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Schlagwort: Playstation

Loslassen können

„Ich kann nur den Hut davor ziehen, was viele Trainer leisten und wundere mich, dass es nicht mehr trifft, die über Erschöpfungssymptome klagen.“

  • Da hätten wir Michael Skibbe. Kam angeblich häufig zu spät zum Training in Frankfurt, war ohnehin kein Weltmeister darin. Also kein Trainingsweltmeister.
  • Michael Oenning, ihm sagen Medien nach, ebenfalls häufig als Letzter zum Trainingsplatz gekommen zu sein. Als er ein Konzept vorlegen sollte, hatte er keins. Zu viel regeneriert oder im Stress vergessen?
  • Wie Rudi Völler („Eine Stunde Training, danach Playstation spielen“) trainieren ließ, ist (nicht erst) seit Philipp Lahms Buch bekannt.
  • Armin Veh, wird als Trainer in Frankfurt verpflichtet, wo nach einem Abstieg der neue Kader für die sehr früh beginnende Zweitligasaison noch nicht feststeht — und fährt erstmal in Urlaub.
  • Louis van Gaal weilt in einer Länderspielpause während seines Engagements beim FC Bayern München statt auf den Trainingsplätzen der Säbener Str. lieber in seinem Feriendomizil in Portugal.

Die Liste ließe sich inbesondere mit Namen aus nicht ganz so aktuellen Zeiten endlos fortführen (besonders lesenswerte Beispiele des Loslassenkönnens gerne in den Kommentaren).

So viel Kritik wie es Ihnen jeweils einbrachte: Ihrer Gesundheit wird das jeweilige Verhalten nicht geschadet haben. Und nur weil der Chef nicht anwesend ist, muss das ja nicht bedeuten, dass die zu erledigende Arbeit nicht getan wird.

Delegieren heißt das Zauberwort.

Wobei es zugegebenermaßen etwas problematisch ist, wenn der eine Ahnungslose (Völler) an den anderen Faulpelz (Skibbe) delegiert. Da bleibt dann doch das eine oder andere liegen (z. B. Eckbälle, aber das ist ja selbst bei Löw noch so).

In allen anderen Fällen aber ist die Bundesliga, Fußball allgemein, so wie eigentlich ohnehin alles Berufliche ergebnisorientiert.

Entscheidend ist, was hinten dabei rauskommt.

Man darf elf Jahre lang im Training acht gegen acht spielen lassen und die Spieler ins Stadtcafé einladen, rauchend in seinem Kabuff sitzen oder sich zu Weißbier-Connections zusammenschließen, so lange die Mannschaft die nötigen Punkte holt.

Und so ärgerlich es auch für die jeweiligen Fans sein mag, zu sehen, wie wenig Gegenleistung einzelne Trainer für die horrenden Gehälter liefern:

Eine gewisse Sympathie für die oben Genannten mit ihrer Nonchalance insbesondere im Vergleich zu den Oberstrebern der Zunft kann ich nicht verhehlen.

Ich hab allerdings auch keine schlaflosen Nächte, wenn Eintracht Frankfurt dann schließlich in den Brunnen gefallen ist … und ärger mich immer noch über die seit Jahrzehnten nicht existenten Standards in der Nationalmannschaft …

(Ganz abgesehen davon ist Pünktlichkeit ohnehin überbewertet. Korreliert wahrscheinlich schwach bis gar nicht mit Leistungsmotivation und anderen für das Ergebnis entscheidenden Merkmalen. Können viele in Deutschland aber einfach nicht glauben, ein Sozialisationsdefekt.)

Wenn der eigene Trainer das nächste Mal wieder in Urlaub fährt, statt weiter zu trainieren und über Strategien und Aufstellungen zu brüten: Vielleicht ist er dafür am nächsten Spieltag umso frischer. Länger erhalten bleibt er der Mannschaft auf die Art ohnehin.

24 Kommentare

Finger, Elche, Daumen

Zdravko Kuzmanovic kann es nicht nachvollziehen, und möchte die Aufgabe am liebsten zurückgeben.

Das Problem bleibt aber genauso wie vorher vorhanden. Der Zuschauer, der sich als Fan begreift, ist eben kein professioneller Kritiker, dem man mit so profanen Dingen wie Fairness bei der Bewertung von Spielszenen und -ergebnissen kommen kann.

Überhaupt ist das Heimrecht für die VfB-Spieler ein zweifelhaftes Vergnügen. Trotz des dominanten Auftretens hallten bei so gut wie jedem Fehlpass Pfiffe durchs Stadion hallten. „Wenn die Zuschauer mit einem 3:0 nicht zufrieden sind“, fand Zdravko Kuzmanovic, „muss sich vielleicht nicht die Mannschaft hinterfragen.“

X Prozent der Leute bezahlen ohnehin nur fürs Meckern (respektive Pfeifen) und die anderen mögen halt diesen oder jenen Spieler nicht, völlig gleich, was er auf den Platz zaubert. Kommt hinzu, dass man heute, wenn man möchte, täglich den FC Barcelona sehen kann und zudem selbst eine Playstation zu Hause hat, auf der jeder Pass stets sitzt. Hinterfragen wird sich von denen keiner. Ging man je ins Stadion, um dann fair zu entscheiden, ob der Gladiator oder der Löwe lebendig nach Hause geht?

Genau dieses Recht, endlich einmal unfair urteilen zu dürfen, ist doch für viele Teil des Vergnügens.

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