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Schlagwort: Länderspiele

Keane close, Klose closer

Immer noch wird auf jenes Tor von Miroslav Klose gewartet, mit welchem er Gerd Müller ein- und bei einem möglichen Nachlegen an Toren in der Nationalmannschaft überholen wird. Eigentlich wäre die Sommerpause der richtige Zeitpunkt für Diskussionen, ob Klose dann besser wäre als Müller oder nicht, zumal es bei solchen Fragen ja kein richtig oder falsch geben kann, sie also sehr gut die Funktion eines Sommerlochfüllers übernehmen können.

Doch sind solche Diskussionen immer auch ein wenig ermüdend, schließlich haben beide Standpunkte ihre Berechtigung.

Deshalb zu diesem Thema ein anderer Einwurf, welcher bislang wohl wenig bekannt sein dürfte.

Im Länderfußball liegen die beiden mit ihrer Trefferzahl auf Platz drei und vier aller Zeiten — bei europäischen Fußballern. Es gibt also zwei Männer, die noch mehr Tore erzielt haben als Gerd Müller und Miroslav Klose und es sind die Herren Sandor Kocsis mit 75 Treffern und Ferenc Puskas mit 84 Treffern auf meilenweit entfernter Position 1. Beides Ungarn also, was wieder einmal deutlich macht, wie überlegen diese Nationalmannschaft zu ihrer Zeit war. Und auch ein wenig näher bringend, warum die Wahl zum Tor des Jahres der FIFA neuerdings als „Ferenc-Puskas-Award“ bezeichnet wird, war er doch ein echter támadójátékos.

Auf Platz fünf schließlich niemand aus dieser Zeit, sondern jemand aus einer kleineren Nation, was ebenfalls überraschen dürfte: Robbie Keane mit inzwischen 59 Toren in 126 Partien, womit er Rekord-Nationalspieler und Rekord-Torschütze Irlands ist. Diesen Double-Double oder wie man so etwas nennt, gibt es wohl sonst auch selten. Denn wer lange spielt, ist irgendwann meistens auch alt und fällt auf dem Platz immer weiter nach hinten zurück. Nicht so Robbie Keane. Und auch nicht Miroslav Klose.

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Michael Ballack — Thank you for the music

Sportlich tot war er schon länger, nun hat er es auch selbst eingesehen und seiner Beerdigung zugestimmt. Es gibt sie noch, die Leute, die wissen, wann Schluss ist. Michael Ballack gehörte nicht dazu.

Andererseits: Wie furchtbar schnell das doch ging. Vorgestern (aka „vorgestern“) noch schlugen hier Kommentare im Blog auf, dass ich Trost spenden solle, wie die deutsche Mannschaft denn nach Ballacks Verletzung nun die WM 2010 überstehen solle. Das ist kaum 24 Monate her und nun ist er schon zu alt dafür, überhaupt noch Fußball zu spielen, zu alt gar fürs Broich’sche Outback.

Auch wenn es absehbar war angesichts seines in heutiger Zeit gesehen hohen Fußballalters — ein Indiz für seine große Qualität liegt auch darin, dass er den Absprung nicht geschafft hat. Denn vor zwei Jahren war er tatsächlich noch der einzige Fußballer von Weltformat im Trikot des DFB, obwohl schon 33 Jahre alt. Obwohl eine ganze Generation Zeit hatte, ihn zu verdrängen oder zumindest ihm Ebenbürtiges an die Seite zu stellen. Mit Ausnahme dieses kosmischen Zufalls namens Klose gab es da aber nichts.

Mit der raschen Entwicklung der Özils und Co. konnte damals niemand rechnen. Er selbst hat es wohl auch jetzt erst geschafft, sich zu vergegenwärtigen, welch ein Sturm (und Stürme beinhalten fast immer auch unschönes Wetter, in diesem Falle von den Gutparlierern aber Schlechthandlern Löw und Co. initiiert) über ihn und auch über den Rest Fußballdeutschlands hinweggebraust ist. Davor gab es jahrelang fast nur Stillstand.

Ein Mann wie Oliver Kahn war Michael Ballack, ein Leuchtturm in ganz finsterer Zeit. Ohne die beiden hätte man gar das eine oder andere Turnier verpasst. Statt Kahn hätte man aber auf Lehmann zurückgreifen können. Wer hätte je in all den Jahren Ballack annähernd ersetzen können?

Sicher gäbe es auch viele private oder menschliche Aspekte an Ballack zu beleuchten, die nicht in bestem Licht erstrahlten, wendete man die Scheinwerfer dorthin. Aber als TV-Fußballkonsument ist man bei diesen Dingen nicht anwesend und im Grunde sind sie es auch nicht, die zu beurteilen sind. Die Länderspiele von etwa 2000 bis 2010 hätte man ohne Ballack aber lieber nicht gesehen, waren doch schon so jene — zum Glück! — wenigen ohne sein Zutun oft eher Wackelpudding als Stärkebeilage, trotz Titan im Tor.

Jemanden, der 10 Jahre lang — mit gewissem Abstand an Klinsmann und Sammer anknüpfend — dafür sorgte, dass man überhaupt mit der Nationalmannschaft rechnen konnte, sie nicht gar in die Zweitklassigkeit abstieg, so zu verabschieden, wie es der Fall war, ist nur mit zwei Vokabeln zu bezeichnen. Opportunistisch und stillos.

Gleichwohl er es nicht mal mehr in der Bundesliga gebracht hätte und seinen Abschied ein wenig vermasselt hat: Er sieht jetzt so alt aus, weil er so lange so gut war. Wer ahnt schon, dass da ein Ferrari kommt, wenn die Straße jahrelang überhaupt nicht mehr befahren wurde?

Immerhin, eins hat er dann doch mit einem anderen großen Kapitän der DFB-Elf gemein. Bernard Dietz wurde auch einfach nicht mehr eingeladen. Und der DFB steht wiederum als Meister des Lavierens da. 98 Länderspiele, 42 Tore, gegen die Großen und ja, die wichtigen Tore — zweifelsohne die Bilanz eines Weltklassemanns. Eine Ära geht zu Ende, doch während man bei Kahns Abschiedsspiel noch frei à la SAT1 „eine ganze Nation Danke sagen“ hörte, hört man beim Abschied von Michael Ballack nur wenige, die einstimmen.

Ein Beispiel gibt es allerdings hier, hoffentlich recht vernehmlich.

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Reminder für Länderspiel-Reporter

Es gibt neuerdings Tretesel. Und Dampfrösser. Sogar Automobile zu erschwinglichen Preisen. Das hat zur Folge, dass Menschen auf den Rängen eines Stadions in einer bestimmten Stadt womöglich eine ganz andere Stadt ihre Heimat nennen.

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Goldene Zeiten in Norwegen

Wir diskutierten letztens schon den Ebenholz-Schuh, welcher afrikanischstämmigen Spielern in Belgien überreicht wird. Nicht exakt die selbe Kategorie, aber doch sehr ähnlich ist die „Goldene Uhr“. Wo man zunächst angesichts der lohnenswerten Lobby-Arbeit von Teammanager Bierhoff an die Schweiz denken würde, stammt die Einrichtung der „Goldenen Uhr“ jedoch aus Norwegen. Dort nennt man sie Gullklokka, welche so ausschaut.

Die Gullklokka wird all jenen Spielern überreicht, die ihr 25. A-Länderspiel für den Verband bestreiten.

Bescheuert, ist es nicht? Wieso ausgerechnet nach 25? Und was sollen mehrheitlich Premier-League-Profis mit einer „Goldenen Uhr“? Bei der erstmaligen Vergabe dieser Ehrung im Jahr 1919 hat sich ihr Gewinner sicher noch arg gefreut. Bei den heutigen Verhältnissen jedoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis die eine oder andere Gullklokka bei eBay auftaucht.

Andererseits schön, dass man in Norwegen überhaupt etwas für eine gewisse Anzahl an Einsätzen bei Länderspielen erhält. Beim DFB bekommt man selbst nach fast 100 Einsätzen erst eisiges Schweigen, dann ziemlich kühle Worte und am Ende wird man in die Nähe von Verschwörungstheoretikern verfrachtet, mit welchen man nur noch via Anwalt kommuniziert. Dann vielleicht doch lieber eine Goldene Uhr.

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