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Schlagwort: Premiere

Dem sky so SPAM oder: Post vom Totengräber

Möglicherweise weiß der eine oder andere, dass ich nicht nur diese Seite „Trainer Baade“ betreibe, sondern tatsächlich eine Hobbyliga leite. Eine Hobbyliga, die nicht mal auf ordnungsgemäßen Fußballplätzen ausgetragen wird, sondern auf allem, was der Großwesir des alternativen Fußballs aka ich, als regelgerecht auslegt. Rasen oder Asche muss es schon sein und zwei Tore haben, ansonsten ist aber doch einigem Wildwuchs Tür und Tor geöffnet, was unterschiedliche Maße und gar Anzahl der Spieler angeht. Wie dem auch sei, diese Liga existiert schon länger als diese Seite hier und irgendwo im Netz stehen auch die Kontaktdaten der Liga, welche dann zufällig mit meinen übereinstimmen. Das führt uns zu einem anderen Punkt:

Irgendjemand scheint gerade sehr dringend Umsatz und Werbung zu brauchen. Denn letztens flatterte mir unaufgefordert als Leiter dieser Liga an meine Privatadresse postalischer SPAM ins Haus.

Ein gewisser Carsten Schmidt unterschrieb das Anschreiben, dem auch noch eine tolle Broschüre beigelegt war, in welchem er mir/uns anbot, doch Trikots für nur 10* Euro das Stück zu erwerben, in denen man dann seinen Sport ausüben könne oder solle. Warum dieser für ein Fußball-Trikot doch recht günstige Preis? Das lässt sich leider nicht beantworten, da man ohne so ein Exemplar bestellt zu haben auch nur sehr wenig über die Qualität dessen sagen kann. Es gibt ein paar wirklich, wirklich professionell gemacht Fotos von ein paar wirklich, wirklich nicht professionellen Laienfußballern, die eben geschickt so ausgewählt wurden, dass sich jeder noch so klumpfüßige Fettwanst aus Finsterwalde mit diesen Menschen identifizieren kann und eventuell zu dem Gedanken verleitet wird, dass ihm so ein Trikot nicht nur passen könnte, trotz Fettwanstigkeit, sondern dass es ihm eventuell auch noch gut stünde.

Auf dem Cover der Broschüre posieren Ottmar Hitzfeld, allerdings in Anzug und Krawatte, und Lars Ricken in eben jenem Trikot sowie ein zu jeder guten Werbung gehörender kleiner Junge, der mit seinem unschuldigen und noch nicht geschlechtsreifen Lächeln auch an die Instinkte jenes Teils der Bevölkerung appellieren soll, welcher oft über die Haushalts- und Vereinskassen wacht.

„Trikots für Deutschland“

ist die Broschüre überschrieben – „Volkstrikot“ hat man sich das Ding wahrscheinlich nicht zu nennen getraut.

Innen drin findet man dann diverse unterschiedliche Farbversionen dieser Billigtrikots, denn sie kosten schließlich inklusive Hose nur 9,95 Euro, sowie zusätzliche Incentives wie Gewinnspiele für den dicksten Bauern oder auch den größten Haufen oder den schnellsten Anrufer, wenn gerade 2 Leitungen freigeschaltet sind und der Hotbutton blinkt und natürlich die Ansagedame halbnackt ist. Möglicherweise habe ich mich bezüglich der Halbnackten auch verlesen, jedenfalls gibt es ein Gewinnspiel, bei dem dann von allen Teilnehmern genau 3 etwas gewinnen, ein paar Ocken. Die Plätze 4-50 bekommen dann noch vier Sportbälle, also ungefähr das, was man auch nach 3x tanken bei Aral hinterher geworfen bekommt, auch wenn man gar nicht mehr weiß, wohin mit den vielen Bällen.

An dem Gewinnspiel kann man allerdings nur teilnehmen, wenn man, und das hat jetzt natürlich sehr viel mit den „Trikots für Deutschland“ und so weiter zu tun, eine neuen Abonnenten für sky wirbt.

Wie auch überhaupt diese Trikots nur so günstig sind, weil auf ihnen Werbung für sky prangt und man damit also Werbung für eine Institution machen soll, die selbst dafür verantwortlich ist, dass mir meine kleinen Hobbyspieler immer häufiger von der Fahne gehen und lieber ins Stadion oder vor den Fernseher pilgern und eben genau das nicht mehr tun, wozu sie diese Trikots, so sie sie kauften, kauften: selbst Fußball spielen.

Der Totengräber des Amateurfußballs besitzt doch tatsächlich die Dreistigkeit, mir unaufgeforderten Spam-Müll zuzuschicken, in welchem er dann auch noch mit dem Finger in der Wunde bohrt und die Eingeweide des Hobbyfußballs herausreißt, zusammenquetscht und mit diabolischem Lächeln auf den Boden wirft, um dann darauf herumzutrampeln und einem dann noch zuzuraunen: „Braucht Ihr ja jetzt nicht mehr.“

Es macht sich sicher total schick, in so einem sky-Trikot vor dem Fernseher zu sitzen, das sky-Programm zu konsumieren, es im Zuge der Aufregung um das Spiel des bevorzugten Profivereines vollzuschwitzen, um es dann unbenutzt wieder waschen zu müssen. Auch kann man mit diesem Trikot sicher gut Zigaretten oder Bier holen gehen, weil man darin so ungemein sportlich aussieht, obwohl man nur sein Gesäß auf dem Sofa drapiert, während andere Leute Fußball spielen, man selbst aber nicht.

Entweder, weil man unbedingt dieses eine Spiel verfolgen muss oder aber weil vom Gegner irgendjemand unbedingt dieses eine Spiel verfolgen muss, was bedeutet, dass man nun mal keinen Gegner mehr hat.

Sicher bin ich nur rein versehentlich in diesen Verteiler geraten, denn wenn man sich, was natürlich niemand tut, die Mühe gemacht hätte, sich den Spieltermin dieser meiner Liga anzuschauen, dann wüsste man, dass wir seit 7 Jahren sonntags um 14h spielen. Somit hat es in dieser Zeit noch jeder rechtzeitig zu den zwei oder drei Sonntagsspielen der Bundesliga nach Hause geschafft. Wie Ihr alle wisst, ist es damit seit dieser Saison Essig und das zu nicht geringen Teilen deshalb, weil sky mehr für sein Geld haben will und auch noch den wirklich allerletzten freien Termin an einem Wochenende besetzen musste. (Niemand kann schließlich von einem studentischen, jüngeren Publikum ernsthaft erwarten, sich sonntags vor 13h aus dem Bett zu schälen und zum Fußballplatz zu begeben, konnte man doch ohnehin erst, weil das Samstagabendspiel bis kurz nach 20h dauerte, viel später als gewollt in den Samstagabend starten.)

Vielen Dank für so viel Taktgefühl vom Totengräber des Amateurfußballs, ausgerechnet mir auch noch das Angebot zu unterbreiten, für dieses Bezahl“fernsehen“ zu werben.

Wo kann man sich über unverlangt zugesandte Werbung beschweren (ernst gemeinte Frage)?

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Kurz verdrechselt

Erpressungsversuch gescheitert. Nachdem kompromittierende Handy-Fotos von seinen Zeichnungen an der Takttiktafel in die Fänge zwielichtiger Menschen fielen, versuchten diese, Jürgen Klinsmann zu erpressen: Sie drohten, öffentlich zu machen, was er da so an die Tafel geschrieben hatte. Glücklicherweise schwieg die Presse über diesen Vorfall so lange, bis die Übeltäter endlich gefasst waren. Der kleine Philipp, der schließlich am Übergabeort des Lösegelds gestellt wurde, redete sich damit heraus, dass ihm sein neuer Werbepartner, ein gewisser Herr Springer, dazu geraten hatte, mehr von diesen geheimen Leserfotos zu machen, dann gäbe es 500 Euro extra. Klinsmann selbst sagte, er hätte zu keiner Zeit schlecht schlafen können: „Auf den Fotos war ja nur das, was wir in einer weit entfernten Zukunft umsetzen möchten. Mit der Gegenwart hat das natürlich nichts zu tun.“

Klopp und Zorc ziehen die Reißleine. Nachdem bei Berechnungen einer eigens angeheuerten Beraterfirma herauskam, dass Borussia Dortmund in dieser Saison bislang die wenigsten Spiele verloren, die meisten Remis und die wenigsten attraktiv gespielt hatte, erkannte Jürgen Klopp sofort und als einziger im Raum diesen unauflöslichen Widerspruch und zog die Reißleine. Der ebenfalls zum Zieh-Zeitpunkt auf der Falltür befindliche Michael Zorc hatte gerade noch verdutzt und ungläubig auf die vielen Zahlen der von der Beraterfirma hereingereichten Tabelle geschaut. Just wollte er zur Frage ansetzen, was denn dieses Pluszeichen vor der Tordifferenz bedeute, so etwas kenne er aus seinen Büchern nicht, da ward er auch schon mit in den Schlund gerissen. Klopps Zukunft ist unbekannt, allerdings werden ihm Kontakte zur Abenteuerurlaub-Branche nachgesagt.

Jürgen Klinsmann kein Schuljunge. Jürgen Klinsmann will auf keinen Fall die Trainer-Schulbank drücken. „So lange ich hier Trainer eines Bundesligisten bin, kann ich nicht gleichzeitig eine Trainer-Ausbildung machen, das wird jeder verstehen.“ Matthias Sammer als DFB-Verantwortlicher für die Trainerlizensierung hatte diese Ausbildung vom Novizen gefordert. „Es kann nicht immer eine Lex Matthäus geben, irgendwann ist auch mal Schluss damit.“ Jens Lehmann murmelte auf der selben Pressekonferenz etwas von einem „Hubschrauber“, mit dem sowas trotz Terminproblemen mögliche werde, wurde aber aufgrund der schon angeworfenen Rotorblätter des direkt neben der Tür wartenden Helikopters von niemandem mehr verstanden.

Theo Zwanzigers Wahl doch gültig. Obwohl es viele zweifelnde Stimmen gab, ist Theo Zwanzigers Wahl zum Präsidenten des Deutschen Fußballbundes tatsächlich gültig und er in Wahrheit kein Erfüllungsgehilfe der DFL dabei, möglichst viel Kohle aus dem Premiumprodukt Bundesliga und symbiotisch verwachsenem Pay-TV zu pressen. Zwar sei er bei den Verhandlungen über den neuen Sonntagstermin zu spät gekommen, allerdings hatte ihn der Verantwortliche auch nicht informiert. Deshalb bliebe die Gültigkeit seiner Wahl unberührt. Da niemand weiß, wer denn jetzt eigentlich verantwortlich ist, ist Oliver Bierhoff als Bauernopfer im Gespräch, der seinerseits darauf verwies, alle privaten Werbeverträge regel- und vor allem fristgerecht angemeldet zu haben.

Werder Bremen hat nun doch kein Disziplinproblem. Die Gerüchte seien kürzend verfälscht worden: „Es ist nicht alles wahr, was in den Zeitungen stimmt.“ Weder sei Ze Roberto, der Zweite, unabgesprochen nicht aus dem Urlaub zurückgekehrt („Teil unseres neuen Konzepts“), noch hätte Miroslav Klose in einer ultrageheimen [********] (geheim) spontan die Taktik des Teams geändert. Meldungen darüber, dass es Jefferson Farfans Oma wieder besser gehe, seien hingegen zutreffend, wenn auch nicht Teil des Konzepts.

Peter Neururer Trainer auf Schalke. Nachdem der Ruf aus Schalke ertönt war, dass man den Heiland wieder benötige, machte Peter Neururer beim MSV Duisburg kurzen SMS-Prozess: „Ich bin dann mal weg.“ simste er dem kurz zuvor noch euphorisiert ob der Vertragsverlängerung mit Neururer ins Mikrofon säuselnden Walter Hellmich: „Der MSV gehört in die Champions League. Und ich auch.“ Im Exklusiv-Telefon-Interview auf 90elf, in dem Neururer aus der Kabine heraus noch schnell seine Expertentipps abgab, erinnerte er daran, dass er schließlich der erste war, der so blöd war, sich eine mühsam eingetippte Datenbank von seinem Sohn löschen zu lassen. Hinweise auf eine eventuell existente Berufsethik und Solidarität unter Kollegen schnaufte Peter der Große nuschelig in seinen Schnäuzer weg: „Lächerlich. Es ist niemand positiv auf Solidarität getestet worden, deshalb sollte man das Ganze schnell abhaken.“ Außerdem sei er damals falsch zitiert worden.

Markus Babbel grinst nach Pokal-Aus. „Wir haben viel gelernt. Wir machen jeden Fehler beim nächsten Mal ein bisschen besser“, versprach er den Journalisten. Die aber wollten das gar nicht hören, sondern warteten auf die endgültige Zusage Franck Ribérys, auch im nächsten Jahr noch unter Babbel zu trainieren. „Isch blaibe — vorerst“, sprach Ribéry in astreinstem Deutsch, wobei er das „vorerst“ nicht aussprach, sondern mittels Gebärdensprache in den Raum schraubte. Horst Heldts Nachfolger Rudi Völler erklärte Ribéry daraufhin strahlend zum „unverkäuflichen Drecksack“, während sich im selben Moment ein Hubschrauber mit madrilenischem Kennzeichen in die Lüfte erhob. Als sich die Staubwolken verzogen, tauchten die Schemen eines vom Hubschrauber Zurückgelassenen auf, der flugs versprach: „Zur WM 2010 bin ich wieder fit.“

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fides et deceptio

Der nächste Versuch der Gehirnwäsche durch Wiederholung des immer gleichen Unsinns geht durch die Welt:

Ein Fiasko hätte es gegeben, wenn das Pay-TV den Proficlubs nicht mehr oder zumindest ausreichend Geld gezahlt hätte.

So lässt sich Reinhard Rauball in seiner Funktion als DFL-Präsident zitieren. Die Frage, die er mit solchen Äußerungen aufwirft, ist, welche Definition von einem Fiasko er hat.

Es ist schwierig, nicht in den Ruch des Populismus zu kommen, wenn man darauf eine ehrliche Antwort geben möchte. Man muss seine Äußerung dennoch ein wenig geraderücken:

Ein Fiasko hätten wir erlebt. Wie hätte das ausgesehen? Ohne das Totschlagargument von sterbenden Kindern oder Kriegszeiten in fernen Ländern zu bemühen, darf man fragen, was denn konkret passiert wäre: Wäre das Westfalenstadion verkauft und abgerissen worden? Hätte Jens Nowotny seine Millionenvilla zurückgeben müssen? Hätten Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, für ein paar Kröten weniger spielen müssen? Wäre der FC Bayern München pleite gegangen? Hätte man statt 38 Spielern nur noch 23 im Kader haben können?

Hätte die Bundesliga, o Graus, o Graus, auf solche Super-Hyper-Duper-Topstars wie Froonck, der Herr sei gepriesen (besonders der Herr, der die Schuhe bezahlt), und Luca, die Schraube, verzichten müssen? Hätte eventuell kein Bundesligaclub — was ja kaum einen Einschnitt darstellte — mehr eine Chance gehabt, die Champions League zu gewinnen? Hätte vielleicht die deutsche Nationalmannschaft weniger Durchsetzungsvermögen gehabt?

All das mag ja wahr sein. Und es geht dabei nicht um Spitzfindigkeiten bezüglich der Sprachwahl, man muss dennoch fragen:

Das soll ein Fiasko sein?

Und vor allem: Die Abwendung dieses Fiaskos soll dann auf dem Rücken von Menschen ausgetragen werden, die mit den Auswirkungen dieses vermeintlichen Fiaskos überhaupt nichts zu tun haben?

Es bleibt zu wünschen, dass erstens diejenigen Betroffenen, die diese Leier immer wieder hören und lesen, sich von den ständigen Wiederholungen nicht einlullen lassen und sie diese an den Haaren herbeigewünschte Mär womöglich noch glauben. Und zweitens dass man — so wenig Erfolg versprechend ein Protest oder ein Boykott auch sein mag — jetzt erst recht gegen diese Verhohnepiepelung angeht, aufsteht und es deutlich macht: Was Reinhard Rauball hier in die Gehirne der Zuhörer einpflanzen will, ist der Versuch, Menschen zu täuschen und sie in die gewünschte Richtung zu lenken, obwohl doch offensichtlich ist, dass die getätigten Aussagen schlicht und ergreifend falsch sind:

Der Fußball (in Deutschland) stirbt nicht, wenn es kein Pay-TV mehr gibt. Er stirbt nicht, wenn kein deutscher Club jemals wieder die Champions League gewinnt. Er stirbt auch dann nicht, wenn niemand mehr daran verdient, kurzum: Nirgendwo ist ein Fiasko zu erblicken.

So. Fußball-Sozialromantik, Populismus, kann man sich bitte alles abschminken. Hier geht es darum, dass die eigenen Leute für doof verkauft werden sollen.

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Weihnachten, Fest der Liebe

Sehr schön auch die Scheinheiligkeit, mit der der Moderator sich darauf beruft, dass er als solcher ja zwischen zwei Streitparteien moderieren müsse, während er sich tatsächlich natürlich ein Osterei darüber abfreut, dass er dieses Scharmützel live vor seiner Kamera hat. Wie gesagt, passend zu Weihnachten, auch wenn’s schon ein paar Tage her ist.

Eines nicht allzufernen Tages aber werden wir alle diesen Uli Hoeneß noch vermissen. Schwer vorstellbar, heute, doch so wird es kommen.

Ganz besonders vermissen werden wir ihn übrigens, falls Oliver Kahn sein Nachfolger werden sollte. Aber ob das mit „einem“ Jürgen Klinsmann machbar ist, das steht — womit wir wieder bei Weihnachten wären — dann doch noch in den Sternen.

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Ich liebe Fußball, nicht TV

Falls sich jemand gewundert haben sollte, warum hier kein Wort zu den Sirius-Popirius und sonstigen kartellamtsrechtlichen Verwaltungserlässen steht:

Ich bin Fußballfan. Ich bin sogar, obwohl ich nicht mit Kutte (Kutte?) oder Schal ins Stadion gehe, sogar Hardcore-Fußballfan.

Ich esse, atme und schlafe Fußball.

Hätte ich einen schweren Unfall mit anschließender Lähmung halsabwärts oder würde man mir jegliches Einkommen und somit nahezu jegliche Möglichkeit rauben, mein Leben selbstbestimmt zu bestimmen, ich würde dennoch weiterhin Fußball schauen bzw. in irgendeiner Form konsumieren. Mein Zivildienstleistender würde sich wahrscheinlich wundern, warum ich mich für etwas interessiere, was ich selbst gar nicht ausüben kann, aber so wäre das dann eben: Fußballfan. Hardcore.

Ich lebe für diesen Sport, dieser Sport bringt mich zum Leben, mir ist natürlich klar, dass das alles nur ein Spiel ist, ein von Menschen erfundenes Spiel, das nichts weiter als ein Spiel ist, dieser Umstand ist mir vollkommen bewusst. Dennoch gehe ich kaputt daran, wenn das von mir favorisierte Team verliert oder das Spiel wirklich schlecht ist. Dass das Spiel wirklich schlecht ist, hat aber nichts damit zu tun, ob ich bleibe oder nicht. Natürlich schaue ich jedes Spiel bis zum Ende, ob nun VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf gegen Erzgebirge Aue oder OSC Rheinhausen gegen VfB Homberg.

Es ist Fußball.

Diese eine Liebe hat aber nichts damit zu tun, ob ich bereit bin, Geld dafür auszugeben, irgendwelchen Fratzen beim Ausüben desselbigen Zuzuschauen, oder noch schlimmer, Fratzen, die darüber sprechen, so als verstünden sie etwas davon, beim Darübersprechen zuzuhören. Livebilder von den vermeintlich wichtigen Spielen sind schön, das eigentliche Drama spielt sich aber in meiner Amygdala ab, nicht dort, wo das Spiel stattfindet. Und da meine Amygdala relativ autonom ist, brauche ich weder Premiere noch sonst irgendwelche Livebilder, um mich meiner Liebe, meiner Sucht zum Fußball hinzugeben. Ich bin kein Verfechter des Solipsismus, aber das, was mich eigentlich am Fußball interessiert, die Spannung, der Spannungsbogen, die Auflösung, der schlecht, aber auch der wunderbar getretene Freistoß passiert vor allem in meinem Hirn. Und der Zugang dazu ist — für mich — immer noch kostenfrei.

Wenn die Champions League den FC Liverpool gegen den FC Barcelona antreten sieht, ist das schön, für die Champions League, interessiert mich aber nur am Rande. Natürlich würde ich in eine Premiere-Sportsbar (was für ein Sprachmurks, denn die meisten dieser „Bars“ sind alles andere als Bars) gehen, so ich Zeit und Lust hätte, eventuell ein paar Freunde fände, die mich dazu begleiteten, aber wenn das nicht der Fall wäre, änderte das nichts an meiner Liebe zum Fußball.

Wenn der VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund spielt, ist das schön, sicher auch interessant, sicher kann man dort dann und wann gelungene Spielzüge, tolle Tore oder auch tolle Torwartparaden sehen, nur, es hat nichts damit zu tun, wie ich diesem Spiel gegenüber stehe. Es ändert sich absolut Nullkommagarnix, wenn ich dieses Spiel nicht sehen kann, ich esse, atme und schlafe weiterhin Fußball.

Sollte es eines Tages die Bundesliga nicht mal mehr im Radio geben, dann ginge mir ein schöner Samstagnachmittagszeitvertreib verloren, es ginge mir an Lebensqualität aber nichts verloren. Ich könnte weiterhin, so ich gesund bleibe, mit den Menschen, die ebenfalls gerne Fußball spielen, Fußball spielen und ich könnte vor allem weiterhin die Interna meiner Hirnstrukturen genießen, das, was mich zum Liebhaber dieses Sports macht. Ein Tor ist ein Tor ist ein Tor, egal, wie viel die Senderechte kosten, und gäbe es keine Senderechte, dann wäre das eventuelle Tor immer noch wunderbar. Ich könnte dabei gewesen sein, muss es aber nicht, um es zu genießen.

Von mir sieht niemals jemand auch nur einen Cent, um Fußball im TV schauen zu dürfen, und sei es noch so knapp, das „Gut“.

Fußball lebt in meinem Kopf.

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Mladen Krstajić: Ungeschickt ist anders

Was zur im christlichen Glauben abgeschafften Hölle war an der Kopfballabwehr von Mladen Krstajić jenes Balles, der ziemlich genau nur 20cm unterhalb der Latte gerade im Begriff war, die Torlinie zu überschreiten, „ungeschickt“?

Wer stellt solche Fragen nach dem heutigen Spiel Schalkes 04s in Barcelona?

Wer hat schon mal mitten in einem — diese Dinger pflegen für gewöhnlich in Echtzeit zu laufen, man hat also noch weniger Zeit, nachzudenken, die richtige Entscheidung abzuwägen und sich vorher noch über strategische Abwägungen Gedanken zu machen, als ein Schiedsrichter das hat — richtigen Fußballspiel versucht, einen Ball vorwärts laufend mit dem Hinterkopf aus der Luft von der gedanklich nach oben verlegten Linie zu kratzen und dabei noch mit ordentlich Effet den Ball mit diesem Hinterkopf-Kopfball gleich noch zur Ecke zu klären?

Offensichtlich niemand, der — wie gerade im TV geschehen — Fragen danach stellt, ob diese Kopfballabwehr „ungeschickt“ war und was man daran hätte besser machen können.

Das Argument, dass man mit solch einer armseligen medialen Begleitung eines Fußballspiels ja nur die Massen ködern will, ist keins. Die Massen interessieren sich eh nicht die Bohne für die Interviews nach dem Spiel. Diese Interviews schauen nur diejenigen, die sich wirklich für Fußball interessieren. Nicht umsonst muss man in fast jeder Kneipe, in der man Premiere schaut, nach Abpfiff darum bitten, dass bei den folgenden Interviews der Ton noch aktiviert bleibe, was selbst bei vielzahlig anwesendem Fußballpublikum eher widerstrebend bewilligt wird.

Ungeschickt ist also nur die Frage, nicht aber die Kopfballabwehr.

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High Noon

Wer mal mit seiner Mannschaft in die zweite Liga gegangen ist oder aktuell sich in jener befindet, wird nicht nachvollziehen können, wie man sich überhaupt noch über abstruse Anstoßzeiten ärgern kann.

In der zweiten Liga beginnen die Spiele am Freitag um 18h, inklusive Anreise bedeutet das für die Heimzuschauer, einen Job zu haben, in dem sie spätestens um 16h den Griffel hinschmeißen können. Aus meiner Peergroup hat das nur einer, und ich kenne schließlich viele Leute. Die Auswärtsfans können einen Besuch eines solchen Spiels ohnehin abhaken, sollten sie nicht im vereinsüberschwemmten Nordrhein-Westfalen wohnen oder einen Tag Urlaub opfern wollen.

Sonntags wird seit letztem Jahr um 14h angestoßen. Das ist kein Nachmittagsfußball mehr, schließlich muss man auch dafür spätestens um 13h aufbrechen und somit um 12.30h im Bad oder am Frühstückstisch gewesen sein. 12.30h an einem Sonntag mag für die Familie mit der Familienkarte noch eine akzeptable Zeit sein, für alle Menschen zwischen 15 und 29 ist das allerdings eine unverschämte Zumutung, zu dieser Zeit bereits gefrühstückt haben zu müssen.

Trotzdem scheint die Zielgruppe zu fügen, die Stadien sind ja weiterhin voll. Und wenn das in der zweiten Liga so problemlos geht, dann sollte das auch in der ersten Liga kein Problem sein. Und ehrlich gesagt hätte ich auch gar nichts dagegen, dass die Spiele am Samstag über den Tag verteilt abgehalten würden, wenn dafür im Gegenzug der Sonntag als Erstligaspieltag abgeschafft würde.

Argumente gibt es dafür keine, abgesehen von meinen persönlichen Vorlieben. Und ich mag auch die Idee der Pro 15:30-Bewegung, ich mag, dass Menschen eine Vereinigung gründen, um bestimmte Anstoßzeiten von Fußballspielen zu bewahren. Ich hätte aber wirklich nichts dagegen, samstags mittags zu erwachen und die unsäglichen Paarungen sind schon passiert und ich lese im Liveticker nur noch das Ergebnis. Einzig die Radiokonferenz würde mir dann wirklich fehlen.

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Fremdschämen für Runaways

Extended version.

Letztens musste ich die Gelegenheit wahrnehmen, das Freitagabendspiel der Bundesliga via BVB-Netradio zu verfolgen.

Die Alternative wäre einzig der immer dröge und vor allem lahme Liveticker des Kickers oder ein noch schlimmerer Liveticker gewesen, einer, in dem z. B. Tor mit mehr als einem O geschrieben oder Sätze mit mehr als einem Ausrufezeichen beendet werden, nur weil sich der kleine Student an der Tastatur nicht anders, mit Worten nämlich, artikulieren kann. Da wird heftigst auf die 1 gekloppt, bei gleichzeitiger Betätigung der Shift-Taste, die eigene Erregung wird durch diese physisch intensive, energieverbrauchende Handlung kanalisiert, mit viel Glück gar sublimiert. Dem Leser ist aber damit nicht geholfen. Ein Tor bleibt immer noch ein Tor und ein knapp vorbei schlitternder, verunglückter Fernschuss wird nicht knapper dadurch, dass man noch zwei Mal auf die 1 drückt.

Das Netradio sollte es also sein, das BVB-Netradio.

So viel fremdschämen kann man sich allerdings nicht, dass man diese Option noch einmal ernsthaft wahrnehmen könne. Sollte man BVB-Fan sein, empfindet man diese Dokumentation des Spiels wohl als angemessen. Sollte man neutraler Hörer sein wie ich in diesem Falle, weiß man nicht, mit welchem Recht solche Dinge über den Äther des Internets geschickt werden.

Man könnte auch einfach Uwe Kaluschke oder Heinz Kohlmeyer aus der Fankurve das Mikro vor die Nase halten, viel mehr über das Spiel würde man auch nicht erfahren. Ständig wird über die totale Parteilichkeit des Schiedsrichters genörgelt, der wird auch noch live via Netradiomikrofon angeprangert, „Najas“ wechseln sich damit ab, dass die heiß emotionalisierten Jungs wohl sogar gleichzeitig noch „Premiere“ sehen, denn ständig geben sie Kommentare ab, dass sie erst noch mal die Wiederholung schauen müssen, bevor sie dem Hörer jetzt sagen können, was passiert ist, nicht ohne sich zu erdummen, den Schiedsrichter aufs Schärfste dafür anzugreifen, dass er das, was sie selbst erst in der vierten Wiederholung erkannten, nicht sofort sah.

Dazu kommt, dass man sich ständig an irgendwelchen Kleinigkeiten hochzieht anstatt wirklich das Spiel zu beschreiben. Und der ebenfalls beteiligte Stadionsprecher Norbert Dickel wirkt so aufgepeitscht, dass man sich nicht vorstellen kann, dass er bei brenzligen Situationen einen kühlen Kopf bewahrte und seiner Funktion als Stadionsprecher nachkommen kann. Die anderen Beteiligten kann man getrost vergessen und man sieht wieder einmal, dass gutes Radiomachen ein Handwerk ist, welches gelernt sein will.

Gibt es einen dermaßen peinlichen Service eigentlich auch bei anderen Bundesligaclubs?

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sine ferenz

Am vergangenen Mittwoch unternahm ich nach langer Zeit mal wieder einen Selbstversuch in Sachen Premiere und seiner visuellen Konferenzschaltung:

Es lag sicher auch an der unbeteiligten Atmosphäre, die die mehrheitlich Schalker und Dortmunder Mitschauenden ausstrahlten. Gemeinhin bin ich aber in der Lage, an jedem beliebigen Ort mich so weit in mich respektive das Spiel zu versenken, dass ich das Drumherum ausblenden kann: der Tunnelblick beim Passivsporteln. So ist es egal, ob ich in einer finsteren Eckkneipe im Wedding oder auf einer überfüllten WG-Party in Düsseldorf sitze, das Spiel fesselt mich, so es dazu in der Lage ist.

Bei einer Bildkonferenz wie sie bei Premiere üblich ist, kann das leider nicht geschehen. Klar, es ist auch nicht der Sinn der Sache. Sinn der Sache ist, von allen Spielen etwas zu zeigen und bei Toren oder anderen wichtigen Ereignissen jeweils zur Stelle zu sein. Dieses Servieren von kurzen Häppchen schmeckt arg nach Sushi. Man isst und isst und wird nicht satt, bei der Konferenz schaut man und schaut man und wird auch nicht satt. Es wird unmöglich gemacht, die Spannung, die auf anderen Plätzen herrscht, weiterhin zu fühlen, weil das Visuelle so stark ist, dass es zwar einerseits die volle Aufmerksamkeit auf sich zieht, andererseits aber alle anderen Spiele im Geiste verdrängt.

Wenn man sich schon 90 Minuten plus Pause Zeit nimmt, um einen Spieltag zu verfolgen, sollte man wenigstens satt nach Hause gehen.

Noch dazu kommen handwerkliche Schnitzer, die sich aber kaum vermeiden lassen: Zwei Mal passierte es, dass gerade umgeschaltet wurde, als sich sichtbar eine Großchance anbahnte. Dazu kommt die scheußliche Gleichförmigkeit aller modernen Stadien, man weiß nicht, ob man sich gerade in München, Bielefeld oder Braunschweig befindet.

Das Einzige, was an diesem Konferenzabend lohnenswert hätte sein können, Stefan „True Love Never Die“ Effenberg in der Pause als „Experten“ zuzuhören, verpasste ich aufgrund dem Fußballschauen immanenter Erledigungen.

Kurzum: Was im Radio besonders gefällt, funktioniert im Fernsehen einfach nicht. Da ist es zufällig schon ein Spieltag mit nur fünf Passionsspielorten, es bleibt trotzdem das Gefühl zurück, weder Fisch noch Fleisch, nichts Halbes und nicht Ganzes und weder Männlein noch Weiblein konsumiert, geschweige denn genossen zu haben.

Heute also wieder Konferenz, allerdings die funktionierende im Radio.

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Korrektiv bei der Arbeit

Einer der wenigen Momente, in denen ich gerne über Premiere verfügen würde, ist justament jetzt: Die — man lernt nie aus — sogar zweite Neuauflage des WM-Finals von 1982 wird angepfiffen, wie wir in der WELT lesen.

Offensichtlich befand sich in den Zeilen dieses Beitrags vor einigen Minuten noch ein Fauxpas, wie den Kommentaren zu entnehmen ist, den ich aber nicht mitbekommen habe: Jupp Derwall lässt sich nicht „vertreten“, weil er doch kürzlich entschlummmert ist. Dass er sich vertreten lässt/ersetzt wird von Ribbeck/Vogts lässt einen schon ein wenig gruseln. Ribbeck/Vogts, das klingt wie Kohl/Genscher, Bohlen/Anders oder Klaus und Klaus. Jedenfalls nicht nach Vergnügen.

Bezogen auf die Spieler wäre es mir allerdings sehr wohl ein Vergnügen, Hans-Peter Briegel, Manni Kaltz, Breitner, Rummenigge und Fischer mal wieder zusammen auf dem Platz zu sehen. Nicht zufällig ist das so, denn das Spiel damals war das erste WM-Finale, das ich sah und an das ich mich erinnern kann: Geprägt.

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Warum immer er?

Wie gut, dass ich beschlossen habe, niemals etwas Anderes als GEZ-Gebühren fürs Fernsehschauen zu bezahlen. Als ich Teile der WM bei einem Freund auf Premiere sah, wunderte ich mich ohnehin schon, wie vollgestopft dieses Bezahlfernsehen mit Werbung ist. Jeder, der sich da nicht verarscht vorkommt, hat wohl innerlich schon aufgegeben.

Es gibt aber nicht nur diese nervige Werbung, sondern aktuell auch Probleme damit, überhaupt in den Stand versetzt zu werden, arena empfangen zu können. Bekanntlich benötigt man dafür das eine oder andere Zubehör. Das kommt aber nicht immer an. Teammanager Eckhard hat seine lieben Nöte mit dem Empfang des Zubehörs. Schickes T-Shirt gibt es noch dazu.

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Aus amerikanischer Sicht

Dem einen oder anderen vielleicht schon bekannt, mir bis heute nicht:

Wer die Spiele ohne Kernersches Gesülze schauen möchte, aber nicht über Premiere verfügt, kann sie bei ESPN oder ESPN2 schauen. Diese Sender gibt’s als Livestream im Internet und die Einrichtung ist tatsächlich rinderleicht. Einfach von dieser Seite den TVUPlayer runterladen. Dort sind die genannten Sender automatisch verfügbar. Und amerikanisches Werbefernsehen gibt’s umsonst noch dazu.

Ich werde jetzt mal Australien — Kroatien in amerikanischem TV schauen.

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Samurai

Zumindest wenn man dem Premiere-Kommentator vom Spiel Japan — Kroatien glauben schenken darf, hat die japanische Mannschaft doch einen Spitznamen. Anders als von mir im WM-Special-Beitrag zu den Spitznamen der Teams behauptet, gibt es also einen für die Japaner: die „blauen Samurai“.

Angeblich. Sicher ist das allerdings nicht.

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