrix. Und keiner weiß mehr, was real ist und was nicht.

Ist natürlich völliger Zufall, dass man einen Fußballtrainer danach fragt, welches Auto er warum fährt und dessen Antwort dazu auch noch druckt. In einem Interview mit einem Fußballtrainer, dessen Job es ist, Fußballer zu trainieren.

Was sind das nur für Orwellsche Zeiten, in denen man niemandem mehr vertrauen kann?

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„Mein Sommer in der Wagenburg“ — Ein WM-Rückblick von @Peter_Ahrens

Es ist mal wieder der seltene Moment eines Gastautors hier im Blog gekommen. Die Redaktion von „Trainer Baade“ freut sich besonders, ihren Lesern einen exklusiven WM-Rückblick von Peter Ahrens präsentieren zu dürfen, welcher die DFB-Elf als Journalist durch die Weltmeisterschaft in Brasilien begleitete. Gebeten um seinen ganz persönlichen Rückblick gibt es nun genau diesen hier zu genießen:

Warum jetzt noch dran erinnern? Weil es Winter ist, weil im Moment so wenig aktueller Fußball gespielt wird, weil Deutschland vermutlich so schnell nicht mehr Weltmeister wird. Es gibt Gründe genug, noch einmal die Uhr ein halbes Jahr zurückzudrehen in den Sommer 2014, als Deutschland in Brasilien Weltmeister wurde. Ich war dabei, fast jedenfalls.

Die Deutungshoheit, die der DFB und im besonderen Oliver Bierhoff via Kinofilm über die Ereignisse des Vorjahres zu haben trachtet, erzählt ungefähr folgendes. Die Erfolgsgeschichte der deutschen Nationalmannschaft, sie beginnt bereits im Mai in Südtirol — bei jener Vorbereitungswoche im Passeiertal, die damals von fast allen Beobachtern als zumindest unglücklich wahrgenommen wurde, man könnte sie auch misslungen nennen.

Beim DFB hat man das sehr anders wahrgenommen, die Mannschaft, der Trainerstab, das Management, sie sprechen unisono davon, wie sehr man in dieser Woche zusammengerückt sei, der gemeinsame Saunagang, Thomas Müller im Dirndl — das trug wohl zum Teambuilding bei, aber die Negativpresse möglicherweise genauso.

Der DFB als Wagenburg gegen das Böse von draußen, ein Bild, das nicht ganz unpassend ist, so erklärt sich teilweise auch dieser hochgejazzte Campo-Bahia-Spirit in Porto Seguro. Wir sind wir, wir sind die DFB-Familie, da können die Anderen erzählen, was sie wollen. Diese Haltung ist mir bei der Nationalmannschaft schon häufig begegnet, nirgends war sie so ausgeprägt wie 2014.

Dass es die Mannschaft nicht besonders durchgeschüttelt hat, dass bei einer überflüssigen PR-Aktion von Sponsor Mercedes zwei Menschen schwer verletzt wurden, spricht für die Stabilität des Teams, kann man sagen. Ich fand das allerdings eher befremdlich, es hatte den Eindruck von Kollateralschaden – bloß nicht vom großen Ziel abbringen lassen.

Joachim Löw spricht gerne davon, im Tunnel zu sein vor wichtigen Spielen, und so kamen mir die Spieler, das gesamte Team vor. Ein Tunnel, lustig dekoriert zwar, an den Tunnelwänden Selfies über Selfies, beschallt mit cooler Musik, aber emotional keine seitlichen Abbieger zulassend. Ab in eine Richtung, da hakt man selbst die Verletzung von Marco Reus kurz vor dem Abflug ab. Am Abend, als Reus sich verletzt hat, war ich komplett überzeugt, dass Deutschland damit seine Titelchance eingebüßt hat. Der beste Spieler des Jahres nicht dabei – wie sollte das denn in Brasilien funktionieren? Ich bilde mir ein, viele haben so gedacht, auch die Mehrzahl der Kollegen.

Vor dem Portugalspiel habe ich wenige Kollegen gesprochen, die sich getraut hätten, Deutschland als Weltmeister zu tippen. Es hat vermutlich eine Halbzeit gedauert, das zu ändern. Die erste Hälfte von Salvador gegen Portugal, und danach herrschte im Medienzentrum überbordende Zuversicht. Dass bei dieser Partie dem Löw-Team alles in die Karten spielte — angefangen vom angeschlagen spielenden Cristiano Ronaldo, jeder konnte das sehen, über den frühen Elfmeter bis zum Ausraster von Pepe, der das Spiel nach 30 Minuten entschieden hatte — haben interessanterweise die Spieler am ehesten betont.

Die Fans, die man in Brasilien traf, die waren danach schon siegesbesoffen. So sehr, dass Einzelne von ihnen am Abend in der Altstadt von Salvador randalierten — übrigens der einzige Gewaltausbruch, den ich in den vier Wochen mitbekommen habe. In einem Land, das angeblich so von Gewalt geprägt sei. Wie ich übrigens auch von der Opposition gegen die WM nur noch wenig wahrnahm, als das Turnier lief. Wie es oft so ist. In Porto Alegre, dem auch klimatisch europäischsten Spielort der WM — dort hingen noch mehrere Plakate in den Fenstern: „This is not my tournament.“ — ansonsten herrschte, so mein Eindruck eines Besuchers, schon überwiegend Freude bis hin zur Begeisterung im Land, vor allem viel Fach- und Sachverstand. Es müssen ja gern die Taxifahrer herhalten, wenn man die Expertise eines Volkes zu Politik, Wirtschaft oder Sport messbar machen möchte. In Brasilien waren die Taxifahrer in jedem Fall Experten: Am ersten Abend in Salvador, jener schönen, geheimnisvollen Stadt, wurde mir auf der Taxifahrt vom Stadion zum Hotel gleich deutlich gemacht, dass Brasilien auf keinen Fall den Titel holen würde. In Frage kämen nur Deutschland, Argentinien oder die Niederlande – die am Ende die ersten drei Plätze belegten.

Wobei die Deutschen in den kommenden Partien nicht unbedingt alles dafür taten, diesen Eindruck zu bestärken. Ich habe keine Ahnung, wie das In Europa rezipiert wurde — man liest in diesen WM-Wochen viel weniger Zeitung als sonst, man ist im Arbeitsmodus, ich habe echt wenig mitbekommen — aber die Spiele gegen Ghana, die USA und Algerien haben bei vielen im Pressetross und bei mir auch wenig Zuversicht geweckt. Im Nachhinein vergisst man das manchmal, doch das DFB-Team hat sich durch diese drei Spiele geschleppt, da war kein Glanz, da war ein Muskelfaserriss gegen Algerien zur rechten Zeit und Verlass auf die Offensivkräfte. Die erste Halbzeit gegen Algerien war dennoch das Schlechteste, was ich von einer DFB-Elf seit Jahren gesehen hatte.

Mit dem Viertelfinale erst hat sich dieses Blatt gedreht. Kritisch nachgefragt wurde dennoch von uns allen nur wenig — aber vor allem deswegen, weil das kaum möglich war. Am Tag nach den Spielen gab es keine Pressekonferenzen, was ich als Unding empfunden habe, danach ging schon wieder der Fokus auf die nächste Partie los — zum Nachhaken war wenig Gelegenheit. Die Abgeschiedenheit des Campo führte zudem dazu, dass bei den Pressekonferenzen kaum internationale Kollegen auftauchten und auch manche deutsche Journalisten den täglichen mühsamen Anreiseweg via Fähre nicht immer mitmachen wollten. Der DFB wird darüber nicht todunglücklich gewesen sein.

Skeptisch bin ich geblieben, vor dem Viertelfinale, die Franzosen erschienen mir zu stark — und sie verloren. Vor dem Halbfinale, die Brasilianer hatten sich von Spiel zu Spiel gesteigert — und sie wurden vernichtet. Vor dem Finale, ich hatte Messi immer auf der Rechnung gehabt — und auch da habe ich mich geirrt. Wobei ich dabei bleibe, das dieser Finalsieg extrem glücklich ausgefallen ist. Ich hab ihn übrigens von Deutschland aus verfolgt, ich bin am Tag vor dem Endspiel heimgeflogen, das hatte private Gründe — und so war das Finale das einzige Spiel, das ich ohne Stress, ohne Einzelkritiken schon während des Spiels zu schreiben, beim Bier angucken konnte. Das war fast mein persönliches WM-Highlight.

Es waren beeindruckende vier Wochen, in jedem Fall. In Deutschland haben mir anschließend Leute mehrfach gesagt, das müsse doch mit die tollste Zeit meines Lebens gewesen sein. Da muss ich allerdings ganz klar sagen: Nein. WM-Berichterstattung, egal ob sie in Brasilien stattfindet oder in Südafrika oder in der Wüste — das ist nun mal kein Urlaub, ich war in den vier Wochen Brasilien grob geschätzt zweimal am Strand, ich war nicht an der Christus-Statue von Rio, ich war aber viel in den durchgekühlten Medienzentren vorm McDonalds-Buffet, und über brasilianische Flughafen-Foyers kann ich jetzt einen kleinen Flyer fertigen. Das hört sich jetzt vielleicht jammeriger an, als es sein soll. Es ist und bleibt ein gewaltiges Privileg, diesen Job zu haben, aber er ist auch in Brasilien vor allem Arbeit. Zugegeben, eine schöne Arbeit.

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Nutzlosigkeit nutzen

Während überall die Saisonvorschauen aus den Steckdosen sprießen, wird es hier ebenfalls Zeit, noch schnell eine wichtige Prognose abzugeben. Denn so wie man hier stets komplett falsch lag in den letzten Monaten, wäre es wichtig, mit einer ähnlich falschen Prognose die Dinge für die Zukunft in die richtigen Bahnen zu lenken.

Weder bedeutete die Verpflichtung von Peter Neururer den Abstieg des VfL Bochum aus der 2. Bundesliga, ganz im Gegenteil, 4 Siege aus 4 Spielen elektrisierten eine ganze Stadt, noch scheint der Wiederaufstieg des VfL Bochum unter diesen Verhältnissen ein Ding der Unmöglichkeit.

Weder gelang es Marc-André ter Stegen auch nur entfernt in die Nähe von Leistungen zu gelangen, die eine Ablösung von Manuel Neuer im Tor der Nationalmannschaft gerechtfertigt hätten, noch nähert sich Bastian Schweinsteiger in den letzten ein, zwei Jahren der Zahl von 151 Länderspielen entscheidend an.

Prognosen neigen dazu falsch zu sein, besonders, wenn man sie für die Zukunft trifft, sind sie oft nutzlos.

Wenn aber so gar nichts eintrifft, was hier rumgemeint und behauptet wird, darf man a) sich auch nicht mehr über andere falschen Vorhersager erheben und muss b) seiner Pflicht nachkommen, auch für die kommende Saison wieder falsche Voraussagen zu tätigen. Also dann:

Der FC Bayern München wird eine genauso überragende Saison wie im letzten Jahr spielen und mit weitem Abstand vor allen anderen Teams frühzeitig Deutscher Meister werden.

Außerdem im Angebot: Am Ende der Saison wird Jogi Löw das Halbfinale der WM in Brasilien vercoachen und Deutschland wie immer gegen Spanien oder Italien den Kürzeren ziehen.

So, dann strafe man mich bitte Lügen.

Damit wäre der einfache Teil erledigt. Für präzisere falsche Voraussagen bitte an die einzelnen Vereinsblogs wenden, oder an die Experten aus der Fachpresse.

Ach, einen hätten wir noch: Die Champions League wird in dieser Saison von einem der großen Vereine gewonnen werden. Für diese Aussage könnte das Falschliegen in der Realität etwas schwieriger zu bewerkstelligen sein, doch auch dabei sollte man ganz auf die verheerende Wirkung von Prognosen in diesem Blog vertrauen.

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Pause meets Özil

Als „Kurzfilm über den jungen Mesut Özil“ wird es angepriesen, wer in den Social-Dingens unterwegs ist, wird dem Werk schon begegnet sein, aber hier lesen ja auch noch viele, die dort nicht vertreten sind.

Als Kurzfilm angepriesen, sind es zwar nur ein paar Spielschnipsel Özils bei einem Jugendturnier und Interviews mit Jogi Löw, Uli Stielike und Guido Buchwald sowie Mesut Özil himself. Das Ganze aufgezeichnet im Jahr 2006, als Löw schon Bundestrainer, aber Özil noch sehr jung war, hat dann aber doch wieder so viel Informationswert, dass man sich die kurzen 9 Minuten gerne geben kann.



Gut, als Schalke-Fan wird man nicht allzu glücklich über die Bilder sein, ansonsten aber auch deshalb sehenswert, weil der kurze Streifen vom Regisseur von „Tom meets Zizou“ stammt und Mesut Özil tatsächlich eine Nuance gelöster in seinen Worten ist als sonst. Eine Mini-Nuance natürlich nur, kaum wahrnehmbar, aber vorhanden.

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Axt Andreas und die Freunde fürs Leben

Letztens gab es eine tolle Aktion des ASS. Das ASS ist keine Vereinigung von zwanghaft Caps-Lock nutzenden Menschen, die von anderen gerne als Ärsche („ass“) bezeichnet werden, sondern die Abkürzung einer Sportsendung im ZDF, die man einstmals kaum erwarten konnte und mittlerweile kaum ertragen kann.

Das „Aktuelle Sportstudio“ dachte damals, es sei eine tolle Idee, mal so richtigen Journalismus zu betreiben, wie es eigentlich auch der Auftrag der Sendung wäre. Heraus kam im hier benannten Fall allerdings Journalismus für Lieschen Müller. Denn wo man über Homosexualität im Fußball spricht — denkt Lieschen Müller — kann man auch gleich noch Depressionen dazu packen. Dass man damals nicht auch noch in der selben Sendung über Schmerzmittelmissbrauch und Anfälligkeit des Fußballs für Wettmanipulationen konversationiert hat, war die einzige Überraschung an diesem bunten Themenabend.

[photopress:frnd_logo2.jpg,full,alignleft] So hatte jedes der beiden heißen Eisen „Homosexualität (im Sport)“ und „Depression“ fünfzig Prozent von jener Aufmerksamkeit, die sie verdienen, nämlich von der vollen. Hinzu kam das ungute Gefühl, dass zumindest in tumberen Hirnen die Assoziation entstehen könnte, dass das eine etwas mit dem anderen zu tun habe oder gar sich gegenseitig bewirke. Denn beides gilt schließlich in einem überkommenen, aber immer noch nicht auszurottenden Menschenbild als Zeichen von Schwäche. Wir wollen den Aspekt der vielschichtigen Erscheinungsweisen von Homosexualität hier nicht vertiefen, jedoch gerne noch einmal aufgreifen, dass Depressionen kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Krankheit sind.

Ja, die meisten der Leser hier werden das wissen, so lange aber noch Kommentare wie dieser in Fußballblogs aufschlagen, ist es keine verschenkte Liebesmüh, das immer mal wieder zu thematisieren.

Angesichts seines beruflichen Umfelds und der persönlichen Konsequenzen bleibt es deshalb umso bemerkens- und begrüßenswerter, dass Andreas Biermann bei jener Ausgabe des Aktuellen Sportstudios vor einem Millionenpublikum über seine Depressionen sprach. Und dass er weiterhin nicht verstummt, sondern zur von ihm gewählten Öffentlichmachung steht. Wie im folgenden Interview mit dem Verein „Freunde fürs Leben“, der sich der Suizidprävention verschrieben hat:



Weiter geht’s im zweiten Teil.



Was dieses Interview — und sicher auch das darin angekündigte Buch — demonstriert, ist vor allem, dass Hilfe möglich ist und dass die Vorgänge bei einer Therapie für viele ungewohnt sein werden, letztlich aber sehr oft zum gewünschten Ziel führen.

Dass Andreas Biermann seine bescheidene Bekanntheit dazu nutzt, andere Menschen zu animieren, sich lange Jahre des seelischen Dahinsiechens zu ersparen und stattdessen schneller als er den in den allermeisten Fällen wirksamen Schritt einer Therapie zu gehen, verdient Respekt.

Er hat die Chance auf eine Fortführung seiner Karriere als Fußballer eingetauscht gegen einen offenen Umgang mit seiner Krankheit. Und ist damit eine Axt im gefrorenen Fußballmetier.

Leider passt auf der anderen Seite genau ins bekannte Bild, was Andreas Biermann beim Interview mit der Zeit über die Reaktion des DFB in seinem Fall zu berichten weiß.

Unmittelbar danach [Enkes Suizid] haben sich viele vom DFB hingestellt und wie Theo Zwanziger große Reden gehalten. Ein paar Wochen später wurde das Thema wieder totgeschwiegen. Joachim Löw hatte mal gesagt, Robert Enke hätte auch mit Depressionen bei ihm gespielt — das wäre ein super Statement für das Buch gewesen. Aber der DFB untersagte das Abdrucken. Weil Joachim Löw mich nicht kennt, lautete die Begründung.

Sollte diese Behauptung der Wahrheit entsprechen, kann man dem mittlerweile in die FIFA-Exekutive aufgerückten DFB-Präsidenten angesichts dessen wunderbarem, empathischem Geschwafel bei Robert Enkes Trauerfeier, dem offensichtlich in viel zu begrenztem Umfang Handlungen folgen, dazu gratulieren, dass er schließlich in bester Gesellschaft angekommen ist. Im Kreise von Funktionären, für die soziale Verantwortung und Entwicklung nur als lächerlicher Deckmantel dienen, der ihre wahren Ziele weniger durchschaubar machen soll.

Nein, es gehört tatsächlich nicht zuvorderst zu den Aufgaben des DFB, sich gegen Depressionen zu engagieren, sie zu entstigmatisieren und die Betroffenen zu unterstützen. Überhaupt nicht. Wenn man sich aber derart aufspielt wie geschehen, um dann im Kleinen eben doch nur die Hände in den Schoß zu legen, ist das nichts als schändliche Augenwischerei.

Traurig, dass der DFB die Chance verpasst hat, einen der seinen adäquat zu unterstützen. Positiv, dass sich Andreas Biermann zum Schritt an die Öffentlichkeit entschieden hat.

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A bisserl mehr Einsatz bitte

63 Minuten für 10 Kilometer. Klingt, als sei Jogi nicht besonders motiviert gewesen an jenem Wochenende beim Marathon in Düsseldorf. Obwohl er nur in einer Staffel mitlief, verausgabte er sich kaum. Könnte auch damit zu tun haben, dass er von Journalisten vor dem Startschuss belagert wurde und somit nicht die höxschte Konzentration hatte. Obwohl er doch — siehe Foto — in dem von Klinsmann eingeführten roten, aggressiv machenden Auswärtstrikot auflief, reichte es nur zu einem Platz unter ferner, ferner liefen, liefen.

Könnte aber auch mit den Sorgen zu tun haben, die er sich um die zentrale [Link leider tot] Komponente des Gewinns (noch im Bau befindlich) des EM-Titels machen muss. [Alle Links tot, damit auch alle Gags in diesem Beitrag tot, tut mir leid.]

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