Eine Einladung stand ins Haus, nach Hollenbach, dem Sitz eines Sportbekleidungsunternehmens. Und es gab gute Gründe, diese auch wahrzunehmen. Also machte ich mich eines Morgens auf auf die Autobahn, passierte nur wenige Minuten nach Beginn der Reise den Frankfurter Flughafen, hauchte stumme Grüße an den Blogwatz von Blog-G an die Windschutzscheibe und erreichte schließlich kurz hinter Würzburg jene Autobahnausfahrt, die die richtige für den Weg auf der Landstraße nach Hollenbach war.
Bevor ich schließlich in den Ort hineinfuhr, leistete ich mir ein „Ed von Schleck“ in der Nähe des örtlichen Campingplatzes, der, neben einem See gelegen, von der Autobahn kommend noch vor dem Ort Hollenbach lag. Ganz ehrlich gesagt leistete ich mir dann doch kein „Ed von Schleck“, weil der Kiosk an dem Campingplatz geschlossen hatte, aber ich hätte gerne ein solches gegessen.
Ich tupfte meine Füße in den See, zog dafür sogar extra Schuhe und Socken aus, und wartete nur etwa zwei Stunden vor dem vereinbarten Termin darauf, dass es möglicherweise später dazu kommen würde, dass sich ein eigentlich großer Konflikt schließlich zu dem ergeben würde, was er eigentlich war: eine auflösbare Unbill.
Nach etwa einer Stunde Fußtupfen in den See brach ich auf in den eigentlichen Zielort. Der tatsächlich sehr klein ist. Die Metzgerei ist gleichzeitig das Fremdenhaus. Der Sportplatz ist nicht mehr im Ort, sondern außerhalb. So fuhr ich also raus aus dem Ort, wo ich dann von oben einen Überblick über Hollenbach gewann. Ein Ort, der in einem – kleinen – Tal liegt, während sich auf der anderen Seite oberhalb des Tals zwei, drei Sportplätze breit machen.
Irgendwann war der Zeitpunkt des Termins gekommen, ich parkte das meinige Metall-Ross auf dem Parkplatz jener Firma, die mich zu diesem Termin eingeladen hatte. Ich begab mich an den Empfang, die Dame sagte mir, dass sicher gleich jemand käme, und schon war ich nur kurze Zeit später auf dem Weg, das Werk der Firma von innen zu sehen. Mir wurde vorgestellt, wie diese und jene Funktion funktionieren würde. Weil ich ungefähr gar kein technisches Talent besitze, versagten nach kurzer Zeit allerdings meine Aufnahmefähigkeiten. Irgendwann war die Werksbesichtigung zu Ende, was nicht so schlimm war, weil mir immer noch nach einem „Ed von Schleck“ dürstete und ich auch die technischen Details nur in nicht nennenswerten Dosen verstand.
Nach der Dame der Öffentlichkeit kam der Torwart des lokalen Teams dazu, ebenfalls Angestellter der einladenden Partei; hallo, ja, hallo, und wir begaben uns in den Meetingraum des örtlichen Sportbekleidungsunternehmens, welche alle nach Flüssen der Region benannt sind. Hallo, ja, hallo. Irgendwann kam auch der Chef der Firma dazu. Neben dem Finanzchef der Firma. Letzterer eröffnete mir zu Beginn der Diskussion, dass er damals nicht gewusst habe, was überhaupt „newstin.de“ sei dennoch habe er unterschrieben, dass die Angelegenheit weiter gehen solle. Er grinste dabei.
Ich grinste nicht. Der Chef des Unternehmens, ehemaliger Zweitligaspieler seines Zeichens, war auch anwesend. Ich erwähnte ein paar Worte, dass ich auch einmal Fußball gespielt habe, es aber nicht allzu weit gebracht hätte. Ich sagte außerdem, dass ich gerne blogge, weil ich gerne blogge.
Es war etwas schwierig, genau diese Tatsache der gegenüberliegenden Fraktion klarzumachen. Dennoch war es so, dass die weitere Konversation auf angenehmem Niveau verlief, angeregt unterhielt man sich über diverse Themen auch abseits des eigentlichen Anlassses. Schließlich fragte mich derjenige, der das Unternehmen aus dem Boden gestampft hatte der Chef der Firma nämlich warum ich überhaupt gegen seine Firma, sein Logo und seine Sache geätzt hätte.
Dabei wurde mir leicht mulmig, denn natürlich war es nicht so, dass ich die käuflich erwerbbaren Werke dieses Herrn persönlich ablehnungswürdig gefunden hätte. Wie man weiß, wenn man denn weiß, spielen die meisten Teams in meiner schönen Hobbyliga mit Produkten des Gastgebers. Ich sagte, dass das alles nicht so gemeint gewesen sei. Nicht so gemeint gewesen sei. Es sei ein Versuch gewesen, zu unterhalten, der ein wenig übers Ziel hinausgeschossen sei. Wenngleich ich weiterhin das eigentlich Kritisierte nicht so ausgeprägt schlimm fände.
Nach diesen Aussagen erreichte mich nur wenig Wärme von der anderen Seite, aber: Man war mir nicht (mehr) wirklich böse, glaubte ich. Der Chef des Ganzen verstand weiterhin nicht, wie man sein Logo auf solch eine eher unelegante Weise kritisieren könne; ich verstand weiterhin nicht, warum man mir bis zu 20 oder 25.000 Euro Strafe androhen konnte, aber schlussendlich haben wir uns vertragen.
Es war ein angenehmes Gefühl, als der Chef der Firma auf mich zukam und sagte, dass er von sich aus da nicht weiter nachkarten wollen würde, sondern sich wünschen würde, dass wir die Sache nun begraben, woraufhin er mir seine Hand entgegenstreckte. Die ich gerne annahm und schüttelte.
All das, was vorher passiert war, war in dem Moment ja nicht wichtig: Wir schüttelten uns die Hand und damit war diese Sache nun endgültig erledigt. Wenn auch es für eine Privatperson ein klein wenig anstrengender ist, so etwas durchzuexerzieren, als für ein Unternehmen.
Wie dem auch sei: das Händeschütteln fand statt.
Die Partei auf der anderen Seite zierte sich im Anschluss an meinen Besuch auch nicht, mir alle mir entstandenen Kosten zu begleichen, und erledigte genau dies sofort. Eine nette Reaktion, die schließlich alles Vorherige ad acta führte. Womit sich die Angelegenheit erledigt hatte.
Mein Dank geht an alle Euch da draußen, die Ihr mir in diesem Fall geholfen habt. Und möchte hiermit auch all jenen explizit danken, die mir damals gemailt haben, denen ich nicht antworten konnte. Es waren zu viele, und mir fehlte zu jener Zeit die Zeit. Es hat dennoch seine positive Wirkung nicht verfehlt.
Dank gebührt neben Stefan von blog-g.de insbesondere dogfood, der da mehr geleistet hat, als man hier überhaupt in Worte fassen kann. Vielen Dank, den beiden, und Euch allen.
Ende gut, nicht alles gut. Eigentlich garnichts gut, nur eben Ende. Schön, dass dieser Text nun raus ist und dass man hoffen kann, nichts mehr davon zu hören.
[…] möchte ich den geneigten Leser kurz zum besten Fußballblog (jemals) schicken. Lest bitte diesen Artikel bei Trainer Baade drüben, der ist rund, der Beitrag, ob es der Trainer ist, wie er selbst […]
Drei Kreuze.
Wow. Mein Trackback ist angekommen. Premiere. Ansonsten: Nunja. Alles hat ein Ende.
Schön!
Puh.
:)
Danke. Toll. Woher der Sinneswandel?
nice. :)
Freut mich zu lesen, daß es nun ein Ende hat.
Uff.
Ende. Also gut. Und schön, dass du immer noch gerne bloggst.
So ein ähnliches zu-Kreuze-vor-mir-kriech Einladungsdeeskalationsentschuldigungsgespräch hab‘ ich vor vielen vielen (viiielen, in der Internetfrühzeit) Jahren auch mal erlebt. Am lustigsten sind immer die Stellen, wo die versammelte Riege der Herrschaften Firmenvertreter weder versteht wo sie falsch lagen (oder es genau wissen es aber firmenpolitisch gesichtswahrend nicht zugeben wollen/können) noch so richtig kapieren was dieses Internetdings (damals gab es noch keine „Blogs“) überhaupt ist und was da so alles passieren kann, in diesen unseren modernen Zeiten.
Nuja, *schulterklopf* alles ist gut, Trainer.
Sehr schön, dass diese Geschichte endgültig vom Tisch ist. Und jetzt aber weitergebloggt!
Gut, dass ihr das wenigstens offiziell ausräumen konntet. Und weiter Mut zum offenen Wort!
Schön das die Sache nun durchgestanden ist und Du letztendlich keinen finanziellen Schaden davon trägst.
Mitunter ist einem ja gar nicht bewußt, in welch anderen Welten nicht-online-affine Menschen heutzutage noch leben. Durfte ich vor nicht all zu langer Zeit selbst erfahren, als ich zu bestimmten Netzthemen vor den versammelten Ordnungsamtleitern des hiesigen Kreises referierte. Da wird noch einige Zeit vergehen …
Vorbei. Gut so.
Und irgendwie: Glückwunsch. Dass es überstanden ist.
Und haste Dir anschließend doch noch ein »Ed von Schleck« gegönnt?
Schön zu lesen.
Auch Dank von mir an die Beiden. Schließlich handelt sich der Hausherr hier den Ärger stellvertretend (auch) für mich, der ich für sanktionierbare öffentliche Äußerungen zu faul und feige bin, ein.
Schön, dass ihn diese Aufopferung anscheinend nur einiges an Lebenszeit und Gesundheit gekostet hat. Dieses Mal.
[…] Ein Tag in Hollenbach. Was mit einem großen Missverständnis begann, hat mit dem Besuch des Trainers im Katar unter Deutschlands Oberligametropolen einen versöhnlichen Abschluss gefunden. Gottseidank. […]