Ah, Fußball und Rivalität. Ein immergrünes Thema, quasi eine unauflösbare Symbiose, ohne die der Fußball als solcher gar nicht seine immense Popularität als Passivsport besäße.
Heute erlaube ich mir mal, einen Beitrag quasi komplett zu klauen, denn ich habe nicht viel hinzuzufügen. Twitterer schomberg, seines Zeichens Anhänger von Borussia Mönchengladbach, merkte gestern treffend an, als Augsburg in letzter Minute noch gegen den Erzrivalen 1. FC Köln gewann und damit Mönchengladbach in der Tabelle überholte:
Unsere #Nordkurve ist so dumm, dass die Elbe dampft! Freuen sich über das 2:1 von #Augsburg, die vor uns stehen. Wichtig ist auffem' Platz.
— Heiko Schomberg (@schomberg) 6. Dezember 2014
Nun kann man vielleicht ein wenig straferleichternd hinzufügen, dass man in Gladbach davon ausgeht, Augsburg in jedem Falle im Laufe der Saison noch hinter sich zu lassen. Da das aber nicht zwangsläufig so sein muss, bleibt der gesamte Vorgang nur ein kleines, aber feines weiteres Kapitel aus der Rubrik: Manche gehen nicht wegen des Fußballs zum Fußball, sondern um ihre Rivalität und damit Identität zu festigen und zu zelebrieren.
Schön und gut, aber dass man dabei sogar in Kauf nimmt, selbst schlechter abzuschneiden, nun da dampft die Elbe wirklich gewaltig, wie schomberg so schön formulierte.
Der Komplettheit halber: Wenn dann 3 Spieltage vor Saisonende auf der Anzeigetafel in Muengersdorf der Rückstand von Gladbach gegen einen Abstiegskonkurrenten des FC aufleuchtet, wird der Jubel ähnlich laut ausfallen wie gestern im Borussiapark.
Ich glaube, da nehmen sich Fankurven landesweit kaum etwas.
Seh ich anders.
Fankurven koennen auch sehr geistreich sein.
Das Banner „Spielt, wie wir saufen“, neulich im web aufgetaucht, ist doch ein grossartiges Beispiel für Selbstreflexion.
Oder die historische Punktlandung der Fans von Rapid Wien beim Spiel in Leverkusen: „Sogar wir waren schon mal deutscher Meister.“
Bannerkunst.
Ich sehe das differenzierter … und kann Reaktionen wie die der Nordkurve deshalb nicht als bloße Dummheit verstehen. Fußball folgt keiner pragmatischen Logik aus Tabellenstand oder reiner Ergebnis-Kühle – er ist vielmehr unergründlich in seiner jeweiligen, ganz persönlichen Wahrnehmung. Jeder Mensch hat hier seine ganz eigene Logik – und die sieht in diesem beschriebenen Fall ganz simpel aus: Mönchengladbach schlägt die Hertha und der Erzrivale verliert parallel dazu. Für einen kurzen Augenblick entscheidet hier die bloße Emotion kurzschlußartig menschlich über tabellarisches Kalkül. In diesem Fall zähle ich mich gern auch freiwillig zu den „Dummen“.
Lieber BUFC,
das ist mir alles viel zu differenziert ;-)
Meine Reaktion war ja auch eher von Spontaneität denn minutenlangem Nachdenken geprägt…
All ze best, Schomberg.
Dumm ist vielleicht doch ein wenig zu hart. Fußball ist halt emotional und ich bin sehr froh, dass nicht nur berechnende BWLer in den Fankurven sitzen und ausrechnen, wer wann wie viele Tore schießen müssen, sondern manchen Mannschaften einfach ehrlich und von Herzen den Misserfolg gönnen.