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Italien 4 ARD 0

Zuallererst muss man als Fußball-Zuschauer des Spiels Italien-Deutschland sagen, dass dieser Kommentator, wie immer er auch heißen mag, unerträglich ist. Ich weiß nicht, wer diesen Kerl, dieses arme Würstchen, das überhaupt nichts von Fußball versteht, ausgesucht hat, aber er sollte schleunigst wegen Ahnungslosigkeit entlassen werden. Ich fürchte, das Gegenteil wird der Fall sein. Er bekommt vielleicht 40.000 Euro pro Live-Kommentar eines Deutschland-Spiels. Und weil das natürlich lukrativ für ihn ist, wird er all seine Klauen und Zähne einsetzen, seinen Job als Kommentator an dieser Stelle zu verteidigen. Das ist peinlich für ein System wie das der ARD, wäre aber auch beim ZDF und auch bei RTL oder SAT1 nicht anders. Es geht nicht, so wie niemals, wo Menschen zusammentreffen und Entscheidungen fällen, rein um die fachliche Kompetenz, es geht auch immer um Strategien, wie man Leute für sich gewinnt, wie man Leuten Zucker in den Arsch bläst, wie man seine eigenen Interessen verkauft. Jedenfalls geht es nicht um die fachliche Qualifikation. Anders wäre nicht zu erklären, wie dieser unfähige Kommentator von gestern überhaupt ans Mikro kommen konnte.

Weder hat er in 90 Minuten eine einzige Bemerkung zur Aufstellung, Strategie oder Spielweise der beiden Gegner fallen lassen, die über die vom Zettel ablesbare Aufstellung hinausging, noch hat er sich in irgendeiner Weise mit den Gründen für den Spielverlauf beschäftigt, abgesehen von der Tatsache, dass er ständig daraufhinwies, dass der Mannschaft in Rot irgendwie die „Körperlichkeit“ bzw. der „Einsatzwille“ fehle.

Das ist peinlich und es ist eigentlich nicht nur beschämend für den Kommentatoren, der ja nun mal nichts dafür kann, für eine Sportart ausgewählt worden zu sein, von der er keine Ahnung hat, sondern vor allem ist es peinlich für jenen Sender, der uns diesen lächerlichen Kommentator ans Herzen legt.

Wer da auswählt und nach welchen Kriterien, will ich auch gar nicht wissen, interessiert mich nicht. Es kann jedenfalls nicht jener Faktor enscheidend sein, dass jemand ausgewählt wird, der etwas von dieser Sportart versteht. Ausgewählt wird offensichtlich nach dem Faktor „Begeisterungsfähigkeit“ – und zwar immer für jene Mannschaft, der gerade etwas gelingt. Hätte dieselbe Mannschaft in Rot gestern 3-0 gegen eine Mannschaft in Grün gewonnen, was hätte der Kommentator sich an den gelungen Ballstaffetten, an der intelligenten Art, sich in den richtigen Momenten zurückzuziehen und in den richtigen Momenten auf das imaginäre Gaspedal zu drücken, berauscht.

So aber muss man enttäuschend konstatieren, da hier jegliche fachliche Analyse fehlt, dass dieser Kommentator eine totale Fehlbesetzung war. In Ermangelung jeglicher Sachkenntnis zog er sich immer wieder am Spielstand hoch, und war vollkommen unfähig, auch nur im Entferntesten eine sachliche Analyse bzw. einen erläuternden Kommentar zum tatsächlichen Spielverlauf abzugeben.

Während einfache, schematische Spielzüge bei der Mannschaft in blau mit den Worten „So einfach kann Fußball sein, und die Deutschen haben immer noch nicht verstanden, dass es immer nach demselben Schema abläuft“ kommentiert wurden, bedachte derselbe Kommentator genau dassselbe Geschehen auf Seiten der roten Mannschaft mit den Worten „Alles viel zu schablonenhaft, viel zu leicht durchschaubar“. Ein und derselbe Sachverhalt, aber der Kommentar orientiert sich einzig und allein am Spielstand.

Es ist nicht nur peinlich, es ist geradezu grotesk, dass in der Deutschen liebsten Sportart eine solche Banause ans Mikrofon gesendet wird.

Weiterhin peinlich, wenn dann auch dem Spielverlauf durchaus angemessen, war seine Begeisterung für die vermeintliche clevere Überlegenheit der Mannschaft in blau. Natürlich war diese Mannschaft haushoch überlegen. Dass er selbst aber von den Vorgängen während solcher 90 Minuten, welche mit einem Rückstand von 0-2 beginnen, keine Ahnung hat, bewies er immer wieder, indem er nicht müde wurde, zu betonen, wie sehr die Mannschaft in rot erstarrt war.

Seine Berauschtheit für die Mannschaft in blau hingegen kann keine andere Ursache haben als jene, die auch das Player-Magazin dazu veranlasste, zu behaupten, dass in der zweiten Liga alle Plätze Rübenacker seien: seine große Begeisterung für Klischees. Eins davon lautet nämlich, dass Nationalmannschaften in blau aus dem südlichen Europa immer total clever spielen und bei Führung den Gegner beherrschen.

Nachdem 2 Tore für die Mannschaft in blau gefallen waren, war es dem Herrn am Mikrofon gänzlich unmöglich, auch nur noch einen – wenn auch mißlungenen, wie sie gar nicht so selten vorkamen, wie uns das Endergebnis glauben machen will – Spielzug der Mannschaft in blau zu kommentieren, ohne in totale Verzückung zu geraten. Das ist einfach nicht die Aufgabe eines Kommentatoren, sich an „Haben Sie’s gesehen?“ einzelnen Details, Kniffen oder Tricks zu berauschen. Das ist das, wieso der Fan ins Stadion geht. Ein Kommentator sollte kommentieren, analysieren, einordnen und erläutern.

Der Kommentator dieser Partie beschränkte sich darauf, dem den aktuellen Klischees durchaus angemessenen Spielstand einfach seine noch weiter gehenden Vorurteile aufzudrücken. Mehr wollte der Kommentator auch nicht erreichen. Zu keinem Zeitpunkt versuchte er, abgesehen von Platitüden wie „die Körperlichkeit fehlt“ oder „es mangelt an Einsatzwillen“ die Unterlegenheit der Mannschaft in Rot näher zu beleuchten bzw. zu erklären.

Peinlich ist dieser Auftritt nicht für den Kommentator selbst (jedenfalls nicht peinlicher als seine anderen Auftritte), wie bereits festgestellt, denn natürlich tat er sein Bestes, was wie gestern gehört eigentlich ungefähr nichts an fachlicher Leistung ist, aber verantwortlich für die Auswahl dieser Person ist eine gesamte Sportredaktion.

Und diese Sportredaktion scheint mit dem Kommentar des gestrigen Spiels nichts anderes bewiesen zu haben, als dass es vollkommen ausreichend ist, dem Zuschauer Platitüden hinzuwerfen. Eine echte Analyse, eine Einschätzung, eine Bewertung habe ich völlig vermisst. Wenn dieser Kommentator auch bei der WM kommentieren sollte, dann sollte man in Erwägung ziehen, für eine Übertragung ohne Kommentar Geld zu bezahlen.

Sofern man an Fußball interessiert ist — und nicht daran, stundenlang repitierte Klischees der vermeintlichen Fußball-Historie zu hören.

15 Kommentare

  1. ric ric

    Hehe… hast Dir gestern wieder ordentlich ein gebechert, was?

  2. Ben Ben

    Ich wies ja bereits mehrfach in meinem Leben darauf hin, dass zu 90% aller Fußballkommunikation, an der mehr als drei Menschen in direkter face-to-face-Situation beteiligt sind, Platitüden, Allgemeinplätze und Klischees völlig ausreichen. Das ist im TV nicht anders, sondern nur tendentiell extremer, da 1) mehr Leute angesprochen werden, 2) mehr Zeit überbrückt werden muss und 3) Fernsehmenschen (und das ist nun auch wieder ein Klischee) oft zur Profilierung neigen.

    Den Kommentar zum gestrigen Spiel habe ich schon wieder vergessen, ich ereinnere mich aber noch dran, dass er oft mehr die Emotionen der Spieler, Trainer und Fans aufgriff und irgendwelche psychologischen Womöglichkeiten ausbreitete, als den Spielverlauf zu schildern. Ganz konkret fand ich den Kommentator nicht gut, aber auch nicht so dramatisch schlimm, dass ich extra für ihn einen langen Eintrag fertigen würde. Er ist eben ein Kommentator und solange man dies so weiß, und ihn nicht mit einem Experten verwechselt, passiert recht wenig.

  3. matzel matzel

    Du musst das nächstemal auch den Ton vom Fernseher aus und das Radio anmachen. Auf der Mittelwelle wurde das Spiel komplett live übertragen mit einem schönen Radiokommentar wie man es von der WDR2 Sportzeit gewohnt ist.
    In drei Wochen kommen dann die gleichwertigen USA mit ihren roten Trikots. Diese Farbe setzt bekanntlich die Heimstärke außer Kraft, so daß nur die nackten Tatsachen zählen: Technik, Motivation & Taktik. Ich habe Angst…

  4. jockel jockel

    Kannst du dich noch an Heribert Fassbender erinnern? DER war schlimm. Eine Kostprobe?

    „Nicht verwandt mit dem Schlagersänger… der heißt übrigens gar nicht so! “
    Über den Spieler Rebrov

    „Hier sehen sie den schottischen Schiedsrichter McCurry. Mein Kollege Gerd Delling hat vorhin schon eine gleichnamige Wurst verdrückt. Ich werde mir das bis nach dem Spiel verdrücken.“

  5. SL SL

    Beckmann stinkt, where’s the news?

    p.s.: Aber mit meinem 3:0 Tipp hätt ich im Tippspiel ordentlich gepunktet!

  6. SL SL

    Der Heribert hat aber inzwischen gelernt. Beim Doppel-Finale im Herrentennis bei den Olympischen Spielen in Athen hat er sich angenehm zurück gehalten.

    Überhaupt, bei den Spielen in Torino war der Kommentar auch unglaublich schlecht. Das übelste Beispiel war der Bobkommentator. Solange Christoph Langen sprach – mehrfacher Olympiasieger und kompetent – den Ton an, sobald wieder die Bilder aus dem Eiskanal kamen – mute.

    Wenn die Fernsehsender schon meinen, uns mit sinnfreien Kommentaren beglücken zu müssen, könnten sie dann nicht wenigstens Zweikanalton anbieten, bei dem es auf dem einen nur die Stadionkulisse gibt?

  7. @ sl: trotzdem tut es gut, manchmal das Ventil einfach zu öffnen.

    jaja, Trainer, ich habe mich auch geärgert. Und wenn allesaussersport dauernd von Premiere und Marcel Reif schreibt, dann könnte man glatt neidisch werden. Es war schlimm genug, die Roten (wie ungewohnt) so vorgeführt zu sehen, viel schlimmer war aber das undifferenzierte Geseiere im Ersten. Schön, dass hier niemand den Namen ausschreibt, das hat er nicht verdient. Soll er talken, bis er umfällt, aber nicht im Fußballfernsehen. Zum Aggressionsabbau empfiehlt sich 20 Minuten zügiges Joggen mit gleichzeitigen rechten Balboa-Schwingern und permanentem Wutgeschrei.

  8. […] Trainer Baade: Zuallererst muss man als Fußball-Zuschauer des Spiels Italien-Deutschland sagen, dass dieser Kommentator, wie immer er auch heißen mag, unerträglich ist. […]

  9. matzel matzel

    Kollege Schmidt hat in seiner Sendung den Countdown „Tschö Klinsi“ eröffnet. Am Donnerstag waren es 101 Tage…

  10. funnukem funnukem

    Beckmann sollte eben doch beim smalltalk bleiben… so treiben wir halt mit ihm unaufhaltsam dem Abgrund entgegen

  11. SL SL

    Ne, Beckmann sollte selbst der Smalltalk verboten werden. Ich lese in der Zeitung, dass er später mal Musik in verrauchten Clubs machen will. Was ich durchaus begrüßen würde, da ich in Clubs mit schäbiger live Musik nicht verkehre.

  12. Heri Heri

    Der war gut!! Er hatte es druff!

  13. Anonymous Anonymous

    haltet eure kosche blamiert fertig aus

  14. Jonas Jonas

    Guten Tag, wo Ihr grad drüber redet: wisst Ihr, ob es irgendwo eine Audioübertragung ohne jeglichen Kommentar – aber eben mit Stadiongeräuschkulisse – zu hören gibt. – Und außerdem: gibt es ein I-Portal auf dem „alternative Kommentare“ angeboten werden?
    Vielen Dank & Gruß, Jonas

  15. WL WL

    Die hätte ich auch gern! Also die Stadionkulisse.

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