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Schlagwort: Rhein

War da was?

Während ich so durch die Gegend rumliege, dräut es mir, dass doch heute Fußball in irgendeiner Form stattgefunden haben soll. Klar, auf zahllosen Fußballplätzen und Wiesen ohnehin, aber auch der Profifußball hat sein erstes „Pflichtspiel“ abgehalten. Die Bundesliga ruft, und die Massen strömen. Schlappe 15.000 Menschen konnten das nötige Interesse aufbringen, sich heute den Doppelspieltag des „Ligapokals“ in Düsseldorf anzusehen. Beim zweiten Spiel waren es ein paar mehr, denn um 18h kamen die ersten schon vom Schwimmen am See zurück.

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Hätte genauso gut auf dem Vorplatz der LTU-Arena neben den ganzen Freizeitfußballern stattfinden können: der Ligapokal

Passend zur sommerlichen Atmosphäre im Lande demonstrierten die Fußballer dann, dass sie das Spiel nicht wirklich ernst nahmen und legten eine Trinkpause Mitte der ersten Halbzeit ein. Ich will mich (mal wieder) nicht zum Gralshüter der Sportlichkeit aufschwingen, aber so ein Signal kommt eben an beim Publikum: Hey, das ist gar kein richtiges Spiel. Es ist nur so. Wir kicken ein bißchen rum, nach dem Spiel gehen wir vielleicht noch am Rhein grillen. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass unmittelbar nach 90 Minuten das Elfmeterschießen folgte, Verlängerung, nein, es ist wirklich zu heiß heute für 120 Minuten.

Am Reglement sind die Spieler zwar nicht schuld. Dass sie für solche Spiele nicht höchstmotiviert sind, ist ebenfalls nachvollziehbar. Warum aber muss man diesen Partien — die offensichtlich sportlich wertlos sind und nicht mal von den Beteiligten selbst ernst genommen werden — dann einen offiziellen Anstrich verpassen und solche lächerlichen Rumknickereien „Ligapokal“ nennen? Ah, okay, hört sich besser an. Der Fußball wird dadurch aber nicht spannender. Nennt das Kind doch bitte einfach wieder beim Namen: „Vorbereitungsspiel“.

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Der Toronto Star versteht kein Kölsch

Wie jede gute Zeitung, die nach der WM erstmal nix mehr zu schreiben hat, liefert uns auch der Toronto Star einen Rückblick auf die WM mit einem Beitrag, den man hierzulande wohl als Tops und Flops bezeichnen würde.

Bemerkenswert, dass Duisburg gleich zwei Mal Erwähnung findet: als „Worst Train Station Food“, was ich nur bestätigen kann, und als „Best Bundesliga Swag“, mit dem Zebra des hiesigen MSV Duisburg. Da zur WM leider nicht der Zebra-Twist erschallte, konnten die Autoren ihn auch nicht als besten (deutschen) Vereins-Song im Beitrag erwähnen.

Dass aber selbst Menschen, wo des Deutschen nicht mächtig sind, den Song der Sportfreunde Stiller — für die, die ihn nicht kennen: Jahreszahl erster Weltmeistertitel, Jahreszahl zweiter Weltmeistertitel, Jahreszahl dritter Weltmeistertitel, Jahreszahl zweite WM in Deutschland — als besten WM-Song auswählen, beweist, dass man sich so langsam die „offiziellen WM-Songs“ sparen könnte. Die kauft geschweige denn hört ohnehin kein Mensch, der sich ernsthaft für die WM interessiert.

Warum allerdings ausgerechnet das Fanfest in „Cologne“ das schlechteste gewesen sein soll, kann nur daran liegen, dass man als Kanadier die Selbstironie der Gesänge der Einwohner einer Stadt eines frisch abgestiegenen Bundesligisten nicht verstehen kann. Per definitionem kann das schlechteste Fanfest nur in Hannover gewesen sein. Die Stadt — so nah bei Bielefeld gelegen — die als einzige Attraktion neben diversen Messen das „größte Schützenfest der Welt“ im Portfolio hat, kann doch niemals mit der Heimat des rheinischen Karnevals mitgehalten haben.

Alle weiteren „Bests“ und Worsts“ des Toronto Stars gibt es hier nachzulesen.

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Road to Germany Dortmund

Nachdem ich seit November die Qualifikation für das Turnier gespielt habe, den Dummschwätzer täglich, André Heller viel zu häufig und Nick Hornby viel zu selten lesen musste, mich für Euch durch Aufstellungen, Länderinformationen und Gimmickseiten gekämpft habe, tolle WM-Goodies initiiert habe und überhaupt der perfekteste aller perfekten Vorbereiter für die WM war, heißt es nun endlich: Die WM geht los, der Ball rollt, o‘zapft is.

Für mich stellt sich das folgendermaßen dar:

Nach Dienstschluss begebe ich mich in meine Kemenate am Rhein. Dort werde ich, nun gut, Ihr müsst nicht alles wissen. Nachdem ich geduscht haben werde, begebe ich mich zum Wedaustadion, welches neuerdings MSV-Arena heißt und immer noch auf einen Namenssponsor wartet. Dort werde ich das Eröffnungsspiel der WM schauen, bevor ich den Italienern beim Trainieren zuschaue, weil ich jetzt doch noch Karten dafür bekommen habe. Währenddessen wird hoffentlich gleichzeitig das Spiel Polen — Ekuador übertragen, ansonsten bin ich beim Training von Totti und Lotti schnell wieder weg, um eine Leinwand zu finden.

Morgen steht dann das volle Programm auf dem Plan. Vor 15h nach Dortmund „reisen“, dort im Stadtgarten auf einem Fanfest, ob offiziell oder nicht, ist mir natürlich Wurscht, England — Paraguay schauen und danach ins Westfalenstadion FIFA-WM-Stadion Dortmund fahren oder laufen. In diesem duellieren sich Schweden und Trinidad & Tobago, was ich, wie man weiß, von Reihe 33, Sitz 40 aus verfolgen werde. Danach geht es mit dem Taxi zum Hauptbahnhof, um — so es klappt — rechtzeitig um 21h wieder in Duisburg zu sein und das dritte Spiel an einem nur mir bekannten, aber sehr geschätzten Ort zu verfolgen.

Nebenbei werde ich hoffen, dass Deutschland Costa Rica mit mehr als zwei Toren Unterschied schlägt, Schweden Selbiges mit Trinidad mit mehr als einem Tor Unterschied schafft und England Paraguay schlägt. Sehr konservative Tipps, das ist richtig, allerdings möchte ich nun mal gewinnen und das Geld nicht dem Wettanbieter in den Rachen stopfen. 10 Euro habe ich darauf gesetzt, Geld, das ich durch die Teilnahme an einer Umfrage in einem anderen Blog gewonnen habe. Auszahlbar war das Geld ohnehin nicht, also musste es gesetzt werden, und wo fällt das Tippen leichter als bei einer WM, bei der die Leistungsstärken wesentlich größere Differenzen aufweisen als innerhalb einer Profiliga?

Wer also ein Attentat auf mich plant, weil ich ihm auf die Füße getreten bin während der bisherigen Bloggerei, weiß nun, wo er mich wann finden kann. Der Fahrplan hier noch mal in Übersicht:

Freitag

17-20h Deutschland — Costa Rica auf der Leinwand im Wedaustadion

20h-23h Italien beim Trainieren im Wedaustadion zuschauen, gleichzeitig Polen — Ekuador schauen

Samstag

13h Abfahrt nach Dortmund

15h-17h Beim Fanfest im Stadtgarten England — Parguay schauen

17h-20h im Westfalenstadion Trinidad — Schweden schauen

20h-21h Rückreise nach Duisburg

21h-23h an einem geheimen Ort Argentinien — Elfenbeinküste schauen

Leider bin ich immer noch nicht im Besitz einer Kamera, weshalb es von mir hauptsächlich Worte zu meinen Erlebnissen geben wird und keine Bilder. Ich bitte aber weiterhin darum, dass mir mal jemand ein Foto von dem „Bahnhofsstadion“ in Dortmund zukommen lässt.

Danke.

So, und jetzt können die Spiele beginnen.

Mein Tipp für heute Abend: 5:0, und das, obwohl die Wade der Nation nicht jetzt doch nicht jetzt doch nicht jetzt doch mitspielt. Ich fürchte, für die armen Costa Ricaner braucht man nicht mal den Ballack Michael und es wird trotzdem zu einem Kantersieg reichen.

Was mir ansonsten noch aufgefallen ist, ist, dass das Gejammer und Gemecker bei allen groß ist, dass sie keine Karten bekommen haben. Mittlerweile kenne ich allerdings mehr als nur eine Handvoll Leute, die Karten haben. Natürlich ist der Ausschnitt „Leute, die Trainer Baade kennt“ kein repräsentativer Ausschnitt aus der Grundgesamtheit, schließlich kann man annehmen, dass dieser Ausschnitt wesentlich fußball-affiner ist als der Durchschnitt. Aber genau darum sollte es ja auch gehen, darum, dass jene Leute Karten bekommen, die sich tatsächlich für Fußball interessieren. Und da scheint mir der Anteil dann doch nicht ganz so klein zu sein wie zunächst befürchtet. Vielleicht hat sich aber auch nur meine Wahrnehmung verschoben, seit ich selbst freudiger Besitzer einer Eintrittskarte bin. Nebenbei bemerkt erhalte ich so noch einen weiteren Groundhopperpunkt, denn, Duisburg hin oder her, ich war noch nie in Dortmund im Stadion, wenn ein Spiel stattfand.

Das erste und einzige Mal, dass ich mich dort im Stadion aufhielt, war am Tag des UEFA-Pokal-Finales zwischen Feyenoord Rotterdam und Borussia Dortmund, welches auf den Leinwänden übertragen wurde. Ich erinnere mich dunkel an ein ziemlich beschissenes Gefühl in dieser Menschenmenge auf der Südtribüne, obwohl ich definitiv nicht an Demophobie leide und an eine noch beschissenere Sicht auf die Leinwand. Der Abend endete in einer Dortmunder Kneipe mit Keller, einem Sturz eines Freundes die Kellertreppe herunter mit anschließender Landung auf dem Kopf und eine halbe Stunde und tatütata später auf einem Krankenhausflur herumlungernd, wo der Gestürzte, Betrunkene wild protestierend, fluchend und schimpfend sich der Behandlung entziehen wollte, was ihm schließlich nach dem fünften oder achten Versuch der Notärztin, ihn doch zu behandeln, auch gelang, woraufhin wir um 2h nachts in der Dunkelheit der Dortmunder Straßen saßen, kein Bus mehr fuhr und niemand mehr wusste, wie wir eigentlich zu diesem Krankenhaus gekommen und wo in Dortmund wir jetzt waren.

Ich hoffe, der kommende Samstag hält ein besseres Ende für mich parat. Zumindest werde ich ab einem 2:0 für Schweden oder höher bei entsprechendem Ausgang der anderen Partien um 60 Euro reicher sein.

Sollte das der Fall sein, such ich auch noch mal raus, bei welchem Blog ich dieses Wettgeld gewonnen habe.

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