Wenn man sich selbst im Regen aufhält, wirkt er nie so stark wie wenn man von drinnen aus dem Fenster auf den Regen schaut. Das ist für die meisten Fälle des Alltags recht irrelevant, weil man in den meisten Fällen drinnen ist, wenn es regnet. Aber für jenen Fall, dass man ein Fußballspiel zu spielen beabsichtigt, ist es etwas wichtiger als sonst.
Schließlich plant man, sich mindestens 90 Minuten und so der Schiedsrichter es will noch ein paar Minuten länger in diesem Regen aufzuhalten. Oder beim Training unendliche (weil herrliche) Minuten an Zeit im Regen.
Hat es je einen Fußballspieler gegeben, ob jung, alt, professionell oder von Letzterem weniger, der sich beschwert hätte, dass es regnet, während er Fußball spielt? (Im Falle der jüngeren Fußballspieler mag es da einige gegeben haben, die wurden aber nicht alt, als Fußballspieler.)
Nein, hat es nicht gegeben, was erstaunlich ist, läuft man doch gemeinhin nur in außergewöhnlichen Zuständen gerne und freiwillig länger als für ein paar Minuten im Regen herum.
Dem Fußballer macht das nichts aus.
„Bei dem Regen willst Du zum Training gehen?“
So hört man die entsetzten Stimmen noch nicht mal Erziehungsberechtigter, sondern gleichaltriger anderer Menschen nicht fragen, vielmehr vorwerfen. Dass „Wieso nicht?“ hier keine akzeptbale Antwort sein würde, weiß man aus Erfahrung, obwohl die Antwort doch völlig zutrifft.
Wenn man läuft (und spielt, anders als beim reinen Joggen), merkt man den Regen doch gar nicht. Man läuft ihm davon. Klar, er tropft schon mal ins Gesicht, ins Auge, über die Lippen, in den Mund gar, heftiges Atmen gehört dazu. Aber dorthin dringt Schweiß ebenso und solchen vergießt man beim Fußballspielen nun mal ohnehin. Auch wenn es nicht regnet.
Man fragt auch keine Schwimmer, ob sie es nicht eklig finden, in einem Becken zu schwimmen, in das sie selbst (und alle Mitschwimmer) hineinschwitzen, stundenlang bleiben sie in dieser Brühe und fühlen sich doch pudelwohl wie Fische im Wasser. Und die können bekanntlich nicht schwitzen.
Man sollte den Versuch nicht unternehmen, Außenstehenden begreiflich zu machen, dass es völlig egal ist, ob einem nun der Schweiß oder das Regenwasser ins Gesicht läuft. Oder dass selbst nasse Trikots, nass von einem Pfützensturz auf einem Ascheplatz, so lange nichts ausmachen, wie das Spiel läuft. Danach zieht man es ja ohnehin aus.
Doch Schweiß, Wasser, Tränen vielleicht auch, vom eisigen Wind, man ist sowieso völlig mit allen Sorten von Flüssigkeiten bedeckt, machen niemandem etwas aus. Auch innerlich rauscht das Blut rasanter durch die Adern als wenn man zu Hause am Fenster säße und nach draußen blickte. Alle Flüssigkeiten marsch, wir stehen auf der Brücke auf rauer See, doch wie es auch peitscht und faucht, der Ball muss nun mal ins Tor, niemanden schert da der Ruf nach Obdach wegen ein paar Tropfen mehr oder weniger.
„Ja.“
„Du bist verrückt.“
Nicht jedes Mal bei dieser Frage denkt man den ganzen obigen Gedanken zu Ende, man hat ihn ja schon verinnerlicht und muss ihn nur anstupsen, mit einem Tröpfchen Regen oder mit einer blöden Frage, und schon ist er voll aktiviert.
„Ja. Bis nachher.“
Dann stapft man durch den Regen den Hinweg entlang und später umgezogen aus der Kabine, das Klackern der Stollen auf dem Weg zum Platz ein bisschen gedämpfter als sonst. Und natürlich wirkt es draußen erstmal nass, vom Regen. Wenn man ins Becken springt, ist es auch für einen Moment kalt und neunass.
Danach nicht mehr.
Dann läuft alles wie sonst auch, mit den kleinen Apfelstrudeln zum Training gereicht, dass der Ball viel weiter glitscht als sonst, sich erfreut viel schneller um die eigene Achse dreht, dass die Rasenhalme an ihm kleben bleiben, man ihn leicht schaustellerisch abwischt, bevor man einen Eckball tritt, und dass die Stollen tiefer in den aufgeweichten Boden eindringen als ohne den Regen. Weshalb man jetzt schon weiß, dass man abends noch seliger einschlafen wird als an normalen Spieltagen und am nächsten Tag trotz Austrainiertheit die Muskeln ganz leicht spüren wird, dieses angenehme, nur leichte Zwicken, das ja nicht nur geistig befriedigt, sondern tatsächlich körperlich.
„Da bin ich wieder.“
Das dazugehörige „War gut.“ grinst man nach innen und von außen plitschplatscht es aufs Fenster.
Schöner Text. Trifft es perfekt. :-)
Aber, Herr Trainer, wenn es nicht regnet, klackern die Stollen doch nicht weniger gedämpft, sondern gar nicht. Da trägt man, trage ich keine, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
Ok, unsachlicher Kommentar. Tatsächlich ist das wieder einmal einer jener wunderbaren Texte, bei denen ich mich immer wieder frage, wieso erst ein Trainer Baade kommen musste, um ein Thema zu Papier zu bringen, und so schön zu Papier zu bringen, das uns mit einer gewissen Regelmäßigkeit begegnet, schon in jungen Jahren begegnet ist, oder nun wieder relevant wird, als Eltern, wenn wir nicht verstehen können, wieso die Beteiligung beim Jugendtraining der eigenen Sprösslinge so sehr nachlässt, wenn es mal regnet.
Wobei: im Grunde richtet sich der Text ja auch und nicht zuletzt an all jene anderen Eltern (und Kinder), die das Wetter nicht nur in extremen Ausprägungen als relevant für die Frage erachten, ob das Training, oder gar ein Spiel, nun stattfindet oder nicht. Insofern: Verzeihung, Trainer, ich sprang zu kurz.
Danke für diesen wunderbaren Text Trainer, ich kann das nasse Gras förmlich schmecken und riechen.
Die reinste Fußball-Poesie! Auch ich danke für diesen herrlichen Text!
…und würde am liebsten direkt ne runde Pöhlen gehen. Aber regnet ja gerade nicht… ;)
Wunderschöner Text, den ich so irgendwann mal meinem Nachwuchs vorlesen werde.
Gilt leider ganz und gar nicht für: Eishockey. Fahrradfahren. Also, finde ich jedenfalls.
Wobei mich das vom Hockey-Training natürlich nicht abhält.
Ich wüsste nicht, welche Gelegenheiten es geben sollte, bei denen man auf Stollen verzichtet, heinzkamke.
Ohne ist man doch quasi nackt. Man braucht die Stollen, um, was ja im Fußball nicht ganz unwichtig ist, im Antritt das Zehntelsekündchen schneller zu sein als der Gegner.
„Wenn es sich irgenwie vermeiden lässt“ – ja spielen Sie denn eine andere Sportart als ich? Bin ich so verblendet? Wann gibt es denn eine Situation, in der man auf die Superkraft der Stollen verzichten könnte? Mir fällt keine ein, aber das mag auch zu einem Teil Aberglauben sein.
Ohne Stollen fühle ich mich nackt und hilflos, egal, auf welchem Boden. Ich spiele auch auf Asche mit Stollen. Nicht weil das so sein muss, sondern weil es dann besser geht. Mehr Gefühl für den Ball, mehr Gefühl für den Boden, selbst, nun überschätze ich es natürlich, aber auch mehr Gefühl für den Raum.
Einer der Gründe, warum ich Hallenfußball nicht mag: Irgendwie weiß man da nie so richtig, wo man eigentlich auf dem Spielfeld steht. Es fehlt das Gefühl für den Boden.
Nichts geht über lange, wenige Stollen auf Rasen.
Trainer, ich habe keinen Antritt, insofern stellt sich mir die Frage nach den Zehntelsekündchen nicht. Aber es soll ja nicht um meine ganz persönlichen Defizite gehen, sondern ums große Ganze.
Umso dreister, dass ich gleichwohl mit eigenen Erfahrungen fortfahre: Stollen auf einem betonharten, verbrannten Sommer-“Rasen“? Auf einem ebensolchen Aschenplatz? Auf Kunstrasen, gar? Ich bezweifle, dass ich dann noch Fußball spielen könnte, so ganz ohne Achillessehnen, mit malträtierten Knien und sonstigen Gelenken. Von den blutigen Fußsohlen ganz zu schweigen, an denen sich irgendwann (sechs-)punktuelle Hornhaut bildet.
Womit ich nicht Deinem Grundgedanken widersprechen möchte: lange Stollen auf Rasen sind wunderbar. So der Rasen weich ist, was er im Idealfall stets sein sollte. Auch das Klackern ist Musik in meinen Ohren.
Deinen Verweis auf „wenige“ Stollen empfinde ich indes als, mir fehlen die Begrifflichkeiten, nahezu pleonastisch. In meiner althergebrachten Fußballwelt treten Stollen nur in Kleingruppen auf, sprich zu sechst. Und haben ein Gewinde.
Dein Gefühl, sich ohne fußballspezifische Sohle hilflos zu fühlen, teile ich und danke für dessen überzeugende Beschreibung. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass mir Nockenschuhe ausreichen, damit sich das entgegengesetzte, positive Gefühl einstellt, auf Kunstrasen und sonnigen Aschenplätzen reicht in der Regel gar das, was gemeinhin unter „Tausendfüßler“ läuft.
Ich will Euren Erfahrungsaustausch gar nicht stören.
Nur soviel: Beim Eishockey verhält es sich mit dem möglichst engen Zuzerren der Schnürsenkel wohl ganz ähnlich. Zu locker ist natürlich gesundheitsgefährdend, aber auch weit über den eigentlich notwendigen Punkt an Zugkraft hinaus bietet jedes Stückchen mehr ein besseres Gefühl für das Eis, mehr Kontrolle und einen Sekundenbruchteil mehr Antritt – fühlt sich jedenfalls so an.
Unbedeutender Nachteil: Die Füße tun erst weh, werden dann ungenügend versorgt und tun dann mal so richtig weh.
Naja, besser als sich durch von Stollen hervorgerufene Verdrehungen das Knie zu zerfetzen.
Sternburg, mir gefällt es, wenn wir hier sportartenübergreifend agieren. Ausgehend von der Schnürung des Schuhwerks beim Eishockey war mein erster Gedanke: Skischuhe. Zwar nicht geschnürt, dennoch: Die Füße tun erst weh, werden dann ungenügend versorgt und tun dann mal so richtig weh.
Der Schlusssatz war allerdings gemein und unromantisch.
Heinz, dass Du keinen Antritt hast, ist sicher nicht immer von Nachteil, deswegen musstest Du sicher lernen, immer richtig zu stehen, was ich von mir nicht behaupten kann, aber ich war ja auch ein rein Offensiver und musste sozusagen das richtige Stehen des Gegenübers überwinden. Und hatte eigentlich nur einen Antritt und darauffolgende etwas längere Sprint-Ausdauer über etwa 30 Meter, aber war beileibe kein Dribbler. Alles lief mehr oder weniger über die Kraft der Oberschenkel. Das ist schon ein bisschen eindimensional, aber das schrieb ich ja schon im Text über das Two-Trick-Pony, das ich war.
Und früher hab ich auch manches Mal mit Mehrnoppenschuhen auf Asche gespielt, aber heute kann ich absolut nicht mehr ohne die Stollen, was dann tatsächlich durchaus etwas sehr hart im Körper ankommt, aber es ist ja sehr selten geworden. Zum Glück spielt man hier fast nur noch auf Rasen. (Obwohl der Ascheplatz an sich natürlich weiterhin der Inbegriff des Revierfußballs ist. Aber Niederrhein ist eben nicht Revier.)
Was Kunstrasen angeht, hab ich nur zwei Mal auf Kunstrasen gespielt: das erste und das letzte Mal am selben Tag. Es war vollkommen fürchterlich, nicht bezogen auf die Schuhe, sondern darauf, wie der Ball läuft und dass beim Laufen absolut der Grip fehlt. Tatsächlich ein „künstliches“ Gefühl, nicht gut. Es war sogar auf dem Trainingsgelände des MSV Duisburg, so dass ich annehme, dass es einer der besseren Kunstrasen war, aber das hatte für mein Gefühl nichts mehr mit herkömmlichen Fußball zu tun, wie sich das Spiel dort darstellte.
(Okay, ein weiteres Mal hab ich noch auf einem Kleinfeld-Kunstrasen gespielt, da war es etwas besser vom Gefühl her, aber eben auch Kleinfeld.)
Und ja, stimmt, es gibt Schraubstollen wohl nur in recht begrenzter Anzahl an Schuhen, deshalb war das wohl überflüssig, es einzuschränken.
Tausendfüßler hingegen ist ein Reizwort: Werde – höchstwahrscheinlich völlig zu Unrecht – immer skeptisch, wenn Leute damit antanzen und dann jede Flanke vergurken. Tausendfüßler…
Im Hochsommer auf furztrockener Asche mit Stollen aufzulaufen hat zugegebenermaßen etwas sehr Dünkelhaftes, aber da bin ich dann gerne Freak. Ist ja nicht mehr regelmäßig. Und vielleicht bin ich mir auch nicht bewusst, was ich damit riskiere, weil ich nie verletzt war. Eine Beiß(!)wunde in der Stirn und zwei Mal Oberschenkelzerrungen sind alles, was ich bislang davontrug. Nie irgendwas gedreht, geplatzt, gebeugt, gesprungen.
Trainer, die Sache mit dem Two-Trick-Pony glaube ich Dir immer noch nicht so recht, aber einmal mehr erinnert es mich daran (im Übrigen bereits vor Deinem jüngsten Kommentar, da ich vorhin schon selbst an besagtes Pony gedacht hatte), dass ich irgendwann auch mal noch hatte aufschreiben wollen, was ich auf dem Fußballplatz so alles nicht kann.
Du schreibst in Deinem zweiten Absatz von Mehrnoppenschuhen. Die ich gedanklich sogleich als Multinoppen abgespeichert habe, welche ich wiederum zu den Tausendfüßlern zähle, die Du im weiteren Verlauf dann doch deutlich kritischer siehst. Sind Deine Mehrnoppenschuhe dann eher sowas wie früher der „Paul Breitner“ von adidas, oder gar der „Copa Mundial“, also das, was ich als Nockenschuh betrachten würde? (Beide spielte ich übrigens nie.)
Gleichzeitig stimme ich Dir in Sachen Tausendfüßler dahingehend zu, dass auch ich lange gebraucht habe, ehe ich welche fand, bei denen ich nicht den Eindruck hatte, wie ein D-Jugend-Spieler zu schießen und auch bei den von Dir angesprochenen Flanken keinen Zug hineinzubekommen.
Kunstrasen fand ich lange ganz furchtbar. Mag daran liegen, dass ich da mal einen frustrierenden Auftritt als Gastspieler bei einem potenziellen Verein in der Fremde hatte. Mittlerweile (seit sieben Jahren spiele ich wöchentlich auf Kunstrasen) schätze ich die Verlässlichkeit des Rollverhaltens sehr. Die Zufriedenheit mag aber auch damit zu tun haben, dass ich in einem Alter und Umfeld bin, in dem unser Spiel nicht durch überharten Einsatz, Grätschen und dergleichen geprägt ist.
Die Sache mit der Bisswunde, allerdings, die verdient bestimmt einen ausführlichen Blogeintrag.
Man mag vielleicht zufrieden sein mit dem Rollverhalten auf Kunstrasen, das kann ich verstehen. Aber es fehlen neben dem Geruch von Gras/Boden/Erde auch einfach diese Komponenten, dass ein Ball eben anders abspringt als auf Kunstrasen, dass es staubt, wenn man richtig schießt und dass man, wenn man Langweile hat, auch ein Büschel Gras aus dem Boden reißen kann. Gut, der letzte Punkt hat nichts mit Fußball zu tun, eher mit Konzentrationsschwierigkeiten, aber die gesamte Atmosphäre auf Kunstrasen turnt mich total ab.
Ich rede nicht davon, dass es gut ist, wenn ein Ball verspringt, das ist ja dann noch mehr Zufall als im Fußball ohnehin vorhanden, ich rede auch nicht davon, dass man irgendwie nicht richtig grätschen kann, Kunstrasen ist nun mal pflegeleicht und er existiert.
Aber wenn ich auf Kunstrasen spiele, habe ich das Gefühl, einen völlig anderen Sport zu betreiben als sonst. Einer, der nicht meiner ist. Sagte ich schon, ich weiß.
Was das Two-Trick-Pony angeht, hab ich jetzt länger nachgedacht. Ich kann wirklich kaum dribbeln, also so tricksen, einen Gegner ausspielen, ja, bisschen schon, aber nicht gut. Aber ich glaube, ich habe doch ein wenig Spielverständnis und „fühle“ diese Räume, in denen was gehen kann. Wo ich dann auch präzise hinspielen kann, oder sagen wir konnte. Das ist glaube ich das, was mich am Fußball so begeistert. Das Gefühl für die Räume, die sich ganz schnell wieder schließen, aber wenn man reinpasst, hat man das Spiel vorwärts gebracht. Insofern finde ich alle Kopfballduelle, Grätschen und Flanken toll, aber der Kern des Fußballs sind diese Räume, die da offen stehen und dann bekommt man so einen leuchtenden Moment im Gehirn, wo alles schreit: da isses, spiel da rein und wenn man es macht, wird man mit Hormonen belohnt, die sagen: das war gut.
Alles andere, wie der Platz riecht, ob es regnet, ob man die Mitspieler mag oder nicht, das kann man alles irgendwie aushalten oder sich damit arrangieren, auch wenn es eigentlich nicht passt.
Die Räume zu fühlen, das ist unersetzlich und das ist Fußball.
Was Multinoppen angeht: ich kenne mich da bei der Bezeichnung nicht aus. Kann da also nicht weiterhelfen. Wie meine Schuhe hießen? Ganz früher tatsächlich mal „Paul Breitner“, glaube ich, hatte viel adidas, zwischendurch mal Puma, später dann nur noch Umbro. Die haben irgendwas, was die Sache rund macht. Ich kann es – sage ich ganz bewusst als Blogger – schwer beschreiben. Ich weiß nicht, was es ist, aber Umbro macht das Erlebnis rund. Angenehm, man fühlt sich zu Hause darin und vertraut auf das, was man am Fuß hat und dass es das weiterleitet, was man eigentlich gerade sagen wollte, auf dem Platz.
Es ist echt ganz großes Kino, jetzt hier auch noch Eure Diskussion in den Kommentaren zu verfolgen! Ganz groß!
PS: Es lag also gar nicht an mir, dass die Flanken nicht kamen, sondern an den Multinoppen?! Verdammt, hätte ich das mal 10-20 Jahre früher erfahren! ;)
Es liegt mir dann doch am Herzen, keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: auch weiterhin empfinde ich Kunstrasenfußball als eine vergleichsweise unbefriedigende Alternative zum echten Fußball, auf einer grünen Wiese, mit echtem Gras, inklusive Geruch, echten Unebenheiten, echten Sliding Tacklings auf feuchtem Rasen (wiewohl letztlich die kompromisslosen Kunstrasengrätscher die wirklich harten Typen sind), oder auch, angenehmer, Flugkopfbällen im Stil des literarischen Heini Kamke.
Aber, und das ist ja nicht so schlecht, eben doch als Alternative. Fast hätte ich „im Gegensatz zu früher“ geschrieben, aber das stimmt ja nicht. Früher waren geteerte Schulhöfe oder Straßen ernst zu nehmende Alternativen, unter Verwendung von Plastik- oder Tennisbällen, Getränkedosen oder auch mal Steinen, und es ist mir eine große Freude, auch heute noch regelmäßig mit meinem Sohn mit herumliegenden Steinen zu kicken, einfach so, Zweikämpfe beim Sonntagsspaziergang, wenn man so will.
Womit ich mich zweifellos vom Thema entfernt habe. Es ging um halbwegs organisierten Fußball mit richtigen Toren, Fußballschuhen, Mannschaften, in der Regel Trikots. Den ich mittlerweile ohne schlechtes Gefühl auf Kunstrasen zu spielen bereit bin. Sagte ich schon, ich weiß.
(Was ich übrigens als „völlig anderen Sport“ begreife: Fußball auf Schnee. Es ist mir ein komplettes Rätsel, dass meine Mitspieler eine große kindliche Freude an den Abend legen, wenn der Platz mit frischem, unberührtem Schnee überzogen ist. Ok, das macht eine Viertelstunde lang Spaß, und ich mache in der Regel auch mit, der Körperertüchtigung wegen, aber es hat wirklich so gar nichts mit Fußball zu tun. Noch nicht einmal, wenn man Stollenschuhe trägt.)
Trainer, Du (erwartetes) Multi-Trick-Pony, die Sache mit den Räumen hast Du wunderbar beschrieben. Der Gedanke, das Spiel vorwärts zu bringen, ist ein schöner, spielphilosophischer. Bleibt die Frage, ob man das Spiel schon dadurch vorwärts bringt, dass man eben diesen richtigen Ball gespielt hat, oder muss er auch erkannt, aufgenommen, positiv verwertet werden?
Eine möglicherweise vergleichbare Frage stellt sich mir immer wieder (im Freizeitspiel, zugegeben): geht es darum, den richtigen Ball zu spielen – also den, den man nach persönlichen Kriterien, die mit der eigenen Vorstellung des „beautiful game“ im Einklang stehen –, auch wenn man erahnt, dass daraus nicht zwingend etwas Zählbares entsteht, weil der Passempfänger mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage sein wird, ihn vernünftig zu verarbeiten, das Tor zu erzielen oder den nachfolgenden Pass zu spielen, der den Spielzug erst zu einem gelungenen machen würde, oder sollte man den individuell stärkeren, nicht ganz so ideal postierten Mitspieler einbeziehen, der sich gegen sein Gegenüber vermutlich durchsetzen und zum Abschluss kommen kann? Ich neige prinzipiell zu Ersterem; konsequent bin ich darin aber gewiss nicht. (Eigentlich wollte ich darüber mal gebloggt haben. Vielleicht wird’s ja noch.)
Ach, und Fußballschuhe: Puma, sehr lange, der breiteren Form wegen. Anfangs „Diego Maradona“, ähnliche Sohle wie Breitner. Beim Copa Mundial stellten sich bereits im Schuhgeschäft nach ein paar Minuten die sternburgschen Durchblutungsstörungen ein. Im Lauf der Jahre habe ich viel probiert, lange Diadora gespielt, einiges andere, Nomis nicht zuletzt, mittlerweile geht auch adidas. Zumindest der Kunstrasenschuh.
Viel, viel geiler als der perfekte Pass ist es, so empfinde ich jedenfalls, diesen vorausahnend abzufangen.
Meine Lieblings-Spielsituation war eigentlich seit ich mich halbwegs fundiert erinnern kann der plötzlich auftretende Konter 2 gegen 1. Das kann in der Totenliga kaum jemand so richtig gut. Aber jeder weiß, wie man den perfekt spielt. Jeder hat das schon mal gesehen,im Stadion, im Fernsehen, tausende Male. Und wenn dann der Film im Kopf von den Profi-Spielzügen losgeht, dann wird das oft einfach durchsichtig. Und es findet sich fast immer der eine Moment, wo man gedankenschneller in den tödlich gemeinten Pass springen kann. Sich dort materialisieren, wo einen die Angreifer gerade nicht erwartet haben. Das ist einfach toll.
Was ich aber fast genauso großartig finde, ist etwas, was ihr als Fußballer wahrscheinlich nicht nachempfinden könnt: Das Parken im Slot. Die Kufen ins Eis, den Schwerpunkt ausgespielt und einfach qua körperlicher Bewegungserfahrung (das Hirn bzw. seine höheren Hierarchieregionen hat da nichts zu melden) die Gegenspieler abtropfen lassen. Einfach geil.
Was ganz anderes:
Totenliga = Liga, aus der man nicht mehr absteigen kann.
Sagt das überhaupt noch jemand?
„Totenliga“ hab ich noch nie gehört. Um also sternburgs Frage auszuweiten: wird bzw. wurde das nur regional verwendet?
Beim Materialisieren kann ich leider nicht mitreden. Pässe antizipieren, abfangen, ok, aber in so einer 1-gegen-2-Situation bin ich tendenziell zu unentschlossen und spiele eher auf Zeit, anstatt den mutigen schritt nach vorne oder zur Seite zu gehen. Funktioniert so manchmal ganz gut, aber eben beileibe nicht immer.
„Totenliga“ hab ich noch nie gehört.
Vielleicht eine Eishockey-Sache. Vergesst nicht, im vom DEB und seinen Mitgliedsverbänden organisierten Bereich gibt es im Normalfall genau zwei reine Amateurklassen, die Verbandsliga und die Landesliga. Da drüber bekommt man schon Probleme mindestens mit den Reisekosten.
Unter der Landesliga kommt nüscht mehr, die Landesliga ist die Totenliga. Welcher Fußballer spielt schon in so einer Liga? Was wäre das: Kreisliga F? Oder was?
Zum Thema Regen gibt es auch noch das Finale der WM 1954 (Deutschland gegen Ungarn), das unter Dauerregen absolviert wurde. Auch Fritz-Walter-Wetter genannt, da der wegen einer Malaria Erkrankung nur bei dieser Wetterlage zu Höchstform auflief.
Zitat des Reporters Herbert Zimmermann:
„Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder, […] Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“
Das mit dem Fritz-Walter-Wetter wurde hier schon als Legende enttarnt.
Ah, Ok. Wieder etwas gelernt!