Zum Inhalt springen

Schlagwort: Die Zwanziger Jahre

Wann ist ein Narr ein Narr?

(Vorab: Ein Narr ist immer ein Narr, wenn er sich mit der FOTO-Zeitung einlässt, wie es Zwanziger zu jeder Zeit besonders gerne tat und noch immer tut. Ein Narr ist ein Narr, wenn er sich, wie im Podcast bei Jens Weinreich zugegeben, allein aus der FOTO-Zeitung über Politik informiert und neben einer Regionalzeitung keine weiteren Medien konsumiert.)

Ein Narr ist aber immer auch dann ein Narr, wenn er die nach ihm benannte Freiheit nutzt, den Herrschenden Wahres zu servieren, gerne als Scherz, hier in Buchform verpackt. Normalerweise können diese dann über ihre eigenen Fehler lachen und sich vielleicht gar hinterfragen. In diesem Fall hat man es allerdings mit besonders humor- und somit auch kritikresistenen Exemplaren der Gattung Funktionär zu tun.

Natürlich ist das Ganze für sich schon eine Narretei, so Vieles an diesem Buch ist falsch: der Zeitpunkt so dicht an seinem Rücktritt, der Vorabdruck in der FOTO, die wenig distanzierte Selbsterhöhung im Titel und das höchst unseriöse Ausplaudern von etlichen Interna rund um Verträge, Planungen und Personal mitten aus der Zentrale des DFB. Eine so große Narretei, dass man annehmen muss, das Alter habe schon seine Finger im Spiel. Jenes eifersüchtige, sich ständig missverstanden fühlende Alter, nicht das weise, gütige, in sich hineinlächelnde und über die Bewertungen der Nachwelt erhabene.

Gleichzeitig ist ein Narr vor allem dann ein Narr, wenn man nie genau weiß, wann er die Wahrheit spricht und wann er nur versucht, sein Publikum zum Narren zu halten. Denn so richtig die Kritik an Hoeneß‘ allgemeinem Gebaren einer allwissenden Müllhalde, an Niersbachs offensichtlich fehlendem Interesse an Zwanzigers sozialen Themen — als habe der DFB sich nur um den Profifußball zu kümmern, welcher ja anders als die Amateure besonders gut ohne den DFB auskäme — und so richtig der Wunsch nach mehr Demokratie im DFB ist, so grotesk ist es, den größten aller Schurken rund um den Fußball zu beschützen: den Blatter Sepp.

Da hält der Theo nun seinerseits uns alle zum Narren, denn ob er etwas verstanden hat, mutig war und dem Fußball Gutes wünscht oder ob er doch nur zu eitel ist, den Verlockungen des Großmeisters des Werbens zu widerstehen und sein Hirn schon von Blatters Spielen vernebelt ist, kann man von hier nicht beantworten.

Ein Narr ist aber vor allem dann ein Narr, wenn er mal wieder nur auf Vorabschnipsel in irgendwelchen Blättern fußend eine Bewertung eines immerhin mehrere Dutzend Seiten umfassenden Werkes vornimmt. Weshalb man sich, sofern man noch kein Exemplar in den Händen hält, am besten von allen Bewertungen fernhält. Alles andere wäre eine recht große, na, Dummheit.

16 Kommentare