Warum mag man, unabhängig von seiner Vereinsvorliebe, bestimmte Typen und andere wiederum nicht? Das hat wohl mit so etwas wie der sozialen Intelligenz der Massen zu tun. Man muss jemanden nicht kennen, um beurteilen zu können, ob man ihn mag oder nicht. Eigentlich reicht es, ihn ein paar Sätze sprechen zu hören. Da gibt es so Fälle wie Rudi Völler, durchaus ein je nach Sichtweise „Schlitzohr“ oder eigentlich „Betrüger“ in seiner aktiven Zeit: Die Masse weiß trotzdem, dass er kein linker Typ ist, mag ihn, und hat wahrscheinlich recht damit. Dann gibt es so einen Typen wie Klaus Augenthaler. Eigentlich ein „Bayernschwein“, noch dazu einer, der auch mal eben jenem Rudi Völler das Bein bricht, wenn es gerade in die eigenen Pläne passt. Und trotzdem ist auch Klaus Augenthaler eher beliebt bei den Leuten. Wiederum wirkt die soziale Intelligenz der Masse. Augenthaler ist keiner, der hinterum agiert, ist kein Selbstdarsteller und auch keiner, der andere in die Pfanne hauen würde. Er wirkt einfach aufrichtig, und was noch wichtiger ist, er erzählt selten alten Sermon [Link leider tot], hier in Form von Anekdoten von „früher“:
Hat es Sie als Spieler genervt, wenn Ihre Trainer von alten Zeiten erzählt haben?
Ich habe es einmal erlebt. Jupp Heynckes hat als Trainer bei den Bayern immer von Uwe Rahn gesprochen, der unter ihm in Mönchengladbach Fußballer des Jahres geworden ist: Uwe hat dies gemacht, Uwe hat jenes gemacht. Ich weiß doch, was die Jungs gedacht haben: Dann soll er den Uwe Rahn eben holen. Nein, das mach ich nicht.
Ist ja ein Monat alt. Hase.
Augenthaler selbst ist sogar noch älter.
Danke für den Verweis auf das Interview. Ich habe es sehr aufmerksam gelesen und stand dann vor einer unlösbaren Frage: Weshalb ist dieser Mensch Augenthaler Trainer geworden und müht sich bei diesem Job so ab? Bitte um Antwort.
Mein Favorit ist diese Version:
Er ist Trainer geworden, weil bei den Bayern jeder, der nicht zufällig gerade in Ungnade gefallen ist, aber mehr als drei, vier Jahre dort aktiv war, irgendeinen Posten bekommt. Und genauso zufällig war zum Zeitpunkt des Karriereendes von Augenthaler nur der Co-Trainer-Posten vakant. Es gab schon Fankoordinatoren, Jugendtrainer, Torwarttrainer und Präsidenten en masse. Also musste er Co-Trainer werden. Damit musste er dann aufhören, als Hitzfeld mit seinem eigenen Co-Trainer anrückte, also ging er ins gelobte Land der Fußballbeginners und startete seine Karriere als Trainer ohne „Co“.
Und da sich in Deutschland die Entscheider in den Clubs noch immer vom Halo-Effekt um einen erfolgreichen Ex-Spieler in Bezug auf seine Trainerfähigkeiten blenden lassen, bekam er auch schnell Angebote für die Bundesliga.
Die Idee, etwas anderes als Fußball zu machen, ist ihm wohl einfach noch nicht gekommen. Aber ja, er sagt ja selbst, er wäre am liebsten noch Spieler. Sagt er aber auch nur, weil er immer Stammspieler war und (meines Wissens) auch nie suspendiert wurde oder einfach aus Leistungsgründen auf der Tribüne saß.
Wahre Liebe scheint sein Job für ihn aber tatsächlich nicht zu sein.
Und woher stammt dann diese Lethargie? Also ich mein, er ist ja nicht nur emotionslos, aber warum macht man sich keine Gedanken um den eigenen Arsch? Liegt es daran, dass er seine Schäfchen bereits im Trockenen hat und der nur vor seiner Frau zu Hause flieht? Ich hab das Interview jetzt nicht gelesen, aber an Hand deines Beitrages müsste ich mir als BuLi Club Verantwortlicher doch Gedanken machen, ob Auge der Richtige ist. Wie kann man denn so jemanden noch motivieren, wenn er es selbst nicht schafft?