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Schlagwort: Michael Skibbe

Färöer: Von einem, der dort war

In Anlehnung an Manni Breuckmanns legendären Ausspruch „Leute, holt die Antidepressiva raus, Fortuna Düsseldorf spielt“ heute die Weisung an die Leser:

„Leute, holt die Taschentücher raus, janus hört mit dem Schreiben auf!“

Was wär ich froh, wenn das nur ein Witz wäre. Anders als bei Bloggern mit ihren diversen Pausen darf man bei janus, der stets 2 bis 3 Monate zwischen seinen Beiträgen verstreichen ließ und ausreichend Zeit hatte, sich mit der Frage zu tragen und irgendwann eine Antwort zu gebären, leider sicher sein, dass er nicht wieder zurückkommen wird.

Was bleibt sind 3 Bücher und ganze Regale voller Beiträge, die man nur nicht sehen kann, weil sie nun mal virtuell erstellt sind.

Es ist jedem zu raten, eine private Sicherheitskopie der gesamten Webseite von janus zu erstellen, denn sie kommt bestimmt nicht wieder, nein, sie geht sogar (aus unerfindlichen Gründen) offline. Ich würd ja sogar anbieten, dass sie hier bei mir auf der Seite einen Ehrenplatz erhält (völlig uneigennützig), aber der Meister wird seine Gründe haben, warum er davon Abstand nimmt.

Nun ist es also so weit, einer der ganz Großen aus der Fußballschreiberzunft, welche dieses Tun nicht professionell betreibt, legt die Feder beseite und schließt das Tintenfässchen. Tragisch.

Wie tragisch das ist, verdeutlicht auf angenehme Weise eines der Higlights des janus’schen Schreibens, das immer auch vom Reisen geprägt war. Und eine dieser Reisen führte janus in das Land des heutigen Gegners der Nationalmannschaft: Auf die Färöer. Nun wäre es noch passender gewesen, wenn heute das Auswärtsspiel auf den Färöer stattgefunden hätte. Doch auch so ist es ein passender Anlass, janus Tschüß zu sagen. Und noch einmal auf seinen Reisebericht zu verweisen, den er von seinem Trip mit der Nationalmannschaft im Jahr 2003 verfasste.

Einer der lesenswertesten Beiträge rund um Reisen zu Fußballspielen, seit es das Internet gibt. Da macht es auch nichts, dass er in mancher Hinsicht ein wenig gruselig ist, dafür muss man nur mal die damalige Aufstellung anschauen:

  • Oliver Kahn
  • Arne Friedrich
  • Carsten Ramelow
  • Christian Wörns
  • Paul Freier
  • Jens Jeremies
  • Sebastian Kehl
  • Tobias Rau
  • Bernd Schneider
  • Fredi Bobic
  • Oliver Neuville

Darum geht es aber kaum, sondern um die lesenswerten Erlebnisse eines weltreisenden janus auf den Färöer.

Mit Überlänge, der Bericht, zum Glück, denn es ist ja noch lang bis zum Anpfiff der Partie heute Abend, in Buchseiten umgerechnet mal eben derer 35 an der Zahl. Mach’s gut, janus, schön war’s und Danke.

janus goes to Fairy Island [Link leider tot, Text folgt bald demnächst auf dieser Seite]

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Loslassen können

„Ich kann nur den Hut davor ziehen, was viele Trainer leisten und wundere mich, dass es nicht mehr trifft, die über Erschöpfungssymptome klagen.“

  • Da hätten wir Michael Skibbe. Kam angeblich häufig zu spät zum Training in Frankfurt, war ohnehin kein Weltmeister darin. Also kein Trainingsweltmeister.
  • Michael Oenning, ihm sagen Medien nach, ebenfalls häufig als Letzter zum Trainingsplatz gekommen zu sein. Als er ein Konzept vorlegen sollte, hatte er keins. Zu viel regeneriert oder im Stress vergessen?
  • Wie Rudi Völler („Eine Stunde Training, danach Playstation spielen“) trainieren ließ, ist (nicht erst) seit Philipp Lahms Buch bekannt.
  • Armin Veh, wird als Trainer in Frankfurt verpflichtet, wo nach einem Abstieg der neue Kader für die sehr früh beginnende Zweitligasaison noch nicht feststeht — und fährt erstmal in Urlaub.
  • Louis van Gaal weilt in einer Länderspielpause während seines Engagements beim FC Bayern München statt auf den Trainingsplätzen der Säbener Str. lieber in seinem Feriendomizil in Portugal.

Die Liste ließe sich inbesondere mit Namen aus nicht ganz so aktuellen Zeiten endlos fortführen (besonders lesenswerte Beispiele des Loslassenkönnens gerne in den Kommentaren).

So viel Kritik wie es Ihnen jeweils einbrachte: Ihrer Gesundheit wird das jeweilige Verhalten nicht geschadet haben. Und nur weil der Chef nicht anwesend ist, muss das ja nicht bedeuten, dass die zu erledigende Arbeit nicht getan wird.

Delegieren heißt das Zauberwort.

Wobei es zugegebenermaßen etwas problematisch ist, wenn der eine Ahnungslose (Völler) an den anderen Faulpelz (Skibbe) delegiert. Da bleibt dann doch das eine oder andere liegen (z. B. Eckbälle, aber das ist ja selbst bei Löw noch so).

In allen anderen Fällen aber ist die Bundesliga, Fußball allgemein, so wie eigentlich ohnehin alles Berufliche ergebnisorientiert.

Entscheidend ist, was hinten dabei rauskommt.

Man darf elf Jahre lang im Training acht gegen acht spielen lassen und die Spieler ins Stadtcafé einladen, rauchend in seinem Kabuff sitzen oder sich zu Weißbier-Connections zusammenschließen, so lange die Mannschaft die nötigen Punkte holt.

Und so ärgerlich es auch für die jeweiligen Fans sein mag, zu sehen, wie wenig Gegenleistung einzelne Trainer für die horrenden Gehälter liefern:

Eine gewisse Sympathie für die oben Genannten mit ihrer Nonchalance insbesondere im Vergleich zu den Oberstrebern der Zunft kann ich nicht verhehlen.

Ich hab allerdings auch keine schlaflosen Nächte, wenn Eintracht Frankfurt dann schließlich in den Brunnen gefallen ist … und ärger mich immer noch über die seit Jahrzehnten nicht existenten Standards in der Nationalmannschaft …

(Ganz abgesehen davon ist Pünktlichkeit ohnehin überbewertet. Korreliert wahrscheinlich schwach bis gar nicht mit Leistungsmotivation und anderen für das Ergebnis entscheidenden Merkmalen. Können viele in Deutschland aber einfach nicht glauben, ein Sozialisationsdefekt.)

Wenn der eigene Trainer das nächste Mal wieder in Urlaub fährt, statt weiter zu trainieren und über Strategien und Aufstellungen zu brüten: Vielleicht ist er dafür am nächsten Spieltag umso frischer. Länger erhalten bleibt er der Mannschaft auf die Art ohnehin.

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Michael Skibbe, gib mir meine Zeit zurück

Eigentlich bliebe einem nur eins zu tun, wenn man das hört, was Lahm häppchenweise verbreiten lässt: Die Zeit von Michael Skibbe zurückzufordern, die man vor dem Fernseher verbracht hat, in der Hoffnung, dass die deutsche Nationalmannschaft besser sein würde als ihre jeweiligen Gegner. Denn damit hat sich Michael Skibbe, obwohl es seine Aufgabe war, offenbar nicht befasst.

Was durchaus bedeuten könnte: Mit einem Bundestrainer, der den Namen wert wäre, wäre man vielleicht 2002 Weltmeister geworden. Vielleicht aber auch nicht.

Dass gleichzeitig anklingt, dass die anderen damals auch nicht mehr an Vorbereitung investiert haben, macht es nicht weniger schlimm: Umso größer wäre ja der Vorsprung gewesen, wenn man sich besser vorbereitet hätte.

Dass Völler nur der Mann für die Kameras war, war ja klar. Dass der daneben aber mal so gar nichts hatte, was er hätte einbringen könne, schockiert dann doch noch enorm, auch mit dem Abstand von 7 Jahren zum Ereignis.

Was die Neuigkeit zusätzlich so niederschmetternd macht: All die Ernst Happels, Branko Zebecs, Hennes Weisweilers — Haben die wirklich nichts Anderes gemacht als fünf gegen fünf und dann am Wochenende ausgewürfelt, wen sie aufstellen? Das lässt all die Mythen und auch Erfolge doch ziemlich verblassen.

Man will es ja immer wissen, was da hinter den (für uns) verschlossenen Türen passiert(e). Dass es einfach gar nichts ist, ist dann allerdings eine Wahrheit, auf die man auch gerne hätte verzichten können.

So schmucklos, so schlicht, so trivial und so leer ist es dann eben: Es war gar nichts.

Es war einfach nichts.

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Dass gestern wie heute wird, heute wie morgen

In einem höchst aufschlussreichen Interview einer Zeitung mit einem Bundesligamanager liest man Folgendes:

Zeitung: […] Im Fall von Christoph Daum war das besonders auffällig.

Manager: Nach ein paar Tagen habe ich den Sportchef der Zeitung angerufen, die den Namen Daum besonders oft ins Spiel gebracht hatte, und gesagt: „Jetzt ist Schluss, ich stelle Daum nicht deshalb an, weil ihr das wollt.“ Letztlich ist die ganze Geschichte doch durch dieses Blatt in Gang gekommen. Woher sonst soll Herr Daum meine Telefonnummer haben? Von mir jedenfalls nicht. Schäbig von Daum fand ich auch, aber das passt wohl zum Charakter, dass er behauptet, er hätte mir abgesagt. Dabei gab es gar kein Angebot von uns. Wie kann er es dann absagen?

Zeitung: Hat sich das Geschäftsgebaren in der Bundesliga verändert, sind die Trainer abgebrühter geworden?

Manager: Kann ich nicht sagen. Aber einen Trainer lernt man sowieso erst richtig kennen, wenn es mal nicht so läuft. Erst da zeigt sich der wahre Charakter. Wenn er sich schon bei den Verhandlungen so verhält, was werde ich dann wohl hinterher mit ihm erleben?

Zeitung: Sie sind also letztlich froh, dass es mit Felix Magath und Christian Gross nicht geklappt hat?

Manager: Ja, Magath hätte auch dann keine Chance mehr gehabt, wenn er doch noch zugesagt hätte. Ich habe ihm gesagt: „Eiere weiter herum, ich mach das nicht mit.“ Von Gross hatte ich eigentlich einen guten, seriösen Eindruck, nachdem wir uns zwei Tage vor dem entscheidenden Spiel um die Schweizer Meisterschaft unterhalten haben. Er hatte uns um absolutes Stillschweigen gebeten, geht dann aber in die Pressekonferenz und sagt, dass er ein Angebot von uns hat. Das ist schlechter Stil. Warum verhält er sich so? Das ist für mich unbegreiflich.

Zeitung: Passen die Erfahrungen der Trainersuche zu denen der abgelaufenen Saison? Sie haben insgesamt einen desillusionierten Eindruck gemacht und so viel über mangelnde Disziplin der Spieler geredet wie niemals zuvor in den letzten Jahren bei Ihrem Club.

Manager: Das ist in dem Moment eingerissen, als der Trainer nicht mehr Stevens hieß. Da ist etwas kaputt gegangen. […]

Zeitung: Wird es Heynckes schwer fallen, die Disziplin wiederherzustellen?

Manager: Ich bin fest davon überzeugt, dass sich niemand mehr das erlauben wird, was er sich im letzten Jahr herausgenommen hat. Vor Heynckes wird die Mannschaft Respekt haben, weil sie weiß, was er als Spieler und Trainer alles erreicht hat. Mein Club muss wieder ein Team werden, wie wir das früher gewesen sind. Und für mich gehört es zu den vordringlichsten Aufgaben eines Trainers, ein Team zu formen. […]

Und auch wenn all die Namen der Protagonisten so klingen, als könnte das Interview von heute Morgen sein, so ist es doch aus dem Jahre 2003. Wieder mal kann man nicht so viele Ausrufezeichen setzen, wie man möchte, ohne den Pfad des guten Geschmacks zu verlassen. Zweitausendunddrei. Das ist ein halbes Dutzend Eier her, umgerechnet. Oder auch 2.190 Tage; 52.560 Stunden oder 3.153.600 Minuten. Und in dieser ganzen Zeit ist der Bundesliga nichts Besseres eingefallen, als die Protagonisten an den Schalthebeln von A nach B nach C nach Y nach A zu verschieben (mit Ausflügen in die Türkei, Schweiz oder Österreich, kurz in jene Mitglieder der Fußball-Diaspora, in welche man schon zu Zeiten von Karl-Heinz Feldkamp auswich. Karl-Heinz Feldkamp? Moment, der ist doch …)?

2003 war noch weit vor der grausigen EM 2004 in Portugal, noch lange vor amerikanisch kopierten Deuserbändern und dem stante pede folgenden Einwurf Neururers, dass man das alles schon längst seit 40 Jahren selber mache. Und trotzdem hangeln wir uns von Magath zu Daum zu Heynckes, wie damals? Wie damals geistert Christian Gross nur als Phantom auf dem Schmierzettel (man hat ja keine Emailadresse und auch kein Laptop) herum, das aber niemals eingesetzt werden wird? 2003 war noch ein gewisser Skibbe Bundestrainer, der jetzt gerade

Die Kreativität und vor allem der Mut der Beteiligten, nicht immer wieder Trainer einzustellen, die an anderen Stellen gescheitert sind, lässt sich ziemlich genau in der Halbwertszeit der Bundesligakarrieren solcher Neueinsteiger wie Jos Luhukay oder Jürgen Klinsmann bemessen. Sie tanzten nur einen Sommer. Und schwupps, geht es zurück an den alten Aktenschrank, in dem die immer gleichen Namen prangen.

2003.

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Von der Farce eines Trainerscheins

Manchmal ist ein Blick ins Archiv sinnvoll, wenn z. B. jemand zum Trainer der Nationalmannschaft wird, später dann, man weiß es heute, des FC Bayern München, der eigentlich gar kein Trainer ist. Heute also ein Text von jenem Tag, an dem die vermeintliche Berufung Holger Osiecks zum Sidekick von Jürgen Klinsmann in dessen Zeit als Bundesteamchef bekannt wurde, dem 24. Juli 2004:

Liebe Bild-Leser, liebe normale Menschen,

es ist eine Farce, was der DFB mit seiner TFK da zu Wege gebracht hat. Ich bin zwar kein Verfechter der These, dass es ein Makel ist, dass der DFB nicht auf Rudis Rücktritt vorbereitet war. Ebenso denke ich, dass Hitzfelds Absage nicht dem DFB anzulasten ist (wenn, dann höchstens der Personalie MV). Und ich finde es auch absolut legitim und begrüßenswert, dass man sich Zeit nimmt und einige Wochen lang schaut, wer denn überhaupt gerade auf der Kirmes tanzt.

Dass nun aber zum dritten Mal nach Franz „Hillbilly“ Beckenbauer und Rudi Völler mit Jürgen Klinsmann ein Trainer das Amt übernimmt, die A-Nationalmannschaft – nachweislich das höchste unserer Güter im deutschen organisierten Fußball – zu trainieren, der überhaupt nicht die DFB-eigenen Voraussetzungen dafür erfüllt, erfüllt mich mit einer Mischung aus Zorn und Resignation. Zwar lassen sich diese beiden Emotionen auf den ersten Blick schlecht mischen, aber jegliche Aufregung oder auch Zornesregung rührt ja erst daher, dass man einen Zustand vorfindet, der einem nicht passt, den man aber nicht ändern kann, oder daher, dass möglicherweise Erwartungen enttäuscht werden, die man gerne erfüllt sähe und somit liegt in der Wut oder im Zorn schon der Keim der Resignation.

Wer sich aber mal die Mühe macht, beim DFB nachzulesen, welche Voraussetzungen ein gemeiner Mensch erfüllen muss, um überhaupt die Berechtigung zu haben, sich „Fußballlehrer“ zu schimpfen, der wird schon staunen, was da alles gefordert wird.

Nein, ich rede hier nicht vom fließenden Deutsch, welches MV von einem Nationaltrainer gefordert hat, woran dann letztlich auch Lothar Matthäus gescheitert ist, ich rede auch nicht vom schwammigen Begriff der „Weltmännischkeit“ – was auch immer man sich darunter vorstellen mag. Sei es nun, dass man so weltmännisch ist, dass man für O2 Werbung macht, während der eigene Club mit E-Plus in Verbindung steht oder umgekehrt. Sei es, dass man über die zweifelsohne teilweise erbittert vorgetragene Rivalität mit den Niederländern scherzt „Ich verstehe gar nicht, was die Holländer da haben. Wir haben in Bayern für sowas unsere Österreicher!“, oder sei es, dass man einfach seine – mein Gott, wie klischeehaft! – Sekretärin schwängert, woraufhin man seine Frau verlässt, weil man den selbstgezeugten neuen Bub nun wachsen sehen will.

Nein, ich rede von harten, weil niedergeschriebenen Regularien, und die lauten da beim DFB folgendermaßen: Zunächst einmal fällt die Suche via google und anderer Hilfsmittel gar nicht so leicht. Es hat mich über eine Stunde gekostet, etwas Brauchbares in dieser Beziehung im Internetz zu finden. Aufklärung fand ich also auf den Seiten des Bezirksverbandes Fußball Dresden. Hier sind 4 Stufen der Trainerausbildung dargestellt. Die C-Lizenz, die B-Lizenz und die A-Lizenz sind also das Maß der Dinge, gekrönt von der höchsten Stufe, dem „Fußballlehrer“.

Die Voraussetzungen für die C-Lizenz sind schon happig und ich kenne mehr als eine Handvoll Leute, die daran scheitern würden:
Vereinsmitgliedschaft
Lebenslauf
Gesundheitszeugnis
polizeiliches Führungszeugnis
Nachweis der Spielertätigkeit
Vollendung 16. Lebensjahr
Schiedsrichter- oder Regelkundelehrgang

Aha. Nun gut, den vorletzten Punkt würde Loddas Frau auf jeden Fall nicht erfüllen. Dann wäre da noch die Frage, was mit dem Gesundheitszeugnis bezweckt werden soll. Obliegt es etwa dem Trainer, die Frikobrötchen für das Vereinsfest selbst herzustellen und muss er deshalb „gesund“ sein? Oder ist es eher so, dass man eine bestimmte Klientel, die sich wie meinereiner mit Filzläusen und Fettleber rumplagen muss, ausschließen will? Seltsam, seltsam.

Vom Nachweis des polizeilichen Führungszeugnisses ausgenommen ist man übrigens, wenn man beim DFB Präsident werden will bzw. ist bzw. bleiben will bzw. nur noch zu FIFA- und UEFA-Abstimmungen fahren will. Dazu kann man dann gut seine Familie mitnehmen, das kostet dann auch kaum was extra, weil man mit seiner Frau einfach ein Doppelzimmer belegt. Diese lästigen Dinger, die da Rechnungen heißen, faxt man ganz schnöde nach Frankfurt und schon ist der Käse gegessen.

Fraglich erscheint mir auch, ob solch dubiose Gestalten wie Dragoslav Stepanovic ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt haben und somit jemals hätten Trainer sein dürfen. Würde die nachträgliche Aberkennung aller Punkte eigentlich zu einem dramatischen Kursverlust bei der Bayer AG führen? Müsste Eintracht Frankfurt jetzt nicht aufgrund der damals nicht erreichten Punktzahlen eigentlich in der 3. Liga kicken? Und: gilt ein Führungszeugnis aus einem Staat, der eine Diktatur war, ebenso viel wie mein Führungszeugnis, das zwar weiß wie Schnee ist, aber eben auch nur von der Polizei in Moers ausgestellt wurde?

Kommen wir aber zu einem wichtigeren Punkt, den Klinsi-Klinsmän nicht erfüllt: er ist gar kein Vereinsmitglied! Glaub ich jedenfalls. Oder ist er noch beim VfB oder bei den Kickers in Stuttgart in Degerloch „eingeschrieben“? Also aktuell kickt oder trainiert er jedenfalls nirgendwo und wenn, dann auch nur bei den L. A. Raiders oder bei den New York Jets oder wie diese Mannschaften alle in Übersee heißen mögen. Kein DFB-Vereinsmitglied also.

Aber das wäre ja noch vernachlässigenswert. Schauen wir uns mal an, was man für die weiteren Stufen dieses Trainerscheins an Voraussetzungen mitbringen müsste. Achso. Ich vergaß, zu erwähnen, dass man mit C-Lizenz alle Vereine bis zur 5. Spielklasse trainieren darf. Rudi hätte also allerhöchstens bei San Marino Nationaltrainer werden dürfen. Ich weiß, ich weiß, Rudi war gar nicht Bundestrainer, das war Skibby-Heydiddliho-Flanders. Aber irgendwie war ja dann doch Rudi Bundestrainer, oder nicht?

Für die B-Lizenz, die auf die C-Lizenz folgen würde, ist neben den oben genannten Voraussetzungen erforderlich, dass man mindestens 1 Jahr als Trainer mit der C-Lizenz tätig war. Kann ich mich nicht dran erinnern, dass Klinsi-Klinsmän in den letzten Jahren bei einem Verein in der 5. Spielklasse Trainer war. Auch nicht bei Rudi Völler. Und bei Franz „Hillbilly“ Beckenbauer kann ich mich nur an Olympique Marseille erinnern, aber das war nach seiner Zeit als Bundestrainer. Jaja, ich weiß, für ihn erfand man die lustige Bezeichnung Teamchef, weil er eben gar keinen Trainerschein hatte. Teamchef klingt aber für mich irgendwie nach jemandem, der die Hotels bucht und entscheidet, wer wann zu einem Interview kommen bzw. gehen soll, weniger nach „Trainer“.

Für die A-Lizenz muss man dann mindestens 1 Jahr mit der B-Lizenz als Trainer tätig gewesen sein. Sind also schon mindestens 2 Jahre Ausbildung bis hierhin.

Das höchste der Gefühle ist dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Hierfür muss man neben den oben erwähnten Dingen wie Reinheit der Kleidung und natürlich unbefleckt in die Ehe gegangen zu sein, was dem polizeilichen Führungszeugnis kaum nachsteht, vor allem: 2 Jahre mit der A-Lizenz tätig gewesen sein. Bevor man also Fußballlehrer werden kann beim DFB, muss man mindestens 4 Jahre als Trainer gearbeitet haben!

4 Jahre. Lodda schafft zwar in einem Jahr fast so viele Stationen, das liegt aber daran, dass er immer so schnell die Stadt verlassen muss, wenn er wieder ein Kind geschwängert hat. In südlichen Ländern wird da nicht lange gefackelt, entweder die Sau wird aus dem Dorf getrieben oder direkt aufgeschlitzt. Nun also Ungarn für Lodda. Okay, kann man als B-Lizenzjahr durchgehen lassen. Ungarn ist nicht gerade erstklassig, also für Lodda immer noch Teil der Ausbildung. Die schlappen Ungarn konnten gerade mal den DFB schlagen in den letzten Monaten, ansonsten gab es hohe Niederlagen gegen Brasilien und andere.

4 Jahre. Franz war noch nicht mal 4 Jahre nicht mehr aktiver Fußballer, als er Mitte 1984 Bundesteamcheftrainer wurde. Rudi hingegen hatte überhaupt gar keine Ahnung, was ihn erwarten würde, er spazierte nur als Schriftführer in die Sitzung im Jahr 2000, und als er wieder rauskam, war er Bundesteamcheftrainer, ohne dass er irgendwie auch nur ein polizeiliches Führungszeugnis in Kopie dabei gehabt hätte. Erstaunlich, erstaunlich. Seit gerade eben wissen wir ja auch, dass ein Kriterium „Vereinszugehörigkeit“ ist. Aber Rudi war doch damals bei Bayer Leverkusen! Es wird doch niemand ernsthaft behaupten, dass eine Werkssportgemeinschaft ein „Verein“ ist! Nee, nee, schon wieder eine Regularie über Bord geworfen.

Der Knüller kommt aber zuletzt: für den Fußballlehrerschein benötigt man den „Nachweis der Fachoberschulreife“.

Wir schlagen nach:
Franz Beckenbauer: Ausbildung zum Versicherungskaufmann abgebrochen
Rudi Völler: bei Rudi findet man nur die Angabe, dass er 1978 seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat, da war er gerade 18 (wenn jemand mehr weiß, kann er mich gerne korrigieren)
Jürgen Klinsmann: Bäcker (Zitat: Ich habe mich nie für das Backen interessiert.)

Wüsste nicht, dass man als Bäcker die Fachoberschulreife hätte.

Zusammenfassend können wir sagen, dass niemand dieser Männer je Bundeschefkoch hätte werden dürfen. Anscheinend gilt in Deutschland immer noch das Führerprinzip: einer wird ausgewählt, der überhaupt nix von den Bestimmungen erfüllt und der dann einer Organisation vorsteht, die die rigiden Bestimmungen für den Rest des Volkes noch verschärft. Und diesem einen fliegen dann die Sympathien zu und er kann machen, was er will, obwohl er überhaupt nicht den strengen Regularien entspricht, so lange er nur Frankreich schlägt.

Insofern kann ich Peter Neururer sehr, sehr gut verstehen, dass er die Faust in der Tasche ballt, an seiner Stelle würde ich die andere Faust auch noch ballen und dann auch noch die Zähne fletschen und zu einem verbalen Rundumschlag ausholen, der sich gewaschen hat. Normale Menschen müssen 4 Jahre lang eine Ausbildung durchlaufen (in der sie ja nicht einfach nur eine Mannschaft trainieren, nein, es stehen solche Dinge wie Technik-, Taktik-, Konditionstraining, Trainingsplanung und -analyse, Coaching, Sportmedizin sowie Sportpädagogik und Sportpsychologie auf dem Lehrplan), diesen Heinis da steckt man den Trainerjob hingegen einfach in den Arsch.

Das ist eine Frechheit und es ist verständlich, dass man da als normal ausgebildeter Trainer sich lieber auf die Zunge beißt als seinen Trainerschein durch unbedachte Äußerungen zu verspielen.

Wenden wir den Blick zu unserem westlichen Nachbarn Frankreich, so finden wir dort ein Land und vor allem einen Fußballverband (F. F. F., denn alle guten Dinge sind drei), der den Mut hat, Trainer aus den eigenen Reihen zum Cheftrainer der A-Mannschaft zu machen. Nicht dass das hier als Plädoyer für Uli Stielike mißverstanden wird, um Gottes willen. Ich will lediglich festhalten, dass diese ganzen Bestimmungen beim DFB, wer wann wen trainieren darf, eigentlich für’n Arsch sind.

In den Reißwolf damit, denn Klinsmanns Nachfolger wird eh wieder Fredi Bobic („Der Fredi ist unverbraucht!“), Oliver Kahn („Der Mann hat alles gewonnen!“) oder Miroslav Klose („Ein Mann mit Charisma!“) heißen. Man muss halt nur im richtigen Moment ohne Job sein und von der Mehrheit der Bild-Leser als sympathisch empfunden werden. Vielleicht wird gar eines Tages der „Unsymp auf Lebenszeit“ Michael Schumacher Bundesflanders. Bei Benefizspielen kickt er ja schon manchmal mit.

Und natürlich – nicht zu vergessen – muss dann noch eine Marionette da neben einem rumspringen, die alle diese ganzen Trainerlizenzen erworben hat. So ganz ohne geht es dann doch nicht in Deutschland. Nun also wieder Holger Osieck, als Nachfolger von Bundestrainer Michael Skibbe. Was für eine Farce!

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Legendäre Halbzeitansprachen: Zwo Halbe

Weder der Rudi-Völlersche „Tick“ (den Michael Skibbe inzwischen übrigens in sein Sprachrepertoire übernommen hat) noch das Klinsmannsche „wo“ dürfen in einer garantiert wirksamen Halbzeitansprache fehlen. Das „schnelle Umschalten“ muss genauso angesprochen werden wie der „Wille“, das „Verschieben“ und natürlich die „Konzentration“.

[photopress:zwo_halbe.jpg,full,alignleft] Die Zutaten „mehr über die Außen“ und „folg ihm bis aufs Klo“ sind seit einiger Zeit von der WHO als eher ungesund identifiziert worden und fehlen in aufgeklärten Zeiten demgemäß. Nun aber zum Wortlaut jener Rede, die in Fußballerkreisen unter dem Stichwort „Zwo Halbe“ nur kurz hinter der „Scheißdreckrede“ und der „Flasche leer“ firmiert:

„So, Jungs, gute Leistung, verdiente Führung, [Im Hintergrund: ‚Zwei Tore Unterschied‘] weitere Chancen, die hatten ‚zwo Halbe‘.

Also insofern, ham wer das umgesetzt. Vor allen Dingen schön, dass wir in der Mitte viel laufen.

Robert, starke Zweikampfbilanz, ja? Weiter viel gelaufen, zurückgelaufen. Und äh … deswegen kamen dann auch die Chancen eben, gut übergeben, ja, und hatten dann auch immer noch n Bein dazwischen: ’s war okay.

Alex, musst, musst mehr reinschieben, wenn der Ball da drüben ist, lass den Mann hier stehen.

[Spieler: Ja gut, aber dann spielt er außen dem an, der ist ja tot da außen, der macht ja gar nix.]

Aber in der Mitte ist dann, ist dann n Loch.

[Spieler: Besonders … ja.]

Is n Loch und …

… dadurch, dass wir zum Ball verschieben, haben wir oft Situationen, wo wir doppeln oder zu dritt auffen Ballführenden gehen, drei gegen zwei, deswegen: Mitschieben …

[Spieler: Ja klar, ich weiß schon was du meinst. Jaja, schon klar.]

… und wenn der Ball dann wechselt, dann müssen wir wieder schieben, wir machen das alle, das müssen wir zu elft machen. Gilt auch für die beiden … Stürmer.

Ihr müsst mal aufpassen, wenn der Ball auf der Seite ist, dass ihr beide auch auf die – wenn die den Ball haben! – dass ihr beide dahin lauft, dann ham die keine Anspielstation außer dem Torwart. So haben wir übrigens das Tor gemacht, indem wir schnell den Ball gewonnen haben, und sie unter Druck gesetzt haben.

Dass ihr das noch mehr macht, das sind nur n paar Meter, die manchmal fehlen. Wenn der Tim noch zu weit auf der Seite hängt oder der Akki, ja? Wenn ihr da noch, einfach nur den Weg zumacht. Da stehen, ja? Oder drauf lauern. Das müssen wer, das müssen wir noch n Tick besser machn. Und dann kommen wir noch, noch schneller an das Tor, ich hab gemerkt, die spielen sehr offensiv und spielen hinten rum, aber … durch n paar geschickte Bälle kommen wer gut vors Tor.

Hinten rum braumer net groß spielen. Da gehen die halt drauf.

Das müssen wer net, […] muss man ganz ehrlich sagen, jetzt auch gegen die, ähm, schnell nach vorne spielen, das ist unser Spiel.

Lasst die doch den Ball haben, lasst die doch hinten rumspielen, juckt mich doch nicht. Im Mittelfeld, im Mittelkreis, da wollen wir den Ball gewinnen. Schnell nach vorne, da machen wir unsere Tore, ham wer jetzt schon die ganze Zeit gemacht, dann klappt’s auch wieder.

Ballbesitz, interessiert nicht. Lass die 80% Ballbesitz haben, juckt nicht, mich stört das nicht, ihr habt die besseren Chancen.

Fürn Flagge, eben Titschi … aber die ersten beiden. Sozusagen zwo …

[Spieler: Ich hab mich beinah […]]

[Spieler: Kommt noch.]

[Spieler: Stinken, die Schweine.]

Mit links hatter geklappt, gell?

[Spieler: mehrfach unverständliches Gebrabbel]

Das fehlt uns noch so, dass wir sozusagen aus jeder Situation, dieser Instinkt, aus jeder Situation n Tor machen, ja? Das machn wer noch zu wenig. Also manche Bälle mal zu schlampig oder ned die nötige Konzentration oder vielleicht fehlt manchmal auch der Wille, ja, von Anfang an waren so n paar Gelegenheiten, wo wir den Ball gewonnen haben, da kam der Ball, also zu, zu lang gebraucht, schnell umschalten, schnell den Weg in die Spitze suchen, wenn der Ball dann mal ned ankommt oder zu lang …“

Und hier geht’s zum selben Text in der gesprochenen Version, bekanntermaßen ist der Urheber jener Rede möglicherweise nicht mehr lange Trainer. Um es mit Berti Vogts zu sagen: „Vielleicht ist der Büblingshauser Fußball zu erfolgreich.“

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Das sind Dinge, die

Michael Skibbe wird nach der Niederlage in Italien mit den Worten zitiert:

„Rudi Völler und ich waren vor zwei Jahren in einer ähnlichen Situation beim Spiel in Rumänien. Das sind Dinge, die passieren können.“

Jetzt mache ich mir doch tatsächlich Sorgen…

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