In Zandvoort gibt es einen Zeltplatz, der liegt in der Nähe einer Autorennstrecke und wohl auch in der Nähe eines Schießplatzes. Man wacht also morgens verkatert frischen Geistes auf und hört sofort das Geknatter der Autos oder — besonders lecker — der Motorräder, immer wieder unterbrochen von einem lauten Ratatatatatata des Schießstandes. Gemütliche Urlaubsatmosphäre in Zandvoort also, der Strand nur einen Steinwurf entfernt. Der Ort selbst ist wie so viele niederländische Orte schnuckelig, recht klein, mit ein paar häßlichen Hochhäusern an der Promenade und ein paar netter anzusehenden Häusern im Ortskern.
Das Besondere an diesem Ort ist, dass hier schon so manche Größe des deutschen Fußballs urlaubte. Irgendwann in den frühen 1990ern war Trainer Baade mal hier und kann sich tatsächlich dran erinnern. Auf dem Rückweg flog auf der Autobahn, schon auf deutscher Seite, ein Stein in die Windschutzscheibe des mit mehreren Pril-Blumen-Aufklebern versehenen abgewrackten Golf I. Die letzten 50km mussten also ohne Windschutzscheibe zurückgelegt werden, wie dieses leider qualitativ schlechte Bild zeigt.
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Interessanter ist aber der Aufenthalt von Hans-Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, der zu einem besonders exquisiten Termin die Seele in Zandvoort baumeln ließ. Im Sommer 1974 ist er hingereist, zwei Tage nachdem er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister geworden war. Unterlegener Gegner in diesem Final, ich denke, das wissen selbst die weniger Fußballinteressierten, waren die Niederlande. Und dieser stille, große Kerl wagt sich doch tatsächlich genau in dieses Land, nachdem er als rechte Hand Beckenbauers die damals übermächtig scheinenden Niederlander auf dem Platz bezwungen hat. Hut ab, Herr Schwarzenbeck, das nenn ich mutig.
Ob allerdings damals schon dieser Coffeeshop namens „Columbia“ existierte, der mit netzhautzerstörendem Interieur in den Farben der kolumbianischen Flagge aufwartete, und wenn ja, ob Katsche diesen auch aufsuchte, das erwähnt er nicht.
Deine Freundin hatte aber kleine T-Shirts.
Hihi Freundin, ich lach mich schlapp. Wenn ich das richtig erkenne, sind die beiden Menschen auf dem wirklich sauschlechten Bild der Trainer Baade und der berüchtigte Abwehrrecke und Elfmetergott Jan de Boer von dem Trainer seiner Mannschaft Torpedo Utfort.
Schön, ich grab meine Bilder aus der damaligen Zeit auch mal wieder aus.
Ich hab heute noch die Splitter inner Stirn. Jaja, das waren noch Zeiten sach ich euch. Dat kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. 50 km irrten wir ohne gepanzerte scheibe im strömenden Regen bei Nacht über den Niederrhein, bis wir endlichen einen rettenden Bunker fanden …
Ersma ordentlich ein‘ abrotten lassen…