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Schlagwort: Joseph S. Blatter

Mein Hirn schlägt für den Sauerland

Da hat Adolf Sauerland, amtierender Bürgermeister der Stadt Duisburg, den Großwesir des Fußballs, JSB, wohl nicht ganz korrekt zitiert, als er anlässlich des UEFA-Pokalfinals sagte:

„Die Zukunft des Frauenfußballs ist weiblich.“

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Neues vom Fön: Lost his marbles?

Ah, herrlich. Endlich spricht mal einer dem (hier: im Wortsinne) Fußvolk aus der kochenden Seele. Wer’s noch nicht gelesen hat, kann ja mal raten, auf wen Fergusons folgende Worte gemünzt sind, wobei die Auswahl da nicht allzu groß ist.

„Ich weiß nicht, ob er vielleicht zu alt ist. Aber er hat in der Vergangenheit so viele lächerliche Kommentare abgegeben, dass er ernsthaft Gefahr läuft, seine Glaubwürdigkeit und Seriösität zu verlieren.“

Ja, so schwer ist das ja nicht. Wer ist alt, redet wirres Zeug und könnte dem Sir im Besonderen Anlass gegeben haben, etwas zornig auf ihn zu werden?

Natürlich sind wir alle mit Ferguson einer Meinung, schließlich ist der Adressat nachweislich zu alt zum Autofahren. Und das mit dem Blödsinn, da wissen wir gar nicht so genau, ob das jemals besser war, auch in jüngeren Jahren.

Und dass Ferguson a) selbst nicht viel jünger ist und b) sehr spezielle eigene Interessen hat, die sich von denen des übrigen Fußvolks unterscheiden, hat ausnahmsweise mit den Beweggründen für seine Aussage nichts zu tun. Jedenfalls nicht in dem Moment, in dem wir tief drinnen dieses Touché genießen.

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Wo soll die WM 2010 stattfinden?

Nachdem die Umfrage mit dem Thema, wie groß die Vorfreude ist, doch ganz knapp diejenigen, die unter Entzugserscheinungen leiden, mit 47:45 (klingt fast nach Basketball) vorne sah, gibt es ab heute wieder mehr Auswahl in der Umfrage oben rechts:

Sepp Blatter hat heute angedeutet, dass es drei Länder gebe, die sich innerhalb eines Jahres ausreichend vorbereiten könnten, eine WM durchzuführen. Mit diesen sei bereits Kontakt aufgenommen worden, sie hätten ihr OK signalisiert.

Welches Land wird uns ab in Kürze vom WM-Plakat 2010 aus entgegengrinsen, nachdem man mühsam die Buchstaben S, O, U, T, H, A, F, R, I, C und noch mal A von ihm runtergekratzt haben wird?

Bitte wählen Sie jetzt, die Schaltungen laufen noch bis Ende der Zeit.

Und falls ein ernsthafter Kandidat fehlen sollte — gerne.

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Eishockey in Algerien

Warum trägt man eigentlich eine Europameisterschaft — eins der beiden größten Fußballturniere der Welt — in einem Land aus, in dem außer von ein paar Amateuren gar kein Fußball gespielt wird?

Wie die Überschrift schon buchstabenzeigt, wird eine Eishockey-WM ja auch nicht in einem Land ausgetragen, in dem sich niemand für diesen Sport interessiert, geschweige denn, dass ihn jemand ausübt.

Wahrscheinlich war es Josef S. Blatters Wunsch, noch vor seinem baldigen Ableben ein Turnier direkt vor der Haustür zu erleben. Und da die Schweiz in diesen fußballerischen Zeiten alleine als Kandidat nicht in Frage kam, hat man eben diese Nuhr’schen Exoten dazugeholt.

Selbst die WM 1994 in den USA hatte dank der dort lebenden Iren, Italiener und Latinos eine gewisse Fußballatmosphäre zu bieten. Aber Österreich? Das ist ja wie Eishockey in Algerien, Cricket in Deutschland oder Hunderennen in Korea.

Wollen wir hoffen, dass die Österreicher sich ähnlich wie jene Koreaner wenigstens ein bisschen mit diesem Sport anfreunden, auch wenn sie keine Ahnung davon haben. Jubeln sollte man übrigens, wenn der Ball ins Netz geschossen wurde, nicht, wenn er übers Tor fliegt. Ist für Fans des österreichischen Teams aber auch nicht so wichtig, wird eh nicht passieren.

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Zeigt her Eure Brüste

Bei der WM gab es nur zwei oder drei davon zu bewundern, obwohl doch Sepp Blatter diese Leute zu einer der Hauptgefahren bei der Austragung des Turniers hochsterilisiert hatte: Flitzer. Wir haben uns kurz gefreut, dass es auch bei dieser WM wieder geklappt hat. Trotzdem waren wir ein bißchen enttäuscht, dass die meisten ihre Fantrikots noch anhatten, während sie auf den Platz stürmten. Was ein richtiger Streaker ist, der macht seinen Job natürlich nackt. Und das bringt uns ganz schnell zu der Frage, wer denn eigentlich die Top Ten der weiblichen Flitzer sind. Und natürlich auch zur Antwort.

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Ich bin allein auf diesem Planeten

Wo man hinschaut, alle fanden dieses Achtelfinale der Schweiz gegen die Ukraine langweilig, einschläfernd, fast eine Frechheit. Die neutralen — nehme ich an — Zuschauer in Köln pfiffen nach 45 und nach 90 Minuten, die Reporter (1. Halbzeit für mich: Béla Rèthy, 2. Halbzeit: Premiere-Hampelmann) überboten sich darin, das Spiel schlecht zu reden, bzw. es als schlecht einzustufen.

Der Guardian schreibt von einem „dull game“, Franz Beckenbauer und Josef Sepp Blatter langweilten sich auf der Tribüne so sehr, dass sie sogar vergaßen, dass sie sich nicht leiden können. In der Lokalität, in der ich das Spiel sah, war überhaupt keine Stimmung. Dieses Spiel wird zugegebenermaßen auch nicht in die Annalen der WM-Geschichte eingehen. Niemand (außer den Schweizern) wird sich in zwei Jahren noch an dieses Spiel erinnern, das ja angeblich so fürchterbar-grausam gewesen sein soll.

Ich aber sage (Jesajah, drittes Buch, vierter Vers): Im Gegensatz zum Spiel Portugal — Niederlande lief 120 Minuten lang der Ball flüssig, es gab kein Getrete und kein Gezerre, kein Zerpfeifen der Partie, es gab endlos lange, ununterbrochene Spielszenen, das Spiel wog hin und her, es gab zwei Lattentreffer und eine Reihe von großen Beinahe-Chancen, wir haben schöne kleine Tricks gesehen, gelungene Grätschen und ein Schweizer Publikum, das nicht müde wurde, seine Recken anzufeuern.

Wir haben Fußball gesehen, meine lieben Leute. Fußball ist so (ein Klugscheißersternchen für mich). Und ich bin froh, dass ich dieses Spiel sehen konnte, in voller Länge, mit einem eher unspektakulären Abschluss, aber mit einem Spielstand, der 120 Minuten lang alles für beide Seiten offen ließ. Ich möchte Spielszenen sehen, wie steile Pässe den berühmten Rudi-Völlerschen-Tick zu lang sind, wie im Mittelfeld auf engstem Raum kombiniert wird und wie an der Eckfahne im Eins-gegen-Drei versucht wird, den Einwurf für die eigene Mannschaft herauszuholen. Ich möchte sehen, wie sich das Spiel auf nur 50 Metern um den Mittelkreis herumbewegt, mit welcher Präzision die Spieler Pässe quer über den Platz spielen, wie Annahmen mit der Brust direkt von zwei Gegenspielern abgegriffen werden und wie ein Spiel davon lebt, dass es hier für beide Mannschaften um alles geht, die Spannung bis zur 120. Minute nicht aufgelöst wird.

Ihr wollt Tore sehen? Geht zum Handball. Das hier ist Fußball.

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Artificial turf

Nein, ich bin jetzt nicht unter die Fans der Anglizismen gegangen. Ihr solltet nur vielleicht so langsam den englischen Ausdruck für „Kunstrasen“ kennen lernen — er wird Euch in Zukunft noch öfter begegnen.

In einer der großen Zeitungen wird der Ruf nach Kunstrasen laut. Angesichts der nahezu unbespielbaren Plätze in den meisten neu erbauten Stadien vielleicht nicht gänzlich unangebracht. Ich halte es aber nicht nur mit Marco Bode („Ich bin eigentlich ziemlich liberal, aber im Fußball bin ich konservativ.“), ich möchte auch behaupten, dass das Spiel auf Kunstrasen seinen Charakter völlig änderte.

Ich kann nur hoffen, dass man einfach so viel am Fußball rumdoktort (Chip im Ball, die lächerliche Erfindung des passiven Abseits‘, Spieler mit Knopf im Ohr für Anweisungen des Trainers, einen Extrapunkt für den Gesamtsieg in einem Ligaduell) oder andere an ihm rumdoktorn (Abramowitsch, Hoyzer, serbische, russische, asiatische oder griechische Wettmafia, Sepp Blatter u. a.), dass die Mehrheit der Eventzuschauer die Lust an diesem Sport verliert.

Dann kann man endlich die hohen Tribünen wieder abbauen, die ohnehin nur von ahnungslosen Pfeifen („Oh, was ist der Hildebrand süß!“ – „Warum steht es immer noch 0:0? Ich will Tore sehen!“) bevölkert werden. So bekommt der Rasen auch wieder genug Sonne und Luft und Wasser und Wind (und was dieses hochkomplexe Lebewesen sonst noch alles benötigt), auf dass man auf ihm auch wieder ordentlich Fußball spielen kann. Dann zwar nur noch vor 18.000 Zuschauern und nicht 180.000 — aber was soll’s? Hey, es ist Fußball!

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Skandal?

Jedem Politiker stehen kostenlose Karten für die WM zu. Schreibt die FOTO-Zeitung. Jedem? Naja, nicht ganz. Einer erlesenen Auswahl von 79 Ministern, Verfassungsrichtern und Landesministerpräsidenten ist es theoretisch möglich, für jedes der 64 Spiele zwei Freikarten zu bekommen. Für die FOTO-Zeitung ist das ein gefundenes Fressen. So titelt sie groß auf Ihrer Startseite Titelseite, was das doch für ein Skandal wäre.

Da kann ich nur müde lächeln.

Erstens bin ich als Bürger dieser Demokratie sogar durchaus der Meinung, dass es angemessen ist, dass sich Vertreter unserer Republik in den Stadien zeigen. Schließlich sind wir auch der Ausrichter dieser WM, selbst wenn der FIFA-Sepp das anders sieht. Warum also dürfen unsere höchsten Würdenträger sich nicht bei diesen Spielen zeigen? Extra erwähnt wird sogar der Wunsch der Bundesregierung, dass es begrüßenswert sei, wenn bei jedem Spiel mindestens ein Vertreter der Bundesrepublik anwesend sei. Also, von der Bundesregierung wird das erwähnt, von der FOTO-Zeitung natürlich nicht. Außerdem gehen die Karten doch an Funktionsträger und nicht auf gekungeltem Wege an irgendwelche Privatpersonen, die von den Politikern bevorzugt werden. Dieser Sachverhalt ist aber zu kompliziert, als dass es die FOTO-Zeitung ihren Leser erklären würde.

Zweitens reden wir hier über Erdnüsse. 79 Personen können je zwei Karten für insgesamt 64 Spiele erhalten. Selbst wenn wir außer Acht lassen, dass es schon von den Reisezeiten her unmöglich ist, alle 3 Spiele an einem Vorrundenspieltag zu besuchen, reden wir hier im Maximalfall über 10.112 Karten. Das sind 3 Promille aller verfügbaren Karten. Die Hauptsponsoren hingegen erhalten 550.000 Karten, und somit 17 Prozent der Gesamtzahl. Hier regt sich die FOTO-Zeitung aber nicht auf, denn schließlich sind unter den Hauptsponsoren ein paar zahlungskräftige Anzeigenkunden. Von den 347.000 Karten und somit knapp 11 Prozent der Karten, die in das euphemistisch „Hospitality-Programm“ getaufte Kontingent abwandern, ganz zu schweigen. „Hospitality“ bedeutet Gastfreundschaft oder Gastfreundlichkeit. Gemeint sind aber besonders teure Karten für besonders zahlungskräftige Menschen.

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