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Schlagwort: Märchen

Neues aus dem Märchenwald

Im Unterschied zur Sage sind Märchen frei erfunden und ihre Handlung ist weder zeitlich noch örtlich festgelegt.

Ungeachtet der Frage, ob Bruno Labbadia zurecht als Trainer in Sachen Menschenführung und anderen Dingen umstritten ist, schießt sich die Welt (diesmal nicht die Zeitung, sondern das Ding, auf dem wir alle herumlaufen) erneut auf etwas ein, was man gut und gerne ein künstliches Konstrukt nennen kann, welches man sich zusammenzimmert, um dann auf etwas einzuprügeln, damit man auf etwas einprügeln kann.

Schwere Sündenbockitis also mal wieder, ohne dass der Sündenbock überhaupt eine Sünde begangen hätte (okay, das ist dem Sündenbock als solchem immanent). So wie natürlich mangelnde Spielpraxis immer für einen Torwartfehler verantwortlich ist oder die Tatsache, dass Mario Gomez sich das weiße Nationalmannschaftstrikot überzieht und niemals solche Dinge wie Zufall, Pech, Glück, Strähne, Chance, vertan und so weiter. Ich vermisse jetzt schon das kürzliche eingestellte Querkraft-Blog, welches noch wesentlich überzeugender als Roland Loy mit bestimmten Mythen rund um den Fußball aufgeräumt hatte und Wahrscheinlichkeitsrechnungen vom Fachmann in die Welt der Märchen einfließen ließ.

Man wirft Bruno Labbadia vor, dass er einen schweren taktischen Fehler begangen habe, weil er im Pokalfinale bei Rückstand von einem Törlein erst in der 85. Minute gewechselt hatte.

Die Möglichkeit, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, überhaupt zu wechseln, wird hingegen nicht in Betracht gezogen. Reflexartig müssen jene Dinge erfüllt werden, die die Laufburschen des Fußballprekariats irgendwann einmal aus abstrusen, nicht nachzuvollziehenden Gründen als „Wahrheit“ akzeptiert haben: Bei Rückstand muss man wechseln, ein Spieler ohne Stammplatz kann niemals in einem anderen Team eine gute Leistung bringen, Trainer müssen mit der Mannschaft reden, dürfen nicht mit der Mannschaft reden, nicht zu viel, nicht zu wenig, man muss mehr über die Außen spielen und Spielerfrauen im Hotel sind gut bzw. nicht gut ad lib.

Wir dürfen doch davon ausgehen, dass ein Trainer die erfolgversprechendste Konstellation aufs Feld bringt, die er sich ausdenken kann. Und wenn er nun davon überzeugt ist, die beste aller möglichen Konstellationen ausgewählt zu haben: Wieso soll er dann unbedingt wechseln? Es wäre geradezu fahrlässig, wenn er wechselte, nur um zu wechseln, statt, wie man es annehmen darf, weiterhin den 11 Spielern zu vertrauen, die er auch vor Beginn der Partie für die fähigsten hielt, ein, zwei oder drei Tore zu erzielen und möglichst viele zu verhindern.

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