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British Home Championship ist jetzt der Nations Cup

Es gibt sie noch, die Wettbewerbe für Nationalmannschaften außerhalb von Welt- und Europameisterschaften, welche keine reine Lückenfüller sind, wie es eine Mini-EM wäre, die von der UEFA letztens als Drohszenario entworfen wurde. Problematisch ist, dass man meistens nichts davon erfährt. So anglophil der hiesige Fußballfreund oft sein mag, so wenig findet ausländischer Fußball im deutschen Fernsehen statt.

Einer dieser Wettbewerbe mit Tradition* und Seriosität für Ländermannschaften ist die British Home Championship. Genauer gesagt war sie das, von ihrer Einführung 1883 bis zu ihrer Einstellung 1984. Wie der Name unschwer erkenen lässt, handelte es sich dabei um einen britischen Wettbewerb. Und die Definition dessen, was als „britisch“ gilt, hat sich im Laufe der Durchführungsjahre dieses Wettbewerbs noch einmal geändert, wie man ebenfalls weiß.

Teilnahmeberechtigt waren die vier Verbände von England, Wales, Schottland und Irland, wobei „Irland“ nach seiner Teilung bis zur Einstellung des Wettbewerbs nur noch von Nordirland vertreten wurde.

Die Ausgaben 1949/1950 und 1953/1954 galten gleichzeitig als WM-Qualifikation. Die ersten beiden dieses Turniers würden für die anstehende Weltmeisterschaft qualifiziert sein. Schottland war allerdings so vermessen, 1950 zu tönen, dass man nur als Sieger der British Home Championships an der WM teilnehmen würde. Prompt ging die letzte, entscheidende Partie gegen England verloren und die WM 1950 fand ohne die Männer aus den Highlands statt. Schotten eben.

(Im Rahmen dieser British Home Championship kam es übrigens auch zur Einführung des „Inoffiziellen Weltmeistertitels“. Aktueller Titelträger, kein Witz: Nordkorea.)

1984 wurde der Wettbewerb zum letzten Mal durchgeführt, zufälligerweise mit dem Gewinner „Nordirland“, was den Nordiren erlaubte, bis zum letzten Jahr scherzhaft (oder auch nicht) vom eigenen Land als immer noch amtierenden „Champions of Britain“ zu sprechen.

Aufgrund eines ganzen Cocktails an Gründen — in ihrer Mischung tödlich für den Wettbewerb — wurde die British Home Championship 1984 eingestellt. Illustre Beimischungen dieses Cocktails bestanden aus einem zunehmendem Hooliganproblem, sinkenden Zuschauerzahlen und der Wunsch von Schotten und Engländern, häufiger gegen andere, stärkere Nationen anzutreten als immer gegen die mehr oder weniger eigene Brut.

Bis zum letzten Jahr nur durften sich die Nordiren „Champions of Britain“ nennen, denn in diesem Jahr wurde der Wettbewerb wieder aufgenommen.

Er erhielt einen neuen Namen, und das Teilnehmerfeld veränderte sich auch marginal. Im Februar und im Mai 2011 wurde im umgebauten Aviva Stadium zu Dublin, vormals Lansdowne Road, der Nations Cup ausgetragen, der der legitime Nachfolger der British Home Championship ist. Aus zur Stunde nicht eruierbaren Gründen nahm England, obwohl es dazu berechtigt gewesen wäre, nicht an dieser Neuauflage teil.

Irland gewann das Turnier mit 3 Siegen aus 3 Partien gegen die übrigen Teilnehmer Schottland, Wales und Nordirland, wobei es sich trotzdem eben nicht „Champions of Britain“ nennen darf, aber das ist eine andere Geschichte.

Von nun an ist eine Durchführung des Nations Cup im Zweijahresrhythmus geplant, dessen Einhaltung angesichts der Tatsache, dass eine Brauerei den Hauptsponsor dieses Turniers stellt, nicht unwahrscheinlich ist. Das nächste Turnier findet in Wales statt, irgendwann im Jahr 2013.

Jenes Jahr 2013, in welchem man in Deutschland stumpf auf die Mattscheibe blickt, nachdem man von ein paar Qualifikationsspielen nicht satt geworden sein wird, hinten noch mal draufklopft und partout nichts anderes mehr herauskommen will mit Ausnahme eines verstaubten Posters der EM 2012.

Seit man beim DFB an keiner Mundialito mehr teilnimmt oder selber Ersatzturniere wie jenes von 1988 veranstaltet, kennt man so etwas wie einen Nations Cup in hiesigen Breiten eben nicht mehr. Was bedauerlich ist. Und weshalb wir uns demnächst mit dem Vier-Länder-Turnier von 1988 beschäftigen müssen, während auf der Insel schon die nächste Ausgabe des Nation Cup ausgespielt wird.

8 Kommentare

  1. trullala trullala

    Das ist ja unfuckingglaublich! Ich hab die Wiki-Seite förmlich aufgesogen! Es wird für mich kein einfaches Freundschaftsspiel mehr geben, ich werde immer diesen Titel im Kopf haben – U!F!W!C!

  2. Der schreckliche Hulk Der schreckliche Hulk

    Hallo Herr Trainer,

    da du den Nations Cup angesprochen hast, habe ich ne kleine Frage dazu!
    War der Nations Cup maßgebend für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London ? Oder auf irgend ne weise richtungsgebend?
    Schon merkwürdig, dass die genau 1 Jahr vor den Olympischen Spielen dieses Turnier wieder austragen!

    Bestreitet man das Turnier als „ Team Great Britain“ ? Oder doch nur England? Schottland? Wales? Nordirland? Blicke da nicht durch! Hoffe auf Infos!

  3. Der schreckliche Hulk Der schreckliche Hulk

    „Das Olympische Fußballturnier 2012 in London [Bearbeiten]

    Die Olympischen Spiele 2012 werden in London ausgetragen, und es bildet sich ein beträchtlicher politischer Druck, dass das gastgebende Land, das sich als Mutterland des Fußballs betrachtet, bei diesem Turnier ebenfalls vertreten ist. Die vier Fußballverbände reagierten unterschiedlich auf diesen Vorschlag. Während England und Nordirland prinzipiell zustimmten, verhielt sich Wales eher ablehnend. Der schottische Fußballverband lehnte dagegen eine britische Profi-Mannschaft strikt ab und nahm nicht an den entsprechenden Beratungen teil. Man befürchtete, dass das Aufstellen einer britischen Nationalmannschaft den Sonderstatus der vier britischen Fußballverbände aufweichen könnte.“

    Wikipedia

  4. Ist im Jahr 2013 nicht wieder Confed-Cup? Wo Deutschland als dann amtierender Europameister natürlich qualifiziert wäre?

    Andererseits finde ich (jeden zweiten) Sommer ohne Turnier auch nicht unpraktisch, da es die Urlaubsplanung doch erleichtert (die mit schulpflichtigen Kindern schon eingeschränkt genug ist).

    Aber nochmal zurück zum eigentlichen Thema. Ist ja interessant, dass Irland bzw. Nordirland an einer *British* Home Championship teilnahmen. Ich habe in Erinnerung, dass Irland eben nicht britsch ist. UK heißt ja auch „Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland“. Naja, muss man nicht alles verstehen.

    UFWC: großartig!

  5. Oh, der Confed-Cup. Stimmt, an dem nähme dann Deutschland teil. Aber, obwohl immerhin in der Größe eines ehemaligen Europameisterschaftsturniers mit 2 Gruppen à 4 Teams erreicht der Confed-Cup in meiner Wahrnehmung irgendwie nicht mehr echte Turnierstärke. Man sieht, wie sich die empfundenen Realitäten verschieben, einfach durch andere Vergleichsgrößen.

    Irland ist übrigens eine britische Insel, aber natürlich nicht Teil von Großbritannien. Und auch nicht vom UK, aber das weiß dieses Video besser.

    Britisch ist Irland demnach geographisch, aber nicht politisch. Sollte die „British Home Championship“ sich auf das Geographische im „British“ bezogen haben, wäre alles in Butter.

  6. Stichwort „Turnierstärke“: ich kann mich noch erinnern, wie ich das Panini-Album zur Euro 88 kaufte und mich fragte, ob es evtl. zwei Alben gäbe, weil ja nur 8 Mannschaften drin waren.

    Und auch diese 8 Mannschaften gab es ja erst seit 1980, vorher wares ja gerade mal 4 Teams bei der Endrunde.

  7. Hättest Du Dich 1988 nicht eher fragen müssen, ob es nicht 3 Alben gibt, wenn der Vergleich die WM war? Oder war die Vergleichsgröße hier die Bundesliga mit ihren 16+2 Mannschaften?

  8. Nee, dass es weniger Teilnehmer als bei einer WM gibt, erschien mir schon einleuchtend, aber nur 8 kam mir komisch vor.
    An die EM 84 habe ich überhaupt keine Erinnerung, sodass es da auch keine Referenz gab. Erstaunlich eigentlich, denn von der WM 82 ist mir noch einiges hängen geblieben. Zwar weniger von den Spielen selbst, sondern eher so drumherum (war auch erst 7 Jahre alt).

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