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Schlagwort: England

Update! „Tor des Jahres“ — alle auf einen Klick-Blick

[Update 2023] Neu dabei: Lukas Podolski mit seinem zweiten Tor des Jahres nach 2017 im Jahr 2022 und Florian Wirtz mit seinem Tor des Jahres 2023.

[Update 2021] Marcel Risse 2016 mit einem überaus sehenswerten Freistoßtor, Lukas Podolski 2017. Nils Petersen mit schönem Weitschuss 2018, Marcel Hertel mit Fallrückzieher 2019 und – selbstverständlich – Valentino Lazaro mit seinem Hacken-Akrobatik-Tor 2020, bei dem sofort feststand, dass es das Tor des Jahres werden würde. Alle Videos siehe unten.

[Update 2016] Das Tor des Jahres 2015 erzielte Carsten Kammlott. Das wird hier extra noch mal erwähnt, weil man sich den dazugehörigen Beitrag der Sportschau ruhig geben sollte, sofern man sehen möchte, wie ein Profi der 3. Liga so lebt. Jeden Sonntag bei den Eltern zum Essen (wobei das der eine oder andere Weltmeister ja ebenso pflegen soll) und derlei mehr. Nicht prickelnd, aber erhellend. Und das Tor an sich natürlich: hier der Beitrag (der obere), sicher nicht lange online. (Außerdem erfährt man so, dass Reinhold Beckmann immer noch die Sportschau macht. Dachte, der spielt jetzt Gitarre.) Und für die Jüngeren vielleicht interessant, dass dieses Tor einen weltbekannten Vorfahren hatte. Das Tor, nicht Kammlott.

[Update 2013] Dass ein Schwede mit bosnischen Wurzeln in einem Freundschaftsspiel in Schweden gegen England das Tor des Jahres in Deutschland erzielen kann, bleibt eines dieser Geheimnisse des professionellen Sportjournalismus. Ein fantastisches Tor erzielte Ibrahimovic mit seinem Fallrückzieher natürlich unbestritten, aber die Frage, was das bei den deutschen Toren des Jahres zu suchen hat, bleibt offen — vielleicht mal bei der Sportschau nachfragen.

[Update 2012] Heute gibt es dann den Neuzugang für 2012 2011: Señor Raúl. Ein schön anzusehender Lupfer beim hohen Sieg gegen den 1. FC Köln. Was der FC Schalke übrigens auch ohne Raúl schafft, wie gestern gesehen.

[Update 2011]

Ein Schuss aus 60 Metern. Kreativ. Gab es erst seit 2007 nicht mehr.

[Update 2009]

Ich hab dann mal eine nur wenig Voraussicht benötigende Änderung vorgenommen, siehe Ende der Liste. Sollte ich mich getäuscht haben, werde ich mich damit bestrafen, selbst so ein Tor wie das von Grafite erzielen zu müssen und es so lange zu versuchen, bis es klappt — allerdings ohne Gegenspieler. Schwer genug.

Aber ich werde mich ohnehin nicht täuschen.

Und wie profan Ballacks Tor von 2008 plötzlich wirkt …

Aus aktuellem Anlass, da Diego mit seinem Tor aus 60m Entfernung gegen Alemannia Aachen gerade Tor des Monats wurde, ein Überblick über die bisherigen Schützen des „Tor des Jahres“ seit der Einführung dieser Wahl im Jahr 1971.

1971 Ulrik Le Fevre
1972 Günter Netzer und Gerd Müller
1973 Günter Netzer
1974 Erwin Kostedde
1975 Klaus Fischer
1976 Gerd Müller
1977 Klaus Fischer
1978 Rainer Bonhof
1979 Harald Nickel
1980 Karl-Heinz Rummenigge
1981 Karl-Heinz Rummenigge
1982 Klaus Fischer
1983 Jürgen Wilhelm
1984 Daniel Simmes
1985 Pierre Littbarski
1986 Stefan Kohn
1987 Jürgen Klinsmann
1988 Jürgen Wegmann
1989 Klaus Augenthaler
1990 Lothar Matthäus
1991 Andreas Müller
1992 Lothar Matthäus
1993 Augustine „Jay-Jay“ Okocha
1994 Bernd Schuster
1995 Jean-Pierre Papin
1996 Oliver Bierhoff
1997 Lars Ricken
1998 Olaf Marschall
1999 Giovane Elber
2000 Alex Alves
2001 Kurt Meyer
2002 Benjamin Lauth
2003 Nia Künzer
2004 Klemen Lavric
2005 Kasper Bögelund
2006 Oliver Neuville
2007 Diego
2008 Michael Ballack
2009 Grafite
2010 Michael Stahl
2011 Raúl
2012 Zlatan Ibrahimovic
2013 Raúl und Julian Draxler
2014 Mario Götze
2015 Carsten Kammlott
2016 Marcel Risse
2017 Lukas Podolski
2018 Nils Petersen
2019 Marcel Hartel
2020 Valentino Lazaro
2021 Gerrit Holtmann
2022 Lukas Podolski
2023 Florian Wirtz

Mit Nia Künzer immerhin schon eine Frau als Gewinnerin dabei, sowie mit Jürgen Wilhelm und dem damals 80-jährigen Kurt Meyer auch zwei Amateure. Rekordsieger bleibt Klaus Fischer mit 3 Toren, vor Günter Netzer, Gerd Müller, Lothar Matthäus und Karl-Heinz Rummenigge mit je 2 Toren des Jahres.

In den meisten Fällen braucht man nur auf die Jahreszahl und den Namen zu schauen, schon ist klar, welches Tor es gewesen sein muss. Beispiele:

Lothar Matthäus 1990
Nia Künzer 2003
Lars Ricken 1997
Klaus Fischer 1982
Oliver Bierhoff 1996

Was an dem wurschtigen, glücklich abgefälschten, kraftlosen, unplatzierten Torschuss Bierhoffs von 1996, der dem armen tschechischen Torhüter durch die plötzlich nur noch mit der Konsistenz unaufgeblasener Luftballons funktionierenden Hände glitt, Tor-des-Jahres-würdig gewesen sein soll (außer eben seiner Wirkung), wird sich uns nie erschließen. Klaus Fischers Tor von 1982 begeistert da schon eher, so wie alle seine Tore des Jahres es vermögen.

Ich persönlich hätte auch diesmal eher auf Christoph Preuß‘ Fallrückzieher gesetzt als auf diese dann doch irgendwie gar nicht so schwierigen Tore der Marke Augenthaler 1989, Alves 2000 oder eben Diego 2007, aber ich bin ja auch nicht die Masse.

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The Fall: Kicker Conspiracy

Manchmal erfährt man erst durch dessen Ableben davon, dass (oder was) etwas war, was man eigentlich schon lange hätte kennen sollen. Letztens verstarb bekanntlich Mark E. Smith nach einem wohl ziemlich exzessiv geführten Leben, Todesursache Lungen- und Nierenkrebs. Jener Mark E. Smith, welcher hier bislang allein aus dem Tocotronic-Text* bekannt war, ohne dass sich darin erschlossen hätte, was es mit Mark E. Smith eigentlich so auf sich hatte. Letztens öffentlich zugegeben, von Mark E. Smith oder The Fall lediglich jenes Video zu kennen, in welchem Smith die englischen Fußballergebnisse vorliest, hatte zur Folge, dass keanofcu (Mitglied des Textilvergehen-Podcasts) es für völlig „verrückt“ erklärte, noch nie Musik von The Fall gehört zu haben. Und hier vertraut man durchaus auf das Urteil von keanofcu.

Diese Genusslücke in den letzten Wochen ändernd, ohne dabei schon allzu weit gekommen zu sein, konnte man dabei bereits über das Stück mit dem wohl größten Fußballbezug in seinem Werk stolpern. Die „Kicker Conspiracy“ – womit eher nicht die deutsche Sportzeitschrift „Kicker“ gemeint sein wird, obwohl sie auch im Video auftaucht, sondern der Fußball allgemein. Da dieses Stück musikalisch nicht völlig untypisch für The Fall zu sein scheint, wird es hier mal eben kredenzt, durchaus mit dem Hinweis, dass man sich das Video selbst nicht entgehen lassen sollte, in Bezug auf den Fußballbezug.

Den Text sollte man natürlich auch nicht übergehen, wird er doch bei „Who Ate All The Pies“ so charakterisiert:

„[…] Kicker Conspiracy was a bristling survey of the English footballing landscape of the early 1980s, both at home and in Europe – the media saturation, the dearth/death of flair, the hooliganism, the creeping commercialism, etc.“

Kommt einem alles irgendwie so bekannt vor, obwohl der Song und der Text (siehe im verlinkten Artikel) aus dem Jahr 1983 stammen.

Genauere Analysen des Texts verbieten sich hier zwar noch, man kommt aber nicht umhin, sich einzugestehen, dass die Verknüpfung von Fußball und (guter) Musik immer noch eine rein britische Angelegenheit ist, denn hierzulande gibt’s Sportfreunde Stiller und die Toten Hosen mit echtem Fußballbezug und dann ist auch schon Tote Hose, sozusagen. Wobei durch Nennung dieser jetzt gar nicht die durch den Song „Kicker Conspiracy“ aufkommende Atmosphäre gestört werden soll.

Voilà:



* Im aktuellen „Rolling Stone“ schreibt Dirk von Lowtzow übrigens eine Kolumne darüber, was Mark E. Smith denn jetzt nun für ihn bzw. den Songtext bedeutet hat. Falls Ihr die Ausgabe nur deshalb kaufen wolltet: lasst es sein. Die „Kolumne“, mit der extra auf dem Cover geworben wird, ist zwei Spalten lang und die schafft man auch mühelos während des Durchblätterns in der Bahnhofsbuchhandlung. Während man auf den Zug zum Spiel in Wattenscheid wartet, beispielsweise.

Für mehr zum Thema, insbesondere zu diesem Song und Video, gibt es hier unter den Lyrics noch viele Hinweise, die für Nichtbriten einiges zum Verständnis des Texts beitragen. Sowie viele Links mit mehr zum Thema, zum Beispiel dieses Interview bei When Saturday Comes. War zum Beispiel bei der WM 1994 bei Bulgarien — Deutschland im Stadion, und überhaupt brachte ihn erst deutscher Fußball Anfang der 1980er zurück zu diesem Thema. Deutscher Fußball Anfang der 1980er Jahre.

Bonuspunkte für jene, welche verraten, in welchem Stadion das Video gedreht wurde.

1 Kommentar

Live-Blog zur Gruppen-Auslosung der WM 2018 im Kreml

Gruppe A

A1 Sbornaja
A2 As-suqur al-hadra (Grüne Falken)
A3 Fara‘ina (Die Pharaonen)
A4 La Celeste

Gruppe B

B1 Seleção das Quinas
B2 La Furia Roja
B3 Lions de l‘Atlas
B4 Team Melli

Gruppe C

C1 Les Bleus
C2 Socceroos
C3 La Blanquirroja
C4 Danish Dynamite

Gruppe D

D1 Albiceleste
D2 Strákarnir okkar
D3 Vatreni
D4 Super Eagles

Gruppe E

E1 Seleção
E2 Nati
E3 Los Ticos
E4 Beli Orlovi

Gruppe F

F1 Mannschaft ohne Spitznamen
F2 El Tri
F3 Tre Kronor
F4 Taeguk Warriors

Gruppe G

G1 Rode Duivels/Diables Rouges
G2 Los Canaleros
G3 Les Aigles de Carthage
G4 Three Lions

Gruppe H

H1 Bialo-Czerwoni
H2 Les Lions de la Teranga
H3 Los Cafeteros
H4 Samurai Blue

[16.58] Das häufig vorhandene Losglück hat die Deutschen diesmal verlassen. Mexiko und Schweden sind schon eine Konstellation, an der man auch gut scheitern kann. Insofern stimmt das nicht, was unten steht: dass man ohnehin durchkommt. Aber mit Schweden und Mexiko konnte man ja nicht unbedingt rechnen (jedenfalls nicht in den ca. 57 durchgeführten Probeauslosungen). Dazu mit Südkorea ein Team, das immer mal für eine Abnutzungsschlacht gut ist – soweit jedenfalls das Klischee. Es hätte wirklich deutlich einfacher kommen können, zum Beispiel mit der Prognose Peru, Ägypten und eben Südkorea. Immerhin einen Treffer bei diesem Glücksspiel, würde man jetzt aber doch lieber gerne gegen Saudi-Arabien oder Iran tauschen. Geht aber nicht mehr. Die „deutsche“ Gruppe steht fest und könnte schon ein echtes Zähneausbeißen werden, zumal man zuerst gegen Mexiko und dann gegen Schweden spielt. Da könnte man auch gut und gerne bei nur 2 oder 3 Punkten stehen und hätte den Druck, gegen vielleicht noch weiterkommen könnende Südkoreaner (sofern bis dahin noch existent) gewinnen zu müssen. Natürlich sind ebenso 9 Punkte aus diesen drei Gruppenspielen möglich. Dennoch darf man vor allem eins nicht tun: diese Gegner unterschätzen, nur weil Mexiko ja „noch nie weit gekommen“ (Bela, meinte aber das Viertelfinale) ist oder Schweden sich gegen Italien 90 Minuten nur eingeigelt hat. Aber hier nimmt man es sportlich: besser so als eine Gruppe, bei der man schon vorher einschläft, weil es nur um die Höhe des Sieges geht. Spannend wird aber in jedem Fall, wer neben den Deutschen weiterkommt, sofern diese es doch schaffen, ihrer Favoritenrolle in 2,5 Spielen gerecht zu werden. Tippe da am ehesten auf Schweden, aber da spielt wohl vielleicht auch zu viel Sympathie mit rein.

[16.32] Das Prozedere wird erklärt. Dürfte dem hiesigen Publikum allseits bekannt sein. „The explanation is over“. Gut. Los geht’s schon. Jetzt kommt dann das Tableau nach oben.

[16.30] Jetzt kommt endlich Gary Lineker. Die 15 Minuten bislang waren zumindest alles andere als zäh. Das war früher schon mal schlimmer.

[16.26] Pelé erscheint doch nicht. Erster Lospate ist der Engländer Gordon Banks. Russland hat auch einen Lospaten, obwohl noch nie Weltmeister. 91 Jahre alt. Name nicht verstanden. Shame on me. Für Uruguay ist es Diego Forlan, für Argentinien Diego Maradona. „Sah auch schon mal frischer aus“, ätzt Bela. Dabei sieht Maradona eigentlich ganz gut aus. Für Frankreich kommt Laurent Blanc. Cafu für Brasilien. Carlos Puyol, immer noch ohne Frisur, erfrischend, für Spanien. Fabio Cannavaro, der einzige Italiener, der an der WM – in dieser Form als Lospate – teilnimmt.

[16.23] Bela erwähnt die PK heute morgen, bei der die Dopingvorwürfe zur Sprache kamen. Bela nennt den für das Doping verantwortlich gewesen seienden Witali Mutko zunächst Witali Klitschko. Das ist dieses Phänomen, dass Nachrichtensprecher auch Jahre nach dessen Demission immer noch von Bundeskanzler Kohl, äh Schröder sprachen. Einschlägige Berichterstattung zum Verlauf dieser PK gibt es bei Twitter.

Jetzt ein paar nette Jubilbilder von vorigen WM. Am Ende jubelt die deutsche Mannschaft.

Der Kommentator ist aber immer noch nicht Lineker, sondern ein anderen Mann. Begleitet von einer einigermaßen züchtig gekleideten Frau.

[16.21] Die acht Lospaten werden vorgestellt. Der erste ist Pele. Nicht Wollitz, der aus Brasilien. Die Musik wird melancholischer, aber wohl nicht wegen Pelé. Eher nimmt man wohl schon das Scheitern der Russen bei der WM vorweg. Jetzt geht es doch noch rund. Hat man vielleicht noch schnell was eingeworfen.

[16.19] Okay, jetzt wird doch noch ein bisschen Show gemacht. Russischer Volkstanz. Oder so. Jedenfalls immer noch besser als der Schuhplattler bei der Eröffnung der WM 2006. Was aber auch nicht schwierig ist. „Darf ich mal?“, fragt Bela, als er wohl glaubt, sein Mikro ausgeschaltet zu haben. Was will er wohl gedurft haben wollen?

[16.15] Immerhin verschont uns das ZDF mit dem Showteil. Geht direkt los mit „Miroslava Klose“, wie er auf Russisch von der Moderatorin genannt wird. Gefragt, „how did you like the show?“, antwortet Klose auf Deutsch. Hm. Okay, hat ja auch nie in England gespielt. Klose erwähnt auch das dreimalige Scheitern, 2002, 2006, 2010, was er ja als einziger (?) so erlebt hat, mit der Krönung 2014. Lahm kam doch erst später dazu, nicht wahr?

Außerdem gibt er zu, dass ihm auch sein Torrekord bei der WM tatsächlich etwas bedeutet. Leichten Einschlag ins Pfälzerische. Nach knapp einer Minute ist sein Auftritt aber schon wieder vorbei. Zu Kloses großer Erleichterung offenbar.

[Präludium] Auch wenn „Wetten, dass..?“ nicht mehr existiert: Es gibt sie noch, die Lagerfeuer-Momente in deutschen Landen. Natürlich dann, wenn WM oder EM ist und die Nationalmannschaft spielt – oder die Gruppen für ein solches Turnier ausgelost werden. Heute steht wieder die ganze Nation hinter den Live-Streams und wird den ersten schmerzhaften Moment schon vor Beginn der Auslosung hinnehmen müssen. Miroslav Klose, zur Zeit Trainerhospitant ohne Geschäftsfeld bei der DFB-Elf, wird in seiner Eigenschaft als Weltmeister von 2014 den WM-Pokal an den Ausrichter Russland übergeben. Weltmeister bleibt die deutsche Mannschaft zwar bis zum Abpfiff des Finals der WM 2018 im Olympiastadion Luschniki in Moskau. Den Pokal ist man aber schon mal los. (Wobei man den originalen ohnehin nie länger als ein paar Stunden besaß. Den kassiert die FIFA nach der Verleihung nämlich direkt wieder ein, der Sieger geht mit einem Duplikat nach Hause und foppt auf der Reise durch seine Dörfer und Landstriche mit Menschen darin diese und lässt sie im Glauben, sie sähen das Original.)

Moderieren wird der wohl schlagfertigste Ex-Profi am Twitter, Gary Lineker, dessen Bonmot von den 22 Männern und den 90 Minuten schon 1990 von dieser Schlagfertigkeit kündete. Etwas erstaunt sein darf man dennoch, dass dieser ansonsten kein Blatt vor den Mund nehmende kritische Geist sich vom russischen Fußball vereinnehmen lässt. Steht Russland doch in allen erdenklichen Sportarten unter scharfem Dopingverdacht, so auch im Fußball, wie man sich explizit hier noch mal vor Augen führen kann und auch sollte. Der Thread beginnt schon mit den Worten:

„Absurd, dass Gastgeber Russland dabei ist. Denn noch nie waren die Dopingindizien stärker gegen eine aktive Fußballmannschaft.“

Lineker, eingeladen als Torschützenkönig der WM 1986 und eben jener gewandte Moderator, der er inzwischen ist, wird es sich gut bezahlen lassen, und doch wirft seine Teilnahme einen Schatten auf diese Lichtgestalt der Fußballberichterstattung.

Apropos Schatten: Nichts anderes als das, schwarz nämlich, würden die TV-Zuschauer im Iran zu sehen bekommen, sollte Linekers russische Kollegin Maria Komandnaja aus Sicht der Zensoren des Staatsfernsehen im Iran zu unzüchtig gekleidet sein. Dann würde die Übertragung ausgesetzt, der Bildschirm schwarz. Wäre dies weltweit so, hätte man in Moskau genug Gelegenheit, dem trotz des vermeintlichen Dopings der Nationalmannschaft schwächelnden Team der Russen eine möglichst einfache Gruppe zuzuschanzen. Schließlich soll Russlands Nationalmannschaft nicht wie erstmals 2010 Südafrika als Gastgeber schon in der Vorrunde scheitern. Nicht zuletzt, da man im Eishockey-Land Russland ohnehin mangelnde WM-Begeisterung fürchtet. Im Land allgemein und auf den Rängen, die da doch recht leer bleiben könnten, wenn irgendwo in den Weiten Russlands kurz vor den Toren Sibiriens Neuling Panama gegen den Senegal antritt. Da eine solche Ausblendung des TV-Bildes aber nicht kommen wird, muss man zunächst mal annehmen, dass zumindest bei der Auslosung im Kreml alles mit rechten Dingen zugehen wird. Oder wie die SZ schrieb:

„Noch nie wird eine Entscheidung im Kreml so transparent gefallen sein wie diese WM-Auslosung.“

Hier wird diese Auslosung live begleitet, mit dem kleinen Extra-Service, das bei der Auflistung der insgesamt 8 Gruppen von A bis H direkt die Spitznamen der Nationalmannschaften eingetragen werden. Inzwischen ist so etwas ja eine Aufstellung, an der keine Zeitung online mehr vorbeikommt, die Spitznamen aller WM-Teilnehmer in einem eigenen Beitrag aufzulisten.

Hier schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe und präsentiert die Auslosung live und liefert dazu gleich die jeweiligen Spitznamen der 31 Nationalmannschaften, die teilnehmen plus jene eine Mannschaft, welche keinen Spitznamen besitzt, die zufällig amtierender Weltmeister ist. Beim DFB mag man das anders sehen (und im Ausland leider auch), doch hier kann man auf derlei fromme Wünsche keine Rücksicht nehmen und bleibt bei der Realität.

Man darf natürlich gespannt sein, wie die Gruppen nun schließlich aussehen werden. Ohne einen Tipp für die Gruppe der Mannschaft ohne Spitznamen geht es natürlich auch hier nicht. Es wird nicht Gruppe H, welche die einzige wäre, welche eine Partie im ehemaligen Stalingrad nötig oder je nach Sichtweise möglich machte, sondern Gruppe D. Eine Partie im nur 500km von Berlin entfernten Kaliningrad ist übrigens schon vor der Auslosung ausgeschlossen, da die Mannschaft von Jogi Löw als Gruppenkopf gesetzt ist, in Kaliningrad aber keine Partie eines Gruppenkopfes vorgesehen ist.

Gegner in dieser, wie man ganz teutonozentristisch gerne formuliert, „deutschen“ Gruppe werden sein: Peru, Ägypten und Südkorea.

Das klänge immerhin doch ziemlich nach einer _Welt_meisterschaft. Sportlich stellt sich die Frage ohnehin nicht, ob die DFB-Elf die Vorrunde übersteht, selbst für den Fall, dass die „Furia Roja“ in ihre Gruppe gelost würde.

Wer selbst noch seinen Tipp abgeben will, kann das gerne noch in den Kommentaren tun, auch wenn anzunehmen ist, dass das alles längst bei Twitter geschehen ist.

(Anders als früher bei Live-Blogs üblich werden die weiteren Beiträge jetzt nicht oben angefügt werden, sondern hierunter.) Nee, doch oben. Während der Auslosung rutscht dann auch diese Auflistung hier nach oben:

Stand der Dinge bei der WM-Auslosung 2018

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Auswertung der Prognosen der EM-Qualigruppen

Mit Aufstockung der Europameisterschaft von 16 auf 24 Teilnehmer fragten wir uns zu Beginn der Qualifikation dazu, ob diese Qualifikation wörklöch so schröcklöch öde werden würde, wie nach allgemeiner Einschätzung zu befürchten stand. 25 Menschen teilten ihre Tipps für die jeweils drei ersten Plätze mit.

So endete die EM-Qualifikation schließlich:

A: Tschechien, Island, Türkei, Niederlande, Kasachstan, Lettland
B: Belgien, Wales, Bosnien-Herzegowina, Israel, Zypern, Andorra
C: Spanien, Slowakei, Ukraine, Weißrussland, Luxemburg, Mazedonien
D: Deutschland, Polen, Irland, Schottland, Georgien, Gibraltar
E: England, Schweiz, Slowenien, Estland, Litauen, San Marino
F: Nordirland, Rumänien, Ungarn, Finnland, Färöer, Griechenland
G: Österreich, Russland, Schweden, Montenegro, Liechtenstein, Moldawien
H: Italien, Kroatien, Norwegen, Bulgarien, Aserbaidschan, Malta
I: Portugal, Albanien, Dänemark, Serbien, Armenien

Dabei fallen vor allem drei Gruppen heraus, die nicht das Erwartete brachten: Gruppe A mit dem Scheitern der Niederlande, der Direktqualifikation Islands, Gruppe F mit dem schwachen Abschneiden von Griechenland und Finnland sowie dem überraschenden Gruppensieger Nordirland und Gruppe I, in der weder Serbien noch Dänemark erreichten, was man allgemein erwartet hatte oder hätte.

Das Gegenteil stellten vor allem die Gruppen E (England – Schweiz – Slowenien) und H (Italien – Kroatien – Norwegen) dar, in der fast alle Teilnehmer sogar die endgültige Platzierung korrekt voraussagten. Ebenso wenig überraschen die Gruppensiege von Spanien und Deutschland, wobei es da bei den weiteren Platzierungen schon variabler zuging.

Nun also zur Auswertung.

Korrekt getippe Platzierungen

Ingesamt gab es 9 Gruppen à 3 Platzierungen zu tippen, macht 27 Tipps pro Teilnehmer. 25 Personen nahmen teil. Macht 675 Tipps. Davon waren – unten im Datenteil grün gekennzeichnet – 205 völlig korrekt. Dies entspricht einer Quote von 30,4 Prozent richtiger Tipps. Die Zahl der völlig richtigen Tipps schwankte dabei zwischen 7 (26 Prozent) und 14 (52 Prozent) von 27.

Direktqualifikanten

Interessanter als die Frage nach den genau richtig getippten Platzierungen war ja aber die Frage, wie genau man vorhersagen könne, welche Teams sich schließlich qualifizieren bzw. die Playoffs erreichen. Der Ausgang der Playoffs wurde in der gesamten Auswertung nicht berücksichtigt, weil deren Teilnehmer damals natürlich nicht bekannt waren und dementsprechend auch nicht eingeschätzt werden konnten.

Im zweiten Schritt wird also die Zahl der richtig getippten direkt Qualifizierten betrachtet. Hier gab es 9 Gruppen à 2 Qualifikanten, also 18 Tipps von 25 Teilnehmern, macht 450 Tipps. Davon waren 265 Prognosen korrekt, womit sich ein Prozentwert von 58,9 Prozent als zutreffend erwies. Die Zahl der richtigen Tipps variierte hier zwischen 12 (67 Prozent) und 8 (44 Prozent).

Korrekt getippte Qualifikanten

Doch im Kern war ja die Frage, ob man ahnen könne, welche drei Teams in einer Gruppe die für die Qualifikation relevanten Plätze erreichen würde. Hier waren also wiederum 675 Tipps nötig gewesen. Allein danach ausgewertet, wie viele dieser drei Teams, egal auf welcher Position die Qualfikation bewältigten, waren nicht weniger 534 Tipps von 675 zutreffend, somit 79,1 Prozent. Der Zahl der korrekten Tipps schwankte dabei zwischen 17 (63 Prozent) und 24 (89 Prozent). Im Schnitt wurden also nur 20,9 Prozent von 27 zu prognostizierenden Qualifikanten nicht korrekt prognostiziert.

Ob man das noch interessant nennt, muss trotz des unerwartet schlechten Abschneidens von vor allem Griechenland und den Niederlanden jeder für sich selbst entscheiden.

Hier würde man auch trotz der unerwartet spannenden Gruppe mit Deutschland darauf plädieren, die Eingangsfrage, ob die EM-Quali „schröcklöch öde“ werden würde, in Bezug auf die Ergebnisse mit ja beantworten.

Die Daten im Detail – vor allem interessant für die, die teilnahmen – folgen hier jetzt in drei Versionen, entsprechend der obigen drei Auswertungsverfahren. Kann man durchscrollen oder jeweils mit diesen Links ansteuern (funktioniert nur in der Komplettversion des Textes).

1. Platzierung genau richtig
2. Direktqualifikanten korrekt
3. alle sich überhaupt Qualifizierenden richtig

Unzweifelhaft natürlich, dass alle Werte noch wesentlich günstiger ausgefallen wären, wenn ein gewisser „Trainer Baade“ nicht mitgetippt hätte.

PS: Was hier erstmals auffiel, ist, dass eine solche Qualifikation gerade mal 13 Monate dauert – in diesem Fall von September 2014 bis Oktober 2015, also nicht annähernd die zwei Jahre, die die Pause zwischen zwei großen Turniere beträgt.

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Die traurigen Auswirkungen der Subboteo-Tippkick-Schere

Fußball ist Popkultur. In Deutschland ist populäre im Sinne von allgemein akzeptierter Kultur aber größtenteils ein Haufen Scheiße. Nirgendwo sonst baut man so gute Autos, hat aber einen derart grauseligen Musikgeschmack, dass man sich im Urlaub beim Kennenlernen von Menschen aus anderen Nationen augenblicklich den eigenen Tod wünscht, sobald diese die Frage danach stellen, welche tollen Band es denn in Deutschland gäbe. (Welche die Gegenüber kennen könnten.)

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kulturen sind popkulturell so groß, dass es langfristig betrachtet nur England sein konnte, dass so etwas Großartiges wie den Fußball erfand. England erfand ja zum Beispiel auch Winston Churchill, der den Nazis niemals nachgeben wollte. England erfand John Lennon. Ein bisschen auch den schwülstigen Paul McCartney. Diese beiden zusammen aber waren es, welche mit ihrem Song „She Loves You (Yeah Yeah Yeah)“ dafür sorgten, dass Menschen unterschiedlichen Alters in Fankurven/-Tribünen (hier: The Kop beim FC Liverpool) plötzlich anfingen zu singen. (Und damit natürlich eine ordentliche Oxytocin-Ausschüttung bei den Beteiligten bewirkten, woraufhin der eigentliche moderne Fußball, unabhänig vom Geschehen auf dem Platz, geboren war. Danke an Lennon/McCartney also, signed: wir lieben Fußballfans.)

Dass die kulturellen Unterschiede, da der Fußball einmal geboren war, zwischen den einzelnen Kulturkreisen aber nicht aufhörten, das war damit zuerst noch nicht klar. In England badete man lange noch im Gefühl, die besten Spieler der Welt zu besitzen. Man war, klar, das Britische Empire existierte in Teilen noch, so arrogant, dass man nicht mal einsah, sich überhaupt dem Gegner stellen zu müssen. Es war doch sicher, dass englische Spieler nicht gegen auswärtige verlieren würden. Wie man heute weiß, würde England nie wieder bei einer WM etwas reißen, und als das anders war, auch nur mit der Hilfe eines Linienrichters, der nicht wusste, wie ihm auf der Linie geschah, im Zweiten Weltkrieg aber gegen die Deutschen gekämpft hatte. Hatte müssen.

Während die Teutonen Weltmeistertitel nach Halbfinalteilnahme nach und so weiter absahnten. Irgendwas muss da schief gelaufen sein im Verständnis von Fußball in England.

Lange Einleitung, kurzer Sinn.

Die Antwort ist einfach: Es ist natürlich die Gestaltung von Tippkick versus Subbuteo.

Bei Tippkick hat man nur einen Feldspieler pro Team. Dieser muss alles reinbölzen, was er vor die Flinte kriegt. Es gibt keine zweite Chance (wenn der Ball nicht richtig liegen bleibt). Es gibt nur diese eine Gelegenheit. Diese muss man nutzen. Effizienz und so. Apropos „so“ — so wachsen Kinder in Deutschland auf. Mit Tippkick. Schieß ihn jetzt rein, denn eine zweite Chance bekommst Du wahrscheinlich nicht.

Anders ist das in England. Dort wachsen Kinder mit „Subbuteo“ auf. Hier gibt es tatsächlich elf Spieler auf dem Spielfeld (und übrigens fantastisches Zubehör, für das man fast sein Weihnachtsgeld ausgeben würde, weil es so liebevoll und so schön ist), aber hier kann man eben auch Kombinationen spielen. Was natürlich zu der Annahme verführt, man hätte noch eine zweite Chance im Spiel, wenn man einen Fehlpass spielt.

Mit Subbuteo wachsen englische Kinder auf. Deutsche Kinder mit Tippkick.

Ich denke, es gibt hier keine Zweifel, dass damit der Grund für die vier Weltmeistertitel (plus vier Vize-Weltmeistertitel) der Deutschen gefunden wurde, während England gerade ein Mal Weltmeister unter Zuhilfenahme von früheren Allierten wurde und ansonsten bei allen WM nur noch ein einziges Mal (!) überhaupt das Halbfinale erreichte. Nun gut, die Fakten sind ja soweit bekannt, nun also auch endlich die Ursache.

Es ist die Subbuteo-Tippkick-Schere. Sehr schön illustriert übrigens in diesem Video von den Undertones, auch wenn diese aus Nordirland stammen, damit aber ja doch aus einer sehr ähnlichen Kultur.



Ein trauriges Kapitel des englischen/britischen Fußballs in all seinen Auswirkungen. Aber ein schönes für alle Liebhaber von Fußball als Popkultur (und von Subbuteo). Also, los, hört es Euch an.

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Ganz Großbritannien bei der EM? Nein, ein kleines … doch

Gestern twitterte ich erfreut die Aussicht, dass zum ersten Mal seit der WM 1958 wieder — und damit für die meisten von uns inklusive mir zum ersten Mal überhaupt — alle vier britischen Fußballverbände bei einem großen Turnier vertreten sein könnten, wie der Stand der Qualifikation durchaus noch zu hoffen erlaubt. Auch wenn da natürlich eine sehr große Prise Romantik dabei ist, denn auch in Schottland oder Wales pflügt man nicht mehr allein den Rasen samt Gegner um, aber eine gewisse Sympathie inbesondere für die drei kleineren britischen Verbände lässt sich eben nicht leugnen und fühlt sich ohnehin gut an.

Sofort kamen allerdings die Einwände, dass Gibraltar ja neuerdings auch mitspiele und sich nicht qualifizieren werde. Womit es nur vier von fünf teilnehmenden britischen Verbänden nach Frankreich schaffen werden, wenn überhaupt.

Das ist in Bezug auf die Bezeichnung „britisch“ zwar zutreffend, denn Gibraltar gehört zu den British Overseas Territories, nicht aber zu Großbritannien (im Sinne von United Kingdom), worauf sich meine Aussage eigentlich bezog. Da es auch nicht zu den vier britischen Verbänden gehört, die einen festen Sitz im FIFA-Regelboard haben, darf man durchaus dabei bleiben, dass sich eventuell alle vier Verbände Großbritanniens (im Sinne von United Kingdom) qualifizieren werden. Aber nicht alle britischen, nein, wobei Gibraltar ohnehin nur politisch „britisch“ ist, aber nicht geographisch und somit eigentlich auch im Fußball nicht.

(Sehr aufschlussreich ist zu all diesen Fragen übrigens dieses Erklärbär-Video: „The Difference between the United Kingdom, Great Britain and England Explained“, nett gemacht.)

Beim sprichwörtlichen schottischen Glück werden dann aber ohnehin alle vier britischen Verbände in eine Gruppe gelost werden und Schottland scheidet darin als einer der schlechteren Gruppendritten gegen England und Wales aus. Solche Geschichten wollen wir aber auch bei großen Turnieren gerne erleben, nicht wahr?

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Englands schönstes Tor

Ja, es ist ein Trauerspiel mit dem englischen Länderfußball. Einen einzigen Titel hat er zu verzeichnen. Kein einziges weiteres Finale, und nur zwei mickrige Halbfinalteilnahmen. England ist — da beißt die Queen keinen Teebeutel ab — eine Viertelfinalmannschaft, egal ob EM oder WM.

Wenn sie sich überhaupt qualifiziert, that is. Und das ist bekanntlich selten genug.

So kommt es auch, dass der englische Länderfußball ein klein wenig weniger heroische Momente kennt als zum Beispiel der hiesige (sofern man mit erhobenem Haupte auszuscheiden nicht als heroisch anerkennt).

Was gibt es nur für zahllose wichtige und oft auch schöne, sogar viele schön wichtige Tore der deutschen Nationalmannschaft. Und in England?

Das allerwichtigste Tor war bekanntlich nicht mal eins, ist längst durch Fotos bewiesen.

Und sonst fallen einem im Weltfußball auch nicht viele wichtige Tore von England ein.

Diese Tragik wird von diesem unten stehenden Tor unterstrichen, das im Mutterland des Fußballs als eines der besten Tore der englischen Nationalmannschaft überhaupt gilt.

John Barnes erzielte es, durchaus ansehnlich, aber — und hier wird es eben so tragisch, wie der gesamte englische Länderfußball ist — in einem Freundschaftsspiel (!).

Gewiss, der Gegner war nicht irgendwer, es war Brasilien und es spielte die zwischen 1982 und 1986 durchaus faszinierende Combo Brasiliens um den einen oder anderen Großmeister des Fußballs, noch dazu fiel es 1984 im Maracana. Doch, ach, ein Freundschaftsspiel.

Das zum schönsten Tor der deutschen Nationalmannschaft des letzten Jahrhunderts gewählte Tor wurde zwar ebenfalls in einem Freundschaftsspiel erzielt. Aber dann gibt es da noch die vielen schönen und wichtigen Tore. Brehmes Schlenzer 1990 gegen Holland, Bierhoffs Kopfball 1996, der Müllersche Dreher 1974, Hrubeschs zwei Tore 1980, Klaus Fischers Fallrückzieher 1982 gegen Frankreich, Matthäus‘ Solo gegen Jugoslawien und nicht zuletzt der Godfather aller wichtigen Tore überhaupt, Helmut Rahn mit seinem 3:2 gegen die Ungarn.

In England hingegen — feiert man so etwas Profanes wie ein kurzes Solo durch den Strafraum als eines seiner besten Tore.

Und worum ging’s? Um gar nix. Pah!

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Pixel für Pixel Qualitätstore

Aus noch nicht näher beleuchteten Gründen verspüre ich immer wieder eine ganz große Affinität zu dieser komischen Pixelart. Nicht, dass ich dafür ein Experte wäre oder jemals — von selbst designten, aber nie wirklich zu Leben erwachten C64-Sprites abgesehen — etwas eigenverantwortlich mit dieser Pixelart zu tun gehabt hätte. Doch diese erfreut hier immer wieder.

Schön, wenn es da etwas Neues in Sachen Fußball aus dieser Richtung gibt. Dann ist es auch zu verschmerzen, dass es von England aus betrieben wird und recht wenige Exemplare mit Relevanz für den deutschen Fußball vorhanden sind. Einige Bekannte sind dann aber auch zu finden, so Paul Gascoignes Tor 1996 für England gegen Schottland [Links leider tot, Seite existiert wohl nicht mehr] oder Marco van Bastens Tor 1988 gegen die UdSSR oder Michael Owens Solo 1998 gegen Argentinien.

Wenn ich es richtig gelesen habe, kann man sich dort auch bestimmte Tore wünschen, die in dieser Pixelart dargestellt werden. Wahrscheinlich war es nicht allzu clever, die Seite erst hier zu erwähnen, und dann einen Wunsch an die dortigen Macher zu richten, aber ich werde dann mal nach Klaus Fischers Fallrückzieher 1982 fragen — oder jenem Tor von Trainer Baade zum 3:3 gegen den OSC Rheinhausen aus ähnlicher Zeit. Wobei von Letzterem wohl kein Video mehr existiert.

Am Besten schaut man sich aber ohnehin die gesamte Seite an: Pixelreplay. [Wie gesagt, leider tot.]

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Helmut Haller trifft, Hurst aber aucher

Uwe Seeler, der es heute in seiner unnachahmlich botten Art mal wieder genau neben den Punkt brachte, als er Helmut Hallers Tod mit den Worten „Die Einschläge kommen näher“ kommentierte, führte diesen heute verstorbenen Helmut Haller als Kapitän der westdeutschen Nationalmannschaft im Wembleystadion aufs Feld, um dort das Finale der Weltmeisterschaft gemeinsam mit ihm gegen England zu verlieren.

Helmut Haller schoss in diesem WM-Finale das erste Tor. Und da es vermessen wäre, zu behaupten, hier an dieser Stelle hätte man irgendetwas mit Haller verbunden außer dem Umstand seiner ganz frühen Tätigkeit als Fußball-“Legionär“ in Italien, folgen hier statt Blumen das Video von jenem WM-Finale 1966, in dem Haller der Schütze des ersten von insgesamt fünf Toren an diesem Tag war, in voller Länge und — allein deshalb schon hörenswert — mit englischem Kommentar, die Übertragung der BBC.

“ … and Haller, number eight, plays in Italy, they England will have to watch.“



Die Queen ist immer noch die selbe, das Stadion inzwischen nicht mehr.

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Zum Glück nie dabei statt mittendrin

Was uns allen supercoolen, total reflektierten Fußballfans ja gemein ist, ist dass wir niemals auf eine Partymeile gehen würden, um dort ein Fußballspiel zu schauen. Da wir dort niemals hingehen würden, haben wir natürlich auch keine Ahnung, wie es dort so zugeht. Was uns nicht davon abhält, diese Einrichtung rundheraus komplett abzulehnen, denn auch wenn wir noch nie dort waren, wissen wir als supercoole, totale reflektierte, manche sagen sogar „wahre“ Fußballfans natürlich, dass man dort schon allein einfach so niemals hingehen würde. Wer die Frage nach den Gründen dafür stellt, disqualifiziert sich schon durchs Stellen dieser Frage. Einem supercoolen, total reflektierten Fußballfan müsste man eben nicht erklären, warum man nicht auf eine Fanmeile geht, um ein Spiel zu sehen. Fragt er danach, ist er eben kein solcher — womit er auch keine Antwort auf diese Frage verdient. Da sind wir uns hoffentlich einig.

(Hey, pscht, für die, die es doch ein klitzekleines Bisschen interessiert, wie es dort so zugeht, mittendrin in einer Fanmeile bei einem Spiel, in dem gerade ein Tor gefallen ist: hier entlang. Aber niemandem weiter erzählen. Danke.)

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Erste schwarze Spieler in Fußballnationalmannschaften

Anlass war ein Link von Lizas Welt zu einem Blog-Beitrag des Independent, der sich mit einer italienischen (!) Karikatur von Mario Balotelli als King Kong (welcher ein Affe ist) beschäftigt. In diesem Beitrag fällt auch der Name Viv Anderson, welcher der erste schwarze Spieler in der englischen Nationalmannschaft war.

Landläufig wurde dem Zuhörer Mario Balotelli während der EM als erster schwarzer Spieler in der Nationalmannschaft verkauft. Als geübter Korinthenkacker glaubt man das natürlich nicht, ohne es selbst geprüft zu haben. Der erste schwarze Spieler der Squadra Azzurra war im Jahr 2001 Fabio Liverani. Angesichts der Entwicklung der Menschenströme in und durch Europa ist auch 2001 immer noch sehr spät, aber eben nicht erst 2012.

Davon inspiriert begann der Blick auf die Jahreszahlen, in denen andere Fußballnationen zum ersten Mal einen Spieler mit dunkler Hautfarbe in ihre Nationalmannschaft beriefen und auch aufstellten. Die Zahlen sprechen erst einmal für gar nix, außer für sich selbst. Chronologisch sortiert bietet sich folgende Liste:

1881 Schottland: Andrew Watson
1914 Brasilien: Artur Friedenreich
1931 Frankreich: Raoul Diagne
1931 Wales: Eddie Perris
1937 Portugal: Guilhermo Esperito Santo
1950 USA: Joe Gatjens
1951 Schweiz: Raymond Bardel
1960 Niederlande: Humphrey Mijnals
1965 Österreich: Helmut Köglberger
1970 Australien: Harry Williams
1974 BR Deutschland: Erwin Kostedde
1978 England: Viv Anderson
1979 Irland: Chris Hughton
1987 Belgien: Dimitri M‘Buyu
1990 Schweden: Jean-Paul Vondenburg
1994 Dänemark: Carsten Dethlefsen
1994 Griechenland: Daniel Batista
1998 Spanien: Vicente Engonga
1998 Norwegen: John Carew
2000 Polen: Emmanuel Olisadebe
2001 Italien: Fabio Liverani
2002 Japan: Alex
2004 Kroatien: Eduardo
2006 Türkei: Mehmet Aurelio
2011 Tschechien: Theodor Gebre Selassie
Russland, Ukraine: Fehlanzeige.
Argentinien, Uruguay: keine Antwort gefunden.

Alle Daten ohne Gewähr. Falls also jemand bessere Informationen hat, gerne her damit.

Dann allerdings sprechen die Zahlen doch dafür, dass ehemalige Kolonialmächte qua Möglichkeit deutlich früher begannen, Schwarze in ihren Nationalteams aufzustellen, während ehemalige Ostblockstaaten die Nachzügler bilden, wohl da Immigration lange Zeit nicht möglich war.

(Etwaige Diskussionen, dass Hautfarbe ein Kontinuum ist, und es genauso wenig Klassen bei Hautfarben geben kann wie es Rassen unter den Menschen gibt, dazugedacht.)

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Fantastischer Flugkopfball von — einem Fan

Streaker, also zu deutsch Flitzer, gibt es ja in rauen Mengen, irgendwas wollen sie immer. Werbung machen meistens, entweder für eine Firma oder für ihr neues Buch oder sich sonstwie einen Namen machen, um dann später Werbung machen zu können.

Früher ™ war das anders, da rannte man aufs Spielfeld, weil man wollte, dass die eigene Mannschaft unbedingt gewinnt. Und half zur Not mit, indem man einen formidablen Flugkopfball ansetzte. Und auch wenn dieser Fan hier selbst gar nicht den Ball trifft — zu einem Tor hat es dann trotzdem gereicht.



So geschehen bei einer Partie zwischen Sheffield Wednesday und Norwich City in den tiefen 1980ern, 1982 um genau zu sein. Gerne die Wiederholung abwarten, da wird es deutlicher.

Und aus den Kommentaren bei youtube: „And, look how young the fans are. The days when they could afford to go to games.“ Tja.

(Danke, Dominik.)

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„Deutschland“ ist Rekord-Alles bei Europameisterschaften

Die Europameisterschaft ist — rein subjektiv — noch zerfahrener und unvergleichbarer im Laufe ihrer Evolution geworden als die Weltmeisterschaft, weshalb die folgenden Zahlen mächtig hinken.

Von 1960 bis 1976 waren nur 4 Mannschaften fürs Endturnier qualifiziert, von 1980 bis 1992 8 und seit 1996 16 Nationen, von denen es seit dem Zerfall Jugoslawiens und der Sowjetunion deutlich mehr gibt als zu jenen Zeiten, in denen man den „Europapokal der Nationen“ aus der Taufe hob. Und dennoch ist man gerne so frei und wirft das alles in einen Topf. Wenn man dieser Suppe dann beim Köcheln zusieht, taucht eine Nation besonders häufig aus dem Wust von europäischen Ländern auf: Deutschland.

Kein Zufall, ist Deutschland doch Rekord-Alles bei Europameisterschaften (außer Rekord-Gastgeber).

Teilnahmen
Deutschland 11x (1972, 1976, 1980, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Russland/UdSSR 10x (1960, 1964, 1968, 1972, 1988, 1992, 1996, 2004, 2008, 2012)
Spanien 9x (1964, 1980, 1984, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Holland 9x (1976, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Italien 8x (1968, 1980, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
England 8x (1968, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012)
Dänemark 8x (1964, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012)
Frankreich 8x (1960, 1984, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Tschechien/ČSSR 8x (1960, 1976, 1980, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)

Titel
Deutschland 3x (1972, 1980, 1996)
Spanien 2x (1964, 2008)
Frankreich 2x (1984, 2000)
UdSSR 1x (1960)
Italien 1x (1968)
Griechenland 1x (2004)
Dänemark 1x (1992)
Holland 1x (1988)
ČSSR 1x (1976)

Vize
Deutschland 3x (1976, 1992, 2008)
UdSSR 3x (1964, 1972, 1988)
Tschechien/ČSSR 2x (1968, 1996)
Portugal 1x (2004)
Spanien 1x (1984
Italien 1x (2000)
Belgien 1x (1980)
Jugoslawien 1x (1960)

Gastgeber
2x Frankreich
2x Italien
2x Belgien
je 1x alle übrigen Gastgeber

Gastgeber, der den Titel gewann
1x Spanien (1964)
1x Italien (1968)
1x Frankreich (1984)

Überraschend, dass Russland die zweithäufigsten Teilnahmen aufweist, noch vor Italien oder Spanien. Bei Frankreich und England überrascht das hingegen nicht, hatten doch beide Ländermannschaften ausgesprochene Schwächeperioden in den Jahren seit der Einführung der EM. Angesichts der Zahl der Teilnahmen dann nicht mehr ganz so überraschend, dass Russland/die UdSSR Co-Rekordvize bei Europameisterschaften ist.

Gut möglich also, dass sich in allen Rubriken etwas verändert. Frankreich und Spanien könnten bei Titeln zu Deutschland aufschließen, alle Teams mit bislang 1 Titel (die alle für die EM 2012 qualifiziert sind) ihrerseits zu Spanien und Frankreich. Dazu könnte Russland Deutschland als Rekordvize ablösen oder Tschechien zu den beiden Führenden aufschließen.

Im Bereich Gastgeber wird Frankreich mit seiner EM 2016 die alleinige Führung in dieser Liste übernehmen. England hat also überhaupt erst 2 Turniere (1x WM, 1x EM) ausgetragen, Schottland, Nordirland, Wales noch gar keines der großen Turniere. Ganz schön mager dafür, diesen Sport in jüngerer Zeit erfunden zu haben.

(Lesen Sie auch: Alle EM-Finals seit 1960, denn da erfahren Sie, wie ein typisches EM-Finale endet.)

Highlight bei den Fun Facts: Verteidigt hat ein Europameister seinen Titel noch nie.

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