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Es geht auch anders

Passend zum Seufzer, den die FAS laut indirekter-freistoss.de wegen der schwuppigen, sich auf Randphänomene konzentrierenden Berichterstattung von Spielen in Fußballdeutschland ausstößt, gibt es hier ein kleines Fundstück, das illustriert, wie unterschiedlich verschiedene Länder mit dem Spiel umgehen.

Hat jemand schon mal den kicker gelesen? Und hat er dadurch schon mal irgendetwas gelernt in Bezug auf Fußball, was er vorher nicht wusste? Das höchste der Gefühle sind meist ein paar Schaubilder, wer wo in welcher Kette spielt oder wenn es ein besonderer Tag ist, mal ein Spielzug nachgestellt, obwohl das so gut wie nie vorkommt. Manchmal, so scheint es, haben jene, welche die Spielberichte für den kicker schreiben, nicht viel mehr Ahnung vom Spiel als der gemeine Eventfan. Worte zur Taktik sind meist weniger wichtig als das Herausheben der Spieler, die scheinbar eine besondere Leistung gebracht haben, indem sie zwei Tore erzielten oder einen Elfmeter verschossen. Ein Medium, das sich mit etwas mehr Tiefe mit dem Spiel beschäftigt, sucht man in Deutschland vergebens, sieht man von echter Fußballlehrer-Fachliteratur ab.

Dass es auch anders geht, beweist der britische Guardian. Der zeigt in einer ganz normalen Ausgabe unter der Woche folgende Darstellung:

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Anhand dieser wird illustriert, wie der Nachfolger von Ashley Cole seine Rolle auf der selben Position gänzlich anders interpretiert und wesentlich seltener den Weg nach vorne sucht. Außerdem wird erläutert, wie viel Aufwand Cole betreiben muss, um am Ende dann doch nur minimalen Erfolg zu erreichen: nämlich genau eine Flanke in den Strafraum im gesamten Spiel.

Und weiter geht’s mit der Darstellung des Stils, in dem bestimmte Spieler von ihren Mannschaftskollegen angespielt werden (oben sind die vom Spieler ausgehenden Pässe dargestellt):

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Man kann das Ganze natürlich als nette Spielerei abtun, die nicht sehr viel Aussagekraft besitzt, vergleichbar mit den Infrarotbildern, die wir aus dem deutschen Fernsehen kennen, die uns anzeigen, auf welchem Teil des Spielfeldes sich wie häufig das Spielgeschehen dargestellt hat. Unleugbar ist aber bei diesem Vergleich bereits so etwas wie ein „persönlicher Stil“ zu erkennen, in welchem ein Spieler auftritt. Und wenn man diesen kennt, kann man doch deutlich effektiver Gegenmaßnahmen ergreifen, als wenn man ihn einfach nur beobachtet und dabei dann die Zahl der angekommenen Pässe oder begangenen Fouls zählt.

Der riesige Datenmüll, der bei der Sport-FOTO („Mit großem Statistikteil!“) und inzwischen auch bei der Sportschau angehäuft wird, bleibt fast vollkommen aussagefrei, wenn man diese Daten nicht irgendwie in Verbindung mit dem Spielablauf bringt. Christian Ziege war schließlich auch ein Meister der Flanken — hinters Tor.

5 Kommentare

  1. SLogan SLogan

    Hast Du denn immer noch nicht erkannt, was Deine Mission in diesem Leben ist?

  2. 90 Minuten lang dem Spiel zuschauen und die Passwege eines einzelnen Spielers aufzeichnen etwa?

  3. SLogan SLogan

    Trainer, Du bist ein Kleingeist.

  4. Tröstlicher Beitrag. Es gibt irgendwo also noch eine bessere Welt (und das ausgerechnet in England). Vor einem Jahr gab es mal eine ganz interessante Umfrage zu Liverpools Benitez in der Sun. Statt der deutschen Standardfrage „ist er noch der richtige?“ ging es um „Was kann Benitez anders machen?“. In der Sun!

  5. Ben Ben

    Danke, Trainer Baade. Das sage ich seit Jahren.

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