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Schlagwort: Wolf-Dieter Poschmann

Poschmanns „Schalke 05″

Es gibt Dinge, die kann man im Eifer des Gefechts verwechseln, man muss auch nicht jeden Zweitligaspieler aus 80 Metern an der Frisur erkennen können. Insofern ist es nicht allzu tragisch zu bewerten, dass Wolf-Dieter Poschmann als Kommentator der Partie SpVgg Greuther Fürth gegen Borussia Dortmund kurzzeitig glaubte, statt Fürth spiele Nürnberg mit. Das ist weder Altersschwäche noch Unkonzentriertheit, es geschieht einfach, dass man sich bei 120 Minuten schwadronieren mal verspricht oder ein oder zwei Dinge verwechselt. Wer das bezweifelt, möge selbst einmal versuchen, 120 Minuten lang inhaltlich fehlerfrei zu sprechen. Diese Versprecher und Verwechsler sind verschmerzbar und entschuldbar, sofern der Kommentator einen aufmerksamen Nebenmann hat und auf dessen Richtigstellung hin seine Fehlerchen auch dem Zuhörer gegenüber korrigiert. Nicht weil nur Pedanten wie bei Twitter vor dem Fernseher sitzen, sondern weil es respektvoll dem Kunden gegenüber ist.

Wobei diese, bei Twitter sitzenden Pedanten hier durchaus mal gescholten werden müssen. Diesen kann man bekanntlich nichts Recht machen. Wird ein Spielername vom Reporter falsch ausgesprochen, hagelt es Riesenproteste. Versucht der Reporter sich dann also darin, Erkundigungen einzuholen, wie man den Namen in der Heimat des Spielers ausspricht und spricht ihn dementsprechend aus, hagelt es ebenso Proteste, zumindest aber Spott und sogar die Frage, wofür man seine Rundfunkgebühren bezahle. Doch wohl dafür, dass ein Reporter den Namen richtig ausspricht, egal, wie marokkanisch das zunächst für manche Ohren klingen mag.

Womit wir mit dem im ersten Absatz gefallenen Stichwort von den 120 Minuten bei einem anderen Thema wären, bei dem die Vokabel „entschuldbar“ leider in der Schublade bleiben muss. Man kann St. Pauli und den HSV verwechseln — irrtümlich, für ein paar Momente — man kann Ronaldo und Ronaldinho versprachseln oder man kann z. B. Jürgen Klopp einen Johannes Klopp nennen. Das ist alles möglich, menschlich und minderschlimm.

Was man dagegen überhaupt nicht tun kann als Reporter, als Anhänger, als Liebhaber, als Dienstleister eines Fußballspiels, ist, zu vergessen, wieviel Minuten ein Spiel dauert. Für Poschmann war klar, dass Greuther Fürth in der 114. Minute auf Zeit spielen würde, um die eine Minute bis zum Elfmeterschießen noch ablaufen zu lassen. Womit Poschmann sein ganz persönliches „Schalke 05″ geschossen hatte oder vielleicht besser gesagt sein „Fürth 115″. Da nützte es auch nichts, dass er wenig später korrigierte, dass ja noch 5 Minuten zu spielen seien.

90 Minuten und in der Verlängerung eben 120 Minuten, da gibt es nichts zu verwechseln, denn es gibt ja keine andere Größe, kein anderes Fußballspiel, mit dem man hier durcheinander kommen könnte. Zu glauben, Fußball dauere in der Verlängerung bis zur 115. Minute — da hört der Spaß dann endgültig auf.

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Wir brauchen mehr Stars

Pelé wird Gastkommentator fürs ZDF bei der WM. Er wird mit Weichspüleraussagen und Höflichkeitsfloskeln glänzen, dafür ein paar Mille einstreichen, grinsen und fachlich nichts zu den Spielen zu sagen zu haben. Das fällt deshalb nicht so auf, weil der Simultanübersetzer mit der angenehmen Stimme ein Meister seines Fachs ist. So klingt alles, was Gäste, die des Deutschen nicht mächtig sind, von sich geben, immer nach exzellenter Sprach- und Gedankenkultur. Mehr Inhalt als Pelé von sich gibt — nämlich gar keinen — kann aber auch der beste Dolmetscher nicht in dessen Äußerungen legen. Überflüssig wie eine Torkamera wird sein leeres Gequatsche sein.

Meine Vorschläge, wen man unbedingt noch holen sollte, um als Fernsehanstalt für die — wohlgemerkt Fußball- — WM bestens aufgestellt zu sein: Boris Becker, Kati Witt, Franziska van Almsick und alle sonstigen Ex-Sportler-Mediennutten.

Ganz anders tritt übrigens Jean-Marie Pfaff auf, der bei der WM 2002 so etwas wie Co-Moderator war. Er hatte die „Chuzpe“, den alles, wo Brasilien draufsteht, hochjubelnden Fuzzies vom Fernsehn zu widersprechen. Leider nahm Poschmann damals nichts, aber auch gar nichts von Pfaffs Äußerungen an, beharrte darauf, dass Brasilien ja eine supertolle Mannschaft sei und leitete schnell weiter zum nächsten Beitrag. Wahrscheinlich werden sie Pfaff nicht mehr einladen.

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