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MSV Dietzburg

„MSV Dietzburg“, so nannte man den Meidericher Spielverein in der Presse zu jenen Zeiten, als der heute 75 Jahre alt werdende Bernard Dietz dort aktiver Spieler war. Das war zwischen 1970 und 1982 der Fall. „Ennatz“ lautet sein Spitzname, der daher stammt, dass ein Nachbarsmädchen seinen Vornamen in seinen jungen Jahren nicht richtig aussprechen konnte. Mittlerweile heißt sogar das Maskottchen beim MSV Duisburg – natürlich ein Zebra – so. Dietz ist der Mann mit den meisten Niederlagen (221) eines einzelnen Spielers in der Bundesliga, schaffte es aber auch zum Beispiel, bei einem 6:3 über den FC Bayern München vier Tore gegen diesen zu erzielen – als Abwehrspieler.

Obwohl er versprochen hatte, dass der MSV nie absteigen würde, solange er selbst für diesen aktiv ist, war es 1982 dann doch soweit. Daraufhin wechselte er zum FC Schalke 04, mit dem er zwar ebenfalls ab-, aber auch wieder aufstieg. Und dort erzielte u. a. ein Tor beim äußerst legendären 6:6 n. V. im Halbfinale des DFB-Pokals gegen – den FC Bayern München.

Von noch größerer Relevanz aber war seine Zeit in der Nationalmannschaft, für die er von 1974 bis 1981 aktiv war und die er 1980 als Kapitän zum Europameisterschaftstitel führte. Das wird jetzt hier nur alles aufgeführt für diejenigen, denen das nicht schon alles lange geläufig ist. Eigentlich ist das Grundwissen, das muss sitzen, für Leute aus MeckPomm oder Franken gelten da aber mildernde Umstände.

Jedenfalls ist das heutige Geburtstagskind der einzige Fußballer von internationalem Rang, den der MSV Duisburg je in seinen Reihen hatte, wenn man auch bei Spielern wie Werner „Eia“ Krämer (WM-Teilnehmer), Ewald Lienen (UEFA-Pokalsieger) oder Kurt Jara (zweifacher WM-Teilnehmer) diskutieren könnte. Viele werden aber denken: Werner wer? Außerdem blieben die Genannten auch nicht so lange wie Dietz. Und so ist Bernard Dietz die Ikone schlechthin beim Spielverein aus Meiderich.

Gewürdigt wird er heute natürlich an vielen Stellen, hier eine kleine Auswahl an Links, die doch tatsächlich größtenteils (neben den obigen Fakten) unterschiedliche Facetten der Person und des Wirkens von Bernard Dietz aufzeigen.

Hier wurde man, da man Dietz nur als aktiven Spieler von Schalke 04 kannte, nicht aber vom MSV Duisburg, später war er ja auch noch lange Trainer beim VfL Bochum, nie so richtig warm mit seiner Rolle als die Ikone schlechthin beim MSV. Das aber ändert sich immer mehr und wird vor allem unterstützt durch den erst anlässlich seines Geburtstag erfahren habenden Umstand, dass Bernard Dietz in seinem Keller eine Art MSV-Museum besitzt. Natürlich auch mit vielen Elementen seiner Karriere in der Nationalmannschaft und auf Schalke, aber eben mit dem Schwerpunkt MSV Duisburg. Und dass er mit seiner Frau weiterhin zu jedem Heimspiel 110 Kilometer hin und 110 Kilometer zurückfährt, um sich die Partien vor Ort anzusehen, ist auch aller Ehren wert. Wobei das eben immer auch ein Problem für den Autor war: Wieso sollte ein Spieler die MSV-Ikone schlechthin sein, der in seinem ganzen Leben seine heimatliche Region über 100 Kilometer entfernt nie verlassen hat und somit Westfale durch und durch ist und niemals in Duisburg oder wenigstens – so wie Ewald Lienen in Moers-Kapellen – in der Nähe gewohnt hat?

Gäbe es diese Entfernung von über 100 Kilometern zum 1. FC Nürnberg, oder vielleicht in die richtige Richtung zu Werder Bremen, oder zu Eintracht Frankfurt, hätte man hier überhaupt keine Probleme mit dieser proklamierten Identifikation. Tatsächlich aber liegen zwischen Duisburg und Jottwede in Westfalen etliche andere kulturelle Einheiten und alles hinter Dortmund ist schon fast ein anderer Planet. Nun, sei’s drum. Der Umstand des MSV-Museums in seinem Keller hat nun endgültig damit versöhnt, dass er eben, bodenständig wie er seit Jahr und Tag ist, seine Heimat nie verließ, aber dennoch sein Herz beim MSV gelassen hat.

Bleiben noch zwei neue Erkenntnisse festzuhalten, die für alle, die sich nicht durch die gesamten Links kämpfen möchten, hier aufgeschrieben werden. Bernard Dietz war als Kind Fan des 1. FC Köln, womit er natürlich Eingang in diese Liste findet – und seine Frau ist die Tochter des damaligen Vereinswirts des MSV Duisburg.

7 Kommentare

  1. Die Geschichte mit den vier Toren gegen die Bayern hat bei mir so einen angenehmen Murmeltiereffekt. Wann immer ich sie höre, bin ich total begeistert, um sie dann bis zum nächsten Mal, meist ein paar Jahre später, wieder vergessen zu haben und mich von Neuem freuen zu können.

    Auch in meinem Kopf ist er zuallererst mit dem EM-Titel 1980 verbunden, und zudem ganz wesentlich mit dem bekannten Spruch über den ersten Spieler, der eine Ecke schießen und selbst einköpfen werde. Der nicht nur, aber auf jeden Fall auch über ihn gemacht wurde.

  2. Ja, heinz. Der Unterschied ist wahrscheinlich, dass Du noch eine Erinnerung an das EM-Finale 1980 in Deinem Gedächtnis besitzt, während das für mich nur Erzählungen sind.

    Nachtrag: Vom eigentlichen Experten zu diesem Thema, Kees Jaratz, dürfen wir wohl keine größere Würdigung erwarten. Eine solche hat er nämlich bereits zu Ennatz‘ 70. verfasst.

  3. Ach, wenn es doch so wäre, Trainer! Rummenigges 1:0 gegen die Tschechoslowakei habe ich noch gut in Erinnerung, aber das Endspiel durfte ich leider nicht anschauen, Sonntagabend um 20.30 Uhr war zu spät.

    Und Ennatz hieß damals häufig noch Enatz. (Tatsächlich glaube ich, die Version mit zwei n erstmals bei Kees Jaratz gelesen zu haben.)

  4. Jetzt, da Du es sagst, richtig! War mir völlig entfallen. Früher kannte ich ihn auch nur als „Enatz“. Was auch eher wie „Bernard“ klingt als „Ennatz“.

    Ich vermute, dass es die hiesige Mundart war, die aus dem Enatz einen Ennatz werden ließ. Denn hier sagt man auch Musick, Nickoll und Batt (statt Musik, Nicole und Bad).

    Wikipedia schreibt auch: „Enatz“ oder „Ennatz“ als Spitzname. Könnte man mal eruieren, wann (und warum) das zweite n hinzukam.

    Was man als dritten noch ergänzen könnte zu den letzten beiden Punkten im eigentlichen Text: In einem der verlinkten Artikel sagt Dietz, dass er manchmal alte Spiele von sich anschaut und dann denkt: „Wir haben ja wirklich wie in Zeitlupe gespielt.“ – So manch anderer ältere Ex-Profi könnte sich zu solch einer realistischen Einschätzung nicht unbedingt durchringen.

  5. Aha. Ihm selbst ist es offenbar gleich, wie man es ausspricht, fand Kees Jaratz. Was natürlich keine Erklärung ist.

  6. Zebra-Didi Zebra-Didi

    Kleine Klugscheißer-Anmerkung: Frau Dietz ist die Tochter des damaligen Vereinswirts des SV Bockum-Hövel und nicht des MSV. Da hat die WAZ wohl falsch recherchiert…

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