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Schlagwort: Premiere

Drama in Dortmund, von Düsseldorf aus

Was gibt es zu diesem Spiel nicht alles zu sagen: Der erste Sieg gegen eine europäische Mannschaft bei einem Turnier seit 1996, der 11. Sieg im 15. Spiel gegen die weiter sieglosen Polen, weiter unbesiegt in Dortmund bei nur einem Remis, weiterhin hat Clinsfornia scheinbar alles richtig gemacht, vor allem seine Einwechslungen, Daniel Nivel saß auf der Tribüne, die erste Randale des WM-Turniers fand statt und die deutsche Mannschaft spielt tatsächlich mit dem 12. Mann im Rücken.

Das ist aber alles anderswo auch schon gesagt worden, deshalb beschränke ich mich auf die Aspekte, die das Spiel begleiteten. Wenn schon, wie bei allesaussersport.de erwähnt, die BBC-Reporter sagen, dass das das lauteste Spiel war, das sie je erlebt haben, dann kann man sich vorstellen, was für ein Orkan da durchs Stadion gegangen sein muss. Und dann ist jetzt vielleicht, hoffentlich, endlich mal Schluss mit diesen blöden Legenden, dass ja in Italien oder Spanien bessere Stimmung herrsche als in deutschen Stadien.

Ballack erschien mir einen höchst seltsamen Abend erwischt zu haben, da er ständig lange Anspiele über den halben Platz versuchte, die aber nie ihren Adressaten erreichten. Trotzdem war er wertvoll für diese Partie.

Podolski wird wohl doch nicht der neue Superstar dieser WM, so wie das ohnehin niemand werden zu wollen scheint. Auch wenn es für diese Einschätzung nach gerade mal dem ersten Spieltag ein bißchen früh ist.

Arne Friedrich ist der neue Christian Ziege: seine Flanken landen garantiert hinterm Tor. Dafür ist Philipp Lahm die neue Walz aus der Pfalz und womöglich auch schon bald bei Bayern weg. Das freut mich jetzt schon, wie Karl-Heinz Rummenigge wieder was von mangelnder Chancengleichheit fabulieren wird, nachdem Lahm bei Chelsea unterschrieben hat. Die Chancengleichheit mit Bochum oder Rostock hat ihn allerdings noch nie interessiert.

Und Bernd „Schnix“ Schneider ist tatsächlich brasilianischer als die Brasilianer, zumindest als die Brasilianer vom Spiel gegen Kroatien.

Knapp 25 Millionen Zuschauer hatte die ARD gestern bei dem Spiel, dazu noch ein paar Millionen Premierezuschauer und alle, so denke ich, waren schwer begeistert von der Stimmung, vor allem aber von der Spannung. 28 Millionen Fernsehzuschauer, die ein tolles Spiel sehen, nur ich muss in dieser WG ausgerechnet vor dem einzigen notorischen Nörgler unter diesen 28 Millionen sitzen. Von Haus aus recht friedlich, hätte ich diesem Kerl, der alles Scheiße fand, was da auf dem Platz passierte und der später noch flehentlich um Fehler der deutschen Spieler bat, eigentlich gerne das Maul gestopft. Ich habe es dann aber angesichts des Jubels über das Siegtor vergessen, und später war er im Getümmel nicht mehr auszumachen.

Überhaupt war nach dem Spiel die gesamte Düsseldorfer Altstadt in schwarz-rot-gold respektive weiße Trikots der Nationalmannschaft gehüllt. Hupkonzerte, an denen sich sogar die Insassen der dort häufiger anzutrefenden Luxuskarrosen beteiligten, zahllose Menschen, die komplett in die deutsche Fahne gehüllt waren und was ich besonders erstaunlich fand: Ein großer Anteil dieser Leute war augenscheinlich nicht deutschen Ursprungs. Ob der eine oder andere davon jetzt einen deutschen Pass besitzt oder nicht: Früher hätte ich von den meisten dieser Leute eine geballte Faust in der Tasche erwartet, enttäuscht darüber, dass sie wegen der fehlenden Niederlage nicht ihre Häme ausschütten können.

Die Verkäufer von Fahnen und Nationaltrikots erleben gerade paradiesische Zustände. Und auch in Düsseldorf wurde die ganze Nacht lang „Schland!“ oder „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ skandiert. Es wirkte fast, als hätten wir das Turnier gewonnen. Wahrscheinlich hat aber der höchst dramatische Spielverlauf seinen Teil zu dieser orgiastischen Entladung beigetragen. Auch in einem anderen Blog (Link leider inzwischen tot) ist von der sexuellen Wirkung dieses Spiels die Rede und ich oute mich hier gerne, dass ich nach dem Siegtor eine SMS mit dem Inhalt „Das war besser als ein Orgasmus.“ in die Nacht schickte und es trotz der paar Biere, die beim Formulieren dieser SMS involviert waren, auch heute Mittag noch so sehen würde.

Ich hoffe, es bleibt nicht der letzte Höhepunkt bei der WM aus deutscher Sicht.

Bleibt mir nur noch festzuhalten, dass es immer noch unverständlich ist, warum das Finale in Berlin und nicht in Dortmund stattfindet.

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Zettel-Ewald

Ich muss zugeben, auf die hier im Blog verfügbaren Kategorien hab ich nicht allzu viel Wert gelegt. Ein Blog ist ein Blog, jedenfalls meines, und da muss man eigentlich nicht inhaltlich viel sortieren. Was man aber gar nicht sortieren kann, das kommt normalerweise in die „Sonstiges“ oder neudeutsch „Miszellen“-Kategorie. Diese heißt bei mir „Zettel-Ewalds-Sammelsurium“, mit anderen Worten: hier kommt all das rein, was sich der Zettel-Ewald notieren würde, was andere aber nicht für wichtig genug halten würden. Und weil der Zettel-Ewald so ein guter und aufmerksamer Beobachter wie auch ein helles Köpfchen ist, muss man ihn wohl seit Kurzem außerordentlich loben:

So ist das nämlich, wenn man dann einmal ein Fußballspiel im Fernsehn so schaut, dass man nix vom Kommentar hören kann: Ewald Lienen ist Co-Kommentator bei der Partie Villareal-Arsenal und macht laut der bei allesaussersport nachlesbaren Kommentare seinen Job außerordentlich gut.

Schade, dass wir das bei der WM nicht erleben werden dürfen. Oder dürfen werden? Anyway, es gibt also doch noch Hoffnung darauf, dass die Leute, die hinter den Mikros sitzen mehr sagen als das, was sie sich schon vor dem Spiel zurechtgelegt haben.

Ein Hoch auf Zettel-Ewald (auch wenn ich es selbst nicht gehört habe).

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Premieres Totenmesse

Kaum hat Premiere den Kampf um die Bundesligarechte verloren, wuchert es mit seinem letzten Pfund. Zu erstaunlichen Preisen kann man alle 64 WM-Spiele live sehen: 64 Spiele für nur 64 Euro.

Dazu gibt es noch 7 Monate des normalen, eher witzlosen Premiere-Angebots obendrauf. Scheint so, als sei heute der Tag der Werbung im Blog.

Dieses Angebot klingt allerdings eher wie eine Totenmesse denn wie echte Werbung. Mit dem Begriff „Spottpreis“ ist es noch nett umschrieben. Vor allem spottet es jenen, die zu normalen Preisen das reguläre Premiere-Programm erworben haben. Nach 2006 werden wohl nur noch die Abonnenten übrig bleiben, die zu schludrig sind, rechtzeitig zu kündigen.

Dazu passt auch diese Meldung im tagesspiegel. Wenn die Bundesliga wegfällt und sich ohnehin niemand mehr — na endlich! — für die Formel 1 interessiert — was will Premiere dann überhaupt noch zeigen?

Zur sowieso zwielichtigen Entstehung und Amlebenhaltung dieses Senders passt dieser Abgang. Tschüß Premiere, wir werden Dich nicht vermissen.

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