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Schlagwort: 2. Liga

Der Fußballmoment 2014

Klar, jeder ahnt die Auflösung schon. Was könnte es da aus dem Jahr 2014 anderes geben als jenen einen Moment, der alle verzauberte, die Fußballwelt begeisterte und die Anhänger des Siegerteams in ungeahnte Sphären katapultierte? Eine Partie von mitreißender Dynamik, in der immer wieder die Seele des Fußballspiels nicht nur aufblitzte, sondern es sich gleich im Spielverlauf gemütlich machte. Bis die Partie ein faszinierendes Ende fand, worauf die eine Seite himmelhochjauchzend war, aber auch alle neutralen Zuschauer höchst begeistert Applaus klatschten und die „Zugabe!“-Rufe nur deshalb nicht zu hören waren, weil die meisten diese Partie eben vor ihren Fernsehern verfolgten und nicht live im Stadion.

Der Fußballmoment 2014 ist natürlich das sagenhafte 4:2 von Darmstadt 98 auswärts, genauer gesagt das Tor in der 2. Minute der Nachspielzeit (!) der Verlängerung, das Darmstadt 98 nach einem 1:3 im Hinspiel doch noch die Relegation zur 2. Bundesliga gegen Arminia Bielefeld gewinnen ließ. Wer das nicht live gesehen hat, der hat eines der dramatischsten Spiele des Jahres, wenn nicht dieses Jahrzehnts verpasst. Und mit 6 Toren und entsprechendem Spielverlauf ein Highlight, bei dem man lange suchen müsste, um ein ähnliches zu finden.

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Kult (West) vs Kult (Ost) 3:0

3:0. Wobei — eigentlich ging der Vergleich 1:1 aus, nur auf dem Platz eben nicht. Da schoss Kult (West) drei Tore, nachdem aber auch schon früh im Spiel einer der Kicker von Kult (Ost) vom Platz musste, weil er zuvor elfmeterwürdig gefoult hatte.

1:1 hingegen bei der Anfeuerung, der Lebendigkeit, der Unterstützung. Spielte man auf St. Pauli aber nicht des Gegners Song (wie banal und naheliegend diese Geste doch eigentlich ist), wie es eben Brauch ist, so hätten die Unioner nicht ganz so ausgiebig ihren Teil zu einem gelungenen Fußballkultur-Abend späten Vormittag beitragen können. Dass sie immer noch die Version der Astro-Spinnerin besingen, sei mal außen vorgelassen. Denn ansonsten war das eine Atmosphäre zum Zungeschnalzen für all jene, welchen diese überbordende Rivalität und alle Anwandlungen von Hass etc. pp. dermaßen auf den Senkel gehen, dass sie die Ohren jedes Mal auf Durchzug stellen müssen, um noch ein wenig vom Spiel genießen zu können.

So wie es beim Autor der Fall ist. Weshalb das Ganze nicht nur als Zuseher das gewisse je-ne-sais-pas hatte, sondern auch ganz tief drin ein wenig Erleichterung schaffte: dass Fußball frei von größerer Idiotie auf den Rängen möglich sein kann. Mit Applaus (!) gar für die Schiedsrichter (ob das bei anderen Spielverläufen auch so ist, ist unbekannt, und dennoch erstmal schon für sich bemerkenswert).

Welche Konflikte die einzelnen Parteien untereinander in jenem Hamburger Klub auch austragen mögen und wie sehr der ganze Trubel auch ritualisiert und beim nächsten Mal nicht mehr so mitreißend sein mag, wie sehr er auch durch den günstigen Spielverlauf bedingt gewesen sein mag:

Dass man ein Fußballfest feiert und sich vorher und mittendrin einfach wie normale Menschen benimmt — das ist leider selten, und war leider genau deshalb sehr schön.

(Die Daten zum Spiel.)

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Rekordmeister: der 1. FC Nürnberg

[Update] Die SpVgg Greuther Fürth ist ein Neuzugang bei den Zweitligameistern. Eintracht Frankfurt hat seine Chance vertan, hier ein Treppchen höher zu rücken.

Wer war am häufigsten Meister der 2. Bundesliga (bis 1980/81 zweigeteilt)?

Rekordmeister ist — tada! — ein Ex-Rekordmeister, nämlich der 1. FC Nürnberg, der damit nicht nur bei der Zahl der Aufstiege, sondern auch der Meisterschaften in der 2. Liga unterstreicht, dass er zur absoluten Fahrstuhlmannschaft geworden ist. Für die dreimaligen Gewinner gilt dies wohl genauso: Der VfL Bochum, SC Freiburg, Karlsruher SC und Hannover 96. Dass Hannover 96 sich wirklich fest in der 1. Liga etabliert hätte, muss man meiner bescheidenen Meinung nach noch weiter abwarten. Alle, die hier häufiger als 1x auftauchen, sollten ohnehin in ständiger Alarmbereitschaft leben und im Falle einer Platzierung auf einem Nichtabstiegsplatz in der 1. Liga den Teppich Richtung Otto-Fleck-Schneise zum Dankesgebet ausrollen, oder wo auch immer darüber entschieden wurde, die 1. Liga mittels Relegation weniger durchlässig zu machen. Man möge mir verzeihen, dass die einmaligen Zweitligameister nicht alphabetisch sortiert sind, die Daten sind wohl noch überschaubar.

Meistertitel in der 2. Bundesliga

Anzahl Verein
4x 1. FC Nürnberg
3x SC Freiburg
3x VfL Bochum
3x Karlsruher SC
3x Hannover 96
3x Arminia Bielefeld
2x 1. FC Saarbrücken
2x SV Darmstadt 98
2x FC Schalke 04
2x Hertha BSC
2x 1. FC Kaiserslautern
2x 1. FC Köln
1x TeBe Berlin
1x VfB Stuttgart
1x FC St. Pauli
1x TSV 1860 München
1x Bayer Leverkusen
1x Werder Bremen
1x SV Waldhof Mannheim
1x FC Homburg 08
1x Stuttgarter Kickers
1x Fortuna Düsseldorf
1x Bayer Uerdingen
1x Hansa Rostock
1x Eintracht Frankfurt
1x Borussia Mönchengladbach
1x SpVgg Greuther Fürth

Gut möglich, dass Eintracht Frankfurt oder Fortuna Düsseldorf in dieser Saison einen Schritt auf das nächsthöhere Treppchen machen.

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Relegations-Derby-Konstellations-Übersicht

Gerade schrob ich bei Twitter, dass eine Relegation zwischen

Nürnberg und Fürth

sehr interessant sein könnte. Da antworteten gleich vier Menschen, dass es in dieser Saison noch weitere interessante Paarungen mit besonderer regionaler Verwandtschaft geben könnte, ich hoffe, diese vier fühlen sich nicht bestohlen, wenn ich ihre Anregung jetzt hier ins Blog packe.

Möglich wären also gleich vier verschiedene Derbys in der Relegation, wobei es ja am Ende (des Tages) nur eine gibt.

Nürnberg – Fürth
Düsseldorf – Köln
HSV – St. Pauli
Mainz – Frankfurt

Bitte kreuzen Sie an.

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Gerald keine Graupe

Letztens spielten wir mal gegen eine Mannschaft aus der Landesliga und verloren 2:12. Die beiden Tore erzielten wir nur, weil wir zwei Elfmeter mehr oder weniger aus Mitleid vom Schiedsrichter geschenkt bekamen, nachdem wir über 90 Minuten insgesamt vier Mal im gegnerischen Strafraum waren. Die Niederlage war in allen Belangen vernichtend, obwohl man sagen muss, dass wir einen guten Tag erwischt hatten. Niemand machte gröbere Fehler, und wenn man zweieinhalb Augen zudrückt und unsere im Vergleich zum Gegner nun mal nicht so ausgeprägte Fitness berücksichtigt, dann hatten wir uns an dem Tag gut geschlagen.

Bedrückend, nein, einfach ungut war dennoch das Gefühl, dass es deshalb nur 2:12 ausging, weil der Gegner nicht wirklich ernst spielte. Also, er machte keinen Quatsch, keine Demütigungen im Dribbling oder derlei, aber er ließ uns dann und wann mal ein wenig den Ball besitzen, und wenn es ernst gewesen wäre, hätten wir wahrscheinlich über keine 3 Stationen den Ball halten können und dann wäre es 2:22 ausgegangen. Der Gegner vermittelte sehr intensiv den Eindruck, jederzeit ein Stückchen zulegen zu können, während wir schon am oberen Anschlag spielten.

Wenn man dann betrachtet, wie weit die Landesliga von einer „oberen Liga“ entfernt ist, und weiß, dass eine Regionalliga-Mannschaft mit einer Landesliga-Mannschaft normalerweise das Spielchen betreibt, was diese Landesligamannschaft mit uns spielte, dann ahnt man, wie viele Lichtjahre Bundesligafußball vom eigenen Können entfernt ist.

Mehrere Tausend Lichtjahre natürlich.

Kommen wir also zu Gerald Asamoah, seines Zeichens WM-Finalteilnehmer (!) 2002. So gut muss er also damals gewesen sein, das war in einer anderen Zeit, als Fußball noch ohne Blaupause für Spielzüge betrieben wurde, dass man ihn in die Nationalmannschaft beorderte. Eine andere Zeit, Jens Jeremies, Carsten Ramelow, Thomas Linke, in der Gerald Asamoah schon qua seines geringen Alters irgendwie anders und damit frisch und damit wilkommenswert wirkte.

Danach änderten die Zeiten sich allerdings. Was sich wenig änderte, war das Vermögen von Gerald Asamoah. Der zwar noch mit zur WM 2006 durfte, aber nur ein einziges Mal eingesetzt wurde (gegen Ecuador eingewechselt, als es schon 3:0 stand) und danach in der Versenkung verschwand. Völlig zurecht würde man meinen, wie man auch wenig nachvollziehen konnte, wieso er überhaupt so lange noch ein Bundesliga-Stammspieler blieb, als er doch der Inbegriff des Durchschnittsspielers geworden war, der selten einmal eine entscheidende Szene bewirkte. Tore waren trotz seiner Position auf dem Spielfeld äußerst rar und als Vorbereiter trat er noch seltener in Erscheinung. Asamoah war in dieser Zeit ein Spieler der Marke „eigentlich egal, ob er oder ein anderer spielt“ — so kam er mir jedenfalls vor.

Abgesehen von ständiger guter Laune — durchaus auch ein fragwürdig gezeichnetes Bild — und seiner Bulligkeit, die er aber wiederum auch nicht entsprechend ihrer Ausmaße einsetzte, blieb fußballerisch wenig Festhaltenswertes von ihm übrig. Man kam dann irgendwann nicht umhin, ihn doch als Graupe (ist das nur westdeutsch für einen schlechten Fußballspieler?) zu empfinden. Die man auf Schalke wohl noch so ein bisschen aus Dankbarkeit mitschleppte, aber eigentlich war er nicht mehr zu gebrauchen. Einfach schlecht nun mal.

Unterschlagen wir schnell das Jahr bei St. Pauli, das anderen Dingen zum Opfer fiel, so zeigt er plötzlich bei Greuther Fürth, dass er doch tatsächlich so gut ist, dass er in der 2. Liga eine Menge bewirken kann, dass er gar Gegner ausspielen und mehr als nur glückliche Tore erzielen kann. Verknappt gesagt ist er besser als die meisten anderen Zweitligaspieler.

Insofern ist sein Schritt in die zweite Liga absolut begrüßenswert. Denn „zu schlecht“ für die Bundesliga zu sein, bedeutet tatsächlich nicht, schlecht Fußball zu spielen, sondern (hier) immer noch diverse Schritte besser als die Gegner zu sein. Etwas, was nie zum Vorschein gekommen wäre, wenn er wie viele andere vor ihm am Ende der Karriere einfach die Koffer gepackt hätte und nach Hause gegangen wäre. So aber demonstriert er in der zweiten Liga noch einmal, dass es einen Unterschied gibt zwischen erster und zweiter, wie groß dieser ist und dass er selbst, in den Topf der Zweitligaspieler geworfen, da eine herausragende Rolle spielt.

Mag sein, dass diese Erkenntnis trivial ist, natürlich wird die Qualität nach oben hin immer besser, das ist klar, aber selten wird es so deutlich sichtbar wie bei Gerald Asamoah. Und ich wollte es nur noch mal gesagt haben, das mit den Lichtjahren und dem Kontinuum, auf dem Asamoah weit entfernt davon ist, eine Graupe zu sein, wenn man nur den richtigen Ausschnitt des Kontinuums wählt.

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Vakanz beim VfB Stuttgart bald gefüllt

Es hat gestern mächtig Zoff gegeben hinter den Kulissen. Es ist ja allgemein bekannt, dass aus Gründen der Kontinuität jeder Verein seinen eigenen Drehbuchschreiber hat. Der des VfB Stuttgart ist jedoch vor ungefähr drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen und noch nicht neu besetzt worden. Seitdem werden die alten Drehbücher immer wieder recyclet, bis man jemanden gefunden hat, der für den VfB Stuttgart etwas schreibt. Allein, die Stelle scheint nicht allzu attraktiv zu sein, zu verfahren die Situation, in die sie der verstorbene Autor hineinschrieb, zu blass, was die Historie des Vereins angeht (die man übrigens nicht rückblickend schön oder gar interessant schreiben darf, das ist leider Prämisse).

Für eine Saison lang wurde das Recyclen in der Gilde der übrigen Drehbuchschreiber, die ja immer auf die Ideen und Storyverläufe des jeweiligen Gegners reagieren müssen, noch akzeptiert. Gestern aber platzte dem Schreiber des FC Bayern dann der Kragen: Immer dasselbe in Stuttgart, wenn sein Team vorbeikomme. Immer diese leichten Siege, immer das Dackelgesicht von Bobic oder einem anderen Sportmanager nach den Niederlagen des Hausherrn, immer diese einfachen Fehler in den Reihen der Stuttgarter, wenn es gegen die Bayern gehe: Wer solle das noch glauben?

Da müsse jetzt eine Lösung her, denn sonst würde sich kein Mensch mehr Spiele des VfB Stuttgart gegen den FC Bayern anschauen wollen, so vorhersagbar, wie es mit dem immer selben Drehbuch sei. Und nicht erst langfristig, sondern jetzt sei bereits der Zeitpunkt gekommen, an dem dieses Auftreten der Spieler der Schwaben die Existenzgrundlage auch der übrigen Drehbuchschreiber gefährde, mindestens aber das Weihnachtsgeld.

Er freue sich schon außerordentlich auf eine Begegnung mit dem Schreiber für Greuther Fürth, sagte der zuständige FC-Bayern-Autor, da habe man schließlich Stoff zum Anknüpfen und Weiterspinnen: Trapattoni, Vestenbergsgreuth, der den Ex-Bayerncoach Felix Magath verulkende Trainer Mike Büskens. Und außerdem seien da noch alle Handlungsstränge denkbar und würden auch plausibel wirken. Nicht immer diese leichten, völlig ungefährdeten, aber auch total langweiligen Siege wie in Stuttgart.

Geeinigt hat man sich dann gestern hinter den Kulissen darauf, dass spätestens ab Ende Mai die Stelle in Stuttgart mit einem neuen Drehbuchschreiber besetzt sein müsse. Wenn einer von Euch also Interesse haben sollte … es könnte allerdings sein, dass es zu dem Zeitpunkt nur noch ein Zweitligajob ist.

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Friedhelm Funkels nicht ganz astreine Gedanken zur Fairness im Fußball

Unbemerkt von der großen Fußballwelt hat sich gestern bei der Partie Alemannia Aachen gegen Erzgebirge Aue etwas ereignet, was Aachens Trainer (jawollja) Friedhelm Funkel zum Anlass nahm, mal aus seinen Kleidern zu steigen und für alle ganz anschaulich zu definieren, wie man mit großem Sportsgeist vorangeht und Fairplay demonstrieren sollte.

Was war passiert? (Ich liebe diese Boulevard’sche Weiterleitung, die nur dazu dient, weiterzuleiten, aber sonst nichts.)

Erzgebirge Aue erzielte auf dem neuen Tivoli den Ausgleich, nachdem ein leibeigener, also ein heimischer Balljunge extrem schnell mitgedacht und gehandelt hatte.

Nach einem Befreiungsschlag ins Seitenaus war der Ball noch in der Luft, als ein Balljunge durchaus eilfertig ein Spielgerät an die Gäste weiterreichte.

Ein Ding der Unmöglichkeit, findet jener Mann, von dem wir hier annahmen, er sei noch nach altem Schrot und Korn, so sieht er jedenfalls aus, und würde demgemäß auch echtes Fairplay im Stil eines Gentlemans jenem unwürdigen Tricksen und Betuppen an den kleinen Stellschrauben, an denen man als Heimmannschaft überhaupt drehen kann, jederzeit vorziehen.

Weit gefehlt.

Friedhelm Funkel ist zwar nach altem Schrot und Korn, allerdings eben kein Sportsmann dieser Couleur, sondern einer dieser kleinen, miesepetrigen, irgendwie übel aufstoßenden Vorteilserheischer, bei denen einzig das sichere Wissen Trost spendet, dass dieser Mensch in nur wenigen Jahren ausgiebig über dem Höllenfeuer geschmort werden wird. Denn wie bewertete Friedhelm Funkel die Aktion des durchaus staatsmännisch fair handelnden Balljungen?

„Das habe ich so in vielen Jahren auch noch nicht erlebt“, staunte Trainer Friedhelm Funkel, der am Samstag 58 Jahre alt wurde. „Als Balljunge einer Heimmannschaft, die führt, muss man das Spiel verzögern.“

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Szenenapplaus

Aus der Partie von Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli am 19.11.2011.



Entdeckt vom spielbeobachter.

Falls jemand glaubt, dass er zunächst seinen Augen und Ohren nicht trauen kann: So ging es dem spielbeobachter und mir auch. Ersterer twitterte dies dazu.

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Loslassen können

„Ich kann nur den Hut davor ziehen, was viele Trainer leisten und wundere mich, dass es nicht mehr trifft, die über Erschöpfungssymptome klagen.“

  • Da hätten wir Michael Skibbe. Kam angeblich häufig zu spät zum Training in Frankfurt, war ohnehin kein Weltmeister darin. Also kein Trainingsweltmeister.
  • Michael Oenning, ihm sagen Medien nach, ebenfalls häufig als Letzter zum Trainingsplatz gekommen zu sein. Als er ein Konzept vorlegen sollte, hatte er keins. Zu viel regeneriert oder im Stress vergessen?
  • Wie Rudi Völler („Eine Stunde Training, danach Playstation spielen“) trainieren ließ, ist (nicht erst) seit Philipp Lahms Buch bekannt.
  • Armin Veh, wird als Trainer in Frankfurt verpflichtet, wo nach einem Abstieg der neue Kader für die sehr früh beginnende Zweitligasaison noch nicht feststeht — und fährt erstmal in Urlaub.
  • Louis van Gaal weilt in einer Länderspielpause während seines Engagements beim FC Bayern München statt auf den Trainingsplätzen der Säbener Str. lieber in seinem Feriendomizil in Portugal.

Die Liste ließe sich inbesondere mit Namen aus nicht ganz so aktuellen Zeiten endlos fortführen (besonders lesenswerte Beispiele des Loslassenkönnens gerne in den Kommentaren).

So viel Kritik wie es Ihnen jeweils einbrachte: Ihrer Gesundheit wird das jeweilige Verhalten nicht geschadet haben. Und nur weil der Chef nicht anwesend ist, muss das ja nicht bedeuten, dass die zu erledigende Arbeit nicht getan wird.

Delegieren heißt das Zauberwort.

Wobei es zugegebenermaßen etwas problematisch ist, wenn der eine Ahnungslose (Völler) an den anderen Faulpelz (Skibbe) delegiert. Da bleibt dann doch das eine oder andere liegen (z. B. Eckbälle, aber das ist ja selbst bei Löw noch so).

In allen anderen Fällen aber ist die Bundesliga, Fußball allgemein, so wie eigentlich ohnehin alles Berufliche ergebnisorientiert.

Entscheidend ist, was hinten dabei rauskommt.

Man darf elf Jahre lang im Training acht gegen acht spielen lassen und die Spieler ins Stadtcafé einladen, rauchend in seinem Kabuff sitzen oder sich zu Weißbier-Connections zusammenschließen, so lange die Mannschaft die nötigen Punkte holt.

Und so ärgerlich es auch für die jeweiligen Fans sein mag, zu sehen, wie wenig Gegenleistung einzelne Trainer für die horrenden Gehälter liefern:

Eine gewisse Sympathie für die oben Genannten mit ihrer Nonchalance insbesondere im Vergleich zu den Oberstrebern der Zunft kann ich nicht verhehlen.

Ich hab allerdings auch keine schlaflosen Nächte, wenn Eintracht Frankfurt dann schließlich in den Brunnen gefallen ist … und ärger mich immer noch über die seit Jahrzehnten nicht existenten Standards in der Nationalmannschaft …

(Ganz abgesehen davon ist Pünktlichkeit ohnehin überbewertet. Korreliert wahrscheinlich schwach bis gar nicht mit Leistungsmotivation und anderen für das Ergebnis entscheidenden Merkmalen. Können viele in Deutschland aber einfach nicht glauben, ein Sozialisationsdefekt.)

Wenn der eigene Trainer das nächste Mal wieder in Urlaub fährt, statt weiter zu trainieren und über Strategien und Aufstellungen zu brüten: Vielleicht ist er dafür am nächsten Spieltag umso frischer. Länger erhalten bleibt er der Mannschaft auf die Art ohnehin.

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Das beste Mittel gegen Verdauungsprobleme

Probleme mit der Ernährung? Unregelmäßigen Stuhlgang? Luft im Hirn? Grämen Sie sich nicht, endlich haben Wissenschaftler die Lösung gefunden:

Einfach aufsteigen.

Die zweite Liga hinter sich lassen. Den Biorhythmus in Einklang mit den natürlichen Schwingungen einer Stadiontribüne bringen. Nur noch erstklassig spielen, trainieren und auch nur noch zu erstklassigen Zeitpunkten Nahrung zu sich nehmen.

Herausgefunden hat diese so einfache Lösung für größere Verdauungsprobleme Prof. Dr. Dr. Markus Babbel mit seinem Team, wie er dem Tagesspiegel mitteilt:

Nicht mehr diese komischen Anstoßzeiten wie in der Zweiten Liga. Teilweise haben wir freitags gespielt und dann zehn Tage Pause gehabt bis zum nächsten Montagsspiel. Oder samstags um ein Uhr gespielt oder sonntags um halb zwei. Daran muss man sich erst mal gewöhnen: aufzustehen, spazieren zu gehen und dann direkt eine Art Brunch zu haben, mit Nudeln um zehn Uhr morgens. Wir haben uns dann erst mal bei Ernährungswissenschaftlern erkundigt und bei Trainerkollegen. Aber jetzt heißt es endlich wieder samstags, 15.30 Uhr. Das ist halt Bundesliga, im Stadion, im Radio, da muss die Hertha vertreten sein.

Leider hatte Prof. Dr. Dr. Markus Babbel aufgrund seiner umfangreichen ernährungswissenschaftlichen Studien keine Zeit, mitzubekommen, dass man in der 1. Liga mittlerweile zu fünf verschiedenen Anstoßzeiten Fußball spielt, von denen vier nicht samstags um 15.30h liegen.

Für so etwas Profanes wie ein Spielsystem hatte er dann natürlich erst Recht keine Zeit. Wäre woanders das Grundlegende einer Trainerarbeit, nicht aber in Berlin.

Wie lautet denn Ihre Idee vom Spiel?

Das ist nicht immer so einfach.

Woraufhin er eine solche Idee vom Spiel nicht nennen kann. Dass das zur Zeit noch genauso an vielen anderen Orten des Profifußballs stattfinden könnte, sollte man noch einmal genießen. In x Jahren gibt es so etwas nicht mehr.

Und somit wäre dieses Heute dann das Früher, zu dessen Zeiten alles besser war. Abgesehen von den Nudeln um 10h.

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Verkehrte Welt in Frankfurt

Heribert Bruchhagen ist immer wieder für eine Überraschung gut, das kennt wohl ein jeder von seinen eigenen, früheren Lehrern. Gerade gestern erst [Link leider tot] möchte er die Verhältnisse in der Bundesliga völlig auf den Kopf stellen. Wo es guter (und sinnvoller) Brauch im Profifußball ist, dass die Zuschauer den Akteuren vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, schließlich haben sie auch bezahlt — da kommt Bruchhagen plötzlich mit dem wirren Vorschlag eines Verhaltenskodex‘ für die eigenen Fans um die Ecke.

Ein echter out-of-the-box-thinker der alten, nunja, Schule, dieser Bruchhagen. Womöglich wird er ihnen bald auch noch vorschreiben wollen, wie nah die Zuschauer den Spielern kommen dürfen und welche Meinungsäußerungen — in dicken Lettern auf ungewaschene Bettlaken gepinnt — einen Vereinsausschluss, sofern dieser nicht möglich, wenigstens ein Stadionverbot nach sich ziehen werden.

Delirant isti Frankfurti.

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Zahl der Woche — Folge XXXI

Die Zahl der Woche lautet 12.

Genauer gesagt: 12 von 306, was wiederum einem Wert von 3,9 Prozent entspricht.

Nur 3,9 Prozent aller Spiele in der zweiten Liga waren ausverkauft. 2x Hertha BSC, 3x FC Augsburg und 2x Union Berlin. Die restlichen ausverkauften Partien verteilen sich mit je 1x auf 5 weitere Clubs. Andersrum: Nicht weniger als 10 Mitglieder der zweiten Liga hatten nicht ein einziges Mal ein ausverkauftes Stadion zu vermelden.

3,9 Prozent: Brummen geht anders.

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