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Schlagwort: Oliver Kahn

Was Liza & Uli & Jupp & Mehmet wissen — und Robbéry nicht

Letztens war es wohl 40 Jahre her, dass Franz Beckenbauer nach seiner Zeit bei Cosmos New York sein Comeback in der Bundesliga gab. Bekanntlich geschah dies für den Hamburger SV, nicht für seinen Heimatclub FC Bayern München. Anderthalb Jahre blieb er an der Alster, war allerdings oft verletzt. Immerhin 28 Einsätze wurden es dann unter Manager Günter Netzer, darunter auch exakt einer gegen jenen FC Bayern München, den er zuvor stark geprägt hatte und hinterher noch ebenso prägen würde.

4:1 gewann sein Hamburger SV damals, nachdem er im heimischen Volksparkstadion zunächst mit 0:1 zurücklag, als Franz Beckenbauer gegen so Spieler wie Klaus Augenthaler, Karl-Heinz Rummenigge und andere antrat.

Franz Beckenbauer

31.10.1981 Hamburger SV - FC Bayern München 4:1

Das inspiriert, doch gleich einmal zu schauen, wie die übrigen Granden der Vereinsgeschichte sich in den Partien gegen den FC Bayern schlugen, wenn sie diesen einmal verlassen hatten – oder noch nicht da waren. Da gibt es doch einiges zu berichten. (Unterschiedliche Detailtiefe beim Spieldatum ist phlegmabedingt unterschiedlich. Und Supercup und Ligapokal bleiben wie immer auf dieser Seite unberücksichtigt. Nur Spiele als Spieler sind gelistet, sonst wäre es bei Rehhagel und Heynckes dann doch sehr ausgeufert.)

Zum Titel also: All die folgenden Spieler wissen, wie es ist, gegen den großen FC Bayern zu verlieren und manche auch, wie es ist, zu gewinnen. In jedem Fall kennen sie aber das Gefühl, gegen diesen meist als stärker eingeschätzten Gegner aufzulaufen – Arjen Robben und Franck Ribéry hingegen (noch) nicht.

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[Update] Alle Fünferpacks der Bundesliga im Video

[22.9.2015: Update mit Robert Lewandowskis Fünferpack von heute, dem ersten in diesem Jahrtausend in der Bundesliga und dem ersten seit 24 Jahren.]

Naja, fast alle. Dazu die Bilder vom einzigen Spiel in 50 Jahren, in welchem ein Spieler der Bundesliga 6x traf. Wo liegt eigentlich Messis Rekord? Dieter Müller darf seinen jedenfalls nun schon seit 36 Jahren hegen und pflegen. Fernsehbilder gibt es allerdings keine davon.

Dieter Müller, 17. August 1977 1. FC Köln — Werder Bremen 7:2



Von hier an dann alle fünffachen Torschützen, welche es in der Liga je gab. Einziger Spieler, dem dies mehrfach gelang, ist die Standardantwort bei Quizspielen, wenn es um Torrekord geht: Gerd Müller. Und das gleich vier Mal.

Robert Lewandowski, 22. September 2015, Bayern München — VfL Wolfsburg 5:1

[Video folgt]

Michael Tönnies, 27. August 1991 MSV Duisburg — Karlsruher SC 6:2



Dieter Hoeneß, 25. Februar 1984 Bayern München — Eintracht Braunschweig 6:0



Frank Hartmann 1. November 1986 1. FC Kaiserslautern — FC Schalke 04 5:1




Jürgen Klinsmann, 15. März 1986 Fortuna Düsseldorf — VfB Stuttgart 0:7



Jupp Heynckes, 29. April 1978 Borussia Mönchengladbach — Borussia Dortmund 12:0



Gerd Müller, 10. September 1976 Bayern München — TeBe Berlin 9:0



Gerd Müller, 5. Mai 1973 Bayern München — 1. FC Kaiserslautern 6:0



Gerd Müller, 19. Februar 1972 Bayern München — Rot-Weiß Oberhausen 7:0



Franz Brungs, 2. Dezember 1967 1. FC Nürnberg — Bayern München 7:3



Leider bislang nicht als bewegte Bilder zu finden:

Atli Edvaldsson, 4. Juni 1983 Fortuna Düsseldorf — Eintracht Frankfurt 5:1
Manfred Burgsmüller, 6. November 1982 Borussia Dortmund — Arminia Bielefeld 11:1
Gerd Müller, 12. Juni 1976 Bayern München — Hertha BSC 7:4
Klaus Scheer, 1. September 1971 FC Schalke 04 — 1. FC Köln 6:2
Rudolf Brunnenmeier, 27. Februar 1965 TSV 1860 München — Karlsruher SC 9:0
Karl-Heinz Thielen, 7. Dezember 1963 1. FC Köln — 1. FC Kaiserslautern 5:1

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Sverige — Tyskland 3:5 – Die Evolution frisst ihre Kinder

I have a dream. Und der geht so: An einem vielleicht regnerischen Tag im Februar 2014 wird Jogi Löw einen Termin in London haben. Er wird seinem Gesprächspartner mitteilen, dass er weiterhin voll auf ihn setzt. Dieser aber leider nicht mitfährt zur WM, zumindest nicht im 23er-Kader, aber für den Fall der Fälle solle er sich bereithalten. Später werden beide Beteiligten der Presse das genaue Gegenteil darüber erzählen, was denn nun Inhalt des Gesprächs gewesen sei. Der so Besprochene wird aber nicht im Flieger nach Brasilien sitzen, was der entscheidende Punkt dieses Traums ist.

Tja, schade, dass das nur ein Traum bleiben wird, aber was man angesichts der mit ordentlich Teufelspepperoni gefüllten Ladungen an Offensivpower mit durchdachten, kreativen und handlungsschnellen Szenen gestern in der Partie gegen Schweden noch mit Lukas Podolski bei einer WM möchte, wo die Besten der Besten eines Landes zusammengerufen werden, wird auf immer Jogi Löws Geheimnis bleiben. Die Defensivstärke im Vergleich zu den ihn nun überflügelt habenden Spielern kann es bei Podolski kaum sein, denn die müsste man immer noch mit der Lupe suchen.

Ansonsten bot die Partie genau das, was man von ihr erwartete. Einen immer wieder zum Patzer und dann zur patzigen Reaktion neigenden Manuel Neuer, der immerhin dann doch mal nach knapp 160 Minuten gegen Schweden einen dieser Bälle zu fassen bekam, die man ihm ständig aufs und dann ins Tor hämmerte. Eine Defensive, die löchrig genug ist, auch gegen Fußballgroßmächte wie Paraguay, die USA oder die Schweiz 3 Tore und mehr zu kassieren, zeigte wieder einmal ihre lachende Fratze. Lachend für Produzenten von Tornetzen, denn die spielten gleich 8x die ihnen zugedachte Rolle.

8x, das bedeutet auch, dass der Ball 5x in des Gegners Tor landete und es war der große Jannik Sorgatz, der letztens darauf hinwies, dass die DFB-Auswahl damit 9 Partien in Folge mindestens 3 Tore erzielt hat. Oliver Fritsch argumentierte in der Zeit, dass zu viele Tore dem Fußball nicht gut täten und auch Bastian Schweinsteiger äußerte sich nach seinem Jubiläumsspiel, dass ihm ein 2:0 deutlich lieber als ein 5:3 sei, denn dieses sei ein „schlechtes Ergebnis“. Erinnerungen wurden wach an das 4:2 gegen Griechenland im Viertelfinale der EM, als sich kaum jemand an den 2 Gegentoren der Griechen störte, welche doch für gewöhnlich nur 1 Tor pro Partie erzielen und diesen Wert mal eben gegen Deutschland verdoppeln konnten. Denn vorne rappelte es ständig im, Entschuldigung, in den Tornetzen und dann lässt man auch schon mal fünfe gerade sein.

Wie erwartet also die Rückkehr zu einer schwachen Defensivleistung, die auch nicht damit zurecht gerückt werden kann, dass die Schweden in der ersten Halbzeit nur 2x aufs Tor schießen. Was ja fast so klingen sollte, als seien das 2 Sonntagsschüsse gewesen, die so nicht in anderen Partien wieder passieren könnten. Erstens waren diese Tore glänzend herausgespielt und dann doch wieder so einfach, wie es eben ist, die deutsche Abwehr auszuspielen. Und zweitens zeigt die Vergangenheit ja, dass es eben nicht ein mal im Jahr vorkommende Sonntagsschüsse sind, die zu deutschen Gegentoren führen, sondern dass es wieder und wieder möglich ist selbst für die Nr. 50 der Weltrangliste, zwei, drei Tore zu erzielen. Wie erwartet, eben, und das sogar ohne Ibrahimovic.

Was man nicht erwarten kann, ist dass man beim Zuschauen auf einmal ein Gottesteilchen entdeckt. Aufgeblitzt war es in jener Szene, die zum 4:2 durch André Schürrle führte, als schon der durch eine blitzschnelle Drehung gewonnene Zweikampf auf der linken Außenbahn in Höhe der Mittellinie deutlich schrie, dass nun etwas sehr Besonderes passieren würde. Während man einigermaßen eingelullt von den vielen Toren vor dem Fernseher sitzt, plötzlich dieser Moment, an dem der Fernseher zu einem Medium des Lebens wird, sich die Schönheit des Spiels eröffnete und beinahe, für einen Moment jedenfalls, die Seele rein machte und eine Ahnung vom Gefühl der Erfüllung bescherte.

Zum Glück wird man von den Menschen beim ZDF, die dieses Spiel begleiten, immer sofort in die Realität zurückgeholt. Da spricht ein vermeintlicher Experte zum ersten Mal in seinem Leben selbstironisch davon, dass es ja auch viel „Druck“ gegeben habe, Applaus, Applaus, es gibt noch Hoffnung, da macht er diese Hoffnung im selben Moment zunichte, als er sich jeglicher Diskussion der anderen gesehenen Partien entzieht und stattdessen ständig über seine Erinnerungen von anno dazumal schwadroniert, deren Kontext zur Gegenwart man selbst mit jener Lupe, die Podolskis Defensivstärken sichtbar macht, nicht findet. In Moldawien habe er mal gespielt, das Publikum war gegen ihn, der Platz ein Unding, ja, Opa, jetzt iss auf und stell Dich neben den Franz. Was es über die anderen Mannschaften bei der WM alles zu sagen gegeben hätte — wer weiß das schon? Ein Zuschauer des ZDF jedenfalls nicht.

So frisst die Evolution ihre Kinder, Bastian Schweinsteiger wirkt schon wie ein alter Mann vor seinem letzten Turnier, dabei hat er die 30 Lenze noch gar nicht erreicht, und Oliver Kahn wirkt wie ein Fußballkommentator aus den 1990ern, als genau solche Dönekes schon ausreichten, um den Vertrag verlängert zu bekommen. So wie Podolski nicht mehr in diese Zeit passt, zu wenig handlungsschnell, zu wenig variabel, so passt auch Oliver Kahn nicht mehr in diese Zeit. Für Geschichten von damals gibt es hinten in der 11Freunde eine Rubrik, ein Interview alle paar Jahre mal sollte für Kahn dann ausreichen. Ansonsten gilt für ihn genauso wie für die Generation Podolski: Platz machen, die Evolution hat sie überholt. Zum Glück.

Und dann waren da noch die herrlichen Einlaufkinder, die dem ganzen Popanz, den der Fußball und die Menschen sich ausgedacht haben, eine schöne lange Nase zeigten. Nationalhymnen, bei denen man andächtig stehen muss, deren Text man mitsingen muss und Spot und TV-Kamera auf die modernen Gladiatoren gerichtet, die zu Helden überhöht werden — alles wunderbar karikiert von zappelnden, in der Nase bohrenden, sich ständig umdrehenden oder ihr Bäuchlein tätschelnden Einlaufkindern. Sollte man öfter machen, diese besonderen Kinder in den Vordergrund zu holen — ohne sie dabei dem Voyeurismus auszuliefern, falls das möglich ist.

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Der General macht eben keinen unmenschlichen Druck

Wenn man die beiden Wörter „unmenschlich“ und „Druck“ in einer Kombination liest, weiß man schon seit geraumer Zeit automatisch, um wen es geht. Oliver Kahn natürlich, der auch als Experte im Prinzip nur diese eine Platte kennt. Doch zu Oliver Kahn mehr weiter unten. Zunächst ein Blick auf einen seiner langjährigen Vereinstrainer.

Den „General“ Ottmar Hitzfeld.

Die Wikipedia schreibt, dass man Ottmar Hitzfeld den Beinamen General „wegen seiner sachlichen Art“ verpasst habe. Moment mal: Ein General sollte zwar sicher kühlen Kopfes abwägen, keineswegs zu viel riskieren und immer mit klarem Verstand handeln. Aber sollte er in seinem Auftreten besonders „sachlich“ sein? Ein General, der auf seine Truppe wie ein Orthopäde oder ein Landschaftsgärtner wirkt(, um nicht immer die armen Buchhalter mit diesem Etikett zu strapazieren)? Würde man von einem General nicht eher Eigenschaften wie Entschlossenheit, Zähigkeit, Durchsetzungsvermögen und nicht zuletzt Härte gegen die Umwelt, vor allem die feindliche, sowie seine Untergebenen erwarten?

Härte gegen Untergebene ist allerdings sicher nicht das, was man dem verbindlichen Hitzfeld zuschreiben kann. So berichtet Stefan Wessels im Interview mit 11Freunde:

Stimmt es eigentlich, dass Ottmar Hitzfeld seine Nummer Eins nie kritisiert hat?

Nur sehr selten. Das kann man natürlich kritisch sehen, aber die Menschenführung zeichnete diesen Trainer immer aus. Oli hatte seinen unantastbaren Status, auch innerhalb der Mannschaft. Falls ihm Fehler unterliefen, wurde in den ganzheitlichen Mannschaftssitzungen nie darüber gesprochen. Das hat Hitzfeld sicherlich berechnet, aber die groben Patzer blieben ja eigentlich auch immer aus.

Denkbar wäre es wohl eher, dass man Ottmar Hitzfeld einen „General“ nannte, weil es da diesen Otto Hitzfeld gab, der General der Infanterie im Zweiten Weltkrieg war und noch dazu aus Schluchsee stammte, also unweit von Ottmar Hitzfelds Heimat Lörrach aufwuchs und sicher dort kein Unbekannter war. Doch dazu ist nichts Genaueres bekannt. Figuren aus dem Zweiten Weltkrieg mögen aus begrüßenswerten Gründen heute kaum noch präsent sein, aber damals waren sie es möglicherweise, siehe auch den Spitznamen von Friedhelm Konietzka, der da nach dem russischen General Timoschenko lautete.

Moderne Menschenführung ist es jedenfalls sicher nicht, so wie Ottmar Hitzfeld, jemanden nie zu kritisieren. Auch wenn man das bei einem der weltbesten Torhüter natürlich für sich so entscheiden kann, ohne dass das grundsätzlich falsch sein müsste. Es wirkt aber eben so, wie man Hitzfeld auch sonst kennen gelernt hat, auch jetzt als TV-Experte: nie anecken, keine harten Äußerungen, keine Straightheit, also kurz gesagt: alles andere als wie ein General.

Kommen wir dann zum Rezipienten dieser Nichtbeachtung, zum mehrfachen Welttorhüter (der IFFHS) Oliver Kahn. Der ständig diesen unmenschlichen und so weiter spürte. Eins wird jetzt jedenfalls klar: Vom Trainer kann er ihn nicht gespürt haben. Im Gegenteil wurde er von diesem fast nie (!) kritisiert. Was für eine unglaubliche Vogelfreiheit er genossen haben muss. Und wie wenig sich Hitzfeld wahrscheinlich überhaupt mit dem Torwartspiel beschäftigt haben wird, wenn er dessen Wirken nie bemängelte. Man kann sich vorstellen, dass es einem auch im negativen Sinne leicht zu Kopf steigt, wenn man ständig als Welttorhüter geehrt, aber nie kritisiert wird, nicht mal vom eigenen Vereinstrainer. Ein Schlaraffenland, welches aber zu Megalomanie verführt, wie dann ja auch mehr oder weniger geschehen.

Während diese Sprach- und Kritiklosigkeit Hitzfelds uns wieder zur Frage bringt, wo eigentlich überhaupt der Druck in solchen Situationen herkommt: Von innen oder von außen? Wie hier gerne zitiert, kannte Wolfgang Kleff als Torwart keinen Druck, sondern sah sich als Helfer in der Not. Wenn der Vordermann einen Fehler gemacht hatte, konnte er als Torwart ihn wieder ausbügeln, so seine Einstellung. Und man denke über all die anderen Torhüter nach, die mit Freude, mit Respekt oder mit Angriffslust ihrem Job nachgehen, aber nie von dem unmenschlichen und so weiter sprechen, weil er für sie nicht in dieser extremen Form existiert.

Ob Hitzfeld, der vielleicht kein General, aber sicher kein schlechter Menschenkenner ist, ahnte, dass man dem ohnehin schon innerlich unter unmenschlichem Druck leidenden Torhüter nicht noch ein Pfefferminzplättchen mehr Druck hätte auferlegen dürfen, ohne dass er geplatzt wäre?

Merkwürdig jedenfalls, dass jemand, der — auch wenn es nur ein gut gepflegtes Image gewesen sein mag, welches als Torhüter nach außen schließlich nicht schaden kann — Härte gegen sich im Training, Härte im Zweikampf mit dem Gegner und Härte gegen eigentlich alles, was so kreucht und fleucht in der Welt, als sein Credo propagierte, vom Trainer mit Samthandschuhen angefasst werden musste. Zur Erklärung dieser fiesen Entrücktheit, die Kahn in vielen Phasen ausstrahlte, trägt es jedenfalls ein Scherflein bei.

Zu einem Bild davon, wie es in einer Kabine unter Hitzfeld zugeht, aber auch. Ob Ottmar Hitzfeld sich auch nicht an Matthias Sammer als seinen Spieler gewagt hat?

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Torhüter mit den meisten Eigentoren in der Bundesliga

50 Saisons der Bundesliga sind fast rum, man blickt immer noch auf all das, was war. Jeder kennt zum Beispiel das wunderbare Eigentor von Tomislav Piplica, bei dem sich allerdings niemand an den Schützen des Schusses erinnert (Antwort hier). Und weil damit klar ist, dass Tomislav Piplica als Torhüter ein Eigentor erzielt hat, steht auch sofort die Frage im Raum, welche Torhüter die meisten Eigentore in diesen 50, na, neunundvierzigeinhalb Saisons erzielt haben.

Es ist — bitte keinen Tusch! — der Schütze des wohl skurrilsten Eigentores der Bundesligageschichte himself.

Hier also die sehr kurze Liste all jener Torhüter, welche mehr als 1 Eigentor während ihrer Karriere erzielt haben.

1. Tomislav Piplica 3
2. Richard Golz 2
Oliver Reck 2
Andreas Köpke 2
Simon Jentzsch 2

Quelle der Daten ist diesmal weltfussball.de, und ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass sie korrekt ist, denn das würde bedeuten, dass Oliver Kahn durch seine gesamte Bundesligakarriere mit 0 Eigentoren gekommen ist. In der Nationalmannschaft hat er dagegen alleine deren 2 erzielt.

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Michael Ballack — Thank you for the music

Sportlich tot war er schon länger, nun hat er es auch selbst eingesehen und seiner Beerdigung zugestimmt. Es gibt sie noch, die Leute, die wissen, wann Schluss ist. Michael Ballack gehörte nicht dazu.

Andererseits: Wie furchtbar schnell das doch ging. Vorgestern (aka „vorgestern“) noch schlugen hier Kommentare im Blog auf, dass ich Trost spenden solle, wie die deutsche Mannschaft denn nach Ballacks Verletzung nun die WM 2010 überstehen solle. Das ist kaum 24 Monate her und nun ist er schon zu alt dafür, überhaupt noch Fußball zu spielen, zu alt gar fürs Broich’sche Outback.

Auch wenn es absehbar war angesichts seines in heutiger Zeit gesehen hohen Fußballalters — ein Indiz für seine große Qualität liegt auch darin, dass er den Absprung nicht geschafft hat. Denn vor zwei Jahren war er tatsächlich noch der einzige Fußballer von Weltformat im Trikot des DFB, obwohl schon 33 Jahre alt. Obwohl eine ganze Generation Zeit hatte, ihn zu verdrängen oder zumindest ihm Ebenbürtiges an die Seite zu stellen. Mit Ausnahme dieses kosmischen Zufalls namens Klose gab es da aber nichts.

Mit der raschen Entwicklung der Özils und Co. konnte damals niemand rechnen. Er selbst hat es wohl auch jetzt erst geschafft, sich zu vergegenwärtigen, welch ein Sturm (und Stürme beinhalten fast immer auch unschönes Wetter, in diesem Falle von den Gutparlierern aber Schlechthandlern Löw und Co. initiiert) über ihn und auch über den Rest Fußballdeutschlands hinweggebraust ist. Davor gab es jahrelang fast nur Stillstand.

Ein Mann wie Oliver Kahn war Michael Ballack, ein Leuchtturm in ganz finsterer Zeit. Ohne die beiden hätte man gar das eine oder andere Turnier verpasst. Statt Kahn hätte man aber auf Lehmann zurückgreifen können. Wer hätte je in all den Jahren Ballack annähernd ersetzen können?

Sicher gäbe es auch viele private oder menschliche Aspekte an Ballack zu beleuchten, die nicht in bestem Licht erstrahlten, wendete man die Scheinwerfer dorthin. Aber als TV-Fußballkonsument ist man bei diesen Dingen nicht anwesend und im Grunde sind sie es auch nicht, die zu beurteilen sind. Die Länderspiele von etwa 2000 bis 2010 hätte man ohne Ballack aber lieber nicht gesehen, waren doch schon so jene — zum Glück! — wenigen ohne sein Zutun oft eher Wackelpudding als Stärkebeilage, trotz Titan im Tor.

Jemanden, der 10 Jahre lang — mit gewissem Abstand an Klinsmann und Sammer anknüpfend — dafür sorgte, dass man überhaupt mit der Nationalmannschaft rechnen konnte, sie nicht gar in die Zweitklassigkeit abstieg, so zu verabschieden, wie es der Fall war, ist nur mit zwei Vokabeln zu bezeichnen. Opportunistisch und stillos.

Gleichwohl er es nicht mal mehr in der Bundesliga gebracht hätte und seinen Abschied ein wenig vermasselt hat: Er sieht jetzt so alt aus, weil er so lange so gut war. Wer ahnt schon, dass da ein Ferrari kommt, wenn die Straße jahrelang überhaupt nicht mehr befahren wurde?

Immerhin, eins hat er dann doch mit einem anderen großen Kapitän der DFB-Elf gemein. Bernard Dietz wurde auch einfach nicht mehr eingeladen. Und der DFB steht wiederum als Meister des Lavierens da. 98 Länderspiele, 42 Tore, gegen die Großen und ja, die wichtigen Tore — zweifelsohne die Bilanz eines Weltklassemanns. Eine Ära geht zu Ende, doch während man bei Kahns Abschiedsspiel noch frei à la SAT1 „eine ganze Nation Danke sagen“ hörte, hört man beim Abschied von Michael Ballack nur wenige, die einstimmen.

Ein Beispiel gibt es allerdings hier, hoffentlich recht vernehmlich.

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Färöer: Von einem, der dort war

In Anlehnung an Manni Breuckmanns legendären Ausspruch „Leute, holt die Antidepressiva raus, Fortuna Düsseldorf spielt“ heute die Weisung an die Leser:

„Leute, holt die Taschentücher raus, janus hört mit dem Schreiben auf!“

Was wär ich froh, wenn das nur ein Witz wäre. Anders als bei Bloggern mit ihren diversen Pausen darf man bei janus, der stets 2 bis 3 Monate zwischen seinen Beiträgen verstreichen ließ und ausreichend Zeit hatte, sich mit der Frage zu tragen und irgendwann eine Antwort zu gebären, leider sicher sein, dass er nicht wieder zurückkommen wird.

Was bleibt sind 3 Bücher und ganze Regale voller Beiträge, die man nur nicht sehen kann, weil sie nun mal virtuell erstellt sind.

Es ist jedem zu raten, eine private Sicherheitskopie der gesamten Webseite von janus zu erstellen, denn sie kommt bestimmt nicht wieder, nein, sie geht sogar (aus unerfindlichen Gründen) offline. Ich würd ja sogar anbieten, dass sie hier bei mir auf der Seite einen Ehrenplatz erhält (völlig uneigennützig), aber der Meister wird seine Gründe haben, warum er davon Abstand nimmt.

Nun ist es also so weit, einer der ganz Großen aus der Fußballschreiberzunft, welche dieses Tun nicht professionell betreibt, legt die Feder beseite und schließt das Tintenfässchen. Tragisch.

Wie tragisch das ist, verdeutlicht auf angenehme Weise eines der Higlights des janus’schen Schreibens, das immer auch vom Reisen geprägt war. Und eine dieser Reisen führte janus in das Land des heutigen Gegners der Nationalmannschaft: Auf die Färöer. Nun wäre es noch passender gewesen, wenn heute das Auswärtsspiel auf den Färöer stattgefunden hätte. Doch auch so ist es ein passender Anlass, janus Tschüß zu sagen. Und noch einmal auf seinen Reisebericht zu verweisen, den er von seinem Trip mit der Nationalmannschaft im Jahr 2003 verfasste.

Einer der lesenswertesten Beiträge rund um Reisen zu Fußballspielen, seit es das Internet gibt. Da macht es auch nichts, dass er in mancher Hinsicht ein wenig gruselig ist, dafür muss man nur mal die damalige Aufstellung anschauen:

  • Oliver Kahn
  • Arne Friedrich
  • Carsten Ramelow
  • Christian Wörns
  • Paul Freier
  • Jens Jeremies
  • Sebastian Kehl
  • Tobias Rau
  • Bernd Schneider
  • Fredi Bobic
  • Oliver Neuville

Darum geht es aber kaum, sondern um die lesenswerten Erlebnisse eines weltreisenden janus auf den Färöer.

Mit Überlänge, der Bericht, zum Glück, denn es ist ja noch lang bis zum Anpfiff der Partie heute Abend, in Buchseiten umgerechnet mal eben derer 35 an der Zahl. Mach’s gut, janus, schön war’s und Danke.

janus goes to Fairy Island [Link leider tot, Text folgt bald demnächst auf dieser Seite]

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Wünsch dir was

Wann hat diese Elf wohl gespielt?

Kahn — Stickroth, Simunic, Waldoch, Reiss — Freier, Messi, Tretschok, Heinrich — Jancker, Klose

Oder diese?

Dreher — Matthäus — Ziege, Pohl, Kutowski — Breitzke, Häßler, Scholl — Thom — Dickel, Völler

Oder diese?

Schmadtke — Legat, Spanring, Vogel, Kohl — Eilts, Soldo, Balakov, Cardoso — Bode, Decheiver

Antworten hier.

PS: Das Tolle sind nicht nur die Zusammenstellungen dieser Elfen, sondern dass man die Herren Profis auch mal längere Zeit etwas freier reden hört als in den Interviews am Spielfeldrand — und vor allem über ein anderes Thema als eine gerade absolvierte Partie. Noch dazu befinden sich unter den Kandidaten auch die weniger großen Stars, sogar Schiedsrichter. Sehr bunte, gelungene Mischung.

“Urheber“

PPS: Die erste ist von Dariusz Wosz, die zweite von Thomas Helmer und die dritte von Jens Todt.
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Kuranyi, Jeremies und Lahm kriegen den Arsch voll

Schön kurzes und knappes Video von den fünf Gegentoren gegen Rumänien, an die sich zu erinnern man am letzten Samstag gezwungen wurde.

Entgegen meiner mich immer öfter trügenden Erinnerung stand Timo Hildebrand nur in der zweiten Halbzeit im Tor, kassierte also nur eins der fünf Tore. Die anderen vier in der ersten Halbzeit … ein gewisser TV-Experte aus diesen, unseren Tagen.



Die Daten zum Spiel.

Wie die EM 2004 dann für jene Jungs in weiß ausging, erinnert man sich ja sicher noch gut.

(Abgelegt unter: Unken unken immer nur vorher. (Und nein, Unken hat noch nie irgendetwas bewirkt, weshalb man nach Herzenslust in rauen Mengen unken darf. Wie hier gerade geschehen.))

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Die Großtante aller Niederlagen

Am Samstag waren wir alle Bayernfans Hobbypsychologen. Gab es irgendjemanden, der bei dieser Art Bastian Schweinsteigers, zum Elfmeter anzulaufen, nicht aufgeschrien und Stop! gerufen hätte? Jede Faser seines Körpers wollte doch intensiv seiner Umwelt mitteilen, dass dieser Körper es für keine gute Idee hielt, jetzt, am Ende dieser 120+x Minuten auch noch in wenigen Sekunden für die Niederlage verantwortlich zu sein. Aber wenn die fünf Schützen nominiert sind, gibt es nun mal kein Zurück mehr. Und all wir Hobbypsychologen waren danach und womöglich für längere Zeit noch mit dem eigenen Bewältigen dieser Niederlage beschäftigt. Wobei, das darf sicher sein, es eben kein zweites Barcelona war. Weshalb die Bewältigung schneller gehen wird.

Vorab: Es sei niemandem seine persönliche Einschätzung dieses Finales daheim genommen. Jeder leidet selbst so, wie er will und gerne auch mit immer neuen Höhe- bzw. Tiefpunkten des Leidens. Objektiv gesehen ist aber klar, dass es nur die Aktualität des Schmerzes gewesen sein kann, die zum Ausspruch verleitete, dass Drogbas Schüsse ins Tor im Resultat schlimmer gewesen seien als die Mutter aller Niederlagen. In diesem Spiel sah es keineswegs die gesamte Spielzeit lang so aus, als würde der FC Bayern sicherer Sieger dieser Partie werden, sondern nur genau von Müllers Tor bis zu Drogbas Ausgleich. Das ist zwar „schon au“ irgendwie bitter, hat aber eine ganze andere Qualität, zumal (bis auf den von Robben vergebenen Strafstoß) die ganz großen weiteren Chancen fehlten.

In einem Elfmeterschießen, und darauf lief die gesamte Spielanlage des FC Chelsea doch schon in den ersten Minuten hinaus, stehen die Chancen nun mal 50-50, wobei sie aufgrund diverser Umstände in diesem Fall aus Münchner Sicht schlechter standen. Zum Einen, weil man sich selbst diesen Riesendruck auferlegt hatte, das „Ding“ (O. Kahn) im eigenen Stadion unbedingt zu gewinnen. Zum Anderen, weil man immer noch keine professionelle Vorbereitung auf Eventualitäten eines Fußballspiels für nötig hält. Dazu gehörte, intensiv Elfmeter zu trainieren, die jeweiligen Spieler auf das vorzubereiten, was kommen kann und — das ist kein Muss, aber wie sichtbar wurde, wäre es nötig gewesen — auch die Schützen schon im Vorhinein zu bestimmen.

Ändern könnte man diese dann immer noch, wenn es soweit ist. Jupp Heynckes lief angeblich vom Einen zum Anderen und erntete nur Absagen, so dass der eigene Torwart schon einer der regulären fünf Elfmeterschützen sein musste. Was sich im Nachklapp als absolutes Plus für Manuel Neuer erwiesen hat, ist eine unübersehbare Peinlichkeit für jene, welche ins Finale mit dem höchsten aller möglichen fußballerischen Niveaus gingen und für diese Angelegenheit verantwortlich sind.

Weiterhin weiß doch jeder, dass man nicht im Vorhinein zum Geburtstag gratuliert. Insofern musste jeder, der einen Funken Aberglaube in sich wiemeln spürt, zusammenzucken, als die Kurve der Bayern die Worte „Unsere Stadt, unser Stadion, unser Pokal“ ausrollte und damit den Grundstein für die Niederlage gelegt hatte. Selbst wenn man nicht abergläubisch ist, ahnte man in diesen Momenten, dass es nie gut ist, die Götter herauszufordern, und wenn es nur die Fußballgötter sind.

So entspann sich eine Partie, die man so ähnlich schon im Halbfinale dieses Wettbewerbs gesehen hatte, und so unansehnlich es auch sein mag, es ist vollkommen legitim, so zu spielen. Zumal sich auch die berechtigte Frage stellt, wie stark oder schwach die Bayern wirklich waren — und wie viel der schwachen Offensivleistung der Gäste darin zu begründen war, dass Bayern eben so stark spielte.

Einen Höhepunkt an Frechheit lieferte jener Reporter von sky, der den Trainer des frisch gebackenen Champions-League-Sieger befragte, ob dieser den Stil seiner eigenen Mannschaft „schön“ fände. Ein bisschen frech ist es, diese Frage zu stellen. Frecher ist es allerdings, dass sich ein Mensch mit so wenig Ahnung vom Spiel jemals als Sportreporter beworben hat und somit zu diesem Job gekommen ist. Als wäre es im Fußball je um Schönheit gegangen und als interessierte das irgendjemanden im Moment des Triumphs — außer schlechten Verlierern, denen die Argumente fehlen. Und die einzigen Argumente, die es im Fußball gibt, sind erzielte Tore.

Man kann sich doch nicht ein (monetäres) Leben daraus basteln, die Unwägbarkeit des Fußballsports so sehr zu melken, dass es für ein Häuschen im Grünen reicht und man den Kindern die Universität bezahlen kann, wenn die Unwägbarkeit dann aber ernst macht mit ihrem Unwägbarsein, sich über ihre Existenz beschweren.

Weshalb sich stante pede ans Scheitern anschließende Diskussionen der üblichen Verdächtigen (Kahn: „Eier“, Effenberg: „Führungsspieler“, Lattek: „Neid“) auch darin erschöpfen, ihre Weltsicht auf den Fußball wiederzugeben, statt sich mit aktuellen Problemen des FC Bayern auseinandersetzen. Wer in einem Pokalwettbewerb im Fußball Zweiter wird, hat nicht allzu viel falsch gemacht, sonst wäre er dort nicht hingekommen. Was nicht bedeutet, dass man nichts verbessern könnte, denn:

Was ist nur aus dem FC Bayern geworden, der als ich als Kind zum Fußball kam noch nie ein Finale verloren hatte? Dann kam Aston Villa, dann Uerdingen, dann Porto und heutzutage verlieren die Bayern mal eben zwei Finals in einer Woche. Ein „Barcelona“ war es aber dennoch nicht, weil die Häufigkeit des Scheiterns bei den Bayern enorm zugenommen hat, und man deshalb dran gewöhnt sein müsste. Schon beim Abschlachten während des DFB-Pokalfinales durch den BVB spürte ich zum allerersten Mal in meinem Leben eine Gefühlsregung, die mir wirklich Angst bereitete: Ich hatte Mitleid mit den Bayern.

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Sich selbst erhaltendes Siechtum

Einerseits geht die Meldung im Widerhall der misslungenen (?) Facebook-Aktion des FC Bayern fast unter: Der FC Bayern plant seine Zukunft mit Oliver Kahn und Stefan Effenberg. Das sind jene beiden, die für eine Eindimensionalität in der Sicht auf den Fußball stehen, wie man sie eigentlich nur noch in viel älteren Generationen vermuten würde. Welche sich nichtsdestotrotz in diesen beiden Hirnen aber dauerhaften Halt verschafft hat.

Der eine beschwört bei jeder Gelegenheit den „Druck“, den es bedeute, für den FC Bayern oder überhaupt als Profi bei gewinnen müssenden Vereinen Fußball zu spielen. Mit dem man natürlich umgehen können müsse. Die wenigen Gelegenheiten, zu denen er mal etwas Anderes erzählt als vom Druck, macht seine Stichwortgeberin dadurch zunichte, dass sie die Farbe der Krawatten wichtiger findet als eine Auseinandersetzung mit dem Sportlichen. Und wenn Kahn dann doch mal von sich aus etwas aus der Sicht eines Profis zum Spiel erzählt, bleibt sie mit metaphorisch offenem Munde stehen, kann daran nicht anknüpfen, und die an dieser Stelle plötzlich möglich gewordene Diskussion versandet noch vor ihrem Beginn in jenen Bezirken des Fußballs, welche man auch gerne bei Bunte und Co. beleuchtet. Insofern weiß man nicht genau, was der alte Kahn tatsächlich über den Fußball denkt, man hat aber bislang wenig im Ohr, was über billige Platitüden hinausgeht.

Der andere beschwört bei jeder Gelegenheit, dass die Mannschaft nicht „zu ruhig“ sein dürfe. Es gehe um Leader-Eigenschaften. Um Aggressivität dem Gegner gegenüber. Dabei wirkt Effenberg wie jenes Kind, dem man gerade zum ersten Mal in seinem Leben ein mehr als einsilbiges Wort gereicht hat, woraufhin es stolz das mehr als einsilbige Wort zu jedem Anlass verwendet, ganz gleich, ob dessen Inhalt etwas mit der Realität zu tun hat, die es gerade bezeichnen soll. Ein „Leader“ klingt halt toll, in den Ohren eines offensichtlich extrem auf Anerkennung geschnittenen Gehirns eines Effenbergs, also wird es bei jeder Gelegenheit rausgehauen. Was fehlt dem deutschen Arbeitslosen? Ein „Leader“! Was fehlt all denen, die schon mal ein Spiel verlieren? Ein „Leader“! Was fehlt dem Effenberg nicht in seinem Vokabular? Ein „Leader“!

Diesen beiden Koryphäen der Eindimensionalität will der FC Bayern nun also neue Aufgaben im Verein anvertrauen. Bei entschieden kleineren Vereinen besaß man da mehr Sachverstand: In Karlsruhe jagte man Kahn mit seinem Vater bei der Kandidatur zum Präsidenten davon, in Gladbach lacht man heute noch über die Aktion, mit der Effenberg — größtenteils ohne inhaltliches Programm — zusammen mit anderen ewig Missverstandenen wie Horst Köppel und Berti Vogts den Verein übernehmen wollte. Da der Verein ja ohnehin, wie man heute sieht, auf dem völlig falschen Weg war, war das aus Sicht der Protagonisten nötig geworden.

Einerseits geht die Meldung im Widerhall der Facebook-Aktion des FC Bayern fast unter. Andererseits muss man sich keine Sorgen machen, dass der FC Bayern — bald geführt und beraten von eindimensionalen alten Recken, deren Weiterbildung selbst bei besten Möglichkeiten, Experte bei Sky oder beim ZDF, und somit hautnah an den besten Spielen des Planeten dran, nur im Schneckentempo vorwärts geht — in mittlerer Zukunft gefährdet sein könnte.

Denn wenn die x in Folge verlorenen Partien gegen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund eines bewiesen haben, dann jene traurige Erkenntnis: Man interessiert sich bei den großen Medien weniger dafür, warum der Sieger so stark war. Betont wird die Frage, warum die Bayern so schwach waren und was sie falsch machen, wo man sich demnächst wird verstärken müssen. Begründet wird diese Vorgehensweise damit, dass sich nun mal mehr Menschen für den FC Bayern interessieren als für alle anderen Vereine. Selbst dann, wenn der FC Bayern verliert und andere Vereine schon mit anderthalb Beinen im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrtausends angekommen sind, während andere noch nicht mal den Akku ihres E-Rollis komplett aufgeladen haben.

Insofern darf man sich also getrost zurücklehnen und kann die Hoffnungen respektive Ängste begraben, dass eines Tages der FC Bayern mal nicht mehr der am meisten hofierte Verein der Liga sein wird, weil so etwas Profanes wie erfolgreicher Fußball ausbleibt. Selbst wenn andere Teams dauerhaft erfolgreich spielen, auch im Misserfolg bleibt der FC Bayern die Nr. 1 des Interesses. Es gibt also keine Chance auf Änderung, denn um den dauerhaft zu sichern, den Misserfolg, hat man ja gerade erst Kahn und Effenberg verpflichtet.

11 Kommentare

Ich vs Du

Ich kann ja gar nicht anders als Feuilleton. Das ist übrigens schon wieder eine wahnsinnige Überschrift, die Sie gerne verwenden dürfen.

Vor allem wieder ein toller Ich-Satz.

Selbstverständlich! Mit „Du“ klingt das auch eher nach Sportreporter.

Ich würde sagen, es klingt eindeutig nach Oliver Kahn (zufällige Häufung an dieser Stelle), welcher nicht in erster Linie Sportreporter, sondern Sportphilosoph ist. Richtig liegt Harald Schmidt hier trotzdem, dass man das „Du“, wo ein „man“ nötig wäre, vor allem mit Gerede über Sport und von Sportlern in Verbindung bringt. Trauriger- und schauderhafterweise.

(Verlinkt vom Bildblog.)

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