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Schlagwort: Oliver Kahn

Die Kirche im Dorf lassen

Der „zweite“ Torhüter des Weltmeisterkaders von 1954, Heinrich Kwiatkowski, hat ein herrlich entspanntes Verhältnis zu den Überhöhungen, die die Vielzahl der Schreiberlinge zu unserem Lieblingsthema nötig gemacht hat, nur damit auch jeder was Bedeutungsschwangeres zu schreiben hat.

„Wunder gab es vielleicht zu Jesu Zeiten.“

Das gibt er zu Protokoll, wenn er auf das vermeintliche „Wunder von Bern“ angesprochen wird. Und ähnlich sympathisch — ausnahmsweise — kommt Olli Kahn daher, wenn er auf die Frage, ob es eine Krise beim FC Bayern gäbe, zu Zeiten des zweiten Irakkrieges antwortete:

„Eine Krise ist das, was im Irak passiert.“

Allerdings könnte man auch meinen, dass genau das eine Krise ist, was Oliver Kahn nach der Entscheidung in der Torwartfrage der WM 2006 ereilen wird. Ben wirft mir aber des Öfteren zurecht vor, zu viele Dinge in einen „Kessel Buntes“ zu werfen. Deshalb bleiben wir noch ein bißchen bei Heinrich Kwiatkowski.

Dieser bedauernswerte Mann erlebte zwei Weltmeisterschaften, 1954 und 1958, und kam dabei genau 2x zum Einsatz. Sein erstes Spiel war das als gelungener Schachzug gefeierte 3:8 gegen Ungarn, bei dem Sepp Herberger absichtlich nur die Reserveelf aufliefen ließ, um die Ungarn in Sicherheit zu wiegen. Sein zweiter Einsatz war beim 3:6 gegen Frankreich beim Spiel um Platz 3 bei der WM 1958 nach dem gegen Schweden verlorenen Halbfinale, als wiederum nur mit der zweiten Garde gespielt wurde. 2 WM-Spiele, 14 Gegentore. Es gibt wohl kaum einen WM-Torhüter mit einer schlechteren Bilanz.

Ein weiteres Zitat von Heinrich Kwiatkowski, der immerhin mit Borussia Dortmund deutscher Meister wurde und kein schlechter seines Fachs war, lautet:

„Trainer, bitte stellen Sie mich nicht mehr auf.“

Verständlich, nach solch einer Bilanz. Sepp Herberger entsprach diesem Wunsch dann auch. Zeit, dass Olli Kahn einsieht, dass es auch für ihn das Beste wäre.

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Arbeit für den Klugscheißer

In diesen kruden Beitrag von Klaus Theweleit in der taz haben sich zwei kleinere Fehler eingeschlichen. Er schreibt in seinem Beitrag über die Torhüter Deutschlands:

„Is‘ aber nich‘. Auch nicht „linkere“ oder „rechtere“ Titanen. Seit Deutschlands erstem Fußballgott Toni Turek (der seine Schwächen hatte) sind alle deutschen Keeper Weltmeister, immer schon. Und also im Besitz des flügelverleihenden Druidentrunks. Wir könnten eine Mannschaft aus elf Torhütern bei einer WM ins Rennen schicken, in Blau mit rotem Umhang: Mit dreimal 0:0 (Butt & Co.) womöglich weiter. Absurd, aber war, titanisch!

Und der Ball ist mit ihnen (wo sie ihn nicht abschrecken). Er war total mit Olli zum Beispiel beim 1:0 gegen die USA 2002 in Südkorea. Wie verzaubert flogen die Bälle dem Titanen in die Arme, oder aber wie magnetisch abgelenkt am Tor vorbei (oder gegen Schneiders Hand auf der Torlinie). Der Ball respektierte das S auf dem Trikot und überschritt die Linie nicht. Statt 1:5 – ein 1:0 nächste Runde.“

Drei Mal 0:0, das waren nicht Butt & Co, sondern Fiedler & Co., die damit im UEFA-Cup weiterkamen, und natürlich war es nicht Schneiders, sondern Frings‘ Hand, die im Viertelfinale gegen die USA auf der Linie rettete. Muss jetzt ein taz-Watchblog her?

Was für mich auf jeden Fall her muss, ist ein taz-Erklärungs-/Analyse-Blog. Ich verstehe die reichlichen Sprachspiele in diesem Artikel nicht.

Und wo bleibt eigentlich das TrainerBaade-Watchblog?

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Die Schmeißfliege Lehmann

Im Interview mit dem Herrn kicker sagt Oliver Kahn u. a. dies hier:

„Ich bin nicht der Bundestrainer. Im Großen und Ganzen bin ich aber von unserer Defensive überzeugt. Vor dem Spiel in Frankreich herrschten auch Diskussionen wegen der Abwehr, und dann ließen die Jungs dort nur eine echte Chance zu, als Thierry Henry den Ball freistehend am Tor vorbeischoss. Ansonsten war da nichts. Im Gegenteil: Wir hätten das Spiel sogar gewinnen können.“

Ich habe das mal für Euch ins Deutsche übersetzt:

„Jens Lehmann hatte nichts, aber auch gar nichts zu tun in diesem Spiel. Also konnte er sich auch nicht, wie Ihr, die Medien behauptet, besser positionieren im Kampf um die Nummer eins im Tor. Die einzige echte Chance wurde neben das Tor geschossen. Jens Lehmann hat nicht einmal entscheidend ins Spiel eingegriffen und war eigentlich überflüssig. So wie er überhaupt überflüssig ist wie eine Schmeißfliege. Sagen kann ich das aber nicht, weil Klinsmann dann endlich einen Vorwand hat, mich rauszuschmeißen.“

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Der leichte Fanatismus

Wer bei der Überschrift an dänische Karikaturen denkt, liegt falsch. Hier geht es mal wieder um die fliegenden Männer in ihren tollkühnen Toren. Georg Koch ist Torwart beim MSV Duisburg. Obwohl ihm eine große Zukunft vorausgesagt wurde, spielt er nur bei Vereinen der hinteren Reihen oder auch mal zweitklassigen Vereinen: Duisburg, Bielefeld, Düsseldorf, Cottbus, Kaiserslautern. Er entgegnet z. B. der Frage, wem er nicht in der Sauna begegnen möchte, „Angela Merkel“, wie man es auf der WM-Special-Hauptseite bei den Zitaten lesen kann.

Im Interview mit der Welt antwortet er auf die Aussage, dass er ja Nationalspieler hätte werden können:

„Hätte ich nicht, ich rede zu viel. Und es hätte Oliver Kahn nicht geben dürfen.“

Und sehr passend sagt er über Jens Lehmann, dass diesem der „leichte Fanatismus“ fehle, den er selbst, aber auch Olli Kahn habe.

Da man natürlich darüber streiten kann, ob es gut ist, wenn ein zu Wutausbrüchen neigender Berserker im Tor steht, oder es ob besser ist, einen leicht-arrogant-überheblichen, aber in aller Regel kühl beherrschten Schnösel ins Tor zu stellen, sage ich: ein Hoch auf die Schnöseligkeit.

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Wie schwul ist der deutsche Fußball?

Die FOTO-Zeitung, die hauptsächlich aus Fotos und Fußball besteht, fragt in ihrem Online-Angebot „Wie schwul ist der deutsche Fußball?“ [ehemaliger Link ist leider auf Seiten der FOTO-Zeitung deaktiviert] und sticht damit ein Faß an, das ja immer noch ein heißes Eisen ist, um bei den gelungen Bildern zu bleiben.

Das ganze Interview mit Corny Littmann, dem schwulen Präsidenten des FC St. Pauli, aus dem FOTO wohl zitiert, war in der Welt [Link leider tot] nachzulesen. Darin prophezeit Littmann, dass das Tabu, sich als Fußballprofi als schwul zu outen, „in den nächsten zehn Jahren“ fallen wird. Außerdem nimmt er an, dass es nicht nur in den Bundesliga-Kadern, sondern auch in der Nationalmannschaft den einen oder anderen Schwulen gibt.

Das lässt natürlich Raum zu Spekulationen, und damit ich gar nicht erst in irgendeinen Verdacht komme, schicke ich meinen folgenden Spekulationen voraus, dass ich mich Klaus Wowereit („…und das ist auch gut so.“) anschlösse, sollte sich ein schwuler Fußballprofi outen.

Hier mal der mehr oder weniger aktuelle Kader der Nationalmannschaft:

Timo Hildebrand
Jens Lehmann
Arne Friedrich
Robert Huth
Marcell Jansen
Per Mertesacker
Patrick Owomoyela
Lukas Sinkiewicz
Michael Ballack
Tim Borowski
Sebastian Deisler
Fabian Ernst
Torsten Frings
Thomas Hitzlsperger
Bernd Schneider
Bastian Schweinsteiger
Miroslav Klose
Kevin Kuranyi
Oliver Neuville
Lukas Podolski
Gerald Asamoah

Ob jemand verheiratet ist oder Kinder hat, ist irrelevant, denn dies könnte immer auch nur Tarnung sein. Ich blicke kurz auf die Liste und nach nur wenigen Sekunden dämmert es mir: Timo Hildebrand. Er ist schwul. Hm. Da fällt mir jetzt nicht viel zu ein, außer dass ich Timo Hildebrand sympathisch finde. Was ja, wie man weiß, nicht für Kevin Kuranyi gilt, der der nächste heiße Kandidat für den Job des Schwulen bei der Nationalmannschaft wäre. Welche Hete läuft mit so einem Bart durch die Gegend? Okay, heutzutage machen die Nulpen der halb-Bolloszene so etwas vielleicht auch dann, wenn sie nicht schwul sind. Ich finde den Bart aber trotzdem schwul. Und auch, wie Kuranyi sich bewegt, das hat schon irgendwie etwas von einer Tunte. Ich weiß, ich weiß, es liegt an seiner mangelnden Technik, weil er erst im letzten Moment überhaupt weiß, wie er den ankommenden Ball weiterverarbeiten soll. Aber wüsste so etwas eine Hete nicht schon viel eher? Nun gut, das ist Spekulation.

Glaubt man der These, dass sich nicht-outende Schwule meist besonders heterosexuell wirken oder wirken wollen, wäre der heißeste Kandidat wohl Oliver Kahn. Das würde auch erklären, warum er wegen der Torwartrotation so rumjammert. Wobei ich gerade merke, dass ich hier mit einem Klischee spiele, das nicht wahr ist: dass Schwulsein Weichsein bedeutet. Das ist natürlich Quatsch.

Oliver Kahn schwul? Ich fände es zumindest interessant.

In der Redaktion tippen viele auf Christian Wörns, auch das klingt plausibel, nimmt man das Klischee zur Hand. Er spricht wirklich sehr tuntig und jammert auch noch nach Nicht-Berücksichtigung für Klinsmanns Kader öffentlich rum, anstatt es „mannhaft“ zu ertragen. Da Schwule aber auch Männer sind, bleibe ich da skeptisch. Wörns ist nicht schwul, sondern ein Weichei.

Mein letzter Tipp ist Arne Friedrich. Er verkörpert für mich so etwas wie den Typ des unauffälligen Schwulen. Zwar immer nett gekleidet, nett frisiert, auch nett im Umgang, aber eben kein Stück tuntig. Das vergißt man ja auch zu leicht: weder Ole von Beust noch Klaus Wowereit noch Guido Westerwelle noch Corny Littmann kommen irgendwie tuntig rüber, aber trotzdem sind sie schwul.

Eigentlich, muss ich sagen, ist mir auch egal, wer jetzt von denen schwul ist. Sollen sie die WM gewinnen, und gut ist. Ich bin auch nicht der Gralswächter der Moral, und ob einer nun schwul ist oder nicht, ist mir auch ansonsten grundsätzlich wurscht. Ein Klima, in dem sich ein Schwuler als solcher darstellen und sein Leben so leben kann, ist aber im Profifußball nicht nur begrüßenswert, sondern längst überfällig.

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Kahn ist nicht Weltklasse

Und das sagt der kicker, der immerhin einräumt, dass Kahn eine relativ gute Saison hinter sich hat. Eine gute Saison für einen alten Herrn. Aber zur Weltklasse reicht’s halt nimmer.

Also weg mit ihm.

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