Zum Inhalt springen

Etablierte Aufsteiger

Dieser Beitrag könnte auch in die Rubrik „Klug geschissen ist noch lange nicht die halbe Miete“ passen, weil den Veröffentlichenden je nach Definition ein Fehler unterlaufen sein könnte. Das soll aber nicht das Thema sein.

Die WELT widerlegt sich meiner Ansicht nach selbst in ihrer Klickstrecke (Im verlinkten Artikel unten. Wer nicht durchklicken will, kann sich auch den Quelltext der Seite anzeigen lassen, so sieht man alles auf einen Blick) zum Schicksal der Aufsteiger in die 1. Liga seit der Wiedervereinigung. Eingeleitet wird diese mit folgender Aussage:

Seit 1991 schafften es nur zwei Klubs, sich nach dem Bundesliga-Aufstieg dauerhaft zu etablieren. WELT ONLINE verrät, welche Vereine das waren und listet alle Aufsteiger seit 1991 auf.

Dem hiesigen Hirn fällt aufgrund des gestrigen Beitrags sofort ein, wer der eine von diesen beiden ist: der VfL Wolfsburg. Beim zweiten hapert es doch etwas länger, und es eröffnet sich, dass die WELT weder den 1. FC Köln noch den VfL Bochum noch Arminia Bielefeld als „dauerhaft etabliert“ einstuft. Da stimmen wir noch zu. Bei der Suche (im Gedächtnis) nach dem zweiten etablierten Club fällt die Wahl dann auf Hannover 96. Hannover 96 wird von der WELT trotz immerhin schon sieben Jahren in Folge in der ersten Liga nicht als angekommen eingestuft. Also, auch Hannover 96 ist nicht die gesuchte Antwort.

Als richtige, zweite Antwort neben dem VfL Wolfsburg entpuppt sich schließlich Hertha BSC Berlin, im selben Jahr wie der VfL Wolfsburg aufgestiegen, nämlich erst 1997, und seitdem ununterbrochen in der 1. Liga. Komisch, dass sich kaum im Gedächtnis festsetzte, dass Hertha gerade mal ein Dutzend Jahre wieder dabei ist.

Es soll nun auch gar nicht schadenfroh darauf hingewiesen werden, dass eben mit Hannover 96 (sieben Jahre) und Arminia Bielefeld (fünf Jahre) immerhin zwei Clubs seit ihrem Aufstieg längere Zeit nicht mehr abgestiegen sind. Die Einschätzung, dass beide Clubs immer noch nicht dauerhaft „etabliert“ sind, kann man durchaus teilen. Selbiges gilt nach dieser Lesart aber ebenso für Eintracht Frankfurt, für den 1. FC Köln, für Borussia Mönchengladbach, für den VfL Bochum und wenn man so weiter macht, bleiben kaum noch „etablierte“ Erstligaclubs über. Offensichtlich verortet die WELT die Etablierungsmarke dort, wo die Grenze der gefühlten Zweiklassengesellschaft der Bundesliga verläuft: Mit all jenen, die ständig oder immer wieder in Abstiegsgefahr schweben, eben im Kröpfchen. Zwischenzeitliche UEFA-Pokal-Teilnahmen scheinen da nicht als Ausschlusskriterium zu gelten.

Wenn seit 1991 nach dieser Definition der WELT gerade mal zwei Clubs eine Etablierung geschafft haben, wirft das zwei Fragen auf:

Ist es quasi unmöglich, sich von der 2. Liga kommend in der 1. zu etablieren?
Falls ja: Ist das gut oder schlecht?

6 Kommentare

  1. FAB FAB

    Hallo,
    also ich muss zugeben, dass auch die 5 Jahre von A. Bielefeld an mir vorbeigegangen sind. Ich glaube, der Autor des WELT- Artikels meint mit „Etabliert“ die Vereine, die sich länger als 5 oder mehr Jahre gehalten haben und zumindest 1x mind. im UEFA-Cp gespielt haben. Die Definition „Etabliert“ lässt ja sehr viel Spielraum und liegt im Auge des Betrachters… ein Cottbuser wird seinen Verein wohl auch als etablierter Bundesligist sehen, während ich hier im Südwesten, Cottbus als vorrübergehendes Schreckgespenst sehe… ;-)

  2. Der Verdacht liegt nahe, dass nur bei „Großprojekten“ eine dauerhafte Etablierung möglich ist, wie es in Wolfsburg der Fall war, und wie Hoffenheim es versucht. Hertha ist auch ein Großprojekt, wenn auch insofern anders, als sie schon in den 70ern sowas wie etabliert waren.

    Ob es gut ist, dass sich fast niemand etablieren kann?
    Für Traditionalisten vermutlich schon. Ich selbst bin etwas hin- und hergerissen: zwar schätze ich die Tradition von „Bundesliga-Dinos“ (ich weiß, streng genommen gibt es nur einen); andererseits hat die De-Etablierung von bspw. Kaiserslautern oder Köln nicht zu einem „Fiasko“ [ ;-) ] für den deutschen Fußball geführt, während möglicherweise nicht wenige Fans Sympathien für eine dauerhafte Etablierung des Bundesliga-Emporkömmlings (no offense!) Mainz 05 hätten.

    Closed shops sind nicht so meins.

    Gibt’s eigentlich auch sowas wie „zwischenzeitlich etabliert“?
    Hansa Rostock war immerhin zehn Jahre am Stück oben.

  3. Jan Jan

    Genauer gesagt geht es doch um die Aufsteiger seit der Saison 1991/92.

    Als Schalke-Fan wäre mir nämlich eben der S04 in den Sinn gekommen: Als Erstplatzierter der Zweitliga-Saison 1990/91 aufgestiegen, seitdem nicht mehr abgestiegen – S04 scheint sich etabliert zu haben …

  4. ßadaßing ßadaßing

    das bild wird dadurch verwässert, dass bei einigen aufsteigern der eindruck vorherrscht, dass das etablierte vereine sind, denen durch 1-2 jahre zweite liga einfach nur ein betriebsunfall passiert ist. siehe köln oder gladbach. ist leider nicht mehr so, denn ein zwei ehrenrunden schmälern das potential mittlerweile immens….

  5. Noch ein Bielefelder Bundesliga-Jahr wäre sogar Vereinsrekord, oder? Köster oder Kirschneck grade anwesend?

  6. Ja, wo sind sie, wenn man sie mal braucht?

    Aber ein findiger Wikipedia-Beitragsverfasser hat den Arminia-Beitrag so in „Epochen“ unterteilt, dass er zumindest bei einer Teilstatistik drunterschreiben konnte „Arminia war immer erstklassig“, nämlich in der Zeit von 1980/81 bis 1984/85, die er bezeichnenderweise mit „Etablierung in der Bundesliga“ überschrieb. Und naja, unter die aktuelle Phase hat er das „war immer erstklassig“ auch noch mal geschrieben, die dann, richtig, mit dem Einstellen des Vereinsrekordes an Erstligazugehörigkeit enden würde. Nicht erstaunlich, wenn man einen Bade im Kader hat.

    Schalke arbeitet aber gerade mit großem Eifer an seiner De-Etablierung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert