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Schlagwort: Heribert Bruchhagen

Anfang, Ende und die graue Suppe dazwischen

Was macht man, wenn man prüfen möchte, ob das Gedächtnis eines dies gerade behauptenden Fußballer noch vollkommen intakt ist? Man fragt natürlich nach dem ersten oder letzten Spiel der Karriere, weil man die auch so leicht vergisst.

Okay, es ging in dem Gespräch nicht um den absoluten Gedächtnistest für den befragten Friedhelm Funkel, es ist nur ein Schwenk, um ein bisschen Gesülze über das Leben von Friedhelm Funkel zu ermöglichen, und das einzige Thema des Gesprächs ist „Erfahrung“, da darf man gerne mal an die weit zurückliegenden Anfänge erinnern.

Dennoch: Wer wissen will, ob sich ein Fußballer wirklich gut an die eigene Karriere erinnern kann, der fragt nach einem Spiel aus der Mitte der Karriere, nicht nach dem ersten oder dem letzten.

Probe zum Selbermachen: Erster Schultag, letzter Schultag. Und dann den 3. Donnerstag im Februar in der 9. Klasse dazu ranholen.

Wie cool Friedhelm Funkel ist, merkt man auch daran, dass er „fasziniert“ war von Uwe Seelers „Bodenständigkeit“. Meiomei, auf die Idee muss man erstmal kommen … Ob er noch in anderen Bereichen so erfahren sei wie im Fußball? „Ich bin mallorca-erfahren.“ Nun gut.

Ansonsten aber eine lesenswerte Reihe, diese SOLO-Reihe — ein Thema, ein Interview — auch mit Heribert Bruchhagen, Theo Zwanziger, Renate Lingor und mal wieder Ioannis Amanatidis.

SOLO.

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Mein lieber Herr

Die Ultrabewegung übt auf junge Menschen eine Faszination aus, die man nicht erklären kann. Sie entsteht aus der Ermangelung von katholischer Jugend, von Pfadfindern, Gesangvereinen, aktiven Sportvereinen, in Ermangelung der Vereinskultur der sechziger, siebziger Jahre, der beruflichen, emotionalen und familiären Bindungen. Da geraten viele Beobachter in die Spur der Ratlosigkeit.

Moment, Heribert Bruchhagen, die Ultras sind ein Gesangsverein. Singen und klatschen.

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Verkehrte Welt in Frankfurt

Heribert Bruchhagen ist immer wieder für eine Überraschung gut, das kennt wohl ein jeder von seinen eigenen, früheren Lehrern. Gerade gestern erst [Link leider tot] möchte er die Verhältnisse in der Bundesliga völlig auf den Kopf stellen. Wo es guter (und sinnvoller) Brauch im Profifußball ist, dass die Zuschauer den Akteuren vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, schließlich haben sie auch bezahlt — da kommt Bruchhagen plötzlich mit dem wirren Vorschlag eines Verhaltenskodex‘ für die eigenen Fans um die Ecke.

Ein echter out-of-the-box-thinker der alten, nunja, Schule, dieser Bruchhagen. Womöglich wird er ihnen bald auch noch vorschreiben wollen, wie nah die Zuschauer den Spielern kommen dürfen und welche Meinungsäußerungen — in dicken Lettern auf ungewaschene Bettlaken gepinnt — einen Vereinsausschluss, sofern dieser nicht möglich, wenigstens ein Stadionverbot nach sich ziehen werden.

Delirant isti Frankfurti.

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A blast from the past

Sollte es tatsächlich noch Beteiligte geben, die nicht nur das erkennen, was da passiert (das tun sicher viele der Protagonisten), sondern auch noch die Chuzpe haben, es auszusprechen?

Heribert Bruchhagen — ohnehin oftmals ein Leuchtturm für die Ansichten der Fußballromantiker unter den Interessierten („Die Spieler sollen ihre Schmerzen nicht beim Tätowieren bekommen.“), ohne dabei populistisch zu werden — wird immer noch sympathischer, denn seinen Worten zum aktuellen Zank mit den Schiedsrichtern ist nichts hinzuzufügen:

Herr Bruchhagen, wie beurteilen Sie die zunehmend scharfe und teils respektlose Kritik von Trainern und Spielern an den Bundesliga-Schiedsrichtern?

Es ist ein Problem der Persönlichkeitsstruktur der Protagonisten. Wir alle, Spieler, Trainer und Manager, nehmen uns in dieser Branche viel zu wichtig.

Woran liegt das?

Daran, dass wir durch unsere Gehälter und das Maß an Öffentlichkeit, das uns entgegengebracht wird, zur Überschätzung der eigenen Person neigen.

Auch wenn man dann doch hinzufügen muss, dass sich der Trainer dieser Stelle nicht zu wichtig nimmt, jedenfalls nicht im Umgang mit Schiedsrichtern, bleibt Bruchhagens Aussage so famos richtig und beim Zuhören befreiend, dass man ihn glatt zur neuen Lichtgestalt des Fußballs in Deutschland (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Fußball) werden lassen könnte, wenn nicht ausgerechnet diese Position auf, ähem, Lichtjahre hinaus schon vergeben wäre.

Die unerträglich werdende Hybris der Beteiligten und die selbst nach dem Abkühlen der „Emotionen“ (© by JBK) weit nach Schlusspfiff weiterhin große Uneinsichtigkeit, ja, gar Unhöflichkeit, ja, manchmal gar Proletentum, wenn nicht gar Asozialität, lassen den Zuschauer oft an der Zurechnungsfähigkeit der Beteiligten zweifeln oder wahlweise in Erwägung ziehen, dass das ganze Laientheater der Handelnden nach einem à la WWF vorgegebenen Drehbuch abläuft.

Dank Heribert sind wir jetzt aber sicher: Es ist nur die Persönlichkeitsstruktur.

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