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Schlagwort: Gerhard Delling

Delling mit Schnörres

Auch beim NDR fließt ein wenig 11Freunde-Blut in den Adern und man widmet einen ganzen, wenn auch kurzen Beitrag den Modesünden früherer Moderatoren des „Sportclub“, mit dabei der im Titel erwähnte Delling mit dem im Titel erwähnten Gesichtsschmuck. Ansehen auf eigene Gefahr.

Man darf annehmen, dass sich das Ganze nicht im „Movember“ ereignete.

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Ich möchte in keinem Land leben, …

… in dem sich der Präsident so wenig für Fußball interessiert, dass er nicht weiß, wie man den Vornamen „Jérôme“ ausspricht und ihn für einen „Jeh-roh-meh“ hält.

Das Video zur ganz schlimmen Laudatio von Christian Wulff, in der er nicht weiß, wie man „Jérôme“ richtig ausspricht, ist leider (bei youtube) nicht zu finden, obwohl es bei der selben Ehrung passiert sein muss wie im unten stehenden Video. Deshalb leider hier nur diese andere Angelegenheit, in der Gerhard Delling demonstriert, wie käuflich er ist und wie wenig er sich als unabhängiger Journalist empfindet.*

Die Angelegenheit mit der Aussprache des Vornamens von Boateng ist aber kein Hirngespinst. Der Autor dieses Beitrags hat es live im Fernsehen mitgehört, wie Christian Wulff damals, 2010, nicht wusste, wie man diesen Vornamen ausspricht. Und ja, es ist eine Banalität.

Ich möchte aber vor allem in keinem Land leben, in dem der Präsident sich so wenig für Fußball interessiert, dass er nicht weiß, wie man alle 23 Namen des doch so erfolgreichen (8:1** Tore aus 2 Siegen gegen England und Argentinien) WM-Kaders ausspricht. Das wäre einem Präsidenten, der sich für Fußball interessiert, niemals passiert.



(Video dient nur der Illustration, anschauen nur bei akuter Schlaflosigkeit, darin passiert absolut nichts.)

Ich möchte allerdings auch in keinem Land leben, in dem Piotr Trochowski für seine Fußballkünste geehrt wird. Und nicht zuletzt möchte ich in keinem Land leben, in dem man Fußballer überhaupt von Staats wegen auszeichnet. Dann wäre es auch ganz gleichgültig gewesen, ob der Präsident die Namen der Spieler kennt oder nicht.

* Wir erinnern uns, dass dies nicht der einzige Vorgang dieser Art war.

** Nein, der Ball tupfte deutlich vor der Linie auf.

(Muss noch schnell raus, bevor der Präsident ein Ex-Präsident sein wird, wie sich immer deutlicher abzeichnet.)

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Netzer & Delling als Hör- und Lesetexte

Da gibt es doch tatsächlich schon ganz lange ein Netzer & Delling-Blog und man erfährt es heute erst.

Seit geraumer Zeit zeichnete dort jemand die Highlights der Sticheleien zwischen Günter Netzer und Gerhard Delling auf, in vielen Fällen gibt es die Dialoge auch als längere Audiodokumente nachzuhören.

Sicher nicht jedermanns Stil, wie die vielen genervten Äußerungen bei der WM 2010 belegten, die davon sprachen, dass sich das Duo überlebt hätte und der trockene Humor von Netzer nicht mehr zeitgemäß sei, zudem würde sich die sportliche Analyse des Gesehenen auf Platitüden und Klischees beschränken, denen es noch dazu an Tiefe fehle.

Angesichts der sprachlich bislang wenig überzeugenden Nachfolger — kein Verständnis für das Lob allerorten für Mehmet Scholl, der nur nicht schlecht ist, damit aber noch lange nicht gut — aber auch vorher schon, ist man hier dennoch immer ein Anhänger dieser beiden eher reserviert und wenig palavernd daherkommenden Moderatoren gewesen. Die Dialoge in Schriftform zu lesen, nimmt ihnen leider etwas von ihrem Reiz, zum Glück gibt es da aber diese Audiobeispiele.

Beim Netzer & Delling-Blog, dessen Aufmachung nicht vom Inhalt abschrecken sollte; leider geht es nur bis zum Anfang der WM 2006 zurück, auch die Zeiten davor wären natürlich noch mal interessant — wenn’s denn interessiert.

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Töppi keine Träne nachweinen …

… denn es geht ja „immer weiter, immer weiter“.

Wie wenig verdient eigentlich so ein Moderator bei der ARD oder beim ZDF? Sind diese da nicht zu guten Bezügen fest angestellt? Fällt es doch schon unter „Geringverdiener“? Die Rede ist dabei nicht mal von Baptist Kerner, der ja öfter mal die Sender wechselt, die Marken, für die er wirbt, allerdings auch. Die Rede ist von den eigentlich doch immer so brav daherkommenden Delling und Müller-Hohenstein. Letztere hatten wir hier öfter schon in der Pfanne sitzen, die Weihenstephan-Affäre ist gerade mal ein paar Wochen alt.

Nun, wir dürfen annehmen, dass die Moderatoren sehr wenig verdienen. Es werden wohl ein paar Euro mehr sein als bei einem Lokalradiosender, aber so richtig zum Leben reicht es immer noch nicht. Deshalb muss man die gerade erst frisch verlassenen Fußstapfen des ehrenwerten Rolf Töpperwien auch gleich wieder mit Inhalten füllen, diesmal mit den eigenen. Und dass sich keiner wundert, wenn es beim nächsten Aktuellen Sportstudio wieder nur butterweiche Fragen an Louis van Gaal gibt, obwohl er doch eventuell schwer in der Kritik steht und man ihm einiges vorwerfen könnte: Nicht dass er noch bei der nächsten Buchvorstellung jemand anderen mietet, man weiß ja, wie herrisch, jähzornig und nachtragend van Gaal sein kann, da verkneift man sich die kritische Frage doch lieber.

Katrin Müller-Hohenstein präsentiert Louis van Gaals Biografie.

Gerhard Delling hingegen gibt bei der Verleihung einer offensichtlich ohnehin x-beliebig gewordenen Ehrung den Conferencier.

Auch im Falle von Delling darf man fragen, ob er denn beim nächsten Mal noch genauso hart zufragen wird, wie man sich das eigentlich von Öffentlich-Rechtlichen wünscht. Aber Sich-Gemeinmachen, das ist ja nicht erst seit dem Team Telekom Teil des Tuns.

Dass man mit solchem Sich-Gemeinmachen inzwischen aber durchkommt, ohne dass jemand aufjault, während man vor ein paar Tagen erst Töppi das Kumpelsein hart vor den Latz knallte, das wird doch nicht bedeuten, dass man sich vom jeweils buben- und mädchenhaften Grinsen der beiden Protagonisten täuschen lässt?

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„Der macht zu viel Fisimatenten“ — ARD Sportschau extra zur Entlassung von Jürgen Klinsmann bei Bayern

Update: Nachdem ich das Video fand, ist das Transkript jetzt wortgetreu.

Aufgrund der Schwere der Ereignisse des heutigen Tages konnte das ARD nicht anders, als eine Sportschau Extra ins Programm aufzunehmen, direkt im Anschluss an die Tagesschau. Überraschenderweiste heißt der Gast Gerhard Dellings Helmut Markwort, Aufsichtsratsmitglied beim FC Bayern, ein Fußballexperte, wie er gerade vom EM-Public-Viewing kommen könnte. Oder aus seinem eigenen Wohnzimmer, als er sich gerade über eine Niederlage seines Clubs geärgert hat.

Vorspiel in der Tagesschau: Kleiner Einspieler, wie Jupp Heynckes schon vor Ort ist, um die „Begebenheiten“ zu inspizieren. Uli Hoeneß von der Pressekonferenz: „Wir haben noch 5 Spiele zu laufen.“ Klinsmann fuhr wortlos vom Gelände, war angeblich von der Entscheidung überrascht. Klinsmann bedankt sich bei Fans und Wem-sonst-noch auf der Webseite des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge wird auch noch kurz zitiert.

Nach dem kurzen Schwenk zum Wetter dann also die ARD Sportschau extra:

Gerhard Delling: Guten Abend meine Damen und Herren, zu dieser Extra-Ausgabe der Sportschau anlässlich der heutigen Ereignisse beim deutschen Rekordmeister Bayern München. Dort ist das sehr ambitionierte Modell Jürgen Klinsmann mit dem heutigen Rauswurf endgültig gescheitert, obwohl gerade der ehemalige Nationaltrainer und -spieler selbst noch vor wenigen Tagen betont herausgearbeitet hat, dass er eigentlich schon am Kader für die nächste Saison arbeitet. Trotzdem kam für viele der heutige Schritt alles andere als überraschend.

Einspieler mit diversen Stimmen zur Entlassung:

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Dellings Schlittenfahrt

Nach (gefühlten) Jahren der Abstinenz schaue ich mal wieder Sportschau:

Die Gesamtinszenierung hangelt sich an dem auch im Studio visualisierten Bild einer „Schlittenfahrt“ entlang, von Berlin über Stuttgart nach Hamburg. Oder so.

Die Frage ist wirklich: Für wen macht man solch eine lächerliche Scheiße?

Doch wohl hauptsächlich für diejenigen Leute, die sich das ausgedacht haben, die wahrscheinlich ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, sich solch eine anwidernde Stillosigkeit auszudenken. Das mag in anderen inhaltlichen Regionen, Supernanny, Lindenstraße oder was es sonst noch gibt, angemessen sein. In einer Sportschau-Sendung, die von der Bundesliga berichtet, ist es überflüssig wie ein Kropf. Es ist nicht nur überflüssig, es ist noch dazu infantil. Es ist billig, es ist Lidl- oder Aldi-Geschmack, wo man doch eigentlich nichts anderes erwartet als: Fußball.

Niemand braucht Weihnachts-, Nikolaus- oder sonstige Winter-Analogien, wenn er einfach nur Fußball sehen will.

Außer natürlich den Leuten, die sich das ausgedacht haben.

Abgesehen davon bin ich nun endgültig davon überzeugt, dass man keinen Kommentator mehr bei Kurzzusammenfassungen benötigt. Diese vermaledeite Superlativinflation und dieses ständige sich an dem, was man sieht, Aufgeilen, die verschwuppt betonte Sprache, die Verschwurbeltheit und die unsägliche Aufbauschung kleinster Vorfälle inklusive dem Spiel immanenter Dinge wie z. B. Torschüsse oder Zweikämpfe, ist derart realitätsfern und abturnend, dass man einfach nicht mehr anders kann, als abzuschalten. Oder sich zu wünschen, dass für den Fernseher das gälte, was Steffen Simon über Stuttgarts Ausgleichtor doch tatsächlich vor Millionen von Menschen ins Mikro blökte:

„Da macht es einfach Bumm.“

Gute Nacht, Sportschau.

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Klose feiert neuen Neuzugang

Beim FC Bayern München haben sie endlich etwas von Aufsichtsratmitglied Boris Becker lernen können: Eine Ballmaschine. Man muss sich das in ungefähr so vorstellen wie beim Tennis. Eine Ballmaschine ist nicht etwa Christoph Metzelder, der die allermeisten ihm zugespielten Bälle wieder an den Gegner zurückspielt, bzw. sie gar nicht erst erobert. Eine Ballmaschine ist tatsächlich eine Maschine, was jetzt wiederum Assoziationen bezüglich Carsten Jancker erweckt, die aber ebenso falsch sind.

Miroskloff Klose arbeitet neuerdings beim FC Bayern mit einer solchen, von Boris Becker empfohlenen, Ballmaschine und damit scheint er sehr zufrieden zu sein, auch wenn angesichts der Privatheit des Bayerntrainings keine Bilder davon existieren:

Zusatzschichten förderten Kloses Sicherheit im Abschluss unter Zuhilfenahme einer Ballmaschine, die den Bayernstar begeistert: „Diese Ballmaschine ist eine Sensation.“

Ob Klose selbst damit auch (wieder) zur Sensation wird, werden wir heute Abend ab 20.45h und — gottseidank — mit und von Günter Netzer und Gerhard Delling erfahren. Und nicht von Oliver Fregatte. Liechtenstein hingegen ist keine Maschine, schon eher ein Stolperstein. Miroskloff Klose.

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EM zum ersten Mal in der DDR

Nachdem Margot Honecker gerade erst einen Orden des Landes Nicaragua erhielt, kann die DDR weitere Erfolge feiern: Berlin und Leipzig sind als Austragungsorte der EM 2012 im Gespräch. Eigentlich hatte man in der DDR darauf gehofft, der UEFA auch noch Dresden, Karl-Marx-Stadt und eventuell sogar Frankfurt (Oder) als weitere Schauplätze der EM unterjubeln zu können. Nun ist man aber damit zufrieden, überhaupt dabei zu sein, zum ersten Mal seit Bestehen des [Fußballverband der DDR, Name hier natürlich unbekannt] ein großes Turnier co-ausrichten zu dürfen. Nicht nur freut man sich als von außen nach innen kommend weltoffenes Land, viele Freunde und Faschisten aus aller Welt begrüßen zu dürfen, als Co-Gastgeber ist man auch zum ersten Mal seit Bestehen (der Europameisterschaft) für ein solches Turnier qualifiziert.

Leichte Änderungen werden am in den Straßen Berlins präsentierten Kader der Nationalmannschaft der DDR wohl noch vorgenommen werden, insgesamt ist man sich aber sicher, ein schlagkräftiges Team an der EM teilnehmen lassen zu können.

Sollte sich die BRD für die EM 2012 qualifizieren können, käme es eventuell gar zu einer Neuauflage des Bruderduells von 1974. Günter Netzer hat für diesen Fall schon klargestellt, dass jene Partie auf jeden Fall im ZDF übertragen werden müsse. Er könne es nicht ertragen, all die Dellings zu seinem einzigen Einsatz bei der WM 1974, der bekanntermaßen mit einer peinlichen Niederlage endete, anhören zu müssen.

In der DDR freut man sich derweil auf die Autokorsos mit Trabbis und dem einen oder anderen Wartburg, geschmückt mit schwarz-rot-goldenen Fahnen mit Hammer und Sichel Zirkel. Wie klingt eigentlich eine Trabbi-Hupe?

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FIFA Becherwurf 08

Neuerdings habe ich meine Liebe zu FIFA 0x wiederentdeckt, die ich nie hatte. Vier Millionen Knöpfchen und 38 Millionen Sondertricks ließen das Ganze dann doch immer zu einer unhandhabbaren (was für ein Buchstabensalat) Angelegenheit werden. Da ich nicht mehr nachmittags ab 13.20h wie Bart Simpson mit Erklingen der Schulglocke das Weite und somit den Rechner suchen kann, fehlt mir einfach die Einarbeitungszeit und das Geschick, mich in diesem Trick-Wirr-Warr zurecht zu finden. Was bedauerlich ist, auf dem C64 habe ich schließlich noch ganze Saisons in quasi-Echzeit mit Freunden durchgespielt — und jeder weiß doch, wie man da Tore erzielte, mit immer dem selben Trick. Man musste ihn nur schneller anwenden können als der menschliche Gegner. Da gingen dann schon mal 34 Samstagnachmittage für drauf, als erster in die richtige Schussposition zu kommen. Immens zeitverschwendend, zu dieser Zeit. Zu dieser Zeit dachte man aber auch, alt würden nur die anderen. Warum also nicht 34 Spieltage lang eine Bundesligasaison mittels Commodore Soccer simulieren?

Neuerdings weiß ich zum Glück, welche Tastenkombination mich auch bei FIFA 0x erneut ins Spiel bringt: die für den Becherwurf. Danach macht das Ganze zumindest beim Zusehen wieder richtig Spaß.

Jetzt warten wir nur noch auf die FIFA Delling 08-Version, bei der man je nach Tastenkombination diverse Wortspiele und Kalauer raushauen kann. Nachdem das Spiel abgebrochen wurde.

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Presseschnee von morgen: ¾ erster Spieltag

„Holland jetzt Favorit Nr. 1″ — wie man weiß, ist es im Fußball noch nie vorgekommen, dass eine Mannschaft erst ein Spiel gewinnt und dann ein Spiel verliert. Wer einmal ein Spiel gewinnt, der gewinnt per fußballimmanenter Regel zwangsläufig alle folgenden Spiele. Also zumindest bis zum nächsten. Deshalb, klar, ist Holland jetzt schon Weltmeister, während Italien die nicht nur theoretisch unmögliche Aufgabe bevorsteht, gegen Frankreich und Rumänien zu gewinnen. Etwas, was Italiener nicht gewöhnt sind: In der Vorrunde schon richtig Gas geben zu müssen. Allerdings darf man ihnen zutrauen, zu wissen, wo das Tor steht, schließlich hätte Luca Toni alle seine Chancen „bei den Bayern natürlich reingemacht“ – klar. Es liegt immer an irgendwelchen äußeren Umständen, wenn man das Tor nicht trifft, möglicherweise war das Stadion auch zu klein, selbst Oliver Kahn fiel es bekanntermaßen schwer, sich in kleinen Stadien wie in Getafe oder im Camp Nou zu motivieren. Außerdem ist es immer noch cooler, so eine Krawatte wie Donadoni zu tragen als so keine Krawatte wie Marco van Basten, der damit zu sehr an Rudi Völler erinnert, den lebendigen Beweis dafür, dass man Deutsche nicht vor internationale Fernsehkameras stellen sollte, wenn es um Mode geht.

„Deutschland nur noch Favorit Nr. 2″ — da Italien aufgrund der Gesetze des Fußballs, dass Holland kein Spiel mehr verliert, schon ausgeschieden ist, kann Deutschland eigentlich nur noch von einem Land gestoppt werden: Kroatien. Und das im nächsten Spiel. Was danach passiert, weiß man noch nicht, aber es könnte sein, dass Löws Bilanz ein bisschen verhagelt wird oder sogar, dass Podolski nach Erhalt der Mitteilung, dass er auch eine Oma aus Kroatien hat, das Toreschießen weiterhin nicht bejubelt. Er wäre wohl der erste Torschützenkönig einer EM, von dem es keine Jubelbilder gibt. Vermaledeiter fehlgeleiteter „Respekt“ vor irgendetwas. Wer auf den Platz geht, muss damit rechnen, Gegentore zu bekommen, wer den folgenden Jubel seines Gegners nicht ertragen kann, sollte lieber abends noch in der Uni-Bibliothek vorbeischauen, statt eine Fußballpartie zu beginnen.

„Das deutsche Spiel hatte Dellen“ — Netzer und Delling in Hochform, letzterer schon zuvor mit dem einen oder anderen Delling („An diesem Tage gab es auch noch andere Themen, und welche das sind, erfahren wir in den Tagesthemen.“), lassen noch mal klar erkennen, dass Uli Potofski einfach nur der falsche Sidekick für den (Kommentatoren-) frühen Günter Netzer war. Hach, gegen wen werden wir diese beiden eintauschen? Achja:

„Scholl der neue Stern am Kommentatorenhimmel“ — so einfach ist das nämlich im Fußball, man muss nur intelligenter sein als Effenberg, Basler, Matthäus und Andy Brehme einzeln oder auch zusammen, was der durchschnittliche Leser dieser Zeilen locker schafft, sonst hätte er den Weg zu dieser Seite auch nicht gefunden. Schon ist man super, toll, grandios und eigentlich waren ja sowieso alle immer schon Fan von Mehmet Scholl, obwohl der ja, o Wunder, 25 Jahre lang beim falschen Verein spielte. Der Quoten-Bayer, eine Rolle, die jetzt wohl Ribéry übernimmt, den jeder liebhaben darf. Dann natürlich erst recht, wenn er im Fernsehen über Fußball quatschen darf, und sich dabei sprachlich so verhält, als sitze er einem im Biergarten gegenüber. „Find ich voll zum Kotzen“ und ähnliche Phrasen, die man von Netzer nie hören würde, geben dem gemeinen Fan endlich die Gelegenheit, sich selbst auf Analystenaugenhöhe mit denen da im Fernsehen zu sehen. Etwas, was Klopp durch seine Taktik-Videotafel aus gutem Grunde zu verhindern weiß. Immerhin hat Scholli, wie er „liebevoll von seinen Fans genannt wird“, einen anderen Kommunikationstrainer als Lothar Matthäus, offensichtlich nämlich gar keinen. Symbadisch, schon, aber mehr erst mal noch nicht. Und die Tiefe, die da viele gesehen haben wollen, gipfelte in der Erklärung, warum Ribéry nicht rechts sondern nur links dribbeln dürfe:

Weil er auf rechts nach seinem Trick an der Eckfahne steht.

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Netzer, der Frauenflüsterer

Kann sein, dass das Bild jetzt schief ist, den Pferdeflüsterer habe ich nie gesehen noch gelesen, falls es dazu überhaupt ein Buch gab. Ein Buch, ein offenes nämlich, ist aber Netzer für jene Frauen, die Fußball schauen, obwohl sie ihn nicht verstehen. Dass die Männer ihn auch nicht verstehen, aber so tun, als ob, soll hier nicht Thema sein.

„Wenn ich mit Frauen spreche, höre ich oft: ‚Herr Netzer, wir sind Ihnen dankbar, denn wir sind keine Fußballfreaks, Sie erklären uns diesen Sport, und wir verstehen Sie.“ Gibt es ein größeres Kompliment, als dass mich die Frauen verstehen?‘“

Sondern die Tatsache, dass wir hier ja immer auf allem und jedem Rumbashen und dass es eigentlich überhaupt keinen Kommentatoren oder „Experten“ gibt, der nicht irgendwo in den vermeintlich unendlichen Weiten des Internets gebasht wird. Und deshalb muss ich heute mal eine Lanze für Netzer und Delling brechen. So vorhersehbar Dellings manchmal wirklich nur ein unterdrücktes Gähnen hervorrufende Wortspiele auch sein mögen: Richtigen Senf haben sie selten verzapft, und wenn, dann darf man ihnen diese paar Ausnahmen auch zugestehen. Die beiden bleiben angenehme Erscheinungen, gerade weil sie trotz ihrer Witzeleien den Show- und Gekreischfaktor erfrischend niedrig halten. Sicher könnten ihre Ausführungen an vielen Stellen mehr fußballerische Tiefe haben als die länderbezogenen Klischees, zu denen auch Netzer immer wieder greift, und eben genau jene Details beleuchten, die Leute interessieren, die glauben, Fußball zu verstehen. Das ist nicht der Fall. Das, was dann noch übrig bleibt, hat aber Hand und Fuß und ist auch — Netzers allenthalben auftretende Stottereien geschenkt — merklich anders als anderswo, sprachlich als auch sachlich.

Möglich, dass man ein gewisses Alter erreicht haben muss, um das Tempo und die müden Witzchen nicht einschläfernd, sondern angenehm zu finden. Hat man dieses Alter, dann weiß man aber auch, wie es vor Netzer und Delling mal gewesen ist und fürchtet gleichzeitig die Antwort auf die Frage, wie es nach ihnen mal sein wird. Ganz zu schweigen davon, wie es auf dem anderen Kanal in King Kürze sein wird.

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Eben nicht Latte, Ecke, Elle — ein Beinahe-Delling

Wenn ein Spieler selten spielt oder gespielt hat, weil er verletzt ist, war oder so wirkt, oder weil er gesperrt war oder ist oder weil er einfach Scheiße spielt oder spielte, dann ruft alle Welt danach, dass dieser Spieler unbedingt „Spielpraxis“ bekommen möge.

Wenn der selbe oder ein anderer Spieler viele Spiele macht oder gemacht hat und in irgendsoetwas Esoterischem wie einem „Rhythmus“ [1] ist, dann darf er wiederum nicht zu viele Spiele machen (z. B. für andere Mannschaften, Auswahlmannschaften, Kindermannschaften, Autogrammballmannschaften oder einfach in unwichtigen Spielen seiner eigenen Mannschaft), damit er sich „voll auf [Irgendwas] konzentrieren kann“.

Um es mit Obelix zu sagen: Das soll logisch sein?

Spiele in der eigenen Mannschaft vermitteln Rhythmus und Spielpraxis, Spiele für andere Mannschaften hingegen stören die Konzentration.

Ehrlich gesagt habe ich immer noch nicht so richtig verstanden, warum Minus mal Minus Plus ergibt. Höre ich weiter den Fußballerbinsenweisheiten zu, wird es mir aber langsam klarer.

[1] Rhythmus ist etwas, was man im Laufe mehrerer Spiele unbedingt finden muss, obwohl noch nie ein Mensch auf dieser Welt einen Rhythmus beim Durchführen von Fußballspielen gesehen hat. Wenn man mag, könnte man den Rhythmus als den Schatz am Ende des Regenbogens für Fußballer betrachten. Könnte man, wenn es da nicht noch so viele andere Dinge im Fußball gäbe, die noch nie jemand gesehen hat, die mit dem Rhythmus konkurrieren.

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Unprätentiös: Tom Bartels. Untragbar: Thomas Doll.

Wer tatsächlich dauerhaft Fußball-Live-Übertragungen im Fernsehen schaut, der hat entweder kein Geld für eine Eintrittskarte, wohnt zu weit weg von einem relevanten Stadion oder ist einfach zu foul und somit eine Couch-Potatoe.

Wer tatsächlich dauerhaft Fußball-Live-Übertragungen schaut, der wird besser wissen als ich, wie die Landschaft der Kommentatoren derweil aussieht: Wer in dieser Rolle wirklich nervt, wer ganz okay ist und wer eigentlich ein Guter ist. Einschlägige Blogs und Webseiten berichten ausführlich über diese Themen, hier wird in Ermangelung an dauerhafter Fußball-Live-Spiel-Schauen-Motivation nur über einzelne Höhepunkte bzw. Tiefpunkte und noch ein Tiefpunkt und noch ein weiterer Tiefpunkt berichtet.

Gestern brodelte das Westfalenstadion endlich mal wieder so richtig, wenn mich meine alten, müden Augen nicht getäuscht haben, und es brodelte zurecht. Wer dem Zuschau-Vergnügen hinter dem Beamer keinen Abbruch tat, war überraschenderweise, selten genug, der Kommentator. Tom Bartels hat als angenehmen Nebeneffekt eine wohlklingende Stimme, verfügt aber in erster Linie über das Talent, 90 Minuten lang ein Fußballspiel zu kommentieren, indem er 90 Minuten lang ein Fußballspiel kommentiert.

Das ist selten, man darf durchaus anmerken: das ist selten geworden.

Bei ihm ist es aber so und deshalb möchte ich die Nacht heute mal nicht mit Genörgel und negativem Gewitzel beschließen, sondern mit etwas, was man viel zu selten von sich gibt: Mit einem Lob. (Nein, nicht diese hohen Bälle, die nur dazu dienen, einen zu weit vor dem Tor stehenden Torwart zu überwinden: ein echtes Lob.)

Mit Tom Bartels am Mikrofon macht das Fußballschauen Spaß in jeder Hinsicht, natürlich könnte auch er ein wenig mehr Schwafelpausen einlegen, alles in allem aber gibt es nichts zu bemängeln, was uns das Vergnügen verleidet hätte: keine Spielerfrauenfrisuren, keine voreiligen Urteile bei strittigen Szenen und auch kein obszönes Herfallen über den Schiedsrichter bei einer klitzekleinen Fehlentscheidung.

And now for something completely different.

Wer allerdings gar nicht geht und noch mal ins Regelbuch schauen sollte, bevor er sich einer an diesem Abend großen, mehrheitlich wissenden Fußballgemeinde mit seinem lächerlichen Sermon präsentiert, ist Thomas Doll. Natürlich spielt der Dortmunder in jener Szene, die zum ersten Strafstoß führte, zuerst den Ball. Danach senst er aber den dahinterstehenden Bremer voll um und nimmt sogar dessen, hätte er voll getroffen, drastische Verletzung in Kauf. Wie ich hier schon an diversen anderen Stellen bemerkte, ist der Hinweis, dass ein Spieler „den Ball spielt“ für die Entscheidung, ob eine Aktion „Foul“ ist oder nicht, irrelevant. Wichtig ist, ob er „Foul“ spielt, was hier unabweislich der Fall war.

Wenn Doll mit seinen eigenen Fehlern innerhalb des Teams ähnlich umginge, wäre klar, warum er so schnell an Respekt verliert.

Gerettet hat die Doll’sche peinliche Uneinsichtigkeit Thomas Schaaf mit seiner hanseatischen Lässigkeit (obwohl sein Team das Spiel verloren hatte), die zum Hinweis darauf führte, dass man schließlich in der Sendung vorwärts kommen wolle. Es hätte keinen Sinn gehabt, mit einem derart verblendeten Thomas Doll über ein derart eindeutiges hartes Foul zu diskutieren, insofern traf Schaaf die einzig mögliche Entscheidung, das Ganze zu beenden.

Wie auch immer man zu Delling stehen mag, die Verbrüderung zwischen Schaaf und Delling hatte am gestrigen Abend nichts Anbiederndes, vermittelte stattdessen den Eindruck zweier Menschen, die noch nicht den gesunden Menschenverstand verloren haben, die sich aus diesem Grunde zwangsläufig gegen einen wirr daher redenden zu Interviewenden zusammenschließen müssen.

PS: Endlich geht’s weiter.

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