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Netzer, der Frauenflüsterer

Kann sein, dass das Bild jetzt schief ist, den Pferdeflüsterer habe ich nie gesehen noch gelesen, falls es dazu überhaupt ein Buch gab. Ein Buch, ein offenes nämlich, ist aber Netzer für jene Frauen, die Fußball schauen, obwohl sie ihn nicht verstehen. Dass die Männer ihn auch nicht verstehen, aber so tun, als ob, soll hier nicht Thema sein.

„Wenn ich mit Frauen spreche, höre ich oft: ‚Herr Netzer, wir sind Ihnen dankbar, denn wir sind keine Fußballfreaks, Sie erklären uns diesen Sport, und wir verstehen Sie.“ Gibt es ein größeres Kompliment, als dass mich die Frauen verstehen?‘“

Sondern die Tatsache, dass wir hier ja immer auf allem und jedem Rumbashen und dass es eigentlich überhaupt keinen Kommentatoren oder „Experten“ gibt, der nicht irgendwo in den vermeintlich unendlichen Weiten des Internets gebasht wird. Und deshalb muss ich heute mal eine Lanze für Netzer und Delling brechen. So vorhersehbar Dellings manchmal wirklich nur ein unterdrücktes Gähnen hervorrufende Wortspiele auch sein mögen: Richtigen Senf haben sie selten verzapft, und wenn, dann darf man ihnen diese paar Ausnahmen auch zugestehen. Die beiden bleiben angenehme Erscheinungen, gerade weil sie trotz ihrer Witzeleien den Show- und Gekreischfaktor erfrischend niedrig halten. Sicher könnten ihre Ausführungen an vielen Stellen mehr fußballerische Tiefe haben als die länderbezogenen Klischees, zu denen auch Netzer immer wieder greift, und eben genau jene Details beleuchten, die Leute interessieren, die glauben, Fußball zu verstehen. Das ist nicht der Fall. Das, was dann noch übrig bleibt, hat aber Hand und Fuß und ist auch — Netzers allenthalben auftretende Stottereien geschenkt — merklich anders als anderswo, sprachlich als auch sachlich.

Möglich, dass man ein gewisses Alter erreicht haben muss, um das Tempo und die müden Witzchen nicht einschläfernd, sondern angenehm zu finden. Hat man dieses Alter, dann weiß man aber auch, wie es vor Netzer und Delling mal gewesen ist und fürchtet gleichzeitig die Antwort auf die Frage, wie es nach ihnen mal sein wird. Ganz zu schweigen davon, wie es auf dem anderen Kanal in King Kürze sein wird.

7 Kommentare

  1. In Zeiten, in denen ein Urs Meier an exponierter Stelle seine Meinung zum Fußball kund tut, habe andere „Experten“ es wahrlich schwer, sich zu blamieren…aber auch ohnedies sind die Beiden in Ordnung.

  2. Und als kleine Reminiszenz einen klassischen Delling gleich im zweiten Satz – das muss wahre Liebe sein.

  3. Der Trainer bringt es wieder einmal auf den Punkt. Und scheut sich erfrischenderweise nicht, dem allgemeinen Netzer&Delling-Bashing entgegenzutreten.

  4. 1.) Ich weiß auch warum die Frauen den Netzer verstehen bzw. sie auf der selben Wellenlinie liegen, weil beide keine Ahnung von Fußball haben (bei den Frauen gibt es aber auch Ausnahmen!!) Bestes Beispiel hierfür ist der verlinkte Artikel: Reporter:“Gerhard Delling hofft bei der EM auf ein Endspiel Deutschland gegen Italien …“ Netzer:“(lacht) Da hat er sich wieder nicht vorinformiert. Denn die werden wahrscheinlich schon im Viertelfinale aufeinandertreffen.“ – NEIN! Das geht garnicht laut Spielplan und das früheste Aufeinandertreffen wäre das Finale.
    2.) Weiß er nie wirklich wovon erredet, da fällt mir spontan der vorletze Spieltag der EM-Quali ein, als er Arragonez lobt auf Raul zu verzichten und seinen alten Freund in höchsten Tönen lobpreist. Einen Beitrag später kritisiert er Van Basten auf schärfste, dass dieser auf „den Holländer, der immer trifft“ verzichtet. Warum ist das bei dem einem mutig und toll und bei dem anderen eine unerklärliche Sache?
    …über Delling will ich erst garnicht reden.

  5. SLogan SLogan

    Kann nicht mal einer dieses alberne Wort ‚bashing‘ aus der deutschen Sprache verbannen?

  6. Was hat man denn im Allgemeinen gegen Urs Meier?
    Ich finde Netzer absolut unerträglich. Und das meine ich nicht als Beschimpfung, das ist nur meine Meinung.

  7. „Pferdeflüsterer“ nie gesehen? Scarlett Johanssons erster großer Einsatz als Schmollmonster sollte man sich auf jeden Fall irgendwann gönnen. Es sei denn man intersssiert sich nicht für solche Stuten, sondern für richtige Pferde. Da wäre „Fury“ besser.

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